Einführung in den 1. Korintherbrief – Teil 1/2
Roger Liebi
03.03.2007
BST Rickenbach, Schweiz
ID: 20252
Heute Nachmittag beschäftigen wir uns im Sinn einer Einführung in den 1. Korintherbrief. Der 1. Korintherbrief behandelt ja die realen Probleme einer christlichen Ortsgemeinde. Er zeigt auf, wie konkrete Schwierigkeiten angegangen und gelöst werden müssen. Zuerst gibt er viele detaillierte Anweisungen, die grundsätzlich wichtig sind, um an einem bestimmten Ort eine biblische Ortsgemeinde nach Gottes Gedanken darstellen zu können.
Der Römerbrief, gerade davor, ist der Brief, der uns ganz grundsätzlich in das Thema „Das Heil, die Rettung in Christus durch Glauben allein“ einführt. Das ist der Grundsatzbrief über die Lehre des Heils und der 1. Korintherbrief ist der Grundsatzbrief über die Verwirklichung der örtlichen Gemeinde. Wir lesen aus 1. Korinther 1, 1-9:
1. „Paulus, berufener Apostel Christi
Jesu durch Gottes Willen, und Sosthenes, der Bruder,
2. Der Versammlung Gottes, die in Korinth ist, den Geheiligten in Christus
Jesus, den berufenen Heiligen, samt allen, die an jedem Ort den Namen unseres Herrn
Jesus Christus anrufen, ihres und unseres Herrn.
3. Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!
4. Ich danke meinem Gott allezeit euretwegen für die Gnade Gottes, die euch gegeben
ist in Christus Jesus,
5. Dass ihr in ihm in allem reich gemacht worden seid, in allem Wort und aller Erkenntnis,
6. Wie das Zeugnis des Christus unter euch befestigt worden ist;
7. So dass ihr an keiner Gnadengabe Mangel habt, indem ihr die Offenbarung unsres
Herrn Jesus Christus erwartet,
8. Der euch auch befestigen wird bis ans Ende, dass ihr untadelig seid an dem Tag
unseres Herrn Jesus Christus.
9. Gott ist treu, durch den ihr berufen worden seid in die Gemeinschaft seines Sohnes
Jesus Christus, unseres Herrn.“
Die Verse machen uns deutlich, wie wir antworten müssen auf die Frage, wer der Autor dieses Buches ist. Ganz klar, das ist Apostel Paulus. Der Vers 1 beginnt mit Paulus, der Kleine, er ist sich seiner Kleinheit bewusst, aber fügt dann hinzu, „berufener Apostel Christi Jesu durch Gottes Willen“. Das gibt ihm die Autorität von Gott her direkt! Ja, er sah sich als ein geringer Mensch, aber diese Berufung Gottes, die Berufung durch den Sohn Gottes Jesus Christus, die gab ihm die Autorität, sodass das, was in diesem Brief folgt, eben nicht Menschenwort ist, sondern volle apostolische, göttliche Autorität besitzt!
Der Mitabsender ist Bruder Sosthenes. Wir haben im NT nur noch eine Stelle, wo ein Sosthenes vorkommt und interessant ist, dass der in Korinth gefunden wird. In Apostelgeschichte 18, 12-17 wird Sosthenes, ein Synagogenvorsteher von Korinth erwähnt, der aber von den übrigen Juden abgelehnt wurde. Vers 17: „Alle aber ergriffen Sosthenes, den Synagogenvorsteher, und schlugen ihn vor dem Richterstuhl...“ Also offensichtlich ist er zum Glauben gekommen und es ist also ganz gut möglich, dass dieser Sosthenes, der hier erwähnt wird, dieser Bruder, ehemaliger Synagogenvorsteher war. Aber wichtig ist, ich habe nicht Mitautor gesagt, sondern Mitabsender, das ist nicht das gleiche. Der Apostel Paulus spricht in diesem Brief mit apostolischer Autorität und er sagt nicht „wir“, also Paulus und Sosthenes, sondern er spricht in seiner apostolischen Autorität, aber Sosthenes wird hier als Absender mitgenannt. Mit ihm hat er offensichtlich auch gerade über die Situation in Korinth gesprochen und da in der Gemeinschaft mit ihm diesen Brief geschrieben.
Die Adressaten sind die Gläubigen in Korinth, die Gemeinde in Korinth, 1. Korinther 1, 2: „Der Gemeinde Gottes, die in Korinth ist, den Geheiligten in Christus Jesus, den berufenen Heiligen...“ Also die Gemeinde in Korinth wird hier angesprochen, aber man beachte, es ist nicht einfach die Gemeinde in Korinth, sondern es ist die „Gemeinde Gottes“ in Korinth! Und das macht deutlich, eine Ortsgemeinde ist etwas grundsätzlich anderes als ein Kaninchenverein. Die Gemeinde Gottes an einem Ort ist nicht einfach so eine Interessenvereinigung, und wo Menschen so bisschen ähnlich denken, bisschen ähnlich sind, die kommen zusammen, sondern es ist die Gemeinde Gottes! Die Gemeinde gehört nicht uns, es ist Gottes Gemeinde! Wenn wir so die örtliche Gemeinde sehen, sehen wir sie vollkommen anders als irgendetwas, die so eine menschliche Interessengruppierung ist. Es ist die Gemeinde Gottes, sie gehört nicht uns und das letzte Sagen hat immer nur Gott selbst! Das ist vielleicht auch noch wichtig im Blick, wenn jemand aus irgendwelchen Gründen eine Gemeinde verlässt, die nicht wirklich biblische Gründe sind: Ich finde diese Leute mühsam usw, jetzt gehe ich halt da aus diesem Club weg – Das geht nicht, es ist die Gemeinde Gottes! Aber natürlich können wir nur das wirklich als die Gemeinde Gottes sehen, wenn die Autorität Gottes in der Ortsgemeinde anerkannt wird! Wenn die Gemeinde Gottes und die Autorität des Wortes verworfen wird, dann hört eine Gemeinde natürlich auch auf, Gottes Gemeinde zu sein! Aber es ist vielleicht auch klar, es gibt manchmal Pastoren, die sprechen von ihrer Gemeinde, von ihren Schafen. Das gibt es nicht! Kein Mensch kann sagen, es ist meine Gemeinde. Nein, es ist die Gemeinde Gottes!
Paulus geht davon aus, dass diese Menschen in der Gemeinde Gottes in Korinth echte Gläubige waren. Er nennt sie „die Geheiligten in Christus Jesus“, „die berufenen Heiligen“. Also, es geht um die Menschen, die von Gott berufen waren. Damit gehören sie zu den Auserwählten Gottes, die mit göttlichem Ruf versehen wurden, Römer 8, wo wir Gottes Ratschluss in der sogenannten goldenen Kette sehen:
29. „Denn welche er zuvorerkannt hat,
die hat er auch zuvorbestimmt, dem Bilde seines Sohnes gleichförmig zu sein, damit
er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern.
30. Welche er aber zuvorbestimmt hat, diese hat er auch berufen; und welche er berufen
hat, diese hat er auch gerechtfertigt; welche er aber gerechtfertigt hat, diese
hat er auch verherrlicht.“
Also Gott hat bereits in der Ewigkeit, vor Erschaffung der Welt, die Erlösten gesehen, zuvorerkannt! Er wusste ganz genau, wer dem Evangelium Gottes sich wirklich unterwerfen und dem Zug Gottes nachgeben wird. Diese Zuvorerkannten hat Gott dann zuvorbestimmt. Die sollen Söhne Gottes werden, indem sie dem Bilde des Ewigen Sohnes gleichförmig werden! Also, Kinder Gottes werden sollten, die Gott so kennen sollten, wie der Ewige Sohn Gott von Ewigkeit her kannte als Vater! Und diese Zuvorbestimmten hat Gott später berufen, das war der Ruf zum Glauben. Und diese Zuvorbestimmten, die Auserwählten, die berufen wurden, die sollten zum Glauben kommen. Und Gott beantwortet das mit Rechtfertigung: „welche er aber berufen hat, diese hat er auch gerechtfertigt“ (Vers 30), das bedeutet gerechtgesprochen, weil in Christus ihnen alles vergeben worden ist! Diese Gerechtfertigten hat er auch verherrlicht, denn sie sind eine neue Schöpfung, 2. Korinther 5, 17: „Daher, wenn jemand in Christus ist, da ist eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, alles ist neu geworden.“ Und das ist die Verherrlichung! Also Paulus nennt die Korinther in Vers 2 „die berufenen Heiligen“, das sind also die, die dem Ruf Gottes an die Zuvorerkannten und Zuvorbestimmten gefolgt sind und darum sind sie gerechtfertigt.
Die Rechtfertigung erwähnt Paulus bei den Korinthern in Kap 6, 9-11. Eine ganz eindrückliche Stelle, ein herrliches Zeugnis der Gnade Gottes:
9. „Oder wisset ihr nicht, dass Ungerechte
das Reich Gottes nicht ererben werden? Irret euch nicht! Weder Hurer, noch Götzendiener,
noch Ehebrecher, noch Weichlinge, noch Knabenschänder,
10. Noch Diebe, noch Habsüchtige, noch Trunkenbolde, noch Schmäher, noch Räuber
werden das Reich Gottes ererben.
11. Und solches sind euer etliche gewesen; aber ihr seid abgewaschen, aber ihr seid
geheiligt, aber ihr seid gerechtfertigt worden in dem Namen des Herrn Jesus und
durch den Geist unseres Gottes.“
Also Paulus spricht die Korinther als Gesamtheit an und sagt „ihr seid gerechtfertigt“. Er sieht sie als echte Gläubige, die berufen wurden und gerechtfertigt wurden, vollkommen neue Menschen!
Die Entstehungsgeschichte der Gemeinde in Korinth wird uns erzählt in der Apostelgeschichte 18, 1-3. Paulus gründet die Korinthergemeinde auf seiner 3. Missionsreise:
1. „Danach schied er von Athen und kam
nach Korinth.
2. Und als er einen gewissen Juden fand, mit Namen Aquila, aus Pontus gebürtig,
der kürzlich aus Italien gekommen war, und Priszilla, seine Frau (weil Klaudius
befohlen hatte, dass alle Juden sich aus Rom entfernen sollten), ging er zu ihnen,
3. Und weil er gleichen Handwerks war, blieb er bei ihnen und arbeitete; denn sie
waren Zeltmacher von Beruf.
Paulus kommt von Athen nach Korinth, dort trifft er mit einem Ehepaar zusammen, das aus Rom kurz zuvor ausgewiesen wurde. Kaiser Claudius hatte im Jahr 49 alle Juden aus der Millionenstadt Rom hinauswerfen lassen, weil es dort einen riesigen Krach gegeben hat wegen dem Thema des Messias Jesus. Also zwischen Juden, die das Evangelium ablehnten und den Juden, die zum Glauben kamen in Rom gab es einen Aufruhr und zwar so laut, dass der Kaiser alle Juden, ob gläubig oder ungläubig, aus der Stadt ausweisen ließ. So kam dieses Ehepaar von Rom, von Italien nach Griechenland, genau in der Zeit, als Paulus dorthin kam.
Korinth war eine Stadt mit vielen Philosophen, die so gerne Geld von den Leuten einsammelten und dann so eine kleine Philosophenschule gründeten. Paulus kommt dahin und er sagt sich, ich will ja nicht diesen Philosophen gleichen, ich nehme kein Geld von den Leuten in Korinth. An anderen Orten ließ er sich als Missionar von den Gläubigen unterstützen, aber in Korinth hat er von Anfang an kein Geld genommen. Und was soll man als Missionar machen? Dann muss man teilzeitig arbeiten. Weil das Ehepaar gerade zu der Zeit „zufällig“ nach Korinth kam und „zufällig“ das gleiche Handwerk betrieb wie Paulus, der das, wie es üblich war, wohl von seinem Vater gelernt hatte. Nicht wahr, damals in der Antike ist man nicht mit fünf, sechs Jahren in den Kindergarten gegangen, das gab es damals noch nicht. Aber normalerweise ist man so mit fünf, sechs Jahren in die Lehre zum eigenen Vater gegangen und hat das Handwerk des Vaters gelernt. Und so wurde Paulus Zeltmacher.
Er ist in Zilizien aufgewachsen, in der Provinz am Mittelmeer in der heutigen Türkei. Und in Zilizien war bekannt, dass das Ziegenhaar allgemein sehr, sehr dick ist. Das heißt, es war sehr schwer zu Zeltdecken zu verarbeiten und darum hat man in Zilizien diese Berufsgattung des Zeltmachers entwickelt und Paulus hat also dieses Handwerk gelernt. Später haben die Eltern gewollt, dass er Karriere macht, sie haben ihn nach Jerusalem geschickt und dort hat er dann seine Rabbinerausbildung bei Gamaliel dem II, diesem großen Rabbi, der auch im Talmud vorkommt, gemacht.
Aber eben „zufällig“ hatte er das gleiche Handwerk und so konnte er in die Firma „A. & P.“ (Aquila & Priscilla) teilzeitig einsteigen und hatte ein Sprungbrett, um in Korinth missionieren zu können, ohne je auch nur eine Münze von den Korinthern anzunehmen. Das sollte sich als sehr wichtig erweisen, denn später, wie man aus dem Korintherbrief entnimmt, haben die Korinther ihm den Vorwurf gemacht, er sei eigentlich Evangelist, weil er Spendengeld liebe. Da konnte er ihnen sagen: Also ich habe euch vielleicht ein Unrecht getan, das tut mir leid, dass ich von euch nichts genommen habe. Ja, so ironisch spricht er im 2. Korintherbrief. Aber das war ganz besonders wichtig, dass all diese Zufälle stattfanden. Also wir sehen, wie der Herr die Weltgeschichte geführt hat, dass Kaiser Claudius eben im Jahr 49 alle Juden hinauswarf. Und so kam „zufällig“ unter der Führung Gottes dieses Ehepaar später nach Korinth, „zufällig“ mit dem richtigen Handwerk. Und so kann Paulus hier für diese große Missionsarbeit in Korinth einsteigen.
Apostelgeschichte 18, 4: „Er unterredete sich aber in der Synagoge an jedem Sabbat und überzeugte Juden und Griechen.“ Paulus hat auf seiner Missionsreise immer die großen Städte, die Ballungszentren, aufgesucht. Sein Ziel war es also nicht, mit den Bauernhöfen auf dem Land zu beginnen, sondern da, wo man viele Menschen hatte, wo man schnell viele Menschen erreichen konnte. Von diesen Ballungszentren aus sollten die Gläubigen vor Ort ins Hinterland gehen und evangelisieren. So wurde eben im 1. Jhd das Christentum vor allem in den Großstädten rund ums Mittelmeer aufgebaut. Erst im 2. Jhd wurde so richtig das Hinterland evangelisiert und darum hat man die Leute auf dem Hinterland auf Lateinisch die Pagani genannt. Der Paganus ist der Mann auf der Heide, draußen auf dem Land, und so wurde das Wort Paganus eben das Wort für Heide, das sind also die, die auf der Heide sind. Im Deutschen ist es genau gleich, der Heide ist der, der auf der Heide ist, der eben noch nichts von Gott wusste.
Aber so war die Strategie: Zuerst die Ballungszentren und in den Ballungszentren hat Paulus immer gesucht, ob es da die Synagoge gibt. Denn im ganzen Mittelmeerraum gab es Juden, die Handel trieben. Sie waren schon damals gut auf dem Gebiet und sie haben natürlich jeweils in den Städten eine eigene Synagoge aufgebaut. Und da hatte man Leute, die kannten schon das AT, bevor sie bekehrt waren. Das war natürlich ideal, wenn man kurze Zeit evangelisiert und dann schon wieder weiter gehen muss, dann muss ja eine Gemeinde vor Ort funktionieren können. Und wenn Juden sich bekehrten, dann waren das schon Leute, die frisch bekehrt waren, aber die Bibel super kannten. Also zumindest das AT. So beginnt Paulus also mit dem Brückenkopf in Korinth mit der Synagoge. Er unterredet sich mit den Juden, aber es heißt hier in Apostelgeschichte 18, 4, er überzeugte Juden und Griechen! Es war eben so, in der Zeit gab es viele Heiden, also Nichtjuden, die hatten so richtig genug mit diesen stupiden Göttern der röm.-griech. Religion. Götter, die Ehebruch treiben und alle Perversionen tun und zum Teil noch schlimmer als anständige Heiden. Man denke an Zeus usw, es ist ja grauenhaft. Und sie haben die Nase voll und sie sehnten sich nach einem heiligen, ewigen Gott. So waren viele Nichtjuden im ganzen Mittelmeerraum so richtig interessiert an dem Glauben der Juden in ihren Städten. Da waren Menschen, die glaubten an einen heiligen Gott, der alles in seiner Hand hat, und so begangen sie sich für die Bibel zu interessieren. Weil die Bibel im 3. Jhd v. Chr. auf Griechisch übersetzt worden war, die Septuaginta, und diese Übersetzung wurde in den Synagogen gelesen und die Heiden hatten Zugang zum AT, weil es jetzt die Bibel in ihrer Sprache gab. Ich muss betonen, im Mittelmeerraum war Griechisch die Weltsprache des röm. Reiches, nicht Lateinisch. Man kam rund ums Mittelmeer mit Griechisch durch, außer in Spanien, dort musste man Latein können.
Apostelgeschichte 18, 5: „Als aber sowohl Silas als auch Timotheus aus Mazedonien herabkamen, wurde Paulus hinsichtlich des Wortes gedrängt und bezeugte den Juden, dass Jesus der Christus sei.“ Also in einer 1. Phase hatte Paulus mit den Juden im Allgemeinen über den Messias aus der Bibel heraus gesprochen. Wir sehen aus Apostelgeschichte 17 in Thessalonich, da hatte Paulus zuerst erklärt, dass der Messias sterben und auferstehen muss, wenn er kommt. Und die 2. Phase war dann eben um zu zeigen, Jesus von Nazareth, der ist der Messias! Und er ist vor ein paar Jahren in Jerusalem gekreuzigt worden und am dritten Tag auferstanden. Also in der 1. Phase ein allgemeines Bibelstudium mit der Frage: Wer ist der Messias? Und in der 2. Phase geht es darum, Jesus ist dieser Messias, wie er in der Bibel angekündigt wird.
Also wir sehen, Paulus hatte eine Strategie in seiner Missionsarbeit. Aber wenn wir ihn gefragt hätten, Paulus, woran liegt das, dass das Evangelium Frucht bringt? Dann hätte er nicht gesagt, du musst eine gute Strategie und Methode haben und dann hast du es. Überhaupt nicht. Aber es ist auch nicht so, dass er einfach irgendwie so, ohne System, vorgegangen wäre. Er hat sich schon überlegt, wie muss man das Evangelium in die heidnische Welt hinausbringen und wie muss man mit Juden sprechen. Nicht einfach so mit der Tür ins Haus, zuerst müssten wir eine Basis aufbauen und dann auf dieser Basis das Evangelium erklären.
Apostelgeschichte 18, 6: „Als sie aber
widerstrebten und lästerten, schüttelte er die Kleider aus und sprach zu ihnen:
Euer Blut komme auf euren Kopf! Ich bin rein; von jetzt an werde ich zu den Nationen
gehen.
7. Und er ging von dort weg und kam in das Haus eines gewissen Mannes, mit Namen
Justus, der Gott anbetete, dessen Haus an die Synagoge stieß.“
Also es kommt zu einem Knall in der Synagoge, Aquila und Priscilla konnten sagen: Du Paulus, das haben wir zu genüge in Rom erlebt und jetzt gibt es das auch noch in Korinth. Ja, Paulus muss sich also von der Synagoge trennen, aber da gibt es einen, der kommt zum Glauben, und das war ein Heide. Der Ausdruck „der Gott anbetete“, bezeichnet in der Apostelgeschichte Nichtjuden, die zum Glauben an den Gott des AT gekommen waren. Und wie kam dieser Titius-Justus zum Glauben? Nun, „zufälligerweise“ hatte er sein Haus direkt neben der Synagoge in Korinth. So war er tagtäglich mit dem Judentum konfrontiert und so kam er zum Glauben an den Gott der Bibel. Als Paulus mit dem Evangelium kam, indem er erklärte, dieser Gott der Bibel hat den Messias gesandt und das ist Jesus Christus, kam er zum Glauben! So konnte Paulus umziehen und die Versammlung im Nachbarhaus der Synagoge in Korinth abhalten, toll, nicht wahr. Da sieht man Gottes Hand war sogar in der Positionierung der Häuser in Korinth und wer da wohnte. Ja, da sehen wir ganz genau den Plan, von der Synagoge kann man ins Nachbarhaus umziehen. Und die Synagoge war damit weiter mit dem Evangelium konfrontiert, es war einfach nebenan.
Apostelgeschichte 18, 8: „Krispus aber,
der Synagogenvorsteher, glaubte an den Herrn mit seinem ganzen Haus; und viele der
Korinther, die hörten, glaubten und wurden getauft.
9. Der Herr aber sprach durch ein Gesicht in der Nacht zu Paulus: Fürchte dich nicht,
sondern rede, und schweige nicht!
10. Denn ich bin mit dir, und niemand soll dich angreifen, um dir etwas Böses zu
tun; denn ich habe ein großes Volk in dieser Stadt.“
Und dann geschieht das Gewaltige, der Mann, der die Verantwortung in der örtlichen Synagoge von Korinth trug, bekehrte sich und die ganze Familie. Also da stand noch einiges bevor und Paulus bekam eine Vision. Das war ja nicht einfach das Übliche in der apostolischen Zeit. Ja es ist interessant, wenn man so die Apostelgeschichte durchliest, dann wimmelt es nicht von Visionen, aber es gibt an ganz besonderen Angelpunkten ganz spezielle Offenbarungen Gottes. Und auch hier, dieser Paulus war nämlich in einer ganz schwierigen Stadt. Ich werde gleich noch erklären, was Korinth war. Und da braucht er diese Ermutigung, jetzt weiterzufahren und nicht zu schweigen. Also schon die Situation mit der Synagoge war sehr gefährlich und ich werde gleich zeigen, die Korinther waren auch ein gefährliches Volk und zwar vor und nach der Bekehrung.
9. „... Fürchte dich nicht, sondern rede,
und schweige nicht!
10. Denn ich bin mit dir, und niemand soll dich angreifen, um dir etwas Böses zu
tun; denn ich habe ein großes Volk in dieser Stadt.
Wunderbar, da sieht man jetzt die Vorkenntnis Gottes. Bevor sie bekehrt sind in Korinth, sieht Gott bereits sein Volk in dieser Stadt und das ist ja die Vorkenntnis Gottes! So sollten also nach diesem ersten Anfang noch viele da in dieser Stadt zum Glauben kommen.
Apostelgeschichte 18.11: „Er hielt sich aber ein Jahr und sechs Monate dort auf und lehrte unter ihnen das Wort Gottes.
Das ist sehr lang, denn Paulus ist an anderen Orten normalerweise ziemlich schnell von einer Stadt zur anderen gegangen. Aber hier in Korinth hat er mit 1 ½ Jahren einen soliden Grund gelegt! Und das stimmt genau mit 1. Korinther 3, 9-11 überein, wo Paulus über die Gemeindegründung spricht:
9. „Denn wir sind Gottes Mitarbeiter;
Gottes Ackerfeld, Gottes Bau seid ihr.
10. Nach der Gnade Gottes, die mir gegeben ist, habe ich als ein weiser Baumeister
den Grund gelegt; ein anderer aber baut darauf; ein jeder aber sehe zu, wie er darauf
baut.
11. Denn einen anderen Grund kann niemand legen, außer dem, der gelegt ist, welcher
ist Jesus Christus.“
Paulus sieht die Gemeinde als Tempel Gottes, als Gottes Bau und das Fundament, Felsen ist Jesus Christus. Darauf hat er die Ortsgemeinde in Korinth als ein weiser Architekt aufgebaut und hat so 1 ½ Jahre solide dieses Fundament gelegt.
Apostelgeschichte 18, 12: „Als aber Gallion Prokonsul von Achaja war, ...“. Wir kennen Gallion aus der Geschichte und zwar war das ein Bruder des stoischen Philosophen Seneca, ein Christenfeind aus dem 1. Jhd. Von diesem Gallion hat man bei den Ausgrabungen in Korinth, die man übrigens ab 1896 begonnen hat, eine Inschrift gefunden, worauf der Prokonsul Gallion erwähnt wird. Der war während sieben Monaten Prokonsul in Korinth und diese Zeit seiner Prokonsulschaft kann man aus dieser Inschrift sehen, sie fällt in die Zeit von Juli 51 – Juli 52, in diesen Zeitraum von sieben Monaten. Und nun, das ist eine interessante Inschrift, weil sie uns hilft die Chronologie der Weltgeschichte mit der Chronologie der Apostelgeschichte in Verbindung zu bringen. Also wir können das in der Weltgeschichte schön ansiedeln, in welcher Zeit Gallion Prokonsul von Achaja war. Jetzt sehen wir auch, wie es gut passt.
Sueton, ein römischer Schriftsteller, hat eine Lebensbiografie von Kaiser Claudius aus Apostelgeschichte 18, 2, geschrieben, „de vita Claudi“, über „das Leben von Claudius“. Darin beschreibt er aus den chronologischen Angaben, wie im Jahr 49 Claudius die Juden aus Rom hinausgeworfen hatte. Nun ist also klar, dieser Rausschmiss aus Apostelgeschichte 18, 2 fand im Jahr 49 statt, dann kamen die in der Folge davon nach Korinth und Paulus kam dorthin und das war die Zeit von Prokonsul Gallion, also alles passt wunderbar in die Chronologie.
Apostelgeschichte 18, 12: „Als aber Gallion
Prokonsul von Achaja war, traten die Juden einmütig gegen Paulus auf und führten
ihn vor den Richterstuhl
13. Und sagten: Dieser überredet die Menschen, Gott anzubeten, dem Gesetz zuwider.
14. Als aber Paulus den Mund öffnen wollte, sagte Gallion zu den Juden: Wenn es
irgendein Unrecht oder eine böse Handlung wäre, o Juden, so hätte ich euch billigerweise
ertragen;
15. Wenn es aber Streitfragen sind über Worte und Namen und das Gesetz, das ihr
habt, so seht ihr selbst zu; über diese Dinge will ich nicht Richter sein.
16. Und er trieb sie von dem Richterstuhl weg.“
Also dieser Gallion hatte wie sein Bruder Seneca für Juden überhaupt nichts übrig. Wenn es da mit diesem Buch der Juden zu tun hat, dann bin ich da nicht zuständig. Und wenn wir weiter lesen, sieht man die Konsequenzen: „Und er trieb sie von dem Richterstuhl weg.“ Richterstuhl bedeutet auf Griechisch „bema“, das war so ein wichtiger Ort, wo eben solche hohen Beamten ihren Sitz hatten. Diesen Richterstuhl hat man in Korinth als einen originalen Richterstuhl gefunden.
Apostelgeschichte 18, 17: „Alle aber ergriffen Sosthenes, den Synagogenvorsteher, und schlugen ihn vor dem Richterstuhl; und Gallion kümmerte sich nicht um dies alles.“ Also er nimmt seine Verantwortung als Führer in dieser Stadt überhaupt nicht wahr. Nun lesen wir von Sosthenes, dem Vorsteher der Synagoge. Ja wir hatten doch schon Krispus in Vers 8 und der hat schon abgedankt, oder? Dann kam der nächste und offensichtlich hatte sich der nächste auch noch bekehrt. Gut, das könnte theoretisch auch der übernächste gewesen sein. Aber ein Folgevorsteher kommt nämlich da auch in Konflikt und die Juden in Korinth schlagen ihn. Da haben wir eben diesen Namen Sosthenes, der später als Mitabsender des 1. Korintherbriefes figuriert. Also da ist es eigentlich naheliegend, eine Verbindung zu machen.
Apostelgeschichte 18, 18: „Nachdem aber Paulus noch viele Tage dageblieben war, nahm er Abschied von den Brüden und segelte nach Syrien ab und mit ihm Priscilla und Aquilla, nachdem er zu Kenchreä das Haupt geschoren hatte, denn er hatte ein Gelübde.“ Nun geht Paulus weiter, aber sehen wir, in Vers 11 heißt es „ein Jahr und sechs Monate“, dann vergeht offensichtlich eine Zeit bis Vers 12 kommt, „als aber Gallion Prokonsul von Achaja war“, frühestens Juli 51, dann kommt diese Geschichte. Und schließlich heißt es noch in Vers 18 „nachdem aber Paulus noch viele Tage dageblieben war, ...“. Also es sind mehr als 18 Monate, die Paulus in Korinth verbracht hat. Dann ging er nach Ephesus.
Und nun, viele Korinther kamen zum Glauben, wie wir gesehen haben und die Mehrheit kam aus der Unterschicht, denn Paulus schreibt in 1. Korinther 1, 26-29:
26. „Denn seht eure Berufung, Brüder,
dass es nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht viele Mächtige, nicht viele Edle
sind;
27. Sondern das Torichte der Welt hat Gott auserwählt, damit er die Weisen zuschanden
mache; und das Schwache der Welt hat Gott auserwählt, damit er das Starke zuschanden
machen;
28. Und das Unedle der Welt und das Verachtete hat Gott auserwählt und das, was
nicht ist, damit er das, was ist, zunichtemachte,
29. Damit sich vor Gott kein Fleisch rühme.“
Also die Mehrheit der Korinthergemeinde war zur Hauptsache aus Leuten der Unterschicht. Das waren übrigens auch Sklaven, denn in 1. Korinther 7, 21-24 sagt er, wenn du Sklave bist und die Gelegenheit hast frei zu werden, dann musst du das unbedingt nutzen. Aber wenn du nicht frei werden kannst, dann lass dich nicht bekümmern, bleib einfach darin, wie der Herr dich berufen hat. „Nicht viele Mächtige, nicht viel Edle“, also es gab auch solche aus der Oberschicht und in Korinth gab es, wie wir aus den Ausgrabungen wissen, sehr reiche Leute. Also ein starkes Spannungsfeld zwischen sehr reich und nichts besitzend, das war das Stadtbild von Korinth. In Römer 16, 23 wird einer dieser Edlen erwähnt. Paulus schrieb im Jahr 57 den Römerbrief von Korinth aus und da sagt er im Vers 23: „Es grüßt euch auch Gajus, mein und der ganzen Gemeinde Wirt.“ Also Gajus war ein Reicher, er hatte so ein riesiges Haus, wo er die ganze Gemeinde unterbringen konnte. Er hatte in seiner Supervilla die Korinther Gemeinde versammelt und da muss man sich natürlich nicht einfach eine kleine Supervilla vorstellen, wie das viele Leute bei uns haben, die hatten es viel größer und da konnte man die ganze Gemeinde unterbringen. Und er, Gajus, war auch der Gemeinde Wirt. Das heißt, er hat die Gemeinde auch noch verköstlicht, wenn sie da zu den Zusammenkünften bei ihm waren.
In Römer 16, 23 wird auch Erastus, der Stadt-Rentmeister und der Bruder Quartus erwähnt. Im griechischen Text steht das Wort „eukonomos“, also das, was der Stadtökonom, der die Stadtfinanzen verwaltet. Und interessant ist, bei den Ausgrabungen in Korinth hat man eine Inschrift gefunden mit Erastus und zwar mit noch höherem Amt, Erastus der Edil. Und da Erastus ein eher sehr seltener Name im Altertum war, ist es naheliegend, dass es wohl derselbe Erastus ist wie hier in Römer 16, 23, der damals vom Stadtökonom noch weiter zum Edil aufgestiegen ist.
Also, es gab Edle und es gab Sklaven, ein gewaltiges Spannungsfeld, aber Gott wollte sie alle zusammen in dergleichen Gemeinde haben! Man könnte sich auch sagen, wir machen eine Sklaven-Gemeinde auf, wo man so auf dem Tam-Tam herumschlägt und dann eine edle Gemeine, wo man ein bisschen distinguierte Musik macht. Das ist nicht Gottes Plan, das ist nicht Gottes Gemeinde! Gottes Gemeinde in Korinth umfasste alle, die wirklich zum Glauben gekommen waren, die Geheiligten in Christus Jesus, die berufenen Heiligen! Und man muss sich vorstellen, da saß der Erastus auf einem Stuhl und vielleicht grad neben ihm ein Sklave. Das war in der alten Welt völlig undenkbar, wurde aber in der Gemeinde Gottes möglich. Wir wissen aus der Kirchengeschichte, dass gerade dieses Durchbrechen der sozialen Verhältnisse, dass Sklaven und Reiche auf gleicher Ebene in der Gemeinde verkehren konnten, das hat so viel Aufsehen in der alten Welt erregt und hat das Zeugnis für Christus ganz wesentlich gefördert. Eben, wie kann das sein, dass Christus die Armen so ernst nimmt? Da ist man doch getrennt, so war es in der alten Welt aber nicht in der Gemeinde Gottes und das war ein ganz starkes Zeugnis für Christus!
Also es gab wenige Edle, viele aus der Unterschicht, aber was eben wirklich schlimm war, viele kamen aus dunkelstem Heidentum und aus schlimmster Unzucht, 1. Korinther 6, 9-11 haben wir schon gelesen. Und da wird klar, was waren also viele Hurer, Ehebrecher und Götzendiener. Man hat nur einen Teil von Korinth ausgegraben, allerdings den zentralsten Teil und das war der wichtigste Teil von Korinth. Und dieser Teil ist voller Tempel für alle möglichen Götter aus der griech.-röm. Religion. Und es gab sogar ein Pantheon, also ein Tempel für alle Götter. Und auf diesem Hintergrund muss man 1. Korinther 6, 9-11 lesen: Götzendiener, Ehebrecher, Weichlinge (das sind Homosexuelle, die die Rolle der Frau spielen), Knabenschänder (das sind Homosexuelle, die den Mann spielen), Diebe, Habsüchtige, Trunkenbolde (also gab es eine ganze Reihe Alkoholiker), Lästerer, Räuber (die sind natürlich schlimmer als ein Dieb. Ein Dieb nimmt etwas, wenn der Besitzer nicht da ist oder wenn er es nicht merkt. Aber ein Räuber schlägt ihn noch zusammen), Hurer. Man muss sich vorstellen, solche Leute waren da in der Gemeinde und wir sehen, dass einige Dinge noch nicht ganz abgeschlossen waren nach der Bekehrung. Da sehen wir auch eine Quelle von vielen Problemen, die in der Gemeinde von Korinth entstanden waren. In meiner Bibel habe ich speziell diese Wörter „aber“ im Vers 11 von Kap 6 angestrichen: „Und solches sind euer etliche gewesen; aber ihr seid abgewaschen, aber ihr seid geheiligt, aber ihr seid gerechtfertigt worden in dem Namen des Herrn Jesus und durch den Geist unseres Gottes.“ Das ist das göttliche Aber, das wirklich die Vergangenheit löschen kann, einen totalen Strich darunterziehen kann, eben durch die vollkommene Vergebung! Rechtfertigen heißt, dass Gott jemanden als einen Gerechten erklärt, wie wenn er noch nie gesündigt hat. Nicht wahr, wenn Gott uns alle Sünden wegnimmt, was bleibt noch übrig? Ja dann bleibt nur noch ein Gerechter übrig, wenn alles Unrecht weg ist!
Nun zur Lage der Stadt Korinth: Korinth war am Westende der Landbrücke, die man Isthmus nennt, welche die Halbinsel Peleponnes mit dem griechischen Festland verbindet. Und wenn man diese Landbrücke auf der Landkarte anschaut, da gab es auf beiden Seiten einen Zugang zum Mittelmeer und auf beiden Seiten gab es einen Hafen. Man hatte erst im 19. Jhd diese Landbrücke durchschnitten, sodass große Schiffe hindurchgehen konnten. Das war eine ganz großartige Sache, weil man so den Seeweg von Rom in den Nahen Osten abkürzen konnte. Sonst musste man immer den großen Umweg um Griechenland herum machen. Aber damals hat man das so gemacht und man ist zu einem Hafen gekommen und dann über den Landweg hinüber und vom nächsten Hafen wieder weiter gegangen. So war Korinth ganz natürlicherweise an einer ganz entscheidende Handelsroute zwischen West und Ost angesiedelt. Darum war das eine Stadt ideal für Händler, für Leute, die in kurzer Zeit reich werden wollten. Diese beiden Häfen waren Kenchreä und Lechäon. Kenchreä wird übrigens in Apostelgeschichte 18, 18 und in Römer 16, 1 erwähnt. Paulus hat den Römerbrief von Korinth aus geschrieben und da empfiehlt er den Römern die Schwester Phöbe: „Ich empfehle euch aber Phöbe, unsere Schwester, die auch eine Dienerin der Versammlung in Kenchreä ist,...“ Es ist ein Empfehlungsbrief, den Paulus ausgestellt hat für diese Schwester der Nachbargemeinde von Korinth, als sie auf dem Weg nach Rom war, damit man in Rom diese Frau als Schwester aufnimmt.
Nun zur Geschichte der Stadt Korinth: Die Stadt gibt es wohl seit etwa 10. Jhd vor Christus aber um 143 v. Chr. wurde Korinth durch die Römer zerstört und entvölkert. Sie haben ein Massaker angerichtet und die Leute versklavt und so hörte Korinth als Stadt auf. So lang, bis sie 100 Jahre später, 44 v.Chr. wieder bevölkert wurde. Kurz vor dem Mord an Julius Cäsar wurde diese Stadt Korinth neu von Julius Cäsar gegründet. Er hat dort Veteranen angesiedelt, also Leute aus der röm. Armee, die pensioniert wurden. Auch die Freigelassenen, also ehemalige Sklaven, die aber die Würde eines Bürgers bekommen haben im röm. Reich. Und natürlich gingen viele Händler dort hin. So hat sich die Stadt in ein paar Jahrzehnten entwickelt. Zur Zeit von Paulus war Korinth flächenmässig die größte Stadt Griechenlands mit 4 km2 Fläche. Dort wohnten Abertausende von Leuten und wie gesagt hatten sie viele Tempel und viele Sklaven verkauft. Es gab große Gegensätze zwischen Arm und Reich und das schlimmste war, diese Stadt war bekannt als die Stadt der Prostitution. Im Altgriechischen kennt man ein Verb „korinthia zestai“, d.h. korinthisch leben und das bedeutete Hurerei treiben. Eine ganz schreckliche Stadt. Interessant ist, Paulus hat nicht gesagt, jetzt müssen die Gläubigen aus Korinth ausziehen, sondern sie sind da zum Glauben gekommen und die Gemeinde wurde in Korinth gegründet. Aber wir werden sehen, das hatte schon so seine Probleme.
Und noch ein wichtiger Punkt: Obwohl der 1. Korintherbrief sehr ausgeprägt örtliche Schwierigkeiten behandelt, richtet er sich ausdrücklich an alle Gemeinden auf der ganzen Welt. 1. Korinther 1, 2: „Der Gemeinde Gottes, die in Korinth ist, den Geheiligten in Christus Jesus, den berufenen Heiligen, samt allen, die an jedem Orte den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen, sowohl ihres als unseres Herrn.“ Also der Korintherbrief ist nicht nur für eine Gemeinde geschrieben, sondern für alle Gemeinden auf der ganzen Erde: „samt allen, die an jedem Ort den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen...“ Dieser Ausdruck ist also eine Umschreibung anderer Ortsgemeinden.
Die Ortsgemeinden waren charakterisiert, dass der Name von Jesus Christus angerufen wird. Es gibt ja Christen, und das ist übrigens eine Gefahr speziell unter messianischen Juden, die beten nur zum Vater. Das hängt natürlich, wenn nicht bewusst, so unbewusst damit zusammen, wenn Orthodoxe Juden in Israel hören, dass sie zu Jesus Christus beten, dann haben die ein Problem – aha, Jesus Christus wird so als Gott angebetet. Dort ist der Knackpunkt, wenn ein Jude glaubt, Jesus ist der Messias, dann kann der oberste Gerichtshof das noch verkraften. Sie sagen, es gab ja auch sonst immer Juden, die an falsche Messiasse geglaubt haben. Aber wenn sie sagen, Jesus Christus ist Gott, dann sind sie keine Juden mehr! Aber interessant, hier wird gesagt, die Gemeinden sind die, die an jedem Ort den Namen unseres Herrn Jesus anrufen, das meint also beten zum Sohn Gottes! Zum Vater beten, das ist klar, da haben wir genügend Stellen im NT, aber wir haben auch viele Stellen im NT, wo ausdrücklich zum Sohn gebetet wird. Beispielsweise betet Stephanus bei der Steinigung in Apostelgeschichte 7, 59: „Herr Jesus, nimm meinen Geist auf!“ Oder die Ältesten in Offenbarung 5, 9.10 fallen nieder vor dem Lamm Gottes und beten an: „... Du bist würdig, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen; denn du bist geschlachtet worden und hast uns für Gott erkauft, durch dein Blut, aus jedem Stamm und jeder Sprache und jedem Volk und jeder Nation und hast sie unserem Gott zu einem Königtum und zu Priestern gemacht, und sie werden über die Erde herrschen!“
Interessant ist eben, dass dieser Korintherbrief für alle Gemeinden geschrieben ist. Es ist auch deshalb interessant, weil man gerade vom 1. Korintherbrief dauernd Leute bei gewissen Abschnitten sagen hört, das war für Korinth damals und so. Ausgerechnet in diesem Brief steht, übrigens, der Brief gilt für alle Gemeinden auf der ganzen Welt! Nicht wahr, im Epheserbrief steht das nicht und im Kolosserbrief auch nicht. Aber ich habe noch nie jemanden gehört, der gesagt hat, der Kolosserbrief beziehe sich nur auf die damalige Situation in Kolossä, aber beim Korintherbrief schon. Genau da im Korintherbrief steht, der ist übrigens für alle gemeint und das finde ich ganz eindrücklich!
Die apostolische Lehre des Paulus wird hier verkündet, darum sagt in Vers 1: „Paulus, berufener Apostel Jesu Christi durch Gottes Willen...“ Diese apostolische Lehre hat eben nicht nur für Korinth Autorität, sondern für die ganze Welt. Und in 1. Korinther 4, 17 sagt Paulus: „Deshalb habe ich euch Timotheus gesandt, der mein geliebtes und treues Kind ist im Herrn; der wird euch an meine Wege erinnern, die in Christus sind, wie ich überall in jeder Versammlung lehre.“ Er lehrt nicht in der Gemeinde so und in der anderen Gemeinde so. Dann noch Kap 11, 16, dort geht es um Streit in der Gemeinde und Paulus sagt: „Wenn es aber jemand für gut hält, streitsüchtig zu sein, so haben wir solch eine Gewohnheit nicht, noch die Versammlungen Gottes.“ Also er verbindet sich mit allen Gemeinden auf der Welt und sagt, übrigens, wenn ihr da in Korinth streiten wollt, das ist überhaupt nicht auf unserer Linie, das ist auch nicht die Ansicht der weltweiten Gemeinden. Die Gemeinden Gottes wollen keinen Streit, das ist das Zeugnis der Christen, der Gemeinden! Und noch eine Stelle aus 1. Korinther 14, 33b. Im Grundtext gibt es ja keine Punkte und Kommas und in wenigen Fällen kann man das unterschiedlich setzten. Aber man sollte hier eigentlich so setzen: „Wie in allen Versammlungen (oder Gemeinden) der Heiligen, sollen eure Frauen schweigen in den Versammlungen (oder Gemeinden) ...“ Also dieser Ausdruck „wie in allen Versammlungen der Heiligen“ zeigt wieder: schaut hier, das ist etwas, was auf der Linie liegt von allen Gemeinden weltweit, es geht da nicht um Spezialfälle an einem Ort!
Zeit und Ort der Abfassung des 1. Korintherbriefes: Frühjahr 54 n.Chr. Es ist nämlich so, Paulus geht nach seinem Korinthaufenthalt nach Ephesus, Apostelgeschichte 19 erzählt, dass er drei Jahre dort gewirkt hat. Das war die längste Zeit an einem Ort, wo er gewirkt hat und am Ende dieses Wirkens schrieb Paulus den Korintherbrierf. In 1. Korinther 16, 8 sagt er: „Ich werde aber bis Pfingsten in Ephesus bleiben.“ Aus Apostelgeschichte 19 sehen wir, wie Paulus dann von Ephesus abreiste um das Pfingstfest in Jerusalem zu erleben. So können wir die Abfassung des Briefes am Ende dieser drei Jahre ansetzen und so kommen wir auf etwa Frühjahr 54 n.Chr.
Warum betone ich das so? Daraus wird mal klar, dass der 1. Korintherbrief ungefähr fünf Jahre nach der ersten Evangelisation in Korinth geschrieben wurde. Also, die am längsten Bekehrten in Korinth waren fünf Jahre gläubig. In 1. Korinther 14, 12 schreibt Paulus: „So auch ihr, da ihr um geistliche Gaben eifert, so sucht, dass ihr überströmend seid zur Erbauung der Versammlung.“ Es gibt Christen, die meinen, sie müssen 20 Jahre gläubig gewesen sein, bis sie in der Gemeinde endlich etwas weitergeben können. Aber Paulus erwartet von den Korinthern, von denen die am längsten Bekehrten erst fünf Jahre bekehrt waren, sie sollen darauf aus sein, dass sie überströmend sind zur Erbauung der Gemeinde. Das ist so, wie die Treibstacheln in Prediger 12, 11: „Die Worte der Weisen sind wie Treibstacheln, ...“ Das sind Stacheln, die man braucht, um den Rindern in den Hintern zu stechen, damit sie gehen; das ist so ein Rinderstachel. Wow, fünf Jahre bekehrt und sie sollten überströmend sein zur Erbauung der Gemeinde! Das ist eine Ermutigung zum eifrigen Bibelstudium, denn aus Nichts kommt nichts. Der Herr Jesus sagt in Johannes 14, 26, dass der Heilige Geist euch erinnern wird an alles, was ich euch gesagt habe. Der Heilige Geist erinnert uns an das, was wir schon mal gelesen haben, aber er erinnert uns nicht an Dinge, die wir noch nicht gelesen haben! So muss man die ganze Bibel durchstudieren, dann kann der Heilige Geist uns erinnern und so gebrauchen.
In 1. Korinther 16 erklärt Paulus, was seine Reiseziele sind. Er möchte von Ephesus durch Mazedonien reisen und dann nach Achaja kommen. Achaja ist die Provinz, in der diese Stadt Korinth war und dann wollte Paulus nach Jerusalem gehen. Wenn man das mit Apostelgeschichte 19 vergleicht, stimmt jeder Punkt genau überein. Es ist so schön, wenn man den 1. Korintherbrief in die Apostelgeschichte einbetten kann und das gilt auch für andere Briefe. Die Apostelgeschichte ist ganz wichtig, damit wir die neutestamentlichen Briefe richtig auf ihrem Hintergrund einbetten können. Dann verstehen wir auch besser, was der Inhalt dieser Briefe ist, wenn wir den Hintergrund aus der Bibel selbst sehen.
Warum hat Paulus den 1. Korintherbrief geschrieben? Stephanas, Fortunatus und Achaikus aus Korinth haben Paulus in Ephesus besucht, 1. Korinther 16, 15-18:
15. „Ich ermahne euch aber, Brüder: Ihr
kennt das Haus des Stephanas, dass es der Erstling von Achaja ist (das ist also
der Erste, der in dieser Provinz und Korinth zum Glauben gekommen ist) und dass
sie sich selbst den Heiligen zum Dienst verordnet haben-
16. Dass auch ihr euch solchen unterordnet und jedem, der mitwirkt und arbeitet.
17. Ich freue mich aber über die Ankunft von Stephanas und Fortunatus und Achaikus,
denn diese haben erstattet, was eurerseits mangelte.
18. Denn sie haben meinen Geist erquickt und den euren; erkennt nun solche an.
Also das sind drei Brüder, die auf Besuch gekommen sind und die hatten wohl schwere Sorgen. Paulus sagt nur, die haben mich glücklich gemacht, die haben mir ermutigt. Als solche sind sie auch in Korinth bekannt, sie haben auch euren Geist erquickt. Das waren also Brüder, die wirklich Verantwortung getragen haben in dieser Gemeinde, und die sind zu Paulus gekommen und haben ihm erzählt, was da alles auf ihnen lastet.
Die Hausgenossen der Chloe haben Paulus über Spaltungen in der Gemeinde informiert, 1. Korinther 1, 11: „Denn es ist mir von euch kund geworden, meine Brüder, durch die Hausgenossen der Chloe, dass Spaltungen unter euch sind.“ Wir wissen nicht, ob diese Hausgenossen zu Paulus auf Besuch gekommen sind oder ob sie einen persönlichen Brief geschrieben haben, aber sie haben Paulus berichtet, es steht gar nicht gut in Korinth, die haben da verschiedene Gruppierungen gebildet, die miteinander kämpfen. Was hier interessant ist, Paulus spricht dieses Problem der Spaltungen als erstes Problem im Brief ab Vers 10 an, aber er sagt auch, woher er die Informationen hat. Das ist so ein Schlüssel, wenn wir anderen etwas sagen: Ja, ich habe da Informationen, so und so, dann sollten wir auch sagen können, wie wir zu dieser Information gekommen sind. Das kann sehr gemein sein, wenn man so sagt: Ja gut, ich kann nicht sagen, es ist geheim, aber ich weiß einiges. Sieht man hier diese Transparenz, Paulus konnte grad sagen, also von dort habe ich die Quelle und wenn das nicht stimmt, könnt ihr dort nachfragen. Also Transparenz, Durchsichtlichkeit und in der Politik und im politischen Diskurs ist es eine Forderung bzw. ein für erstrebenswert gehaltener Zustand frei zugänglicher Informationen und stetiger Rechenschaft über Abläufe, Vorhaben und Entscheidungsprozesse. Also da muss man schon wirklich handfeste Gründe haben, warum man die Quelle nicht angeben kann. Wir sehen in diesen Beispiel Transparenz: Ich weiß das und ich weiß auch, woher ich es habe und ihr dürft es auch wissen, woher ich es haben. Nur so kann man offen miteinander reden!
Die Korinther haben Paulus selber mit konkreten Fragen bezüglich Ehe, Ehelosigkeit und Scheidung geschrieben und so gibt Kapitel 7 die Antwort auf ganz konkrete Fragen und Probleme, über die die Korinther selber geschrieben haben. Offensichtlich haben sie ihm auch über das Problem Götzenopfer geschrieben, denn in Kapitel 8 beginnt er: „Was aber die Götzenopfer betrifft, so wissen wir...“ Also offensichtlich haben sie das Thema Götzenopfer auch noch im Brief angetönt und nachdem der erste Punkt mit Ehe, Ehelosigkeit und Scheidung abgehakt ist, kommt er zum nächsten Punkt Götzenopfer. Interessant ist aber, das mit der Spaltung haben sie ihm nicht geschrieben! Und da merkt man auch ein bisschen etwas von einer verschleiernden Perspektive. Die haben gemerkt, wir haben da einige Fragen im Bezug auf Ehe und Götzenopfer, aber sie schreiben nicht über die Spaltungen, das musste Paulus eben über Chloes Hausgenossen erfahren. Und das zeigt, wie die Menschen sind, aber das soll keine Entschuldigung sein. Über diese Informationskanäle erfuhr Paulus von den zahlreichen Missständen in Korinth, die er durch den 1. Korintherbrief zu korrigieren suchte. In 1. Korinther 5, 1 schreibt Paulus: „Überhaupt hört man, dass Hurerei unter euch sei,...“ Also er sagt im Allgemeinen, dass man das hört. Aber er hat eben verschiedene Informationskanäle gehabt und in Kap 11, 18.19 schreibt er:
18. „Denn zuerst einmal, wenn ihr als
Versammlung zusammenkommt, höre ich, es seien Spaltungen unter euch, und zum Teil
glaube ich es.
19. Denn es müssen auch Parteiungen unter euch sein, damit die Bewährten unter euch
offenbar werden.“
Er hat auch da verschiedene Informationskanäle gehabt und eine wurde direkt genannt, die Hausgenossen der Chloe.
Was waren so die Missstände in der Gemeinde?
- Es gab Spaltungen, 1. Korinther 1, 10ff spricht darüber, auch Kap 3, 4 und Kap 11, 18.19.
- Es gab Eifersüchteleien und Streit, 1. Korinther 3, 3: „Denn da Neid und Streit unter euch ist, seid ihr nicht fleischlich und wandelt nach Menschenweise?“ Also Eifersucht in der Gemeinde ist ein schlimmes Übel. Das ist auch besonders schwierig, weil man es oft nicht so ganz greifen kann, man spürt es und kann es nicht unbedingt beweisen, aber es ist ein schlimmes Übel.
- Es gab Liebäugeln mit der Weisheit dieser Welt. Darum spricht Paulus dann so ausführlich über die Weisheit dieser Welt, die in Gottes Augen Torheit ist. Interessant, es gab ja nur wenig gut ausgebildete Leute in Korinth, und trotzdem war es offensichtlich ein Problem der Korinther im Allgemeinen, dass sie mit der Weisheit dieser Welt liebäugelten. Also, selbst die Leute, die nicht eine besondere Bildung hatten, fanden Bildung so super, wenn man gescheit drauflos schwatzen kann. Wir kommen darauf später zurück.
- Kritik an den verborgenen Gesinnungen des Apostels Paulus, 1. Korinther 4, 3-5:
3. „Mir aber ist es das Geringste, dass
ich von euch oder von einem menschlichen Tage beurteilt werde; ich beurteile mich
auch selbst nicht.
4. Denn ich bin mir selbst nichts bewusst, aber dadurch bin ich nicht gerechtfertigt.
Der mich aber beurteilt ist der Herr.
5. So urteilt nicht etwas vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch das Verborgene
der Finsternis ans Licht bringen und die Ratschläge der Herzen offenbaren wird;
und dann wird einem jeden sein Lob werden von Gott.“
Also die Korinther haben Paulus in Frage gestellt und haben ihm ungute Motive unterschoben usw. Aber Paulus sagt, die Motive im Herzen kennt nur Gott und ich bin sogar selber nicht über alles bewusst, und der Herr wird das einmal vor dem Richterstuhl ans Licht bringen! Aber ihr könnt ja nicht über Motive urteilen, über das, was verborgen ist.
- Ein Fall von schwerer Unzucht, 1. Korinther 5 und die Gemeinde hat daraus kein großes Problem gemacht, keine Gemeindezucht geübt. Und das ist der nächste Punkt:
- Fehlende Gemeindezucht, Kap 5.
- Rechtshändel unter Geschwister; 1. Korinther 6, 4-7:
4. „Wenn ihr nun über Dinge dieses Lebens
zu richten habt, so setzet ihr diese dazu, die gering geachtet sind in der Gemeinde.
5. Zur Beschämung sage ich’s euch. So ist nicht ein Weiser unter euch, auch nicht
einer, der zwischen seinen Brüdern zu entscheiden vermag?
6. Sondern es rechtet Bruder mit Bruder und das vor Ungläubigen!
7. Es ist nun schon überhaupt ein Fehler an euch, dass ihr Rechtshändel miteinander
habt.“
Es gab also Korinther, die haben andere Korinther in der Gemeinde vor die weltlichen Gerichte gezogen. Paulus sagt, das geht natürlich nicht, die Ungerechten, die gottlosen Heiden sollen über eure Dinge urteilen? Da muss die Gemeinde solche Konflikte lösen können. Natürlich geht er davon aus, dass alle diese Christen auch zur Gemeinde gehören und sich dem Urteil der Gemeinde unterstellen. Heute gibt es natürlich das Problem, da gib es Leute, die sagen, ich bin ein Christ, aber die Gemeinde hat mir sowieso nichts zu sagen und überhaupt, ich gehe in gar keine Gemeinde, und was soll das. Da wird es natürlich schwierig, oder? Aber Paulus betont, die Gemeinde muss Konflikte unter Geschwistern regeln können.
- Unklarheiten bezüglich Ehe, Ehelosigkeit, Kapitel 7.
- Unklarheiten im Zusammenhang mit Götzenopfer, Kap 8 und 10.
- Angriffe auf die apostolische Autorität des Paulus, Kap 9. Da haben sie echt die apostolische Autorität des Paulus in Frage gestellt und da merkt man etwas, das waren zum Teil freche Leute, die sich bekehrt haben. Manchmal ist von dieser Frechheit nach der Bekehrung immer noch was geblieben. Kann man sich das vorstellen, da kommt der Apostel Paulus, nimmt keinen Batzen an, missioniert in Korinth und die kommen zum Glauben. Dann stellen sie den Paulus in Frage, unterschieben ihm falsche Motive und stellen seine apostolische Autorität in Frage. Unerhört, oder? Aber Paulus hatte damit zu tun und jetzt verstehen wir, warum der Herr in Apostelgeschichte 18, 9 sagt: „Fürchte dich nicht, sondern rede und schweige nicht.“ Das waren also zum Teil recht schwierige Leute.
- Unwürdige Behandlung des Abendmahls, Kap 11, 20-34.
- Verwirrung bezüglich des Wirkens des Heiligen Geistes, Kap 12-14.
- Unordnung im Ablauf der Gemeindestunden, Kap 14, 26-33. Also so schlimm, dass Paulus erklären muss: Übrigens, wenn einer in der Gemeinde spricht, muss der andere schweigen, wenn ein anderer schon spricht. Also offensichtlich haben Leute in der Gemeinde gleichzeitig gesprochen, unglaubliches Chaos.
- Reden der Frauen in der Gemeinde, Kap 14, 34-40. Auch gab es das Problem, dass Frauen in der Gemeinde geredet haben.
- Gewisse Korinther leugneten die Auferstehung, Kap 15, 12. Da sagt er, wie kommt es, dass Gewisse unter euch sagen, dass es keine Auferstehung gibt. Und was ist mit denen passiert, hat er sich bekehrt oder nicht?
Die Missstände nahmen tendenziell zu, mit jeder Gemeindezusammenkunft wurde es schlimmer, Kap 11, 17: „Indem ich aber dieses vorschreibe, lobe ich nicht, weil ihr nicht zum Besseren, sondern zum Schlechteren zusammenkommt.“ Also eigentlich sollte es bei uns eine Besserung im Glauben geben, von einer Zusammenkunft zur nächsten. Das wäre das normale, geistliche, gesunde Wachstum. Aber er sagt, bei euch wird es mit jedem Zusammenkommen schlimmer. Ja, das war also der Anlass für den Brief, er hatte einige Gründe den Brief zu schreiben.
Nun kommen wir zum Aufbau des 1. Korintherbriefes in der Übersicht/Struktur: Wir haben die Einleitung gelesen, zuerst die Begrüßung, Kap 1, 1-3, dann der Dank für Gottes Werk in Korinth, Kap 1, 4-9. Paulus sagt, er dankt, dass das Zeugnis von Christus so befestigt ist unter den Korinthern und betont, wie sie in der Erkenntnis reich gemacht worden sind.
4. „Ich danke meinem Gott allezeit euretwegen
für die Gnade Gottes, die euch gegeben ist in Christus Jesus,
5. Dass ihr in ihm in allem reich gemacht worden seid, in allem Wort und aller Erkenntnis,
6. Wie das Zeugnis des Christus unter euch befestigt worden ist,
7. So dass ihr an keiner Gnadengabe Mangel habt, indem ihr die Offenbarung unseres
Herrn Jesus Christus erwartet,
8. Der euch auch befestigen wird bis ans Ende, dass ihr untadelig seid an dem Tag
unseres Herrn Jesus Christus.
9. Gott ist treu, durch den ihr berufen worden seid in die Gemeinschaft seines Sohnes
Jesus Christus, unseres Herrn.“
Also er beginnt mit einem Lob und wir würden doch denken, bei einer so chaotischen Gemeinde müsste man grad mal mit den Problemen beginnen, oder? Aber er kann wirklich noch mal das Gute zuerst sagen. Da handelt er, wie der Herr handelt! Wir sehen das auch in Offenbarung 2 und 3, wo der Herr zu den verschiedenen sieben Gemeinden spricht. Der Herr sucht immer am Anfang das Positive, das zu nennen gibt, lobt und dann kommt die Ermahnung. Wir sind oft so, wenn wir die negativen Dinge sehen, dann sehen wir nur noch diese Dinge und wir verlieren den Blick für das Gute. Aber so sollen wir lernen, es sind zwar nicht viele Verse mit Lob im Korintherbrief, aber er kommt sogar später noch dazu, dass er lobt, in Kap 11, 2: „Ich lobe euch aber, dass ihr in allem meiner eingedenkt seid und die Überlieferungen (Unterweisungen), wie ich sie euch überliefert habe, festhaltet.“ Er spricht dann über Kopfbedeckung usw und sagt also, ich lobe euch, dass ihr diese Dinge einhält. Obwohl sie nicht mal ganz wussten, was eigentlich der Sinn davon war, darum erklärt er es ihnen dann. Also, er kann loben, die Probleme verschließen nicht den Blick für Gottes Werk. Und das ist ganz wichtig, dass wir Gottes Werk in jedem Fall sehen und anerkennen können.
So, das ist die Einleitung und jetzt kommt ein erster Block mit dem Thema: Glauben und Denken. Da haben wir zunächst das Problem der Spaltungen in Korinth (Kap 1, 10-17), die Weisheit der Welt und die Weisheit Gottes (Kap 1, 18-2, 16), die fleischlichen Korinther und der Gott wohlgefällige Dienst (Kap 3, 1-4, 21). Es ist interessant, warum wird das Problem der Spaltung und das Problem der Weisheit der Welt so zusammen abgehandelt? Wir haben irgendwie das Gefühl, es ändert plötzlich ganz das Thema, zuerst spricht er über die Spaltung, über verschiedene Gruppierungen: Es gab eine Gruppe, die sagte, ich bin des Paulus. Eine andere sagte, ich gehöre zu Apollos, eine andere, ich gehöre zu Kephas (Petrus) und ein andere, ich gehöre zu Christus. Vier Gruppen gab es und dann spricht Paulus über die Weisheit der Welt. Nun, der Bezug ist ganz direkt! In Korinth gab es viele Philosophen und Pseudophilosophen, die versuchten den Leuten das Geld abzuzwacken und suchten so eine Jüngerschaft von Philosophenschülern hinter sich her zu ziehen. Das war das Übliche in der Stadt Korinth und so hatten die Gläubigen die Welt zum Vorbild. Da gibt es einen schlauen Kopf und dann diejenigen, die ihm nachplappern. Das ist eine Schule, da gibt es diese Gruppe und diese Gruppe und das haben sie gleich kopiert! Kap 1, 10-13:
10. „Ich ermahne euch aber, Brüder, durch
den Namen unseres Herrn Jesus Christus, dass ihr alle dasselbe redet und nicht Spaltungen
unter euch seien, sondern dass ihr in demselben Sinn und in derselben Meinung vollendet
seiet.
12. Ich sage aber dies, dass jeder von euch sagt: Ich bin des Paulus, ich aber des
Apollos, ich aber des Kephas, ich aber des Christus.
13. Ist der Christus zerteilt? Ist etwa Paulus für euch gekreuzigt, oder seid ihr
auf den Namen des Paulus getauft worden?“
Also es gab eine Gruppe, die sagte, wir sind Philosophenschüler von Paulus, das ist unser Favorit. Ein anderer sagt, wir sind Schüler von Apollos und andere eben von Petrus, obwohl Petrus unseres Wissens nach nie in Korinth war, Apollos schon. Und dann die allerschlimmsten, die sagten, wir gehören zu Christus. Ja also, verschiedene Schulen, sie machten genau das, was man in der Welt auch machte, sie kopierten das, was man in der Welt draußen hat. Und wo können wir das sehr gut aktualisieren? Viele haben sich überlegt, wie ist eine Firma erfolgreich und jetzt wissen wir, wie wir Gemeinde bauen müssen. Ja, wir müssen einfach die Prinzipien des Marketings übernehmen, so wie man eine funktionierende Firma aufbaut, so muss man eben auch eine Gemeinde aufbauen. Eine Firma klärt ab, was die Leute eigentlich wollen. Also gut, dann machen wir das. Man hat sich überlegt, was will Otto Normalverbraucher? Otto Normalverbraucher interessiert sich für diese Unterhaltung und der hat gerne Spaß und ab und zu noch etwas Tiefsinniges usw. Also muss man die Firma diesen Bedürfnissen von Otto Normalverbraucher anpassen. Und dann sagt man, was will eigentlich der kirchenferne Harry? Ja, der hört natürlich die gleiche Musik wie Otto Normalverbraucher, also muss der kirchenferne Harry eben diese Musik haben und da können wir mit den alten Kirchenliedern eben aufräumen. Und was möchte er sonst noch? Und so kopiert man die Methoden, die man eben in der Welt anwendet. Aber so war es genau da in Korinth und Paulus greift hier ein und zeigt, wie die ganze Weisheit dieser Welt bei Gott Torheit ist. Also, Spaltung und Weisheit der Welt, das gehört direkt zusammen!
Und noch etwas, Paulus war ja der Evangelist in Korinth, er sagt in Kap 3, 6, er habe gepflanzt. Apollos kam später nach Korinth, Apostelgeschichte 18, am Schluss sieht man das und dieser Apollos hat die Korinther im Glauben weitergeführt, Apollos war der Bibellehrer, kann man sagen. Und Petrus? Petrus war bekannt als Hirte, der Herr Jesus beruft in Johannes 21, 15-17 Petrus und sagt ihm, weide meine Lämmlein, hüte meine Schafe, weide meine Schafe. Und so merken wir, hier werden auch verschiedene Gaben gegeneinander ausgespielt: Ein Evangelist wird gegen einen Lehrer ausgespielt; ein Lehrer gegen den Hirten. Und was ist heute? Heute gibt es Leute, die sagen, was wir brauchen ist Evangelisation! Und das Bibelstudium zu machen, dafür haben wir keine Zeit, wir müssen evangelisieren, das ist wichtig. Andere sagen, nein, was soll evangelisieren, wir müssen Bibelstudium machen. Aber das ist falsch, beides kommt ja vom Herrn und der Herr hat nach Epheser 4, 11-16 die verschiedenen Gaben der Gemeinde gegeben: Evangelisten, Hirten und Lehrer! Alles kommt von ihm und da gibt es andere, die sagen, ja was sollen wir da Bibelstudium machen, es gibt so viele seelische Nöte in der Gemeinde, wir brauchen Seelsorge mit einer guten psychologischen Ausbildung. Aber merkt man, wie eben Dinge gegeneinander ausgespielt werden. Dabei hat der Herr eben Evangelisten gegeben, weil Evangelisation so grundsätzlich wichtig ist; er hat Lehrer gegeben, wie die biblische Lehre so grundsätzlich wichtig ist; er hat Hirten gegeben, um bei geistlichen Nöten und seelischen Problemen zu helfen und zu unterstützen. Die eine Begabung des Herrn, aber die dürfen wir nicht gegeneinander ausspielen! Und darum sind natürlich diejenigen, die sagen, wir gehören zu Christus, das sind Heuchler! Denn wenn sie Apollos, Paulus und Kephas ablehnen, dann lehnen sie auch den Herrn ab, denn er hat diese Brüder als Gabe für die Gemeinde gegeben!
Als nächstes kommt der Block Glaube und Ethik. Ja Ethik,
was soll man für ein besseres Wort nehmen, Ethik ist die Lehre von Recht und Unrecht.
Was ist gottgemäß? Was ist Sünde? Was ist Gerechtigkeit? Was ist richtig vor Gott?
In diesem Abschnitt geht es um Glauben und Moral nach Gottes Plan.
- Da haben wir in Kap 5, 1-13 zuerst Gemeindezucht bei schweren Sünden.
- Die Gemeinde als Entscheidungsinstanz in Streitfragen, Kap 6, 1-11.
- Ehe und Sexualität nach Gottes Plan, Kap 6, 12-7, 40.
- Das Problem der Götzenopfer, Kap 8, 1-13.
Aber sehen wir, da geht es überall um die Frage, was ist Recht und Unrecht? Was
ist Sünde nicht Nichtsünde?
Dann kommt der Punkt Glaube und Dienst für Gott:
- Autorität im Dienst, Kap 9, 1-27.
- Götzendienst, eine dämonische Gefahr für die Gemeinde, Kap 10, 1-11, 1.
- Die Stellung von Mann und Frau in der Schöpfung, Kap 11, 2-19.
- Das Abendmahl nach Gottes Gedanken, Kap 11, 20-34.
- Die Gaben und Wirkungen des Heiligen Geistes, Kap 12-14.
Dann der Punkt Glauben und Lehre. Anlass ist diese falsche Lehre in Korinth über die Auferstehung und da macht Paulus eine systematische Abhandlung über das Thema Auferstehung, Kap 15.
Zum Schluss der Epilog, Gottes zukünftiges Werk in Korinth, Kap 16, 1-18 und Grüße, Kap 16, 19-24.
Nun kommen wir zum Punkt einige Besonderheiten in diesem Brief. Jesus Christus ist HERR! Das ist eine ausgesprochene wichtige Botschaft dieses Briefes. Wir haben ja gesehen, der Brief beginnt schon an die Gemeinde Gottes in Korinth samt allen, die an jedem Ort den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen. Nicht einfach den Namen Jesus anrufen, sondern den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen, der, der die Autorität hat! Im griechischen Text kommt das Wort „Herr“ „kyrios“ allein im 1. Korintherbrief 69 mal vor, das ist nicht so eine schöne Zahl, 69, aber einmal sagt ja Paulus noch maranatha und das ist Aramäisch und bedeutet „Unser Herr kommt“. Mara heißt auch Herr auf Aramäisch und das ergibt 70x Herr. Daraus folgern wir: Die Anerkennung der Autorität des Herrn Jesus ist der Schlüssel zur Lösung aller Unordnung in der Gemeinde! Wenn wir uns unter sein Wort stellen, unter seine Autorität, dann können die Probleme gelöst werden. Das bedeutet konkret, Paulus beginnt: „Paulus, berufener Apostel Jesu Christi...“, d.h. die Autorität des Herrn anerkennen bedeutet, das apostolische Wort zu glauben und zu tun. Da sagen manche, natürlich anerkennen wir die Herrschaft des Herrn. Wie in diesem abscheulichen Artikel in „Aufatmen“. Da wurde Jesustreue gegen Bibeltreue ausgespielt. Man sagt, ach was, Bibeltreue, was wir brauchen ist Jesustreue! Aber wenn man das trennt, dann hat man das Christentum liquidiert, denn das Christentum ohne die Bibel, was ist das? Da kann man sogar bei Josephus Flavius noch etwas über Jesus Christus nachlesen, dass er historisch gelebt hat. Ja, wo haben wir die Lehre, was es heißt ein Christ zu sein? In der Bibel! Also, Jesustreue geht nicht ohne Bibeltreue! Darum müssen wir uns unter dieses apostolische Wort der Bibel stellen.
Dieser schöne Schluss in Kap 16, 21:
21. „Der Gruß mit meiner, des Paulus Hand.
22. Wenn jemand den Herrn Jesus Christus nicht lieb hat, der sei verflucht; Maranatha!“
Ja merken wir, wie diese Herrschaft des Herrn hier betont wird, und wenn jemand diesen Herrn, seine Autorität, nicht liebt, der kommt unter den Fluch Gottes! Und dann kommt dieser aramäische Ausdruck Maranatha.
23. „Die Gnade des Herrn Jesus Christus
sei mit euch!
24. Meine Liebe sei mit euch allen in Christus Jesus! Amen.“
Nun Maranatha ist Aramäisch, marana heißt „unser Herr“, mara heißt „Herr“ und atha heißt „kommt“. Also marana’tha, das wird gebunden in der Aussprache und dann ergibt es maranatha – unser Herr kommt! Es ist nicht unmöglich, dass man sagen kann maran’atha, dann heißt es, „der Herr kommt“ oder marana’tha, dann heißt es „unser Herr komme“ als Befehl. Aber es ist kein Wunsch, sondern eine Feststellung: Wenn jemand den Herrn Jesus Christus nicht lieb hat, der sei verflucht und dann die Feststellung: Unser Herr kommt!