Einführung in den 1. Korintherbrief – Teil 2/2

Roger Liebi

03.03.2007

BST Rickenbach, Schweiz

ID: 20253

 

Wir waren an dem Punkt „Einige Besonderheiten“. Das ist natürlich ein sehr subjektiver Abschnitt, weil jedem Bibelleser andere Besonderheiten ins Auge fallen. Darum nur einige Besonderheiten, aber es gibt noch viel mehr.

Wie wird die Gemeinde im ersten Korintherbrief dargestellt?  Das habe ich schon erklärt, Kapitel 1, 2 die Gemeinde ist die Gemeinde Gottes. Dann wird sie Gottes Ackerfeld genannt (Kapitel 3, 9). Das steht im Zusammenhang mit diesen Versen davor, der Apostel Paulus sagt, es ist völlig unsinnig, dass ihr verschiedene Philosophenschulen bilden wollt in der Gemeinde. Apollos gegen Paulus ausspielen wollt. Er sagt in Kap 3, 5-7:

5. „Wer ist denn Apollos? Und wer Paulus? Diener, durch welche ihr geglaubt habt, und zwar wie der Herr einem jeden gegeben hat.

6. Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen, Gott aber hat das Wachstum gegeben.

7. Also ist weder der da pflanzt etwas, noch der der begießt, sondern Gott, der das Wachstum gibt.“

Die Gemeinde von Korinth wird als ein Acker gesehen: Paulus hat als Evangelist gepflanzt und Apollos als Lehrer begossen. Aber so wie Bauern keinen Einfluss auf das Wachstum haben, so hatten sie auch keinen Einfluss. Gott hat das Wachstum gegeben, und das müssen wir auch wieder betonen bei den heutigen starken Trends. Wir können das Wachstum nicht bewirken, es ist Gott, der das Wachstum bewirkt, wir können einfach treu das tun, wozu der Herr uns berufen hat. Ich habe hier den Gottesnamen speziell in meiner Bibel angemerkt. Ich mache das immer, möglichst alle Gottesnamen in der Bibel speziell anmerken: „Gott, der das Wachstum gibt“! Das ist eine Bezeichnung für Gott.

8. Der da pflanzt und er da begießt sind eins; ein jeder aber wird seinen Lohn empfangen nach seiner eigenen Arbeit.

Also Paulus sagt, ich habe kein Problem mit Apollos. Wir sind eins. Ich mache meine Arbeit und er macht seine Arbeit. Also ihr könnt uns gar nicht gegeneinander ausspielen und welche Hochachtung Paulus von Apollos hatte, sehen wir auch zum Beispiel in Kapitel 16 Vers 12: „Was aber den Bruder Apollos betrifft, so habe ich ihm viel zugeredet, dass er mit den Brüdern zu euch komme; und er war durchaus nicht willens, jetzt zu kommen, doch wird er kommen, wenn er eine gelegene Zeit finden wird.“ Also, Paulus hat ihn vollkommen respektiert, dass er als Diener vor dem Herrn steht. Er hat ihm zwar nahegelegt, es wäre doch vielleicht gut, wenn du gehen würdest und er hatte nicht diese Überzeugung und er hat ihn nicht irgendwie apostolisch unter Druck gesetzt, sondern er hat gesagt, gut er kommt, wenn er es für richtig ansieht. Also schön, wie der Apostel Paulus andere Diener, die selber kein Apostel waren, in ihrem Dienst und ihre Verantwortung vor Gott so respektiert hat. Und das ist ein wichtiges Prinzip, der Apostel Paulus sagt in Römer 14, 4: „Was richtest du den Hausknecht eines anderen?…“ Also was den Dienst anderer Brüder und Schwestern anbetrifft, da stehen sie zunächst einmal persönlich vor dem Herrn. Da müssen wir aufpassen, dass wir da nicht einfach hineinschwatzen und in Johannes 21, 22, als Petrus sagt: „Herr, was soll aber dieser?“ sagt der Herr: „Was geht das dich an? Folge du mir nach.“ Also jeder steht als Diener vor dem Herrn und der Apostel Paulus hat sogar Apollos so geachtet und er war mit ihm eins, und man konnten sie nicht gegeneinander ausspielen. Wunderbar. Obwohl solche Machtkämpfe da waren, hätte man denken können: Ha, jetzt könnte ich vielleicht ein bisschen mehr Einfluss in Korinth kriegen, wenn ich das so und so mache. Überhaupt nicht. Also diese Spaltungen haben Paulus in seinem Verhältnis zu Apollos gar nicht beeinflusst. Da sieht man seine geistliche Haltung, aber dann sagt er weiter, in Vers 8b: „jeder wird seinen eigenen Lohn empfangen nach seiner eigenen Arbeit.“ Gott wird jeden Gläubigen für seinen Dienst belohnen!

Dann wird die Gemeinde als Gottes Bau beschrieben, Kap 3, 9. Und da erklärt Paulus, er war in dieser Weise Architekt, der den Grund gelegt hat. Dieser eine Grund ist Jesus Christus, das Felsfundament nach Matthäus 16, 18 „auf diesen Felsen [das ist Jesus Christus] werde ich meine Gemeinde bauen.“ Petrus sagt in Matthäus 16, 16: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Jesus antwortet im Vers 18: „Du bist Petrus und auf diesem Felsen (also der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes) werde ich meine Gemeinde bauen...“ Also er sagt, du bist petros, ein Stein, und auf diesen Felsen, gleich petra, werde ich meine Gemeinde bauen. Nicht Petrus ist der Fels, sondern Petrus ist ein Stein. Der Fels, das ist der Christus. Schon im AT wird Gott als Fels bezeichnet, also er ist der Grund. In Kap 3, 16 heißt es: „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?“ Die Gemeinde als Gottes Tempel, das ist dieser Bau.

Weiter wird die Gemeinde als Leib Christ bezeichnet. In Kap 12 wird dieses Thema, die Gemeinde als Leib ausführlich in Verbindung mit den Gaben und Wirkungen des Geistes dargestellt. Kap 12, 12:

12. „Denn gleichwie der Leib einer ist und viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich viele, ein Leib sind: so auch der Christus.
13. Denn auch in einem Geiste sind wir alle zu einem Leibe getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geiste getränkt worden.“

Also die Gläubigen gehören als Glieder zu diesem einen Leib. Und wie sind sie dazugekommen? Durch die Taufe mit dem Heiligen Geist. Wir sehen also, das, was als Geistestaufe bezeichnet wird, angeblich ein zweites Erlebnis oft mit ekstatischen Auswirkungen, hat mit der Bibel überhaupt nichts zu tun. Der Apostel Paulus sagt von allen Gläubigen in Korinth, und er schließt sich selbst mit ein, obwohl er nicht Korinther war – wir sind alle zu einem Leib getauft worden, in einem Geist! Das heißt der Prozess, dass aus einem Menschen ein Glied am Leib Christi gemacht wird, das ist die Taufe mit dem Heiligen Geist. Das Hineinführen in den Leib Christi, das ist die Taufe mit dem heiligen Geist!  Paulus betont: es seien Juden oder Griechen, beide Gruppen gab es in Korinth, Sklaven oder Freie, das war diese ganze Spannung zwischen den unterschiedlichen sozialen Schichten. Aber gerade diese Unterschiede werden im Leib Christi vereinigt und zusammengefügt. Und interessant ist nun, wie wird dieses Gebilde genannt? Der Christus! Vers 12: „Denn gleichwie der Leib einer ist und viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich viele, ein Leib sind: so auch der Christus.“

Der Titel für den Herrn Jesus, der Christus, wird hier für die ganzen Leib gebraucht! Also der Leib Christie, der alle Erlösten umfasst, wird hier der Christus genannt! Jetzt versteht man, was Paulus in Kapitel eins meinte, als er von den verschiedenen Gruppen sprach, sagte in Vers 12: „Ich sage aber dieses, dass ein jeder von euch sagt: Ich bin des Paulus, ich aber des Apollos, ich aber des Kephas, ich aber Christi. Ist der Christus zerteilt?“ Und er meint, ist der Leib Christi in verschiedene Teile zerschnitten? Natürlich nicht, das ist ein Leib! Also, dann dürft ihr auch nicht solche Spaltungen haben. Das ist die Bedeutung, der Christus, das ist der Leib Christi, die Gläubigen organisch verbunden mit ihrem Herrn! Im Kolosserbrief 1, 18 wird dann ausdrücklich Christus das Haupt des Leibes genannt. Also, es ist nicht die Königin von England, ja, sie ist offiziell das Haupt der Church of England. Aber dann macht sie den Platz des Sohnes Gottes streitig! Gut, das ist jetzt eine andere Frage, ob die Church of England die Gemeinde Gottes ist. Das ist ein Verein und da gibt es viele echte Gläubige, aber man kann nicht die Church of England mit der Gemeinde Gottes in eins setzen. Aber das Haupt ist Christus, Kolosser 1, 18: „Und er ist das Haupt des Leibes, der Gemeinde...“ 

Weiter heißt es, der Leib Christi ist nicht die örtliche Gemeinde. Apostel Paulus sagt in Kapitel 12, 13: „Denn auch in einem Geiste sind wir alle zu einem Leibe getauft worden, ...“ Er schließt sich mit ein, obwohl er nicht zu Korinth gehörte. Denn der Leib Christi ist überörtlich und umfasst alle wahren Gläubige. Nun könnte jemand sagen, aber es steht doch in 1. Korinther 12, 27: „Ihr aber seid Christi Leib, und Glieder im Einzelnen.“ Nun ist es ganz wichtig, hier steht nicht im Griechischen, ihr seid der Leib Christi, der Artikel fehlt. Es steht „ihr aber seid Christi Leib“. Das heißt nicht, die Korinther sind der Leib Christi, aber alle Korinther gehörten zum Leib Christi. Und der Leib Christi war in Korinth sichtbar durch die örtliche Gemeinde, aber man kann nicht sagen, die Korinther Gemeinde ist der Leib Christi. Es gibt nicht verschiedene Leiber Christie, sondern nur einen Leib, der alle Gläubigen auf der ganzen Erde umfasst. Und darum ist der Gedanke sehr wichtig: Wir haben im ersten Korintherbrief zwar die Ortsgemeinde vor uns, aber verbunden mit allen Gemeinden auf der ganzen Welt, wie wir schon gesehen haben.

Nun zur Lehre über Christus im Korintherbrief. Wir haben gesehen, wie der Herr Jesus bereits in Kapitel 1, 2 unser HERR genannt wird, das ist seine Autorität. Dann wird er der Sohn Gottes genannt. Kapitel 1, 9 „und wir sind in die Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus berufen.“ In Kapitel 1, 24 wird der Herr Jesus die Gottes Kraft und auch Gottes Weisheit genannt! In Kapitel 1, 30 wird er genannt Weisheit von Gott, Gerechtigkeit, Heiligkeit und Erlösung! Für die wahren Gläubigen ist der Herr Jesus Weisheit von Gott, Gerechtigkeit, Heiligkeit und Erlösung. Dann haben wir gesehen, er ist das einzige Fundament der Gemeinde in Kapitel 3, 11.

Er ist der Richter der Gläubigen! Paulus sagt in Kapitel 4, 5, nachdem er erklärt hat, dass die Korinther ihn nicht in seinen verborgenen Motiven beurteilen können: „So urteilt nicht irgendetwas vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch das Verborgene der Finsternis ans Licht bringen und die Überlegungen der Herzen offenbaren wird; und dann wird einem jeden sein Lob werden von Gott.“ Also der Herr Jesus wird einmal das Verborgene ans Licht bringen im Himmel vor dem Richterstuhl Christie, und da wird er sogar unsere Absichten, die wir vielleicht gar nicht umsetzen konnten, ans Licht bringen, die verborgenen Ratschläge des Herzens! Und dann wird ermutigend gesagt: „...und dann wird einem jeden sein Lob werden von Gott.“ Nicht nur für das, was wir getan haben für den Herrn, sondern auch für die Absichten, Pläne, die wir für den Herrn hatten. Und er weiß, wo wir können und wo wir nicht können und sogar die Absichten werden einmal ans Licht kommen. Er ist der Richter, der die Motive der Gläubigen einmal gerecht beurteilen und auch belohnen wird.

Dann ist der Herr Jesus weiter nach Kapitel 5, 7b unser Passah! „Denn auch unser Passah, Christus, ist für uns geschlachtet.“ Er spielt hier auf die Passahfeier an, er sagt in Vers 7a: „Fegt den alten Sauerteig aus, damit ihr ein neuer Teig seiet, wie ihr ungesäuert seid.“ Sauerteig ist in der Bibel durchwegs in jeder Stelle negativ, es ist ein Bild der Sünde, das ansteckt. Nicht wahr, wenn man frischen Teig hat und ein bisschen Sauerteig dazu setzt, dann geht er Säuerungsprozess durch den ganzen Teig hindurch. Und beim Passah in Ägypten mussten die Israeliten allen Sauerteig aus den Häusern entfernen und nur ungesäuertes Brot essen, zusammen mit dem Passahlamm! Und das sollte zeigen, was eine echte Bekehrung ist und die Befreiung, übertragend, aus der Knechtschaft der Welt und des Satans.

Christus ist unser Erlöser, sein Blut rettet uns vor Gottes Zorn, aber wir müssen die Sünde aus unserem Leben durch Buße und Reue entfernen! Allen Sauerteig hinaustun. In 1. Korinther 5 ging es darum, dass schwere Sünde in der Gemeinde toleriert wurde. Dort sagt der Apostel Paulus, ihr müsst wie beim Passah allen Sauerteig hinausfegen! Im Judentum geht man vor dem Passah mit einer Lampe durch das ganze Haus und sucht überall, wo man noch Brotsamen vom Sauerteig findet, und alles muss hinausgefegt, hinausgeputzt werden. Das war übrigens auch eine wunderbare Einrichtung für Israel auch als Schutz gegen die Pest. So musste man einmal im Jahr eine totale Frühlingsreinigung durchführen, sogar bis keine Speisereste, die Mäuse und Ratten anziehen. Die bringen ja diese Pesterreger mit. So hatte natürlich Israel gegenüber den anderen Völkern durch diese Hygienemaßnahme einen Vorteil. Aber nun, hier geht es um die Gemeinde, aller Sauerteig muss hinaus, Sünde darf in der Gemeinde nicht einfach stehengelassen werden. Es ging da um Unzucht, also um handgreiflich schwere Sünde. In 1. Korinther 4 sagt Paulus, ihr dürft nicht meine Motive richten und in Kap 5 sagt er, ihr müsst diesen Hurer richten und hinaustun. Ist das nicht ein Widerspruch? Nein, Motive, die verborgen sind, die können wir nicht richten, weil wir nicht in die Herzen der Menschen hineinschauen können. Aber das, was jemand tut, das müssen wir richten. Also wenn jemand in der Gemeinde Ehebruch begeht, dann muss die Gemeinde handeln und den Sauerteig entfernen, das heißt, den Schuldigen ausschließen, bis er zur Buße kommt. Das leitet der Apostel Paulus ab aus dem Passah, wo man den Sauerteig hinaustun muss. Er sagt in Vers 8: „Darum lasst uns Festfeier halten, nicht mit altem Sauerteig, auch nicht mit Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern mit Ungesäuertem der Lauterkeit und Wahrheit.“ Nicht wahr, ungesäuertes Brot ist wahres Brot. Gesäuertes Brot lügt, denn es täuscht mehr vor, als wäre mehr da als was da ist. Das ist verlogenes Brot und darum werden die Matzen hier „Brot der Lauterkeit und Wahrheit“ genannt. Das ist echt, ganz flach, aber es ist echt! Also Kap 4 ist sehr wichtig, Motive in den Herzen anderer können wir und dürfen wir nicht richten, aber Taten, über die müssen wir urteilen, da wo es konkret ist. In Kap 5, 12.13 sagt Apostel Paulus: „Denn was habe ich die zu richten, die draußen sind?“ Also im Blick auf die Ungläubigen draußen haben wir keine Verantwortung, „Ihr, richtet ihr nicht die, die drinnen sind? Die aber draußen sind, richtet Gott, tut den Bösen von euch selbst hinaus.“

Dann wird Christus als der Schöpfer aller Dinge beschrieben in Kap 8, 6: „so ist doch für uns ein Gott, der Vater, von dem alle Dinge sind, und wir durch ihn, und ein Herr, Jesus Christus, durch den alle Dinge sind, und wir durch ihn.“ Von Gott dem Vater sind alle Dinge und durch den Herrn Jesus Christus sind alle Dinge. Das bedeutet, die Pläne für die Erschaffung der Welt kommen vom Vater aber der Sohn hat es persönlich ausgeführt. Darum wird auch in Johannes 1, 3 gesagt von dem Wort, das im Anfang bei Gott war: „Alles wurde durch dasselbe, und ohne dasselbe wurde auch nicht eins, das geworden ist.“ Alles, was je ins Dasein gekommen ist, ist durch den Sohn Gottes erschaffen worden. Durch ihn sind alle Dinge, aber die Pläne sind vom Vater. Es ist wie in der Erlösung: Die Erlösung war geplant vom Vater, Vater hat nach Epheser 1, 4.5 die Gläubigen auserwählt und zuvorbestimmt, aber der Herr Jesus ist in die Welt gekommen, um stellvertretend zu sterben. Nicht der Vater hat am Kreuz gelitten, sondern der Sohn. Also der Vater fasst die Ratschlüsse, der Sohn führt sie aus, und übrigens in der Kraft des Heiligen Geistes. Denn in Hebräer 9, 14 lesen wir, dass der Herr Jesus sich selbst geopfert hat durch den Ewigen Geist. Auch in Hiob 33 wird der Heilige Geist als Schöpfer bezeichnet. Elihu sagt in Vers 4: „Der Geist Gottes hat mich gemacht, ...“ Also der Herr Jesus hat in Verbindung mit der Kraft des Heiligen Geistes auch erschaffen.

Der Herr Jesus ist der Fels, 1. Korinther 10, 4. Paulus erzählt die Geschichte von dem Auszug aus Ägypten, wie das Volk durch das Rote Meer gegangen ist, und wie sie dann Wasser aus dem Felsen bekommen haben, das Manna aus dem Himmel. Und dann erklärt er in Kap 10, 4 am Schluss „... Der Fels aber war der Christus.“ Das bedeutet, der Fels dort in 2. Mo 17 ist ein Symbol für Christus. Gut, jetzt könnte Luther gesagt haben: Ja, dieser Fels war Christus, es steht ja hier, „der Fels war Christus“. Nein, der Fels bedeutete Christus! Aber hier steht, es war Christus! Darum hat ja Luther gesagt, „dies ist mein Leib“ (1. Korinther 11, 24) – und Zwingli sagt, nein, es bedeutet mein Leib. Aber hier hätte Luther auch sagen können, es steht, „der Fels aber war der Christus“. Ja, aber diese Ausdrucksweise hat den Sinn, es „bedeutet“. Darum steht auch in Galater 4, 25: „Denn Hagar ist der Berg Sinai in Arabien...“ War Abraham mit einem Berg verheiratet? Nein, das war eine ägyptische Magd und ihre symbolische Bedeutung als Sklavin ist die gleiche Bedeutung wie dieser Bund am Sinai, der eben Israel zu Sklaven Gottes machte. Hagar war der Berg Sinai, hat den Sinn, Hagar bedeutete das gleiche wie der Berg Sinai. Hier bedeutete dieser Fels Christus. Aber dieser Fels ist ja eigenartig, es steht in 1. Korinther 10, 4: „...denn sie tranken aus einem geistlichen Felsen, der sie begleitete...“ Können Felsen gehen? Nun, des Rätsels Lösung ist diese, 2. Mo 17, Mose schlägt den Felsen und es kommt Wasser heraus, das ganze Volk trinkt. Aber dieses Wasser wurde zu einem Strom und floss in die Sinaiwüste, so dass Israel während der Wüstenreise mit diesem Wasser versorgt wurde, auch als sie weitergingen. Das steht in Psalm 105, 41: „Er öffnete den Felsen, und es flossen Wasser heraus; sie liefen an dürren Orten wie ein Strom.“ Das war kein Bächlein, ein Strom! Und so folgte der Fels ihnen nach, indem das Wasser mit ihnen ging!

Was nun wichtig ist, der Apostel Paulus überträgt diese Geschichte geistlich, er nennt diesen Trank aus den Felsen einen geistlichen Trank, weil er eine geistliche Bedeutung hat. Nach Johannes 7, 37 spricht das von der Erfrischung durch den Heiligen Geist. Das Manna aus dem Himmel nennt er eine geistliche Nahrung, denn das Manna aus dem Himmel spricht von dem Herrn Jesus Christus, dem Brot aus dem Himmel (Johannes 6). Und der Fels spricht eben von dem Herrn Jesus, der geschlagen werden musste, damit der Heilige Geist kommen konnte, um uns Gläubige zu tränken. In 1. Korinther 12, 13 haben wir gelesen, wir sind alle getränkt worden mit einem Geist. Aber hier wird gezeigt, wie wir das AT lesen müssen! Das hat alles zur wörtlichen Bedeutung auch geistliche Bedeutung hinzu!

In Kap 11, 4 wird Christus das Haupt jedes Mannes genannt. In 15, 20 ist er der Erstling der Entschlafenen, also der erste, der auferstanden ist aus den Toten und nicht mehr stirbt. Es gab schon Leute, die sind vorher auferstanden, wie z.B. Lazarus usw, aber sie sind alle wieder gestorben. Es gilt so, wie in den Märchen am Schluss „wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute“. Aber es ist tatsächlich so, dass Lazarus nicht mehr da ist. All die Auferstandenen, die sind wieder gestorben, ein zweites Mal. Aber der Herr Jesus ist der Erstling, der auferstanden ist, und nicht mehr stirbt.

Dann wird er der letzte Adam, ein lebendigmachender Geist genannt (15, 45), das habe ich heute Morgen schon behandelt. Er wird genannt der zweite Mensch vom Himmel (15, 47). Adam war der erste Mensch von der Erde, der die Menschheit in die Sünde geführt hat und Christus ist der Retter, der vom Himmel gekommen ist, und er wird genannt der Himmlische (15, 48). 

Dann lernen wir aus dem Korintherbrief, dass das AT für uns Christen geschrieben worden ist! In 1. Korinther 10, 6 nachdem so über die Geschichte Israels berichtet wird, heißt es: „Diese Dinge aber sind als Vorbilder für uns geschehen, damit wir nicht nach bösen Dingen begehren, wie auch jene begehrten.“ Da wird also ganz klar gesagt, das AT ist für die Gemeinde geschrieben! Wenn wir denken, es ist doch verheerend, wie in den Gemeinden weltweit oft das AT einfach keine Bedeutung hat. Völlig vernachlässigt wird, wie das AT sei für Israel und das NT für die Gemeinde. Gar nicht wahr! Der Apostel Paulus sagt, es ist für uns geschrieben, aber die Gemeinde ist nicht unter dem Gesetz, sondern das ganze AT hat eine geistliche Bedeutung und Belehrung für uns. Das Passah spricht von Christus, der geistliche Trank spricht von dem Heiligen Geist, die geistliche Speise vom Himmel, das Manna, spricht von dem Herrn Jesus, unserer Nahrung, der Fels spricht von ihm, dem Felsen, usw. Weiter heißt es in 1. Korinther 10, 11: „Alle diese Dinge aber widerfuhren jenen als Vorbilder und sind geschrieben worden zu unserer Ermahnung, auf die das Ende der Zeitalter gekommen ist.“ Also Mose hat die Bücher Mose zu unserer Ermahnung geschrieben, das steht hier. Oder 1. Korinther 9.9:

9. „Denn in dem Gesetz Moses steht geschrieben: Du sollst dem Ochsen, der drischt, nicht das Maul verbinden. [Das ist ein Zitat aus 5. Mo 25, 4.] Ist Gott etwa um die Ochsen besorgt?
10. Oder spricht er nicht durchaus unseretwegen? Denn es ist unsertwegen geschrieben, dass der Pflügende auf Hoffnung pflügen und der Dreschende auf Hoffnung dreschen soll, um daran teilzuhaben.“

Der Apostel Paulus sagt, im Gesetz steht, ein Ochse, der drischt, der da über die Getreidehalme geht, um auszudreschen, den durfte man den Mund nicht verbinden. Das heißt, der durfte zwischendurch auch etwas fressen. Nun sagt er, das ist aber wegen uns geschrieben und er erklärt in diesem Kapitel, Evangelisten, so wie er, dürfen vom Evangelium leben. Das heißt, wenn der Herr sie berufen hat zu einem vollzeitigen Dienst, dann ist es richtig, wenn sie von diesem Dienst auch leben dürfen. Das leiten wir ab von dem Grundsatz aus dem Gesetz „Du sollst dem Ochsen das Maul nicht verbinden“. Es ist wegen uns geschrieben! Da sehen wir, wie sogar die Details im Gesetz eine geistliche Bedeutung für uns heute haben. Das AT ist für uns Christen geschrieben worden, aber wir müssen es richtig gebrauchen. Wir müssen dem AT nicht die Christen unter das Gesetz von Sinai bringen, sondern wir müssen die geistliche Bedeutung für uns herausarbeiten.

Dann eine sehr spezielle Besonderheit: Der 1. Korintherbrief ist der einzige Brief, der das Thema Abendmahl abhandelt. Sonst wird das Abendmahl nur behandelt bei der Einsetzung im Matthäus-, Markus- und Lukasevangelium. Nun wird es behandelt im 1. Korintherbrief 10, 14-22 in Verbindung mit dem Tisch des Herrn und Kap 11, 20-34. Es hätte jemand auf die Idee kommen können: Das Abendmahl ist eigentlich nur für Juden, für jüdische Gläubige, denn der Herr hat es ja im Kreis der Apostel, die alle Juden waren, eingesetzt. Nun, gerade der 1. Korintherbrief macht deutlich, dass das Abendmahl für die Gemeinde ist, denn hier haben wir eine Gemeinde, wo die meisten Nichtjuden waren, und zwar bestehend aus gläubigen Juden und Heiden. Was auch klar wird: Das Abendmahl gehört in die örtliche Gemeinde, es ist keine Familienangelegenheit! Wenn wir als Familie in den Ferien denken, jetzt könnten wir mal Abendmahl feiern – wir sind keine Gemeinde, wir sind eine Familie. Der 1. Korintherbrief, der die Gemeinde abhandelt, bringt das Abendmahl in Verbindung mit Zusammenkünften der Gemeinde in Korinth. In 1. Korinther 11, 20 sagt Paulus: „Wenn ihr nun an einem Ort zusammenkommt, so ist das nicht des Herrn Mahl essen.“ Also die Korinther kommen an einem Ort als Gemeinde zusammen und sie haben das Abendmahl ganz falsch gefeiert. Aber es gehört eben dorthin, in die Gemeinde.

Dann haben wir als hervorzuhebende Besonderheit die eindrückliche Beschreibung der Liebe, 1. Korinther 13. Eine so tiefbewegende Beschreibung, was echte Liebe ist. Und für Liebe steht hier ja immer das Wort agape. Ein Wort, das die alten Griechen kaum verwendeten. Man hat sogar lange Zeit in der Forschung gemeint, agape sei eine Erfindung, die eigentlich noch bei den alten heidnischen Griechen gar nicht bekannt war. Aber dann hat man schließlich doch Inschriften entdeckt, wo das Wort agape vorkommt. Es war ein Wort, das offensichtlich sehr selten verwendet wurde. In den Inschriften ist natürlich nur ein Teil von den Wörtern, die jemals gebraucht wurden, überliefert. Aber dieses seltene Bezeugen zeigt, das Wort wurde offensichtlich auch selten gebraucht. Aber im NT wird es das Wort für die Liebe Gottes! Der Heilige Geist wollte ein Wort verwenden, das nicht irgendwie belastet war durch falsche heidnische Vorstellung von Liebe. Nicht wahr, es gab ja das Wort philia, das mehr Liebe meint zu solchen, die eigentlich zur gleichen Kategorie gehören. Liebe zu Freunden, ... eben solche, die einem irgendwie passen und von der gleichen Kategorie sind. Dann gibt es das Wort eros, das kann einfach Liebe im allgemeinen Sinn bedeuten, aber auch bis zur perverser Liebe. Das Wort war also sehr belastet. Es konnte positiv verwendet werden aber es war so belastet und darum hat der Heilige Geist es kein einziges Mal im NT verwendet. philia verwendet er und eros nie. Dann gab es das Wort storge, das ist speziell Liebe von Eltern zu Kindern und Kindern zu Eltern. Das wird in 2. Tim 3, 3 gebraucht, wo es heißt, in der Endzeit werden die Menschen ohne natürliche Liebe sein. Im Zusammenhang mit Abtreibung ist das sehr erschreckend aktuell, die fehlende natürliche Liebe. Aber für die Liebe Gottes das Wort agape, ein Wort, das völlig unbelastet war und darum gefüllt werden konnte mit dem Inhalt, das ist die Liebe, die in Gott ist, die Gottes Wesen ist, „Gott ist Liebe“, sagt 1. Johannes 4, 8.

Die Liebe wird in 1. Korinther 13, 4 so beschrieben und jedes Mal steht agape:

4. „Die Liebe ist langmütig, ist gütig; die Liebe neidet nicht, die Liebe tut nicht groß, sie bläht sich nicht auf,
5. Sie gebärdet sich nicht unanständig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu,
6. Sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sondern sie freut sich mit der Wahrheit,
7. Sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erduldet alles.
8. Die Liebe vergeht niemals; ...“

Dann etwas Besonderes in diesem Brief, es wird von dem Geheimnis der Entrückung gesprochen. Händel hat diese Stelle so schön in „Messias“ vertont. 1. Korinther 15, 51:

51. „Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden zwar nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden,
52. In einem Nu, in einem Augenblick, bei der letzten Posaune; denn posaunen wird es, und die Toten werden auferweckt werden unverweslich, und wir werden verwandelt werden.“

Ein Geheimnis im NT ist eine Wahrheit, eine göttliche Offenbarung, die im AT noch unbekannt war. Das sehen wir aus Epheser 3, dort wird von dem Geheimnis des Leibes gesprochen und da erklärt Paulus in Vers 5, das war in früheren Generationen, in den früheren Zeitaltern den Menschen nicht kundgetan worden, wie es jetzt durch den Heiligen Geist seinen Aposteln und Propheten mitgeteilt wurde. So haben wir in den Paulusbriefen acht verschiedene Geheimnisse und eins davon ist das Geheimnis der Entrückung. Man muss also die Entrückung der Gemeinde nicht im AT suchen, sie war ein Geheimnis, aber jetzt ist sie geoffenbart. Übrigens hat die letzte Posaune hier in Kap 15, 52 nichts mit den sieben Posaunen in der Offenbarung zu tun, die in der großen Drangsalszeit nach der Entrückung ertönen werden. Nun, der Apostel Paulus sagt verwandelt, „in einem Nu, in einem Augenblick, bei der letzten Posaune“. Bei der letzten Posaune, ist das keine Anspielung auf die siebte Posaune? Nein, die Korinther kannten das noch nicht! Die Offenbarung wurde ja erst 95 n. Chr. geoffenbart und der 1. Korintherbrief 54 n. Chr. Also die letzte Posaune muss etwas Bekanntes sein! Im römischen Heerwesen kannte man die letzte Posaune. Die erste Posaune bedeutete „das Lager abbrechen“. Die zweite Posaune „in Reih und Glied aufstellen“ (6er-Reihen) und die letzte Posaune war die dritte Posaune, bedeutete „Aufbruch“. So ist die letzte Posaune die Posaune des Aufbruchs. Dann könnten wir singen „Oh when die Saints go marching in“ – Wenn die Heiligen einmarschieren – das ist die Entrückung! Wenn die Gläubigen bei der letzten Posaune aufbrechen von dieser Erde in die himmlische Herrlichkeit.

Dann noch eine Besonderheit, wir hatten ja schon von diesem eindrücklichen Schluss gesprochen, 1. Korinther 16, 21: „Der Gruß mit meiner, des Paulus, Hand.“ Hat Paulus hier den Korinthern symbolisch die Hand geben wollen? Nein, in 2. Thes 3, 17 „Der Gruß mit meiner, des Paulus, Hand, was das Zeichen in jedem Brief ist; so schreibe ich“, wird erklärt, dass Paulus bei den Briefen, die er diktiert hatte, den Schluss eigenhändig geschrieben (und der Korintherbrief wurde durch Sosthenes geschrieben, der Mitabsender war). Also die Schlussverse wurden von Paulus eigenhändig geschrieben, damit man anhand des Schriftzuges erkennen konnte, welches ein echter Paulusbrief ist und welches ist eine Fälschung. In 2. Thessalonicher 2, 2 steht, dass die Thessalonicher mindestens einen gefälschten Brief unter dem Namen Paulus bekommen haben. Diese Fälschung hat man nicht mehr, die sind alle liquidiert worden. Kein Problem, man konnte den Schriftzug am Schluss mit dem Epheserbrief vergleichen – wow, genau der gleiche. Auch beim Kolosserbrief, Thessalonicherbrief, etc. genau gleich! Da konnte man die anderen, die gefälschten Briefe liquidieren. So war eindeutig klar, welches sind Paulusbriefe und welche nicht. Darum hatte man natürlich besonders in den Ländern Türkei, Griechenland und Italien wohl während einigen Jahrhunderten noch die original Papyrus-Handschriften der Apostel und Propheten des NT. Darum konnte man natürlich in diesen Ländern ganz besonders genaue Handschriften kopieren, weil ab dem 3. Jahrhundert konnte man noch eine Paulushandschrift beiziehen und direkt abschreiben. Darum müssen wir das Argument, das manchmal eingeführt wird, dass der Nestle Aland Text, der sich besonders an ägyptischen Handschriften abstützt, weil man in Ägypten die ältesten Handschriften hat, dort ist es so trocken, trockener als in Türkei, Griechenland und Italien. In Ägypten, dort hat man keine Originale gehabt! Darum sind diese Handschriften viel unzuverlässiger als Handschriften aus Türkei, Griechenland und Italien, die man eben zum Mehrheitstext rechnet. Die hatten eben noch Zugriff zum Originaltext und wenn eine Handschrift aus dem 4. Jahrhundert stammt, dann ist das nicht eine schlechte Handschrift, sogar im 4. Jahrhundert konnte man noch eine 1. Jahrhundert-Handschrift als Vorlage nehmen, dann ist die so gut wie eine Erstabschrift aus dem 1. oder 2. Jahrhundert. Das war nur so ein kleiner Seitenhieb zu der ganzen Nestle Aland Geschichte.

Dann möchte ich noch etwas Ausführungen machen über 1. Korinther 11, 2-16, weil das eher ein Thema ist, das meistens unter den Tisch gewischt wird. Wir können dort vielleicht mehr Betonung legen, wo man im Allgemeinen weniger hört als dort, wo man wieder mehr hört, weil unsere Zeit als Einführung ja begrenzt ist. Am liebsten würde ich alle Kapitel im Detail durchnehmen, aber da könnte man nach Ehrensbach kommen. Jede Woche gehen wir im Bibelkreis im Moment durch den 1. Korintherbrief Vers für Vers.

1 Korinther 11, ein sehr umstrittener Abschnitt unter Gläubigen. Der Apostel Paulus sagt ab Vers 2:

2.      „Ich lobe euch aber, dass ihr in allem meiner gedenkt und die Überlieferungen haltet, wie ich sie euch überliefert habe.

3.      Ich will aber, dass ihr wisst, dass der Christus das Haupt eines jeden Mannes ist, das Haupt der Frau aber ist der Mann, des Christus Haupt aber Gott.

4.      Jeder Mann, der betet oder weissagt, indem er etwas auf dem Haupt hat, entehrt sein Haupt.

5.      Jede Frau aber, die betet oder weissagt mit unbedecktem Haupt, entehrt ihr Haupt; denn sie ist ein und dasselbe wie die, welche geschoren ist.

6.      Denn wenn eine Frau nicht bedeckt ist, so werde ihr auch das Haar abgeschnitten; wenn es aber für eine Frau schändlich ist, dass ihr das Haar abgeschnitten oder sie geschoren werde, so lass sie sich bedecken.

7.      Denn der Mann freilich soll nicht das Haupt bedecken, da er Gottes Bild und Herrlichkeit ist; die Frau aber ist des Mannes Herrlichkeit.

8.      Denn der Mann ist nicht von der Frau, sondern die Frau vom Mann;

9.      denn der Mann wurde auch nicht um der Frau willen geschaffen, sondern die Frau um des Mannes willen.

10.  Darum soll die Frau eine Macht auf dem Haupt haben um der Engel willen.

11.  Dennoch ist weder die Frau ohne den Mann noch der Mann ohne die Frau im Herrn.

12.  Denn so wie die Frau vom Mann ist, so ist auch der Mann durch die Frau; alles aber von Gott.

13.  Urteilt bei euch selbst: Ist es anständig, dass eine Frau unbedeckt zu Gott betet?

14.  Lehrt euch nicht auch die Natur selbst, dass, wenn ein Mann langes Haar hat, es eine Unehre für ihn ist,

15.  wenn aber eine Frau langes Haar hat, es eine Ehre für sie ist, weil das Haar ihr anstatt eines Schleiers gegeben ist?

16.  Wenn es aber jemand für gut hält, streitsüchtig zu sein, so haben wir solch eine Gewohnheit nicht, noch die Gemeinden Gottes.“

Also grundsätzlich müssen wir festhalten, es gibt nur ganz wenige Symbole im Christentum. Im Judentum haben wir so viele symbolische Dinge. Wir denken an die verschiedenen Opfer, dann überhaupt an das Tempelgebäude mit all seinen Nebengebäuden. Und wenn wir denken an all die rituellen Vorschriften über Speise und Trank und Waschungen und so weiter. Es ist gerade geprägt durch äußere Symbole, die Gott eingerichtet hat. Wie wir wissen aus Kolosser 2, 16 als Schattenbilder auf das, was Christus einmal als geistliche Realität bringen sollte. Kolosser 2, 16.17:

16. „So richte euch nun niemand wegen Speise oder wegen Trank oder hinsichtlich eines Festes oder Neumondes oder von Sabbaten,
17. die ein Schatten der zukünftigen Dinge sind, der Körper aber ist des Christus.“

Aber im Christentum haben wir nur ganz wenige Symbole. Die Taufe – eine symbolische Handlung. Aber nur einmal! Darum sagt Epheser 4, 5 „eine Taufe“. Im Judentum hat man die Waschungen, das ist ein Untertauchen, das aber immer wieder wiederholt werden musste.
Dann das Abendmahl mit Brot und Wein und hier 1. Korinther 11 Bedeckung, bzw. keine Bedeckung und langes, bzw. kurzes Haar. Alle diese Symbole kommen zusammen nur im 1. Korintherbrief vor. Die Taufe wird ab 1. Korinther 1, 13b erwähnt:

13b. „Ist etwa Paulus für euch gekreuzigt, oder seid ihr auf den Namen des Paulus getauft worden?
14. Ich danke Gott, dass ich niemand von euch getauft habe, außer Krispus und Gajus,
15. damit nicht jemand sage, dass ihr auf meinen Namen getauft worden seiet.
16. Ich habe aber auch das Haus des Stephanas getauft; sonst weiß ich nicht, ob ich jemand anders getauft habe.
17a. Denn Christus hat mich nicht ausgesandt, zu taufen, sondern das Evangelium zu verkündigen.“

Paulus spricht noch oft über die Taufe und lehrt, was die Bedeutung ist, in den anderen Briefen. Aber er selber hat kaum getauft, das war nicht sein Auftrag, aber er lehrt die Taufe in allen möglichen Briefen: Römerbrief, Kolosserbrief, Epheserbrief. Aber die Taufe wird im 1. Korintherbrief erwähnt. Das Abendmahl wird in Kapitel 10 und 11 erwähnt. Bedeckung und Haar, das wird erwähnt in Kapitel 11. Nun ist noch interessant, es gibt viele Leute, die sagen: Also, ich kann mit Symbolen nicht viel anfangen, so Äußerlichkeiten. Gott sieht ja nicht, was vor Augen ist (steht in 1. Samuel 16, 7), sondern er sieht auf das Herz. Nun, der Zusammenhang dort ist ja der: Samuel dachte, einer dieser großen Söhne von Isai wird sicher König werden. Dabei hat Gott diesen kleinen David gewählt. Denn die Menschen sehen so auf die Körperlänge. Der Mensch sieht auf solche Dinge, aber Gott schaut aber mehr auf das Innere. Das ist so tröstlich für mich, hat also damit nichts zu tun. Aber eigenartig, in 1. Korinther 10, 14ff haben wir Symbole „Brot und Wein“. Und dann kommt Kapitel 11 „langes Haar/kurzes Haar“, „Bedeckung/keine Bedeckung“ und dann kommt wieder ab Vers 20 „Brot und Wein“. Und es gibt kaum einen Christen, der sagt: „Also mit Abendmahl, da habe ich ein bisschen Mühe, das ist so äußerlich.“ Ja, Brot und Wein. Das ist Kapitel 10 und dann kommt Kapitel 11 „Hm, da habe ich ein Problem“ und dann kommt Kapitel 11 Vers 20 „Ja natürlich, das Abendmahl!“ Wenn man das irgendwo nicht bekommt in einer Gemeinde ist man schon böse „Das muss doch jeder Gläubige einfach so haben, auch wenn man ihn nicht kennt!“ Eigenartig, das ist so dargestellt im 1. Korintherbrief.

Dann hat man auch gesagt, diese Vorschriften hier in 1. Korinther 11, 2ff, das sei aus der Zeit heraus zu verstehen, von der Situation in Korinth. Dort gab es nämlich viele Prostituierte (stimmt) und die waren kahlgeschoren. Das war das Zeichen der Prostituierten in Korinth, darum sollten die korinthischen Frauen eben nicht kahlgeschoren herumlaufen. Das hat einer in einen Bibelkommentar geschrieben und den haben alle möglichen abgeschrieben. Man kann genau zurückverfolgen, wer hat das zum ersten Mal geschrieben? Und dann wurde das ständig in allen möglichen Kommentaren gesagt: Ja, das war die Situation in Korinth. Und wenn man fragt, der Erste, der es so geschrieben hat, welche Quelle gibt er an? Keine Quelle! Und es stimmt auch nicht! Heute ist es klar, das ist eine Erfindung. Und es wurde ständig weiterverbreitet, aber ist historisch nicht belegbar.

Und noch etwas, die Vorschriften hier stehen nämlich im Gegensatz zu den kulturellen Gebräuchen von damals. Im Judentum war das so: beim Beten war das eigentlich naheliegend, dass Männer sich bedecken und auch Frauen. Es ist ja auch heute so im Judentum. Männer tragen die Kippa beim Beten. Die Frauen, dort ist man bisschen weniger streng, aber im Prinzip sollten sie sich auch bedecken. Dann bei den Griechen damals, da beteten Frauen und Männer unbedeckt zu den Göttern. Und bei den Römern war es so, dass Männer und Frauen bedeckt zu den Göttern beteten. Aber die Situation in 1. Korinther 11: die Frau bedeckt beim Beten und Weissagen und der Mann nicht bedeckt, passt nicht zum Judentum, passt nicht zur griechischen Kultur, passt nicht zur römischen Kultur. Wozu dann? Zum Christentum! Das ist typisch christlich.

In Vers 2 lobt Paulus die Korinther, dass sie diese Dinge hier eingehalten haben: „Ich lobe euch aber, dass ihr in allem meiner gedenkt und die Überlieferungen haltet, wie ich sie euch überliefert habe.“ Wieder mal eine Gelegenheit, die Korinther, die so oft daneben waren, zu loben. Er hätte ja auch sagen können: Also unglaublich, überall, wo es so richtig praktisch ist, da seid ihr daneben. Und dann, wenn es so etwas Äußerliches ist, dann haltet ihr es ein. Das hat ja überhaupt keinen Wert, wenn ihr schon so daneben seid, auf anderen Gebieten, warum haltet ihr das ein? Aber er lobt, dass sie wenigstens das machen! Aber er sagt, er ist sich bewusst, sie wissen überhaupt nicht, was es bedeutet. Und so sagt er in Vers 3: „Ich will aber, dass ihr wisst, dass ...“ Nun, das ist auch lobenswert, die Korinther haben diese Überlieferung des Apostel Paulus eingehalten, obwohl sie nicht wussten, warum. Es gibt Leute, die sagen: Ich tu das nicht, weil ich nicht weiß, was das bedeutet. Aber Gehorsam ist, wenn wir etwas tun, was wir vielleicht nicht mal verstehen.  Paulus sieht überall, wo man etwas loben kann und so lobt er sie dafür.

Dann erklärt Apostel Paulus, es geht hier um eine göttliche Ordnung. Es geht um die Regierungsordnung oder Autoritätsordnung. Zuerst Gott, dann Christus – und zwar als Mensch! Wichtig. Der Herr Jesus sagt als Mensch in Johannes 14 „der Vater ist größer als ich“ (Vers 28b). In seiner Gottheit als Ewiger Sohn ist er dem Vater gleich. So steht auch in Philipper 2, dass Christus es nicht „für einen Raub achtete, Gott gleich zu sein“ (Vers 6). Aber er hat sich viel mehr dann sogar tief erniedrigt und ist ein Sklave und Mensch geworden. Also Gott, und dann Christus als Mensch, und dann der Mann, der unter der Autorität von Christus steht, und die Frau. Es geht also hier um die Schöpfungsordnung und die göttliche Ordnung. Das beruft sich also zurück auf 1. Mose 1 und 2.

Übrigens haben wir gerade in Psalm 8 alles: Gott der Schöpfer, dann wird der Messias erwähnt, der Sohn des Menschen und überhaupt Mann und Frau, die dann wieder unter dem Messias stehen, nämlich der Mensch wird dort auch erwähnt: „Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst?“ Das ist der natürliche Mensch – enosch. Der sündige Mensch. „...noch des Menschen Sohn“ - der Ben Adam, das ist der Messias. Also da haben wir so einen Bezug auch zu Psalm 8.

Wenn jemand sagt, das Kapitel 11 hat zu tun mit damaligen Traditionen, muss man sagen: Halt! Warum erklärt Paulus erstmal, wie die göttliche Ordnung ist, die gilt seit Erschaffung der Welt? Wichtig ist, die Gemeinde steht nicht unter dem Gesetz von Sinai! Das heißt unter den Geboten, die Gott ab 2. Mose 19 mit den 10 Geboten und den Hunderten von Geboten, die folgten, gegeben hat. Aber Paulus geht zurück auf die Schöpfungsordnung, und die gilt auch für die Christen! Wir könnten ja sagen: Ja im 1. Korinther 15 steht doch, Christus ist der Himmlische und wir sind die Himmlischen (Vers 48). Also, wir sind eigentlich gar keine richtigen Menschen mehr. Wir stehen über diesen Ordnungen. Aber der 1. Korinther 11 bringt uns so richtig runter. Das ist mystisches Christentum, da wird man richtig auf den Boden gebracht. Nein, wir sind Menschen und wir stehen in dieser Schöpfungsordnung drin.

Wir haben gesehen, dieses Kapitel beruft sich zurück. Gott hat ja in 1. Mose 1, 27 den Menschen als Mann und Frau geschaffen, wörtlich männlich und weiblich. Also der Unterschied der Geschlechter ist gottgewollt, so in die Schöpfung gegeben. Und wir haben heute Morgen in 1. Mose 2 gesehen, zuerst wurde der Mann erschaffen und auf diese Reihenfolge wird hier in 1. Korinther 11 Bezug genommen. Dann wird erklärt, die Frau wurde wegen dem Mann erschaffen. Gott hat gesehen, dass es nicht gut ist, dass der Mann allein sei. Das wird auch hier in Vers 9 erklärt, die Frau ist wegen dem Mann erschaffen worden. Aber um es wieder auszugleichen, damit man keine falschen Schlüsse zieht, sagt Paulus, aber der Mann ist natürlich auch durch die Frau. Das will sagen, ich kenne keinen einzigen Menschen, der nicht von einer Mutter geboren worden ist. Ja, Menschen gibt es nur, weil es Frauen gibt. Natürlich auch Männer, ja, aber direkt die Geburt erfolgt eben durch die Frau. Und das können die Feministinnen auch nicht ändern.

Dann wird auch betont, in 1. Mose 2, 17 erhielt der Mann zuerst Gottes Gebote „aber vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, davon sollst du nicht essen; denn an dem Tag, da du davon isst, musst du sterben.“  Die Frau wurde danach als Hilfe und als Entsprechung erschaffen. So wird deutlich gemacht, dass der Mann eben die Führungsaufgabe haben sollte nach der Schöpfungsordnung. Darum hat Gott eben den Mann zuerst und dann die Frau geschaffen. Der Mann bekam zuerst die Gebote Gottes, noch bevor die Frau da war.

Nun, diese Schöpfungsordnung kann jetzt sichtbar werden ab Vers 4, beim Beten und Weissagen. Vers 4 sagt: „Jeder Mann, der betet oder weissagt, indem er etwas auf dem Kopf hat, entehrt sein Haupt.“ Beten ist klar, was ist weissagen? In Kapitel 14 Vers 3 wird es erklärt: „Wer aber weissagt, redet den Menschen zur Erbauung und Ermahnung und Tröstung.“ Also Weissagen ist das Wort Gottes anderen weitergeben, so, dass es genau ihren Bedürfnissen entspricht: zur Erbauung, Trost und auch Ermahnung. Also wenn ein Mann weissagt, irgendwie das Wort Gottes weitergibt, dann soll er nichts auf dem Kopf haben.
Und dann Vers 5a: „Jede Frau aber, die betet oder weissagt mit unbedecktem Haupt, entehrt ihr Haupt“. Jetzt ein paar Erklärungen zum griechischen Text in Vers 5. Bei unbedecktem Haupt steht im Griechischen a-kata-kalypto te kephalé.  Das heißt wörtlich nicht-herab-bedeckt bezüglich des Kopfs. Es geht hier also nicht um eine Verhüllung, sondern wir haben ja auch im Text den Ausdruck etwas auf dem Haupt haben (Vers 4). Eine Bedeckung also von oben herab. Das bedeutet, wenn die Frau etwas auf dem Kopf hat, dann sagt sie: über mir steht eine Autorität. Und damit ist der Mann gemeint. Das ist also so ähnlich wie bei der Kippa im Judentum. Das ist keine Verhüllung, das ist nur so ein kleines Käppchen, das könnte ich grad so brauchen, um meine Glatze zu bedecken. Zu mehr reicht es nicht. Im Judentum sagt man, das bedeutet, ich anerkenne Gottes Autorität über mir an. Hier wird das gesagt, die Frau soll etwas auf dem Haupt haben, aber der Mann soll nicht bedeckt sein, weil er Gottes Bild und Herrlichkeit sei, eben weil er zuerst geschaffen worden ist.

Die Frau soll eben beim Beten und Weissagen, da, wo man sich fragen könnte: Ja, übernimmt sie jetzt die Führung?, mit dem Zeichen deutlich machen: Nein, ich bin mir bewusst, die Schöpfungsordnung anerkenne ich. Und trotzdem kann ich beten und weissagen.

Jetzt ist natürlich noch die Frage: wo? Es gibt Bibelübersetzungen, die haben als Titel „Über das Verhalten im Gottesdienst“. Das kann man grad rausstreichen, weil in den Versen 2-16 wird die Zusammenkunft als Gemeinde nicht erwähnt. Anders aber heißt es in Kapitel 14, 34: „Eure Frauen sollen schweigen in den Gemeindenzusammenkünften, denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden, sondern unterworfen zu sein...“. Also es gibt eine Ausnahme, die Gemeindezusammenkunft, da wo die Gemeinde als Gemeinde zusammenkommt. Das ist nicht die Familie, nicht der Hauskreis, nicht die Jugendgruppe und nicht das Frauenfrühstück, das ist alles keine Gemeindezusammenkunft. Diese Einschränkung ist nur bezogen auf die Gemeindezusammenkunft. 1. Korinther 11 spricht grundsätzlich, wenn eine Frau weissagt, also das Wort Gottes zur Ermahnung, Ermunterung, Tröstung weitergibt oder betet, dann soll sie aber anzeigen, dass sie eine Autorität über sich anerkennt. Vers 10 macht das deutlich: „Darum soll die Frau eine Macht auf dem Haupt haben...“. Das bedeutet ein Zeichen der Autorität, unter der sie steht, soll sie auf dem Kopf haben. Es steht nichts von einem Kopftuch, es steht nichts von einem Hut, es steht einfach eine Bedeckung von oben herab. Also wie das nun konkret aussieht, ist durch die Jahrhunderte hindurch den Gläubigen überlassen, wie sie es realisieren. Es soll einfach ein Zeichen sein. Keine Verhüllung, es ist kein Schleier, sondern etwas auf dem Haupt.

Dann wird hier erklärt, sie sollen das tun „um der Engel willen“ (Vers 10).  Da sind so unsinnige Dinge erzählt worden. Das sei, um sich vor den Engeln zu schützen, die irgendwie sexuelle Begierden hätten. Das kann man in gewissen Kommentaren nachlesen. Zum Teil wird so viel Unsinn geschrieben. Aber was ist dann die Bedeutung? Die nüchterne biblische Bedeutung? Es geht ja hier um Autorität und die Anerkennung von Autorität, wie Gott es gewollt hat. Und das ist ein sehr wichtiges Thema für die Engel. In 1. Korinther 4, 9 sagt Paulus, wir sind ein Schauspiel für die Engel: „denn wir sind der Welt ein Schauspiel geworden, sowohl Engeln als auch Menschen.“ Die Engelwelt schaut uns zu. In Epheser 3, 10 wird gesagt, dass durch die Gemeinde der Engelwelt Gottes Weisheit mitgeteilt wird: „damit jetzt den Fürstentümern und den Gewalten in den himmlischen Örtern durch die Gemeinde kundgetan werde die manigfaltige Weisheit Gottes“. Also die Engel beobachten uns und Autorität war ja das Grundproblem in der Engelwelt. Ein Engel wollte sein wie Gott. Jesaja 14, 12-14:

12. „Wie bist du vom Himmel gefallen, du Glanzstern, Sohn der Morgenröte; zur Erde gefällt, Überwältiger der Nationen!  
13. Und du sprachst in deinem Herzen: „Zum Himmel will ich hinaufsteigen, hoch über die Sterne Gottes meinen Thron erheben und mich niedersetzen auf den Versammlungsberg im äußersten Norden.
14. Ich will hinauffahren auf Wolkenhöhen, mich gleichmachen dem Höchsten."

So ist er zum Satan geworden und viele Engel sind mit ihm gefallen und zu Dämonen geworden. Nun, die Engel, die sind jetzt interessiert, wie ist das bei den erlösten Menschen? Der erste Mensch ist ja auch gefallen, weil er sein wollte wie Gott. Wie ist es bei den Erlösten? Erkennen sie die Autorität an, so wie Gott sie eingesetzt hat? Und darum ist es für sie interessant. Da kann man sagen: Ja was für ein äußeres Zeichen?  Ja natürlich, weil die Engel nicht in unsere Herzen hineinsehen. Gott kennt unsere Herzen, Psalm 139, 1: „HERR, du hast mich erforscht und erkannt!“ Da wird Gottes Allgegenwart gepriesen in Psalm 139. Aber das ist im Gegensatz zu den Engeln. Die Engel haben nicht diese Allwissenheit und das Kennen der menschlichen Herzen. Darum sind die Engel auf die äußeren Zeichen angewiesen: um der Engel willen.

Da wird erklärt, dass noch die Haare eine Rolle spielen. Da sagen manche, die Bedeckung ist nicht nötig, wenn man als Frau schon langes Haar hat. Das stimmt aber nicht, denn Vers 6a sagt „denn wenn eine Frau nicht bedeckt ist, so werde ihr auch das Haar abgeschnitten“. Wenn das lange Haar schon gelten würde als Kopfbedeckung, dann müsste nicht gesagt werden, dann soll man ihr das Haar auch abschneiden, wenn sie sich nicht bedecken will. Also sind es offensichtlich zwei verschiedenen Dinge, oder? Das ist doch logisch.

Hier wird aber erklärt in Vers 6b, dass „wenn es aber für eine Frau schändlich ist, dass ihr das Haar abgeschnitten oder sie geschoren werde, so lass sie sich bedecken“. Also es sind zwei verschiedene Dinge, es sind zwei verschiedene Symbole, aber sie hängen zusammen, wie wir gleich sehen werden.

In Vers 14 steht „lehrt euch nicht auch die Natur selbst, dass, wenn ein Mann langes Haar hat, es eine Unehre für ihn ist“. Also das natürliche Empfinden kann das bereits bestätigen, sagt Apostel Paulus. Auf der anderen Seite, „wenn aber eine Frau langes Haar hat, es eine Ehre für sie ist“ (Vers 15) und das bestätigen uns die Maler aus allen Zeitaltern. Das lange Haar war quasi das Ideal für die weibliche Schönheit. Nun sagt aber der Apostel Paulus weiter, „weil das Haar ihr anstatt eines Schleiers gegeben ist“ (Vers 15).  Da haben wir es ja! Das Haar ist anstatt einer Bedeckung. Nein! Hier in Vers 15 steht für Schleier periboleion. Das heißt wörtlich etwas Herumgeworfenes. Es ist etwas ganz anderes als was wir vorher immer hatten mit kata-kalypto, von oben-herab-decken. Also das lange Haar ist als Schleier gegeben. Was bedeutet der Schleier? Ein Blick in 1. Mose 24, 65 kann uns das klären.

64. Und Rebekka erhob ihre Augen und sah Isaak; und sie sprang vom Kamel herab
65. und sprach zu dem Knecht: Wer ist der Mann, der uns da auf dem Feld entgegenkommt? Und der Knecht sprach: Das ist mein Herr. Da nahm sie den Schleier und verhüllte sich.

Rebekka hat sich entschieden, Isaak zu heiraten. Sie macht die große Reise von der Südtürkei, von Haran bis ins Land Kanaan und dann sieht sie zum ersten Mal Isaak, von weitem auf dem Feld. Sie fragt, wer ist das für ein Mann? Er erklärt, das ist dein Zukünftiger. Dann heißt es, dann hat Rebekka den Schleier genommen. Sie hat ihn nicht dauernd angehabt. Sie war keine Muslimin. Auch wenn die Muslime behaupten, Abraham sei schon der erste Muslim gewesen. Nein, sie war keine Muslimin, aber in dem Moment hat sie den Schleier angezogen und das war eine symbolische Handlung. Sie wollte damit sagen: Ich entziehe mich den Blicken der anderen Männer. Ich bin nur für Isaak bestimmt.

So bedeutet also, sagt Apostel Paulus, das lange Haar der Frau das gleiche. Es drückt die Treue der Frau aus. Wir haben in 1. Mose 2 heute Morgen gesehen, die Frau ist erschaffen worden um eine Unterstützung zu sein, eine Hilfe. Diese Treue wird ausgedrückt durch das lange Haar, während die Bedeckung – irgendwie auf dem Kopf etwas – bedeutet die Unterordnung, die Anerkennung der Führungsrolle des Mannes.

Also man kann vielleicht so zusammenfassen:

Die Bedeckung ist die Anerkennung der Stellung in der Schöpfung: die Führungsaufgabe gehört dem Mann. Darum auch gerade beim Beten und Weissagen. Nicht den ganzen Tag. Beim Beten und Weissagen, wo man denken könnte: Oh, jetzt übernimmt die Frau die Führungsrolle. Dann sagt sie: Nein, ich tu meine Aufgabe, indem ich das Wort Gottes weitergebe, indem ich bete. Aber ich anerkenne die Schöpfungsordnung.

Das Haar bedeutet die Anerkennung der Stellung in der Schöpfung, dass sie erschaffen ist, die Frau, als Hilfe und Unterstützung. Ganz allgemein als Frau. Der Mann hat allgemein als Mann in der Schöpfung die Aufgabe der Führung und die Frau hat die Aufgabe der Zuordnung, der Hilfe, der Unterstützung, damit es überhaupt funktionieren kann. Also man könnte sagen, die Bedeckung hat zu tun mit unter – die Unterordnung. Das lange Haar hat die Bedeutung der Treue, das für den Mann. In der Schöpfung eben als Unterstützung und Hilfe da zu sein.

Das zeigt sich natürlich auch im Dienst in der Gemeinde, ob man mit Freude Frau sein will. Dann weiß man eben um die Aufgabe die Treue, die Hilfe und Unterstützung zu sein. Es geht ja hier nicht um Ehepaare. Es geht einfach ganz grundsätzlich um die Spezies Mann und Spezies Frau und ihre Stellung in der Schöpfung. Ob verheiratet oder nicht verheiratet.

Offensichtlich war das schon damals etwas Umstrittenes. Darum sagt der Apostel Paulus in Vers 16: „Wenn es aber jemand für gut hält, streitsüchtig zu sein, so haben wir solch eine Gewohnheit nicht (Paulus und Sosthenes), noch die Gemeinden Gottes.“ Also es ist nicht die Kultur der Gemeinde, zu streiten. Manchmal könnte man meinen, es ist doch die Kultur. Hier steht aber klar, es ist nicht unsere Sitte, noch die Sitte der Gemeinden Gottes. Mit Streiten wollen wir nichts zu tun haben. Wer daraus streiten will – nein. Es steht einfach so da und die Korinther werden gelobt, dass sie treu waren. Die apostolischen Überlieferungen haben sie anerkannt und umgesetzt und jetzt wollte Paulus, dass sie auch noch verstehen, was das zu bedeuten hat.

Nun sehen wir, das Ganze ist auch noch verbunden mit der Frage mit dem Schweigegebot in 1. Korinther 14. Dazu heißt es auf dem Skript: Die Schlussverse von 1. Korinther 14 werden heute unter bibeltreuen Christen häufig diskutiert. Es gilt dabei zwei Schwierigkeiten zu vermeiden: Einerseits müssen wir uns im Klaren sein, wie stark wir bewusst oder unbewusst unter dem Einfluss des Zeitgeistes stehen. Anderseits stehen wir immer in Gefahr, die Bibel mit der Brille der menschlichen Tradition zu lesen. Daher sollten wir allezeit ein doppeltes Bemühen aufweisen, um zurück zur Quelle zu gehen. Es gibt heute eine riesige Anzahl von Auslegungen zu 1. Korinther 14, 34-38. Die Vielfalt der Meinungen ist geradezu phänomenal. Es fällt auch auf, wie viele Ideen es gibt, um den Text sagen zu lassen, es gäbe kein Schweigegebot für Frauen in der Gemeinde. Die blühende Phantasie kommt da richtig zur Geltung.

·        Es gibt solche, die sagen, 1. Korinther 14, 34-38 sei eine spätere Einfügung, das komme nicht von Paulus. Das ist natürlich durch die Handschriften ohne Probleme vom Tisch zu wischen. Die Handschriftenüberlieferung ist ganz klar: der Text ist echt. Man sagt, das entspräche nicht dem Stil und der Theologie von Paulus. Und es gibt einige wenige Manuskripte, die haben diese Verse etwas anders angeordnet. Das sind fehlerhafte wenige Manuskripte. Aber die Masse der Manuskripte machen ganz klar, der Text ist echt, kann man nichts daran ändern. Und wer entscheidet, was dem Stil von Paulus entspricht?

·        Dann gibt es die sog. Zitattheorie von Thomas Schirrmacher, der sagt: Paulus sagt nicht, die Frauen sollen schweigen, sondern er zitiert die Korinther. Die haben gesagt, dass die Frauen schweigen sollen. Aber er sagt dann genau, das ist falsch. Und das sagt er übrigens auch bei 1. Korinther 11. Er zitiere nur die Korinther, die sagen, die Frau müsse sich bedecken, aber in Wirklichkeit kämpft er gegen den Schleier. Aber das ist so künstlich. Da muss man den Text so drehen und wenden, um das zu Zitaten zu machen.

·        1. Korinther 14, 34 da gehe es lediglich um die Beurteilung der Weissagung in der Gemeinde. Also die Frauen dürfen lediglich nichts Beurteilen in der Gemeinde, aber sonst dürfen sie schon reden und lehren.

·        In 1. Korinther 14, 34 gehe es nur ums Lehren, das dürfen die Frauen nicht, nach 1. Tim 2, 11. Aber Weissagen, das dürfen sie auch in der Gemeinde, gemäß 1. Korinther 11, 5 „jede Frau aber, die betet oder weissagt“. Aber der Text dort sagt nicht, in der Gemeinde, sondern einfach, wenn sie es tut. Aber hier steht es dann eindrücklich „in den Gemeinden“ (V. 34).

·        In 1. Korinther 14, 34, da gehe es um eine Gemeindebesprechung und nicht um ein Zusammenkommen als Gemeinde zur Auferbauung. Nun, Kapitel 14 Vers 1ff spricht dauernd über den Dienst in der Gemeinde und dann plötzlich soll es eine Gemeindezusammenkunft sein zur administrativen Besprechung. Das ist völlig mutwillig, dafür gibt es keinen Anhaltspunkt im Text.

·        1. Korinther 14, 34 spiegle lediglich die kulturelle Situation von damals wider und sei daher nicht verbindlich für heute. Ja und der nächste Schritt ist dann, dass man sagt, die Verurteilung von Homosexualität spiegelt nur die damalige kulturelle Situation wider aber heute sei das eben anders. Ja, das ist der nächste Schritt.

Jetzt machen wir eine kurze Detailuntersuchung des Textes von 1. Korinther 14, 34-38. Ich habe hier den Text wiedergegeben mit Fußnoten (siehe Skript).

33.  Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens. Wie in allen Gemeinden der Heiligen

34.  sollen auch eure Frauen schweigen in den Gemeinden...

Hier wird gesagt, in allen christlichen Gemeinden damals galt das Schweigen der Frauen in der Gemeindezusammenkunft. Doch Korinth machte sich zu einem Sonderfall, wo dies nicht so praktiziert wurde. Heute wäre es genau umgekehrt, ja?! So wie in allen Gemeinden sollen die Frauen reden, ja. Aber damals war es umgekehrt. Und Paulus argumentiert, alle Gemeinden beachten das, nur ihr in Korinth macht es anders.

34.  sollen auch eure Frauen schweigen in den Gemeinden, denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden, sondern unterwürfig zu sein, wie auch das Gesetz sagt.

Und dann sagt er „sollen auch eure Frauen schweigen“. Bei schweigen habe ich eine Fußnote gesetzt, sigao bedeutet schweigen, stumm oder ruhig sein. Also der Text ist eigentlich klar, was es bedeutet. Schweigen bedeutet schweigen. Aber ganz wichtig: In den Gemeinden! Da ist das Wort ekklesiais, also in den Zusammenkünften als ekklesia, als Gemeinde. Dann wird weiter erklärt „denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden“. Wenn jemand sagt, ich weiß nicht, was schweigen bedeutet, dann weiß er vielleicht, was es bedeutet „es ist nicht erlaubt zu reden“. Also schweigen bedeutet nicht reden.

Und zwar heißt es „nicht erlaubt“, gr. ou... epitrepetai. Das bedeutet speziell in göttlicher Verfügung verboten! So kommt es vor in Apostelgeschichte 14, 16, Apostelgeschichte 16, 7: „als sie aber gegen Mysien hin kamen, versuchten sie, nach Bithynien zu reisen, und der Geist Jesu erlaubte es ihnen nicht“, Mark 10, 4 usw. 

Dann wird gesagt „nicht erlaubt zu reden“. Auf gr. steht hier laleo = sprechen, reden. Und dann gibt es so Leute, die sagen laleo das ist so etwas wie lallen auf Deutsch. Es gab damals eben so Frauen, die wollten dauernd reinschwatzen und das wird hier endlich mal abgebrochen. Aber ich meine, das ist auch nicht sauber, so zu sprechen, es gibt auch Männer, die gerne schwatzen. Ich kann nicht sagen, Frauen schwatzen und Männer schwatzen nicht. Es gibt wirklich auch Männer, da müsste man sagen, es wäre manchmal besser, die würden schweigen in der Gemeinde als zu schwatzen. Aber das Wort laleo wird in unserem Kapitel 14 auch gebraucht für Gott in 14, 29. Wo Gott zu Israel spricht. Das ist laleo. Also aufgepasst, wenn man dieses Wort übersetzen will mit schwatzen. Und es wird im gleichen Kapitel gebraucht für solche, die weissagen (14, 6.29), Erkenntnis weitergeben (14, 6), lehren (14, 6), in Sprachen reden und zur Erbauung sprechen (14, 3). Das Wort kommt 24 Mal vor in 1. Korinther 14! Und jetzt plötzlich soll es schwatzen bedeuten. Das ist vollkommen unsinnig, diese Behauptung. Die kann man ganz klar vom Tisch wischen.

Dann wird gesagt „sondern unterwürfig zu sein, wie auch das Gesetz sagt“. Nun das Wort Gesetz bedeutet auch die fünf Bücher Mose. Im Allgemeinen. Da geht es nicht um das Gesetz von Sinai. In 1. Mose 3, 16 wird gesagt, dass der Mann über die Frau herrschen soll nach dem Sündenfall. Dieses „unterwürfig sein“ wird hier nochmals mit 1. Mose 3 bestätigt. Dann wird erklärt:

35.  Wenn sie aber etwas lernen wollen, so sollen sie daheim ihre eigenen Männer fragen; denn es ist für Frauen schändlich, in der Gemeinde zu reden.

„Lernen wollen“ heißt, eine Frage stellen wollen. Nicht lehren, sondern lernen. So sollen sie daheim, d.h. im privaten Bereich, ihre eigenen Männer fragen. Ja und wenn er nichts weiß? Dann muss er endlich die Bibel studieren! Der Akzent ist natürlich der, eben nicht in der Gemeinde öffentlich Fragen zu stellen, sondern im privaten Bereich fragen. Und zuerst soll man beim eigenen Ehemann beginnen und dann kann man andere fragen.

„Denn es ist für Frauen schändlich, in der Gemeinde zu reden“. Ein starker Ausdruck! Und dann sagt er:

36.  Oder ist das Wort Gottes von euch ausgegangen? Oder ist es zu euch allein gelangt?

Das heißt: habt ihr in Korinth eine göttliche Offenbarung bekommen? Und die anderen Gemeinden wissen nichts davon? Das ist total ironisch. Vielleicht habt ihr nicht in Korinth eine Offenbarung bekommen, oder irgendwo anders und diese Offenbarung ist nur nach Korinth gekommen, darum wissen die anderen Gemeinden nichts davon? Das ist so ironisch. Und dann sagt er:

37.  Wenn jemand sich dünkt, ein Prophet zu sein oder geistlich, so erkenne er, dass die Dinge, die ich euch schreibe, Gebote des Herrn sind.

Also erstmal ist das nichts Kulturelles, sondern es handelt sich hier um Gebote des Herrn! Und wenn jemand geistlich ist, dann sieht er, dass es ein Gebot des Herrn ist. Jetzt kann man es umdrehen: wer also das nicht erkennt als Gebot des Herrn, dann kann er nicht geistlich sein. So kann man übrigens moderne Propheten prüfen. Man kann sie fragen „wie seht ihr das mit 1. Korinther 14?“ – „Ja, hm, das war damals.“ – „Gut, ich danke, ich weiß jetzt, woran ich bin.“

38.  Wenn aber jemand dies nicht versteht, so verstehe er es nicht!

Es gibt eine Minderheit von Handschriften, die haben das stärker übersetzt, z.B. in „Hoffnung für alle“ steht: wenn jemand dies nicht versteht, so ist er vom Herrn verworfen. Der Mehrheitstext ist nicht so stark. Aber: Wenn jemand dies nicht versteht, so verstehe er es nicht! Ich habe mir auch überlegt, wo gibt es sonst im NT eine Stelle, wo so dicht argumentiert wird? Ich kenne keine. Aber der Geist Gottes hat offensichtlich als der Allwissende Gott gewusst, dass diese Dinge gerade in der Endzeit, wo alle Schöpfungsordnung über Bord geworfen werden, ein großes Problem spielen wird. Und darum ist das in der Bibel so markant dargelegt.

Der 1. Korintherbrief ist ein Brief, der nicht bei allen beliebt ist. Aber dabei ist es so ein reicher Brief, der uns zeigt, wer der Herr Jesus ist und er zeigt die Gnade Gottes, wie Gott aus Menschen, die tief in der Sünde waren, völlig neue Menschen macht und wie solche Menschen eben auch, wenn sie nach der Bekehrung immer noch Mühe haben – sie sind keine hoffnungslose Fälle, da machen wir weiter und unterstützen so, dass man aufbricht, auf den richtigen Weg kommt. Also ein Brief, der Mut machend ist, um auch in einer Zeit, in der es ziemlich chaotisch hergeht, zu sehen, es ist auch möglich, wenn es schwierig ist, Gemeinde Gottes am Ort mit Gottes Hilfe und Gnade zu verwirklichen.