Einführung in das 5. Buch Mose (Deuteronomium) - Teil 3/3

Roger Liebi

Audioabschrift – Bibelstudientage 2001

5. Mose 1, 1 - 5. Mose 34, 12

 

 

Vor der Pause haben wir geendet mit dem Titel, der jetzt vor uns steht: Prophetischer Überblick mit Segen und Fluch, 5. Mose 28. Das ist ein ganz dramatisches Kapitel. Wenn das in der Synagoge, in der jährlichen Lesung, dran kommt, darf man es nur mit gedämpfter Stimme vortragen. Alle Flüche von Vers 15 bis Vers 68 haben sich in der jüdischen Geschichte so dramatisch erfüllt. Wir haben ja bereits davon gelesen: Wegen des Schreckens, den deine Augen sehen werden, erlöschende Augen und Verschmachten der Seele. Am Morgen sagst du: wäre es doch Abend! am Abend: wäre es doch Morgen! Wegen der Furcht deines Herzens, womit du dich fürchten und wegen des Anblicks deiner Augen, den du erblicken wirst. Verfolgt unter allen Völkern der Erde.

Der Segen, der beschrieben wird als Folge des Gehorsams gegenüber Gottes Wort, in den Versen 1-14 hat sich erfüllt in der Zeit Josuas. Das war eine goldene Zeit Israels. Auf dem Blatt habe ich verwiesen auf Josua 21, 45 und 23, 14. Josua 21, 45: „Es fiel kein Wort dahin von all den guten Worten, die der HERR zum Haus Israel geredet hatte. Alles traf ein.“ Später unter Salomo haben wir die höchste Blütezeit Israels. 1. Könige 8, 56 sagt, dass in dieser Zeit all diese guten Worte sich erfüllt haben.

Aber auch der Fluch hat sich erfüllt. Ich lese 5. Mose 28, 15-19: „Es wird aber geschehen, wenn du der Stimme des HERRN, deines Gottes, nicht gehorchst, so dass du nicht darauf achtest, all die Gebote und seine Ordnungen zu tun, die ich dir heute gebiete, dann werden all diese Flüche über dich kommen und dich erreichen. Verflucht wirst du sein in der Stadt, und verflucht wirst du sein auf dem Feld. Verflucht wird sein dein Korb und dein Backtrog. Verflucht wird sein die Frucht deines Leibes und die Frucht deines Ackerlandes, der Wurf deiner Rinder und die Zucht deiner Schafe. Verflucht wirst du sein bei deinem Eingang, und verflucht wirst du sein bei deinem Ausgang.“ In diesen Versen wird unter den aufgezählten Flüchen auch der Fluch des Landverlustes beschrieben, und zwar dreimal. In Vers 25 am Schluss: „Und du wirst umhergetrieben werden in allen Königreichen der Erde.“ Vers 36: „Der HERR wird dich und deinen König, den du über dich setzen wirst, zu einer Nation führen, die du nicht gekannt hast.“ Und eine dritte Stelle, Vers 64: „Und der HERR wird dich unter alle Völker zerstreuen, von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende der Erde.“

Wenn wir die Geschichte Israels überschauen, finden wir drei Wegführungen in die Gefangenschaft. Die erste, wie auf dem Blatt angegeben, war die Wegführung der zehn Stämme durch die Assyrer, im Jahr 722 vor Christus. Und von da aus haben sich die zehn Stämme zerstreut, so dass man ihre Spuren in der Geschichte zumeist verloren hat. Da hat sich Vers 25 erfüllt. Die zwei Stämme im Süden, Juda und Benjamin blieben zurück, wurden aber später, in den Jahren 605-582 vor Christus, in die Gefangenschaft nach Babel weggeführt. Und das war das Ende des Königtums. Damit hat sich Vers 36 erfüllt. Dann kamen sie aber nach der babylonischen Gefangenschaft wieder zurück in ihr Land. Sie bauten den zweiten Tempel und sollten dem Messias begegnen. Als der Messias gekommen war, wurde er von der Masse des jüdischen Volkes verworfen und so kam der dritte Fluch, die Wegführung der Juden unter alle Völker. Damit hat sich auch Vers 64 erfüllt. Und das sehen wir deutlich. Während es in Vers 36 heißt: „Der Herr wird euch zu einer Nation führen, die du nicht gekannt hast“, heißt es in Vers 64: „Der Herr wird dich unter alle Völker zerstreuen, von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende der Erde.“ Das hat sich alles ganz wörtlich erfüllt und die weltweite Zerstreuung in einem Jahrhunderte dauernden Prozess ab dem Jahr 70 nach Christus.

Interessant ist auch noch folgendes: Der Fluch des Gesetzes nennt keine vierte Wegführung, nur diese drei. Und die haben sich schon alle erfüllt. Was wir heute sehen, ist vielmehr eine Unmenge von Juden, das sind Millionen, die seit 1882 zurückgekehrt sind ins Land der Väter, ganz entsprechend der Prophezeiungen im Alten Testament. Eine Fülle von Prophezeiungen spricht davon. Und das haben wir alles auch in 5. Mose. 5. Mose spricht also über Landverlust, Zerstreuung unter alle Völker und dann einer Rückkehr ins Land in der Endzeit. Kapitel 4, 27 sagt noch: „Und der HERR wird euch unter die Völker zerstreuen, und ihr werdet übrigbleiben, ein geringes Häuflein unter den Nationen, wohin der HERR euch führen wird.“ Vers 29 sagt: „Dann werdet ihr von dort aus den HERRN, deinen Gott suchen. Und du wirst ihn finden, wenn du mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele nach ihm fragen wirst. Wenn du in Not bist und wenn alle diese Dinge dich getroffen haben am Ende der Tage, wirst du zum HERRN, deinem Gott, umkehren und auf seine Stimme hören. Denn ein barmherziger Gott ist der HERR, dein Gott. Er wird dich nicht aufgeben und dich nicht vernichten und wird den Bund deiner Väter nicht vergessen, den er ihnen geschworen hat.“ Also Gott sagt: Ich werde Israel nie aufgeben, auch wenn sie unter die Völker zerstreut sind, Israel kommt zurück.

Und da sehen wir, wie die katholische Theologie, und auch unter den Reformatoren, in dieser Hinsicht falsch war, wo man gesagt hat, Israel hat keine Zukunft mehr. Das 5. Buch Mose nennt alle drei Wegführungen und spricht: Am Ende der Zeit bringe ich euch zurück ins Land und ich gedenke des Bundes mit Abraham. Das war ein Bund aus Gnade, 1. Mose 15, 1-21. Das ist schon eindrücklich. Auch in Kapitel 30, 3 spricht Mose von der Rückkehr aus allen Völkern, und zwar, – vergegenwärtigen wir uns das – zu der Zeit, als das Volk am Eingang zum Land stand. Da spricht er bereits von der Rückkehr ins Land. 5. Mose 30, 1-5: „Und es wird geschehen, wenn all diese Worte über dich kommen, der Segen und der Fluch, die ich dir vorgelegt habe, und du es dir zu Herzen nimmst unter all den Nationen, wohin der HERR, dein Gott, dich verstoßen hat, und du umkehrst zum HERRN, deinem Gott, und seiner Stimme gehorchst nach allem, was ich dir heute befehle, du und deine Kinder, mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele, dann wird der HERR, dein Gott, dein Geschick wenden und sich über dich erbarmen. Und er wird dich wieder sammeln aus all den Völkern, wohin der HERR, dein Gott, dich zerstreut hat. Wenn deine Verstoßenen am Ende des Himmels wären, selbst von dort wird der HERR, dein Gott, dich sammeln, und von dort wird er dich holen. Und der HERR, dein Gott, wird dich in das Land bringen, das deine Väter in Besitz genommen haben, und du wirst es in Besitz nehmen. Und er wird dir Gutes tun und dich zahlreicher werden lassen als deine Väter.“ Das ist schon gewaltig. Also die endgültige Wiederherstellung aus Gnade, auf Grundlage des Abrahambundes, war in 5. Mose bereits deutlich vorausgesagt.

Übrigens in Hesekiel 36 wird präzisiert, dass Gott dieses Volk im unreinen Zustand ins Land zurückführt und danach sie reinigen wird. Wir haben gelesen in 5. Mose 4: Wenn du in der Endzeit, wenn dich diese Dinge treffen werden, – und ganz besonders sind ja diese Flüche gekommen in der Nazizeit, aber nicht nur da, das ging durch alle Jahrhunderte, aber dort ganz besonders schrecklich, – wirst du zum HERRN umkehren und auf seine Stimme hören. Aber Hesekiel 36 präzisiert, dass das Volk im unreinen Zustand zurück kommt und dann in der Not, im Land, werden sie schließlich zur Umkehr kommen. Und in diesem Licht müssen wir die Not Israels auch heute sehen. Gott bringt dieses Volk in eine solche Not, dass sie schließlich keinen Ausweg mehr sehen werden, als durch Gnade allein. Das ist in Gottes Regierungswegen, damit schließlich diese völlige Wende des Schicksals kommen wird und er diesem Volk am Schluss mehr Wohl tun wird, als den Vätern.

Dann kommen wir noch kurz zu dem Lied Moses. Das ist etwas ganz Besonderes. Da hat Mose dem Volk noch ein Lied gelehrt. Und ein ganz besonderer, zu Herzen gehender Vers ist Vers 4, wo es heißt von Gott: „Der Fels: vollkommen ist sein Tun; denn alle seine Wege sind recht. Ein Gott der Treue und ohne Trug, gerecht und gerade ist er!“ Das ist das Lied Moses. Später im zweiten Tempel, zur Zeit des Herrn Jesus, hat man das Lied Moses jeweils beim zusätzlichen Morgen-Brandopfer am Sabbat, um neun Uhr, gesungen. Und dann um drei Uhr beim zusätzlichen Sabbatb-Abendbrandopfer hat man aus Offenbarung 15, 3 das Lied des Lammes gesungen. Johannes sieht in seiner Vision die Menschen, die durch die große Drangsal gegangen sein werden, im himmlischen Tempel. Und was machen sie? Offenbarung 15, 2: „Und ich sah etwas wie ein gläsernes Meer, mit Feuer gemischt, und sah die Überwinder über das Tier und über sein Bild und über die Zahl seines Namens an dem gläsernen Meer stehen, und sie hatten Harfen Gottes. Und sie sangen das Lied Moses, des Knechtes Gottes, und das Lied des Lammes und sagen: Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, Gott, Allmächtiger! Gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, o König der Nationen!“

Johannes verstand sofort, das ist Sabbat, Sabbat im Himmel. Das sind solche, die in der Zukunft durch die größte Drangsal müssen, die je über diese Erde gekommen ist. Das ist noch nicht jetzt. Das was heute passiert, ist gar nichts im Vergleich zu dem, was über diese Erde, und vor allem über Israel, noch kommen wird. Aber das führt dann schließlich zur Umkehr des Überrestes aus Israel. Also Johannes sieht die Überwinder und sie singen das Lied Moses. Menschen, die die schlimmste Zeit auf Erden erlebt haben. Ohne irgendeine Bitterkeit gegenüber Gott singen sie: Gerecht und wahrhaftig sind deine Wege. Das ist eine Anspielung auf das, was ich gelesen habe: „Der Fels: vollkommen ist sein Tun; denn alle seine Wege sind recht. Ein Gott der Treue und ohne Trug, gerecht und gerade ist er!“ Gottes Treue wird so eindrücklich bezeugt in 5. Mose, auch wenn das Volk durch Untreue zu Fall kommen wird, in seiner Treue wird er erweisen, dass seine Wege alle gerecht sind, dass er ein Gott der Treue ist.

Nun kommen wir zu einem Strukturvergleich von dem 5. Buch Mose mit dem Neuen Testament.

 

A) Rückblick (1-4)

a) Versagen (1)

è

Evangelien

 

b) Sieg (2-4)

è

Apostelgeschichte

B) das Gesetz: grundsätzliche Lehre (5-27)

 

è

21 Briefe

A’) Ausblick (28-34)

a) Gericht (28-32)

è

Offenbarung 1-20

 

b) Herrlichkeit (33)

è

Offenbarung 21-22

 

Wir haben nämlich drei große Teile: A. In den Kapiteln 1-4 macht Mose einen Rückblick auf die Wüstenwanderung, dann kommen B. in den Kapiteln 5-27 die Gesetze, grundsätzliche Lehren und danach A’. ein prophetischer Ausblick in den Kapiteln 28-34. Beim Rückblick, Teil A, der entspricht A’ Ausblick (28-34). Da haben wir eigentlich eine Aufteilung von dem, dass Mose zuerst besonders über das Versagen Israels in der Wüste spricht in Kapitel 1 und dann über den Sieg, Kapitel 2-4. Und beim Ausblick spricht er zuerst über Gericht und schließlich über die kommende Herrlichkeit Israels. So können wir sagen, beim Rückblick haben wir eine Verbindung zu den Evangelien, wo zum Beispiel verschiedentlich gezeigt wird, wie die Jünger versagt haben, was in der Verleugnung des Petrus gipfelte. Aber in der Apostelgeschichte finden wir dann den Sieg. Die Jünger, erfüllt mit dem Heiligen Geist, werden völlig verändert, so dass sie ein Leben des Sieges führen. Dann, die grundsätzliche Lehre, der Mittelteil, entspricht den Lehrbriefen im Neuen Testament, die 21 Briefe. Und am Schluss, der Ausblick, entspricht dem letzen Bibelbuch, der Offenbarung. Zuerst das Gericht, das den Kapiteln 1-20 entspricht, und dann wird die künftige Herrlichkeit beschrieben in den Kapiteln 21-22. Es ist also interessant, diese Analogie im Aufbau zu sehen, verglichen mit dem Neuen Testament.

Das Nächste steht damit in enger Verbindung. Man hat nämlich in den vergangenen Jahrzehnten viele Dokumente der alten Hethiter studiert. Die Hethiter waren ein großes, mächtiges Militärvolk im Nahen Osten. Ihr Zentrum war in der heutigen Türkei, in Boğazköy (heute Boğazkale), dort kann man die Ausgrabungen besuchen. Aber das hethitische Reich hat sich von der Türkei stark im Nahen Osten ausgebreitet. Sie haben auch Offiziere aus anderen Ländern ausgebildet. Zum Beispiel Uria in der Armee von David, das war ein Hethiter. David wusste schon, warum er einen Hethiter in der Armee hatte. Nun, die Hethiter kannte man eigentlich bis zum Ende des 19. Jahrhunderts nur aus der Bibel. Und da hat die liberale Theologie gesagt: Da sieht man doch, dass die Bibel ein Märchenbuch ist, die spricht so oft über die Hethiter und die hat es ja nie gegeben. Die haben nämlich nie, in den von der Bibel unabhängigen Geschichtsbüchern oder in der Archäologie irgendetwas von einem hethitischen Volk gefunden. Und solche, die an Gottes Wort glaubten, haben einfach gewartet, bis dann Ende des 19. Jahrhunderts, und ganz besonders im Anfang des 20. Jahrhunderts, die großen Ausgrabungen gemacht wurden. Und die hethitische Kultur kam als eine Hochkultur ans Licht.

Und da hat man also auch viele Dokumente aus dem 2. Jahrtausend vor Christus ausgegraben und haben gesehen, wie die Hethiter viele Vasallenverträge geschlossen haben mit unterworfenen Völkern. Man hat die Form dieser Verträge studiert und dann ist plötzlich ans Licht gekommen, dass die Struktur, wie sie aufgebaut sind, genau dem Aufbau des 5. Buches Mose entspricht. Das 5. Buch Mose entspricht also den hethitischen Verträgen mit Untergebenen. Und im 5. Buch Mose geht es ja um einen Vertrag, den Gott mit Israel geschlossen hat. Übrigens werden die Hethiter in 5. Mose 29 Mal erwähnt. Ich habe hier in der Fußnote 2 alle Stellen aufgeführt. Also nichts von einem Märchenbuch, sondern die Bibel kannte das hethitische Volk, das übrigens am Ende des 2. Jahrtausends vor Christus untergegangen ist. Und damit auch diese Vertragsform. Im 1. Jahrtausend vor Christus kannte man diese hethitische Vertragsform nicht mehr. Aber das 5. Buch Mose ist nach dieser Vertragsform aufgebaut. Schlussfolgerung: Wenn uns die liberale, bibelkritische Theologie sagt, dass das 5. Buch Mose eine Fälschung aus der Zeit von Josia sei, 621 vor Christus, dann müssen sie uns erklären, warum das in einer Vertragsform aufgeschrieben ist, die man damals gar nicht mehr kannte. Also die ganze Struktur des 5. Buches Mose weist darauf hin, dass es ein Buch aus dem 2. Jahrtausend vor Christus ist und Mose lebte in der Mitte des 2. Jahrtausends vor Christus. Also wir sehen, wie eine Attacke nach der anderen, die man von der bibelkritischen Theologie gegen die Bibel gemacht hat, fallen musste.

Und das ist etwas sehr Neues. Jetzt hier auf dem Blatt sehen Sie den Aufbau. Diese Verträge hatten zuerst ein Vorwort, genau so wie in 5. Mose 1, 1-5. Dann gibt es eine geschichtliche Einleitung, wo gewissermaßen ein Rückblick gemacht wird auf die Geschichte der beiden Vertragsparteien und das entspricht 5. Mose 1, 6-4, 49. Dort beschreibt Mose die vergangene Zeit seit dem Auszug aus Ägypten und der Wüstenwanderung. Danach kommen die Vertragsabmachungen. Das entspricht genau den Geboten, die Mose in 5. Mose 5-26 aufzählt und vorstellt. Dann folgt in den hethitischen Verträgen Segens- und Fluchankündigungen. Wenn man den Vertrag einhält, Segen, und wenn man ihn nicht einhält, Fluch. Und weiter wird dort auch der Vertragsvollzug gemacht. Das entspricht genau dem, was wir in 5. Mose 27-30 finden. Dann gibt es in den hethitischen Abmachungen einen Ausblick. Da werden Maßnahmen für die Fortsetzung und den Erhalt des Vertrages getroffen. Zeugen werden aufgerufen und es wird über die Hinterlegung des Textes gesprochen und über seine periodische öffentliche Lesung. Das entspricht genau, was wir in 5. Mose 31-33 haben. Da werden auch Himmel und Erde als Zeugen aufgerufen, Kapitel 32, 1: „Horcht auf, ihr Himmel, ich will reden, und die Erde höre die Worte meines Mundes.“ Dann haben wir weiterhin gesehen, dass das 5. Buch Mose bei der Bundeslade hinterlegt und alle sieben Jahre öffentlich verlesen werden musste. Das geht also alles wirklich im Detail auf.

Und da haben wir wieder einmal ein schönes Beispiel. Bis vor ein paar Jahren hat man noch behauptet, wer noch glaubt, dass das 5. Buch Mose von Mose ist, der ist einfach wissenschaftlich nicht ernst zu nehmen. Und viele Theologen sagen das heute noch, weil sie das nicht wissen. Das ist wirklich ein Problem, dass das Studium der Theologie oft sehr unabhängig gemacht wird von der Altorientistik, also von der Archäologie des Nahen Ostens und so weiter. Das ist ein echtes Problem. Ja gut, es ist einfach so. Und wir müssen einfach sagen, ein schlichter Glaube, der die Bibel so nimmt, wie sie es sagt, – und sie sagt Mose hat das Buch geschrieben – schützt vor Irrtum. Und man muss manchmal einfach ein bisschen länger warten, bis dann auch die Wissenschaft so weit ist, wie der einfältige Glaube.

Jetzt kommen wir zum letzten Kapitel. 5. Mose 34 beschreibt, wie Mose nach Vollendung der Reden auf den Berg Nebo gehen muss, um von dort aus hinüber zu schauen in das verheißene Land. Dieser Berg gegenüber von Jericho ermöglicht bei gutem Wetter einen Blick bis Galiläa. Das ist ganz eindrücklich. Verse 1-9: „Und Mose stieg von den Ebenen Moabs auf den Berg Nebo, den Gipfel des Pisga, der Jericho gegenüber liegt. Und der HERR ließ ihn das ganze Land sehen: das Land Gilead bis nach Dan und das ganze Land Naftali, das Land Ephraim und Manasse und das ganze Land Juda bis zum westlichen Meer und den Süden und den Umkreis des Jordan, die Ebene von Jericho, der Palmenstadt, bis hin nach Zoar. Und der HERR sprach zu ihm: Das ist das Land, das ich Abraham, Isaak und Jakob zugeschworen habe, indem ich sprach: Deinen Nachkommen werde ich es geben. Ich habe es dich mit deinen Augen sehen lassen, aber du sollst nicht nach dort hinübergehen. Und Mose, der Knecht des HERRN, starb dort im Land Moab nach dem Wort des HERRN. Und er begrub ihn im Tal, im Land Moab, Bet-Peor gegenüber, und niemand kennt sein Grab bis auf diesen Tag. Mose aber war 120 Jahre alt, als er starb. Sein Auge war nicht trübe geworden und seine Frische nicht geschwunden. Und die Söhne Israel beweinten Mose in den Ebenen Moabs dreißig Tage lang, dann waren die Tage des Weinens der Trauer um Mose zu Ende. Josua aber, der Sohn des Nun, war erfüllt mit dem Geist der Weisheit, denn Mose hatte seine Hände auf ihn gelegt. Und die Söhne Israel gehorchten ihm und taten, wie der HERR dem Mose geboten hatte.“

Mose repräsentiert das Gesetz. Er sah also den ganzen Reichtum der Segnungen Gottes im Land mit seinen Augen. Und er prophezeite auch über den Messias, das haben wir gesehen. Und so hat das Gesetz Mose eigentlich auf den Messias hingewiesen und auf all die Segnungen, die der Messias einmal bringen würde. Aber das entspricht genau dem Namen. Gesetz, auf Hebräisch Thorah, kommt von der Wurzel horah, den Finger ausstrecken, lehren, weisen, hinweisen. Man kann auch, wie Martin Buber, Weisung übersetzen anstatt Gesetz. Und so weist das Gesetz hin auf den Erlöser. Das Gesetz wies also auf Jesus Christus und den Segen in ihm hin. Aber wir haben gelesen, Mose hat das gegenüber von Jericho gesehen, die Stadt, die unter den Fluch kommen sollte, Josua 6, 1-27. Das erinnert uns an den Fluch des Gesetzes, Galater 3, 10. Das Gesetz bringt den Menschen unter den Fluch Gottes.

Dritter Punkt. Mose konnte das Volk nicht in das gesegnete Land bringen. Und das entspricht der neutestamentlichen Lehre, dass das Gesetz niemand retten kann. Römer 8, 3: „Denn das dem Gesetz Unmögliche, weil es durch das Fleisch kraftlos war, tat Gott, indem er seinen eigenen Sohn in Gleichgestalt des Fleisches der Sünde und für die Sünde sandte und die Sünde im Fleisch verurteilte.“ Das Gesetz konnte also nicht den Menschen in den Segen Gottes führen, sondern nur zum Fluch. Aber es wies auf den Retter hin. Mose war ja auf dem Nebo, dem Gipfel des Pisga. Pisga heißt übersetzt Teil, Stück. Hebräer 7, 18-19 erklärt, dass das Gesetz nichts zur Vollendung gebracht hat. Es konnte niemand retten. Nicht, weil es selbst nicht gut war, sondern weil das Material nicht gut war. Nicht wahr, wenn Michelangelo aus Sand eine schöne Skulptur machen sollte, dann geht das nicht. Er braucht Granit. Und wenn das Gesetz aus Menschen, die durch und durch verdorben sind, etwas Gutes machen soll, dann geht das nicht. Das Material ist nichts wert. Denn das dem Gesetz Unmögliche, weil es durch das Fleisch kraftlos war, das tat Gott.

Aber Mose hatte Kraft bis zum Ende, haben wir gelesen. Er brauchte keine Brille, wenn es damals eine gegeben hätte, mit 120 Jahren. Kraft bis zum Ende. Das Neue Testament lehrt in Römer 7, 12.14, dass das Gesetz heilig, gerecht, gut und geistlich ist. Es ist göttlich, nicht menschlich. Aber nun haben wir gefunden, dass Moses Nachfolger Josua war. Josua führte das Volk ins Land. Josua auf Hebräisch lautet Jehoschua. Die griechischen Übersetzer des Alten Testaments, Septuaginta um 280 vor Christus, oft zitiert im Neuen Testament, haben das hebräische Wort mit der Form Jesus wiedergegeben. Darum heißt es zum Beispiel Jesus im griechischen Text von Hebräer 4, 8 anstatt Josua. Und so weist Josua auf wunderbare Art auf Jesus Christus hin. Also so wie Mose nicht hineinführen konnte ins Land, sondern nur Josua, so hat auch nur Jesus Christus Menschen durch die Erlösung in den Segen hineinführen können. Zwischen Mose und Josua war eine vollständige Einheit. Wir haben gelesen, Mose hat Josua die Hände aufgelegt. Es geht also um eine Handaufstützung. Das Gewicht von Mose wurde gewissermaßen auf Josua übertragen. Völlige Harmonie. Und wir haben heute Morgen Johannes 5, 46-47 gelesen. Da sagt der Herr Jesus: Ihr erforscht die Schriften und meint, in ihnen ewiges Leben zu finden und sie sind es, die von mir zeugen. Moses hat von mir geschrieben. Völlige Harmonie zwischen Christus und dem Gesetz. Und in Matthäus 5, 17 sagt der Herr Jesus, dass er gekommen war, nicht um das Gesetz aufzulösen, sondern zu erfüllen. Und in seinem Leben hat er das Gesetz in seiner ganzen Fülle dargestellt.

Und schließlich haben wir gelesen, dass Mose starb und Gott ihn begraben hat. Und das ist schon ganz außergewöhnlich. Das finden wir nie mehr in der ganzen Bibel, dass Gott einen Menschen begräbt. Warum hat Gott das getan? Weil er wusste, dass die Knochen von Mose, Israel garantiert zum Verhängnis des Götzendienstes werden würden. Und so hat Gott ihn begraben, so dass niemand Mose bis heute finden konnte. Und in diesem Zusammenhang muss die Stelle in Judas 9 gesehen werden. Dort schreibt Judas, dass der Satan mit dem Erzengel Michael einen Streit geführt hat um den Leib Moses. Was interessiert sich der Satan für den Leichnam von Mose? Der wollte ihn bekannt machen, um Israel in den Götzendienst zu stürzen. Und Michael, der nach Daniel 12, 1 Fürst speziell für Israel ist, hat dagegen gekämpft, weil das nie bekannt werden durfte. Eine Parallele noch, 2. Könige 18, 4. Dort wird gesagt, wie in der Zeit der Könige, die eherne Schlange von Mose als Götzenbild verehrt worden ist. Und da verstehen wir also, warum Gott Mose mit diesem außergewöhnlichen Grab in Jordanien geehrt hat. Aber die jordanische Archäologie wird Mose nie zu Tage fördern.

Ja, dann sind wir damit am Ende angelangt. Und das gibt dann die Brücke zum Buch Josua, der eben hinweist auf Jesus und das Volk in den Segen Gottes hineinführt.