Einführung in das 5. Buch Mose (Deuteronomium) - Teil 1/3

Roger Liebi

Audioabschrift – Bibelstudientage 2001

5. Mose 1, 1 - 5. Mose 34, 12

 

 

Das Thema heute Nachmittag ist das 5. Buch Mose, das Buch Deuteronomium. Wir haben nun alle Bücher Mose durchgearbeitet in der Übersicht, wenn der Nachmittag vorbei ist. Wir beginnen nochmals mit einer Übersicht über die Abfolge der ersten fünf Bücher der Bibel. Wir haben gesehen an den vergangenen Bibelstudientagen, dass es eine innere Logik gibt in der Unterteilung der Schriften Moses in fünf Bücher.

Das erste Buch Mose beschreibt, wie vollkommen Gott die Welt erschaffen hat, sowie den Südenfall des Menschen und wie der Mensch durch die Sünde verdorben wurde. Der Mensch hat alles, was Gott sehr gut gemacht hat zerstört und verdorben. Das ist die große Botschaft des ersten Buches Mose. Das zweite Buch Mose zeigt den Ausweg aus der Not. Das zweite Buch Mose mit dem Auszug aus Ägypten beschreibt die Erlösung durch das Blut des Lammes, durch das Blut des Passahlammes. Gott zeigt also, wie der Mensch aus der Not der Sünde und des Todes, auf der Grundlage eines Stellvertreters, Befreiung erfahren kann. Das zweite Buch Mose bringt ein Volk in die Gemeinschaft mit Gott zurück. Es endet ja mit dem Haus Gottes, mit der Stiftshütte. So wie der Mensch im ersten Buch Mose aus der Gemeinschaft im Garten Eden entfremdet wurde, so findet er im zweiten Buch Mose zurück. Daran schließt das dritte Buch Mose an. Es geht dort um die Gemeinschaft mit dem heiligen Gott in der Anbetung. Das vierte Buch Mose beschreibt ausführlich die Wüstenwanderung Israels. Da geht es also darum, wie ein erlöstes Volk durch eine Welt voll Schwierigkeiten, Anfechtungen und Nöten hindurch gehen muss.

Und nun das 5. Buch Mose. Es enthält die Belehrung über den Gehorsam dem Worte Gottes gegenüber. Im 4. Buch Mose wird viel über Ungehorsam gesprochen und es werden viele traurige Geschichten erzählt. Und das 5. Buch Mose zeigt nun, wenn der Mensch wirklich treu in den Wegen Gottes geht, dann kann er, im Gehorsam gegenüber Gottes Wort, auch Gottes Segen erfahren. Neutestamentlich könnte man das 5. Buch Mose mit Johannes 14, 21.23 überschreiben. Der Herr Jesus sagt dort in Vers 21: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt. Wer aber mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden, und ich werde ihn lieben und mich selbst ihm offenbar machen.“ Vers 23: „Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wenn jemand mich liebt, so wird er mein Wort halten und mein Vater wird ihn lieben und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen.“

Einige Bemerkungen über Ort, Datum und Autorschaft. Heute Morgen haben wir uns beschäftigt mit Bibelauslegung und haben gesehen, wie wichtig es ist, wenn man an ein Bibelbuch geht, dass man fragt: Wo ist das Bibelbuch geschrieben worden? Zu welcher Zeit und von wem wurde es geschrieben? Die Antwort darauf bekommen wir aus dem Buch selbst. Wir finden da das Volk Israel ganz am Ende der 40 Jahre Wüstenwanderung. Da hielt Mose, grad vor dem Eingang zum verheißenen Land, acht Abschiedsreden. Der Ort ist also die Arava. In vielen Übersetzungen steht in der Ebene, aber das ist nicht irgendeine Ebene, sondern dies hebräische Arava meint diese Tiefebene der Jordansenke. Das ist der tiefste Ort der Welt, 400 Meter unter dem Meeresspiegel. Das ist also eine ganz besondere Ebene. Dort in der Arava, jenseits des Jordans, also im heutigen Jordanien, gegenüber von Jericho, im Land Moab hielt Mose diese acht Abschiedsreden. Ich lese 5. Mose 1, 1: „Dies sind die Worte, die Mose zu ganz Israel geredet hat, auf der anderen Seite des Jordan in der Wüste, in der Arava, Suph gegenüber, zwischen Paran und Tophel, Laban, Hazeroth und Di-Sahab.“ Und dann Vers 3: „Und es geschah im vierzigsten Jahr, im elften Monat, am Ersten des Monats, da redete Mose zu den Kindern Israel nach allem, was der HERR ihm an sie geboten hatte.“ Also wir können das schön datieren, 1.11.40.

Wer ist der Autor? Gut, die Reden wurden von Mose gehalten. Aber wir finden auch eine Angabe in 5. Mose 31, 24 über die Verfasserschaft: „Und es geschah, als Mose geendigt hatte, die Worte dieses Gesetzes in ein Buch zu schreiben bis zu ihrem Schlusse, da gebot Mose den Leviten, welche die Lade des Bundes des HERRN trugen, und sprach: Nehmt dieses Buch des Gesetzes und legt es zur Seite der Lade des Bundes des HERRN, eures Gottes, dass es daselbst zum Zeugen gegen dich sei.“ Das sagt also deutlich, dass Mose auch dieses Buch geschrieben hat. Das Kapitel 34 beschreibt seinen Tod und da müssen wir nicht annehmen, dass Mose auch dieses Kapitel geschrieben hat. Nach der rabbinischen Überlieferung war das Josua. Aber die übrigen 33 Kapitel davor stammen von Mose selbst. Das ist wichtig, weil die liberale Theologie die ganze Autorschaft der fünf Bücher Mose leugnet. Man spricht es also Mose ab und datiert sie um viele Jahrhunderte runter. Das fünfte Buch Mose wird datiert auf das Jahr 621, also als eine Fälschung aus der Zeit des Königs Josia. Da wurde ja das 5. Buch Mose im Tempel entdeckt und die liberale Theologie hat in völliger Frechheit behauptet, das war keine Entdeckung, sondern in dieser Zeit wurde das Buch unter dem Namen von Mose herausgegeben als Fälschung. Aber im Neuen Testament, immer wenn aus den fünf Büchern Mose zitiert wird, werden diese Bücher ganz deutlich Mose zugeschrieben.

Jetzt gehen wir über zu den Besonderheiten des Buches. Im Hebräischen heißt es nicht so platt 5. Buch Mose, das ist eine Erfindung und nicht gerade sehr sinnvoll, die Bücher einfach nur so durch zu nummerieren. Wir haben gesehen, dass alle Bücher von Mose einen Titel haben im Judentum, der aus den ersten Versen genommen wurde, aus dem Text der ersten Verse. Hier haben wir ganz am Anfang, in Vers 1: Dies sind die Worte, elleh hadevarijm. Und darum nennt man es ganz kurz im Judentum hadevarijm, die Worte. Oder, wenn man den langen Titel sagen will, elleh hadevarijm, dies sind die Worte. Ich habe bereits verraten, es geht ja in diesem Buch um acht Reden, die Mose hält. Und es geht um Belehrung, um Gehorsam dem Wort Gottes gegenüber. Das Wort Gottes steht also ganz zentral hier und der Titel passt wunderbar. Es ist wirklich das Buch des Gehorsams. In der ältesten Bibelübersetzung, der griechischen Septuaginta, um 280 vor Christus von Juden in Alexandria angefertigt, hat man den Titel mit Deuteronomion angegeben. Das bedeutet Wiederholung oder auch Kopie. Im Text von 5. Mose 17, 18 wird gesagt, später, wenn ihr einmal Könige haben werdet, dann soll der König eine Kopie von diesem Buch anfertigen und jeden Tag darin lesen. Das Wort Kopie heißt dann in der Übersetzung dort deuteronominon. Der Titel ist gar nicht so schlecht, denn es ist tatsächlich so, dass Mose am Ende der Wüstenwanderung, nochmals all die Gesetze, die Gott Israel in der Wüste gegeben hatte, wiederholte, sie Israel also noch einmal ganz neu vorstellt.

Und nun, wichtig, es ist ja nicht eine platte Wiederholung, sondern die Gebote werden aus der Situation der Wüste übertragen auf die neue Situation im Land. Also dieser Wechsel von einem Wüstenvolk zu einem Volk, das ins verheißene Land einzieht, das war ein ganz kritischer Moment, wie wir noch sehen werden. Und da galt es zu wissen, wie müssen wir nun die Dinge, die wir nun in der Wüste gewohnt waren zu tun, machen, wenn wir im verheißenen Land sind. Es geht also um eine Auslegung des Gesetzes durch Mose. Da haben wir ein wichtiges Wort in 5. Mose 1, 5: „Diesseits des Jordan, im Land Moab, fing Mose an, dieses Gesetz auszulegen, indem er sprach.“ Das Wort auslegen, be’er, bedeutet auslegen, erklären. Also das 5. Buch Mose legt die früheren Gesetze aus 2. - 4. Mose aus. Das 5. Buch Mose spricht verschiedene Male über das 5. Buch Mose. In Kapitel 17, 18 haben wir das Königsgesetz. In Vers 14 heißt es: „Wenn du in das Land kommst, das der HERR, dein Gott, dir gibt, und es besitzest und darin wohnst und sagst: Ich will einen König über mich setzen, gleich allen Nationen, die rings um mich her sind.“ Das nimmt bereits die Geschichte aus dem ersten Buch Samuel vorweg, um Jahrhunderte. Denn Jahrhunderte später kam dann dieser Wunsch. Gut, hier wird bereits geregelt, wie das gehen soll und was der König alles tun soll in Vers 18: „Und es soll geschehen, wenn er auf dem Thron seines Königtums sitzt, so soll er sich eine Abschrift dieses Gesetzes in ein Buch schreiben, aus dem, was vor den Priestern, den Leviten, liegt. Und es soll bei ihm sein, und er soll alle Tage seines Lebens darin lesen, auf dass der den HERRN, seinen Gott fürchten lerne, um zu beobachten alle Worte dieses Gesetzes und diese Satzungen, sie zu tun;“ Tägliches Bibellesen wurde hier vom König verlangt, dass er täglich im 5. Buch Mose lesen soll, eben in dem Buch des Gehorsams.

Weiter, in 5. Mose 31, 24, das haben wir grad eben gelesen, wird erklärt, dass Mose alles bis zum Schluss, also bis Kapitel 33, in ein Buch geschrieben hat. Und dann wird gesagt in Vers 26, dass dieses Buch neben die Bundeslade gelegt werden sollte. 5. Mose 28, 58: „Wenn du nicht darauf achtest, alle Worte dieses Gesetzes zu tun, die in diesem Buche geschrieben sind, dass du diesen herrlichen und furchtbaren Namen, des HERRN, deines Gottes, fürchtest, so wird der HERR deine Plagen und die Plagen deines Samens außergewöhnlich machen: große und andauernde Plagen, und böse und andauernde Krankheiten.“ Also das 5. Buch Mose wird hier in 5. Mose nochmals ausdrücklich erwähnt.

Und weiter 5. Mose 29, 26. Ich lese ab Vers 24. Da wird gesagt, ihr kommt in das Land, aber wenn ihr ungehorsam seid, wird der Herr euch aus diesem Land wieder hinauswerfen. Und dann werden die anderen Völker sich Gedanken darüber machen, warum sie aus dem Land hinausgeworfen wurden. Und da wird schon erklärt, erklärt Mose, noch bevor Israel ins Land ging, was einmal die Völker sagen werden, wenn Israel aus dem Land hinaus geworfen sein wird. Also 5. Mose 29, 24-28: „Und alle Nationen werden sagen: Warum hat der HERR diesem Lande also getan? Weshalb diese große Zornglut? Und man wird sagen: Darum, dass sie den Bund des HERRN, des Gottes ihrer Väter, verlassen haben, den er mit ihnen gemacht hatte, als er sie aus dem Lande Ägypten herausführte und hingingen und anderen Göttern dienten und sich vor ihnen niederbeugten, Göttern, die sie nicht kannten, und die er ihnen nicht zugeteilt hatte: da entbrannte der Zorn des HERRN über dieses Land, so dass er den ganzen Fluch über dasselbe gebracht hat, der in diesem Buche geschrieben ist; Und der HERR hat sie herausgerissen aus ihrem Lande im Zorn und im Grimm und in großem Unwillen, und hat sie in ein anderes Land geworfen, wie es an diesem Tage ist.“ Das ist schon gewaltig.

Wenn man denkt an die 2000 Jahre Staatenlosigkeit des jüdischen Volkes, ab dem Jahr 70 nach Christus bis ins 20. Jahrhundert. Das ist also so gekommen und die Völker haben sich gefragt: Warum sind die Juden in alle fünf Kontinente zerstreut worden? Warum sind sie aus dem Land hinaus geworfen worden? Und da wusste man, – in aller Welt wurde ja die Bibel verbreitet in den vergangenen 2000 Jahren, – das stand eben im 5. Buch Mose. Das war schon damals im 5. Buch Mose vorausgesagt. Also das ist schon dramatisch, wenn man denkt, Mose schreibt, man wird dann einmal sagen: Schaut mal, im 5. Buch Mose steht das und es ist so gekommen. Und vielleicht noch, nebenbei gesagt, das 5. Buch Mose hat man ja auch in den Höhlen von Qumran gefunden. Und zwar war es ein besonders beliebtes Buch in Qumran. Man hat sehr viele verschiedene Fragmente von diesem Buch gefunden. Die sind also untergebracht worden in den Höhlen im Jahr 68 nach Christus. Und diese Zerstreuung in alle Welt geschah ab dem Jahr 70 nach Christus in einem Jahrhunderte dauernden Prozess. Also niemand kann sagen, das ist sicher mal später aufgeschrieben worden und dann so als Prophetie ausgegeben. Unmöglich! Wir haben Abschriften vom 5. Buch Mose aus vorchristlicher Zeit. Das ist also schon recht dramatisch, würde ich sagen. Also das zu 5. Mose über 5. Mose.

Die acht Reden sind folgende. In Kapitel 1, 1-4, 43 gibt Mose einen Rückblick auf die vierzig Jahre Wüstenwanderung. Die zweite Rede beginnt Kapitel 4, 44 und geht bis Kapitel 26. Das ist die längste Rede und da wiederholt Mose die Gesetze. Die Zehn Gebote und er legt sie aus bis ins Detail, wie das im Land, in der neuen Situation angewandt werden muss. Dann kommt eine dritte Rede, Kapitel 28-29. Es ist eine ernste Warnung, auf Gottes Wort zu hören. Die vierte Rede steht in Kapitel 29-30. Da wird ein neuer Bundesschluss mit Israel vollzogen. Nicht wahr, die Generation des Auszuges ist ja gestorben. Keiner aus der Generation des Auszugs durfte ins Land gehen, mit Ausnahme von Kaleb und Josua. Und nun wurde gewissermaßen der Bund vom Sinai mit der Kindergeneration, die jetzt inzwischen erwachsen geworden war, nochmals vollzogen am Eingang zum verheißenen Land. Bundesschluss in den Ebenen von Moab. Fünftens, in Kapitel 31, 1-23 finden wir Ermahnungen für Israel, verschiedene spezifische Ermahnungen. Sechstens gibt es in Kapitel 31, 24-29 ganz bestimmte Vorschriften. Und dann siebtens, ganz besonders schön, das Lied von Mose in Kapitel 31,-30-32. Und es bleibt noch Kapitel 33, die achte Rede, der Segen. Und danach kommt eben das Kapitel mit dem Tod Moses noch hinten an. Acht Reden. Hadevarijm, die Worte.

Jetzt ist es interessant, das erste Buch dieses Blocks der fünf Bücher Mose, mit dem letzen zu vergleichen. Im 1. Buch Mose haben wir doch gefunden, wie die Schlange Gottes Wort als Lüge bezeichnet hat. Die Schlange hat ausdrücklich zu Eva gesagt: Gott soll gesagt haben, ihr werdet sterben, wenn ihr von diesem Baum esst. Das ist überhaupt nicht wahr, sondern ihr werdet sein wie Gott und das möchte Gott nicht. Gott ist ein Lügner. Gottes Wort ist Lüge. Das hat dann den Fall und den Fluch über die ganze Schöpfung gebracht. Und nun schließt das 5. Buch Mose und zeigt, aber Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes bringt Segen. Und wie zeigt das Mose? In den ersten vier Kapiteln gibt er einen Rückblick auf die Wüstenwanderung und da zeigt er: Schaut mal all die Stationen. Überall, wo ihr Gott untreu geworden seid, da hat das schwere Konsequenzen gehabt. Und immer, wenn ihr Gott gehorsam gewesen seid, dann habt ihr auch Gottes Segen erlebt. Und in 5. Mose 28 speziell, haben wir eine Prophetie über die ganze zukünftige Geschichte Israels bis ans Ende. Und da zeigt Mose prophetisch, wenn Israel Gott gehorsam sein wird, wird der Segen über es kommen. Und wenn sie ungehorsam sind, dann wird der Fluch über sie kommen. Und es hat sich alles, alles, jedes Wort erfüllt. Also Mose zeigt, illustriert an Hand der Geschichte und an Hand der Prophetie, dass Gehorsam Segen bringt und Ungehorsam Fluch – als Antwort auf die Lüge der Schlange.

In 1. Mose 2-3 wird uns gezeigt, wie der Mensch in einem herrlichen, wunderbaren, reich bewässerten Garten durch Ungehorsam zu Fall gekommen ist. Und in 5. Mose wird der Mensch in der Wüste, in der Arava, zum Gehorsam gegenüber Gottes Wort aufgerufen. Ist also ganz interessant, diesen Gegensatz zu sehen. Und da können wir gleich auch anfügen, dass der Herr Jesus bei seiner Versuchung in der Wüste, aber auch auf dem Berg und auf dem Tempel, jedes Mal gegenüber Satan aus dem 5. Buch Mose, dem Dokument des Gehorsams, zitiert hat. Ich habe hier auf dem Blatt alle Stellen angegeben: Matthäus 4, 1-10; 5. Mose 8, 3; 6, 16; 6, 13. Die Stelle in Matthäus beschreibt die Versuchungsgeschichte. Nachdem der Herr Jesus 40 Tage in der Wüste gewesen war, werden uns noch die letzen drei Versuchungen gezeigt. Interessant ist auch schon die Parallele, die 40 Tage und die 40 Jahre Wüstenwanderung Israels. Und der Herr Jesus zitiert hier also jedes Mal aus 5. Mose, nämlich Kapitel 8, 3 und Kapitel 6, 16 und Kapitel 6, 13, und besiegte damit den Satan.

Noch etwas. In 1. Mose wird uns ausführlich beschrieben, wie Gott Abraham mehrmals und Isaak und Jakob das Land Kanaan verheißen hat, für die Erzväter und für ihre Nachkommen. Ich habe hier eine ganze Fülle von Stellen (1. Mose 12, 7; 1. Mose 13, 14-18; 1. Mose 15, 18-21; 1. Mose 17, 8; 1. Mose 22, 17; 1. Mose 26, 3-4; 1. Mose 28, 13) angeführt. Gott verhieß im 1. Buch Mose das Land Kanaan. Und nun, im 5. Buch Mose, sehen wir die Erfüllung. Die Nachkommenschaft Abrahams über Isaak und Jakob steht jetzt am Eingang zum verheißenen Land, grad gegenüber Jericho, um es in Besitz zu nehmen.

Noch etwas. In 1. Mose beginnt es ja mit der Schöpfung, Gottes Wort brachte die ganze Schöpfung ins Dasein, und Gott sprach, und Gott sprach, und Gott sprach. Im 5. Buch Mose wird gezeigt, Gottes Wort erfüllt sich in der ganzen Schöpfung. Zum Beispiel sagt in 5. Mose 28, 64-67 Mose voraus, was geschehen wird, wenn Israel Gott nicht Gehorsam leistet: „Und der HERR wird dich unter alle Völker zerstreuen, von einem Ende der Erde bis zum andern Ende der Erde und du wirst dort anderen Göttern dienen, die du nicht gekannt hast, du und deine Väter, - Holz und Stein. Und unter jenen Nationen wirst du nicht rasten, und deine Fußsohle wird keine Ruhestätte finden; und der HERR wird dir daselbst ein zitterndes Herz geben, Erlöschen der Augen und Verschmachten der Seele. Und dein Leben wird schwebend vor dir hangen, und du wirst dich fürchten Tag und Nacht und deinem Leben nicht trauen. Am Morgen wirst du sagen: Wäre es doch Abend! und am Abend wirst du sagen: Wäre des doch Morgen! wegen der Furcht deines Herzens, womit du dich fürchten, und wegen des Anblicks deiner Augen, den du erblicken wirst.“ Das jüdische Volk sollte zerstreut werden unter alle Völker. Das ist auch geschehen in einem Jahrhunderte langen Prozess ab dem Jahr 70 nach Christus. Und die Bilanz ist: 13 Millionen Tote von dem Jahr 70 an bis heute. Man könnte bei diesen Versen meinen, Mose wäre in den Konzentrationslagern gewesen und hätte die Bilder vor Augen gehabt. Also der Herr sagt, unter allen Völkern, von einem Ende der Erde bis zum andern Ende, wird sich all diese Prophetie erfüllen. Gottes Wort erfüllt sich in der ganzen Schöpfung.

Ich habe schon darauf hingewiesen, der Übergang von der Wüste ins Land war ein ganz kritischer Übergang, sehr gefährlich. Warum? Weil Israel nun daran war, ein Übergang zu erleben von einer Gesellschaft der reinen Viehzucht zu einer Gesellschaft mit Agrarwirtschaft. Und warum ist das etwas Gefährliches? Weil man bei der Agrarwirtschaft in Kanaan abhängig ist vom Regen. Und wenn der Regen ausbleibt, was im Nahen Osten eben immer wieder sein kann, hat das unbedingt Hungersnot zur Folge. Übrigens im Gegensatz zu Ägypten, wo Israel herkam. Ägypten war nicht vom Regen abhängig, es gibt ja fast kein Regen in Ägypten, denn Ägypten hat den Nil. Und der bringt das Wasser aus Schwarzafrika, und dort ist es normal, dass es regnet, in den Tropen. Und so sind sie durch den Nil quasi unabhängig vom Regen, er ist ihr Lebensspender. Darum finden wir doch in der biblischen Geschichte, wie Abraham, als es Hungersnot gab in Kanaan, nach Ägypten ging. Und wir kennen die Josephsgeschichte, wie man Zuflucht gefunden hat in Ägypten. Alles wegen dem Nil. Ja, aber Kanaan soll ganz anders sein. Und da ist es eine Gefahr, dass die Menschen versuchen, in dieser Notsituation, der Abhängigkeit vom Regen, anderswo Hilfe zu suchen.

Und die Kanaaniter haben einen furchtbar abscheulichen Fruchtbarkeitskult entwickelt, mit Tempelprostitution, so schlimm, dass wir uns das gar nicht vorstellen können. Man hat das ja immer gewusst, dass es schlimm war, aber im 20. Jahrhundert hat man bei den Ausgrabungen in Ugarit, in Nordsyrien, 15.000 kanaanitische Tafeln gefunden. Und es ist ganz abscheulich, was darauf steht. Also da ist eine perverse Pornographie an Texten ans Licht gekommen, das kann man sich wirklich nicht vorstellen. Die versuchten also durch Unzucht gewissermaßen die Fruchtbarkeitsgötter, wie der Baal, dazu zu bewegen, dass er Regen und Fruchtbarkeit bewirkt. Und so war also Israel in der Gefahr, genau in das Gleiche zu fallen, wenn sie in die neue Situation des Landes kämen. Und darum wird also hier ganz ernstlich – ich habe ja hier eine ganze Vielzahl von Stellen aus 5. Mose aufgelistet – gewarnt vor dem Götzendienst. Und wir wissen ja, das ist in der Folge der Geschichte Israels das Problem Nr. 1 geworden. Bis zum babylonischen Exil was das Problem Götzendienst, Baalskult, immer und immer wieder die Schlinge, durch die die Generationen zu Fall gekommen sind in Israel.

Übrigens, ich habe gesagt, sie sind eine Agrarwirtschaftsgesellschaft geworden im Land. Aber das war nur zum Teil. Denn das Land Kanaan ist ja ein interessantes Land. Es besteht zu einem Teil aus sehr fruchtbarem Boden, vor allem im Norden, das sich sehr gut für die Agrarwirtschaft eignet. – Hier fehlt ein kleiner Teil. – Wüste Judäa. Nun, das Wort Wüste bei der Wüste Judäa, im Hebräischen midbar, meint eigentlich ein Weideland, eine Weidesteppe. Das ist keine tote Wüste, sondern es ist eine Wüste, die sich sehr gut eignet für die Kleinviehzucht, für Schafe und Ziegen. Und im Nahen Osten muss man das ja deutlich trennen, weil die Schafe und Ziegen alles bis auf die Narbe abfressen, das heißt sie beißen bis ganz nach unten. Innerhalb kürzester Zeit können Ziegen im Nahen Osten fruchtbares Land in eine Wüste verwandeln.

Deshalb muss man also Agrarwirtschaft und Kleinviehzucht ganz streng trennen. Und das verheißene Land war so aufgegliedert, dass man einen Teil hatte, der sich sehr gut für die Agrarwirtschaft eignete und die Wüste Judäa war ideal für die Kleinviehzucht. Bethlehem zum Beispiel liegt grad an der Grenze zur jüdäischen Wüste. David war ein Schafhirte und so ist er von Bethlehem mit den Schafen immer in die Wüste Judäa gegangen. Und so war also das Land Israel ein Land, das von Milch und Honig floss. Dieser Ausdruck kommt am häufigsten vor in 5. Mose. Der Honig, devasch, meint nicht unbedingt Bienenhonig, das war kein Land, wo man dauernd gestochen wurde, sondern dieser Ausdruck bezeichnet auch Fruchtsäfte, so verdickte Fruchtsäfte. Das bezieht sich auf das Agrarwirtschaftsland. Und die Wüste Judäa war das Land für die Schafe und Ziegen, wo die Milch floss. Das ist diese Zweiteilung in Gottes Plan, dieses auserwählte Land, ein Land, das von Milch und Honig floss. Aber eben das Nordland war besonders gefährlich für Götzendienst.

Der nächste Punkt auf dem Blatt, ich habe das bereits angetönt, hier am Eingang zum Land erneuerte Mose den Bund vom Sinai mit der zweiten Generation. Die ältere Generation des Auszugs war gestorben, bis auf Josua, Kaleb und Mose. Aber Mose starb dann auch grad nach der Rede. Und da lesen wir 5. Mose 11, 26-29: „Siehe, ich lege euch heute Segen und Fluch vor: den Segen, wenn ihr den Geboten des HERRN, eures Gottes, gehorcht, die ich euch gebiete, und den Fluch, wenn ihr den Geboten des HERRN, eures Gottes, nicht gehorcht und von dem Weg, den ich euch heute gebiete, abweicht, um andern Göttern nachzulaufen, die ihr nicht kennt. Und es soll geschehen, wenn der HERR, dein Gott, dich in das Land bringt, in das du kommst, um es in Besitz zu nehmen, dann sollst du den Segen auf dem Berg Garizim erteilen und den Fluch auf dem Berg Ebal.“ Vers 32: „Und so achtet darauf, all die Ordnungen und die Rechtsbestimmungen zu tun, die ich euch heute vorlege!“ Dann weiter 5. Mose 27, 9-10: „Und Mose und die Priester, die Leviten, redeten zu ganz Israel und sagten: Sei still und höre, Israel! Am heutigen Tag bist du dem HERRN, deinem Gott, zum Volk geworden. So gehorche der Stimme des HERRN, deines Gottes, und tue seine Gebote und seine Ordnungen, die ich dir heute befehle.“ Die zweite Generation wird hier gewissermaßen zum Volk Gottes gemacht. Und dann 5. Mose 28, 69: „Das sind die Worte des Bundes, die der HERR Mose im Land Moab geboten hat, mit den Kindern Israel zu machen, außer dem Bund, den er am Horeb mit ihnen gemacht hatte.“ Da finden wir ganz klar, dass das eine Bündniserneuerung mit der zweiten Generation war.

Wenn man nun die häufigen Wörter anschaut im 5. Buch Mose, so mag auffallen, dass etwa 50 Mal das hebräische Wort schama’ vorkommt. Und zwar 50 Mal im Sinn von hören auf Gottes Wort, oder dem Wort Gottes gehorchen. Also ein ganz typisches Wort, dieses Wort Gehorsam. Als Beispiel 5. Mose 6, 1-4: „Und dies sind die Gebote, die Ordnungen und Rechtsbestimmungen, die der HERR, euer Gott, geboten hat, euch zu lehren, damit ihr sie tut in dem Land, in das ihr hinüberzieht, um es in Besitz zu nehmen, damit du den HERRN, deinen Gott, fürchtest alle Tage deines Lebens, um alle seine Ordnungen und seine Gebote zu bewahren, die ich dir gebiete – du und dein Sohn und deines Sohnes Sohn –, und damit deine Tage lange währen. Höre nun (schama’), Israel, und achte darauf, sie zu tun, damit es dir gut geht und ihr sehr zahlreich werdet – wie der Herr, der Gott deiner Väter, zu dir geredet hat – in einem Land, das von Milch und Honig überfließt! Höre (schama’), Israel: Der HERR ist unser Gott, der HERR allein!“ Dann wird auch in 5. Mose 28, 1 aufgerufen zum Hören, das haben wir schon mal gelesen. Also 50 Mal in diesem Sinn finden wir dieses Wort im fünften Buch Mose.

Dann kommt etwa 50 Mal das Wort schama’ vor, im Sinn von Gottes Wort beobachten, achten, halten, bewahren. Ein Beispiel ist 5. Mose 4, 40: „Und halte seine Ordnungen und seine Gebote, die ich dir heute gebiete, damit es dir und deinen Kindern nach dir gut geht und damit du deine Tage verlängerst in dem Land, das der HERR, dein Gott, dir für immer gibt.“ 14 Mal kommt das Wort zachar vor im Sinn von Gedenken, gedenken, was Gott getan hat. Zum Beispiel Kapitel 5, 15: „Und gedenke, dass du ein Sklave warst im Land Ägypten und dass der HERR, dein Gott, dich mit starker Hand und mit ausgestrecktem Arm von dort herausgeführt hat! Darum hat der HERR, dein Gott, dir geboten, den Sabbattag zu feiern.“ Oder Kapitel 8, 2: „Und du sollst des ganzen Weges gedenken (zachar), den der HERR, dein Gott, dich diese vierzig Jahre in der Wüste hat wandern lassen, um dich zu demütigen, um dich zu prüfen und um zu erkennen, was in deinem Herzen ist, ob du seine Gebote halten würdest oder nicht.“ Da wird erklärt, schaut mal wie Gott euch in den Nöten der Wüstenwanderung dauernd versorgt und getragen hat. Gedenkt!

Etwas ganz Besonderes am 5. Buch Mose ist das Gebot, dass dieses Buch ins Allerheiligste gebracht und neben die Bundeslade gelegt werden sollte. Das haben wir bereits gelesen in Kapitel 31, 24-27. Dort musste dieses Dokument des Gehorsams gelagert werden. Und es wird dort ausdrücklich gesagt: Zum Zeugnis gegen Israel. Weil Gott wusste, dass Israel ungehorsam werden würde und dass all diese Katastrophen, z. B. die Zerstreuung unter alle Völker, kommen würden, die angekündigt waren. Und darum sollte im Tempel dieses Buch als Dokument aufbewahrt werden. Übrigens hat man darum später in der Zeit von Josia bei der Renovierung des Salomotempels dieses Buch wieder gefunden. Das kam da ans Licht. Das war übrigens der Autograph, also das Original von Mose geschrieben, das man dort fast 1000 Jahre später wieder gefunden hatte. Wir schlagen kurz 2. Könige 22, 8 auf. Da sehen wir also, in dem Jahr 621, unter Josia, gab es eine Erweckung und da wurde der Tempel Salomos erneuert, ausgebessert. Vers 8: „Und der Hohepriester Hilkija sagte zu Schafan (Übrigens die Existenz von Schafan hat man mit einem Siegel nachweisen können), dem Schreiber: Ich habe im Haus des HERRN das Buch des Gesetzes gefunden. Und Hilkija gab das Buch dem Schafan, und der las es.“ Und dann wurde es vor dem König vorgelesen und er hat dann die Kleider zerrissen und gesagt: Wir haben ja gar nicht danach gehandelt. Jetzt muss Gottes Gericht über uns kommen. Und weil er sich gedemütigt hatte, hat Gott Josia verschont. Aber schon eindrücklich, dieses 5. Buch Mose in der Stiftshütte und im Tempel Salomos.

Dann eine weitere Gesetzgebung. 5. Mose 31, 9-13 fordert, dass das 5. Buch Mose alle sieben Jahre in einer Großlesung vor den Ohren des ganzen Volkes verlesen werden sollte. Und zwar ausdrücklich vor den Erwachsenen, den Kindern, den Kindlein und den Fremden in Israel. Ich lese: „Und Mose schrieb dieses Gesetz auf und gab es den Priestern, den Söhnen Levis, die die Lade des Bundes des HERRN trugen, und allen Ältesten von Israel. Und Mose befahl ihnen und sagte: Am Ende von sieben Jahren, zur Zeit des Erlassjahres, am Fest der Laubhütten, wenn ganz Israel kommt, um vor dem HERRN, deinem Gott, an der Stätte zu erscheinen, die er erwählen wird, sollst du dieses Gesetz vor ganz Israel ausrufen lassen, vor ihren Ohren. Versammle das Volk, die Männer und die Frauen und die Kindlein und deinen Fremden, der in deinen Toren wohnt, damit sie hören und damit sie lernen und den HERRN, euren Gott, fürchten und darauf achten, alle Worte dieses Gesetzes zu tun! Und ihre Kinder, die es nicht wissen, sollen zuhören, damit sie den HERRN, euren Gott, fürchten lernen alle Tage, die ihr in dem Land lebt, in das ihr über den Jordan zieht, um es in Besitz zu nehmen.“ Also höchst feierlich. Ausdrücklich sollte das 5. Buch Mose alle sieben Jahre jeder in Israel hören, selbst die Fremden, so dass es alle kannten. Jede Generation sollte das zu Hören bekommen von Kindesbeinen an.

Ich habe das schon erwähnt, das Nächste. Das Königsgesetz in 5. Mose 17, 18-20 fordert die Anfertigung einer Kopie speziell für den König in Israel. Jeden Tag soll darin gelesen werden und der König muss danach leben. Er darf nicht davon abweichen, weder nach rechts noch nach links. Und dann wird noch gesagt, damit er sich nicht erhebe über seine Brüder. Also das Wort Gottes führt uns zur Demut, weil wir uns dann nämlich im Licht Gottes sehen. Wenn wir uns mit unseren eigenen Augen anschauen, dann bekommen wir so ein verdrehtes Bild von uns, dass wir zu Hochmut kommen. Im Gegensatz dazu kann man auch zu Minderwertigkeitskomplexen kommen, aber es ist beides eine Verdrehung der Realität. Aber wenn wir Gottes Wort lesen, dann bekommen wir das richtige Selbstbild.

Dann etwas weiteres, was ganz speziell ist für das fünfte Buch Mose. Das ist die Ankündigung des Messias als großen Propheten, 5. Mose 18, 15. Der Zusammenhang ist der: Es wird zunächst erklärt, dass die Kanaaniter furchtbare Esoteriker und Okkultisten sind und auf spiritistische Medien hören, also sie hören auf Wahrsagerei und Bannsprecher und so weiter. Aber das soll Israel auf keinen Fall tun, also nie solche Informationen aus dem Jenseits holen, wie das die Kanaaniter machen. Und im Anschluss heißt es dazu, Verse 15-19: „Einen Propheten wie mich wird der HERR, dein Gott, aus deiner Mitte, aus deinen Brüdern, erstehen lassen. Auf ihn sollt ihr hören nach allem, was du vom HERRN, deinem Gott, am Horeb erbeten hast am Tag der Versammlung, indem du sagtest: Ich möchte die Stimme des HERRN, meines Gottes, nicht länger hören, und dieses große Feuer möchte ich nicht mehr sehen, damit ich nicht sterbe! Da sprach der HERR zu mir: Sie haben recht getan mit dem, was sie geredet haben. Einen Propheten wie dich will ich ihnen aus der Mitte ihrer Brüder erstehen lassen. Ich will meine Worte in seinen Mund legen, und er wird zu ihnen alles reden, was ich ihm befehlen werde. Und es wird geschehen, der Mann, der nicht auf meine Worte hört, die er in meinem Namen reden wird, von dem werde ich Rechenschaft fordern.“ Das ist der Messias, der Prophet, der wie Mose Volksführer und Gesetzgeber sein sollte. Darum, einen Propheten gleich mir. Nun sehen wir ganz deutlich, zum Beispiel in Apostelgeschichte 3, 22-23, dass sich das auf Jesus Christus bezieht. Petrus zitiert nämlich diese Stelle in Vers 22-23 und sagt in Bezug auf Jesus Christus: „Moses hat schon gesagt: «Einen Propheten wird euch der Herr, euer Gott, aus euren Brüdern erwecken, gleich mir. Auf ihn sollt ihr hören in allem, was er zu euch reden wird! Es wird aber geschehen: jede Seele, die auf jenen Propheten nicht hören wird, soll aus dem Volk ausgerottet werden.»“ Das bezieht Petrus ganz klar auf Jesus Christus.

Dann sehen wir weiter, dass das Volk Israel damals eine klare Vorstellung hatte von dieser Stelle über den Propheten. Zum Beispiel sehen wir in Johannes 6, 14 bei dem Wunder der Brotvermehrung, die Reaktion des Volkes auf dieses Wunder: „Als nun die Leute das Zeichen sahen, das Jesus tat, sprachen sie: Dieser ist wahrhaftig der Prophet, der in die Welt kommen soll.“ Und in Kapitel 7 ist Jesus im Tempel, er war auch auf dem Laubhüttenfest und da steht in Vers 40: „Etliche nun aus der Volksmenge sagten, als sie diese Worte hörten: Dieser ist wahrhaftig der Prophet. Andere sagten: Dieser ist der Christus.“ Also diese Prophetie war ein Begriff in Israel. Allerdings, wenn man in der rabbinischen Literatur nachliest, findet man beides. Solche, die diese Stelle auf den Messias bezogen und Solche, die nicht unbedingt eine messianische Bedeutung in diesen Versen sahen.

Und das sieht man auch niedergeschlagen zum Beispiel in Johannes 1, als Johannes der Täufer auftrat, das war ja eine Sensation in Israel, weil man seit Jahrhunderten schon nicht mehr solche Propheten gehabt hatte. Ich lese Johannes 1, 19: „Und dies ist das Zeugnis des Johannes, als die Juden, – also die führenden Juden aus Jerusalem – Priester und Leviten sandten, damit sie ihn fragen sollten: Wer bist du? Und er bekannte und leugnete nicht, und er bekannte: Ich bin nicht der Christus. Und sie fragten ihn: Was denn? Bist du Elia? – Sie nehmen Bezug auf das letzte Kapitel des Alten Testaments, Maleachi. In Maleachi 4, 23 wird gesagt, dass Elia noch kommen sollte. – Und er sagt: Ich bin’s nicht. – Weil manche meinten Elia aus dem Buch der Könige, der in den Himmel gefahren ist, der würde wieder kommen. – Bist du der Prophet? Und er antwortete: Nein. Sie sprachen nun zu ihm: Wer bist du? Damit wir Antwort geben denen, die uns gesandt haben. Was sagst du von dir selbst? Er sprach: Ich bin die «Stimme eines Rufenden in der Wüste: Macht gerade den Weg des Herrn», wie Jesaja, der Prophet, gesagt hat.“ Er bezog sich damit auf Jesaja 40, 3. Also da sehen wir, wie dort unterschieden wird zwischen ‚der Prophet’ und ‚der Christus’.

Wichtig, wir haben gelesen in 5. Mose 18, Gottes Wort wird in dem Mund dieses Propheten sein und er wird alles verkündigen, was Gott ihm aufträgt. Und wer nicht auf diesen Propheten hört, kommt unter Gottes Gericht. Und jetzt sehen wir, wie das fünfte Buch Mose den Gehorsam Gott und seinem Wort gegenüber ganz speziell fokussiert auf das Kommen des Messias. Da wird letztlich Israels Gehorsam getestet werden: Werden sie auf den Propheten – nicht auf irgendeinen Propheten, sondern auf den angekündigten Propheten – hören oder nicht? Und wir haben gelesen, es wird geschehen, wer nicht auf die Stimme des Propheten hören wird, von dem werde ich es fordern durch Gericht.

Dann wird, grad am Anschluss an diese verlesenen Verse, vor den falschen Propheten gewarnt, 5. Mose 18, 20-22. Das wird auch schon gemacht in 5. Mose 13, 1-5. Und es ist interessant, wir haben zwei verschiedene Typen von falschen Propheten. In 5. Mose 13 heißt es, wenn ein Prophet kommt, der ein Zeichen voraussagt, und es trifft ein, aber er verführt euch zu anderen Göttern, dann ist es ein falscher Prophet, auch wenn eingetroffen ist, was er sagte. Und wenn seine Lehre falsch ist, dann hat die Prophetie, die sich erfüllt hat, auch keinen Wert. Und in 5. Mose 18 am Schluss wird gesagt, wenn ein Prophet kommt und er spricht im Namen Gottes, aber die Voraussage trifft nicht ein, dann ist es ein falscher Prophet. Wenn auch nur eine Aussage nicht eintrifft, ist es ein falscher Prophet und darauf steht in jedem Fall die Todesstrafe. Das ist ja, nebenbei gesagt, schon interessant, dass wir ja heute in der Christenheit ein Aufwachen von neuen Propheten und eine Überfülle von falschen Prophetien haben. Und die Gemeinde hat ja keinen Auftrag die Todesstrafe auszuüben. Ich habe ja schon heute Morgen darüber gesprochen. Aber die Gemeinde hat den Auftrag, Gemeindezucht zu üben. Aber da geschieht überhaupt nichts. Und da sagen sie dann: Ja, das ist ein Amerikaner, die übertreiben halt manchmal ein bisschen. Ja, man konnte doch keinen Propheten damit entschuldigen, dass man sagte, die in Galiläa sprechen vielleicht ein bisschen mehr, als die Jerusalemiter. Das geht doch nicht. Also, eine einzige Aussage, die nicht eintrifft, ist der Erweis, dass es sich um einen falschen Propheten handelt. Und dieser Maßstab in der Prüfung der Propheten, ist nicht geringer geworden.

Ja, dann der nächste Punkt. Man kann sagen, das 5. Buch Mose ist im eigentlichen Sinn das Buch des Landes. Ungefähr 179 Mal wird das Land, das verheißene Land, darin erwähnt. Ich habe das mal so ausgezählt, ca. 125 Mal bezieht sich das Wort eretz (Land) auf das verheißene Land. Und dann gibt es noch ein anderes Wort, adamah (Erdboden, Land) bezieht sich etwa 34 Mal auf das verheißene Land. Ja eben, das Volk steht am Eingang des Landes, es soll hinein gehen, die Gesetze dort anwenden und warten, bis der Prophet kommt und dem müssen sie Gehorsam leisten, sonst gibt es eine Katastrophe, eine nationale Katastrophe.