Roger Liebi

Gleichgewicht in der Lehre - Teil 2/2

Audioabschrift eines Vortrags aus 2001

 

 

Wir kommen jetzt zu dem Problem in Apostelgeschichte 11. Ich habe bereits erklärt, in Apostelgeschichte 8, 4 kam es zur Zerstreuung der Gemeinde in Jerusalem, die dann begann, zu evangelisieren. Da setzt nun Apostelgeschichte 11, 19 an: „Die nun zerstreut waren durch die Drangsal, welche wegen Stephanus entstanden war, zogen hindurch bis nach Phönizien und Zypern und Antiochien und redeten zu niemand das Wort, als allein zu Juden.“ Wir kennen ja das Programm zur Weltevangelisation, das nach Apostelgeschichte 1, 8 aus vier Punkten besteht. Auf dem Ölberg sprach der Herr Jesus: „Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist; und ihr werdet meine Zeugen sein, sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde.“ Nun haben wir hier bereits die drei ersten Bereiche hinter uns: Jerusalem, Judäa, die jüdischen Städte um Jerusalem, und Samaria. Jetzt gehen sie weiter zu Punkt vier, bis an das Ende der Erde. Sie kommen in den Libanon, Phönizien, nach Zypern, Mittelmeer, und nach Antiochien, Syrien. Aber sie sprechen nur zu Juden. Sie haben den Missionsauftrag so verstanden, bis an das Ende der Erde einfach für Juden.

Dann gab es aber auch ganz Progressive, Vers 20: „Es waren aber unter ihnen etliche Männer von Zypern und Kyrene, welche, als die nach Antiochien kamen, auch zu den Griechen redeten, indem sie das Evangelium von dem Herrn Jesus verkündigten. Und des Herrn Hand war mit ihnen, und eine große Zahl glaubte und bekehrte sich zu dem Herrn.“ Interessant, die durchbrechen nun diese Barriere des Judentums und sprechen plötzlich auch zu Heiden. Aber was sind das für Juden gewesen? Das waren keine Hebräer, sondern das waren Hellinisten, nämlich Männer von Zypern und Kyrene. Das waren typische Auslandsjuden, die eben nicht so eine hohe Schwelle hatten gegenüber nichtjüdischen Menschen. Das waren also diejenigen mit mehr liberaler Tendenz. Die waren aber auch schneller bereit, mit dem Evangelium hinauszugehen. Und jetzt entstand plötzlich eine Gemeinde in Nordsyrien. Antiochien gehört heute zur Türkei, aber eigentlich gehört es zu Syrien. Atatürk hat damals im letzten Moment noch Antiochien geholt, Anfang des 20. Jahrhunderts. Jetzt entsteht also zum ersten Mal in der Apostelgeschichte eine Gemeinde aus Nichtjuden. Und das bringt natürlich Spannungen. Und schauen wir uns in Vers 21 die Reaktion an: „Und des Herrn Hand war mit ihnen, und eine große Zahl glaubte und bekehrte sich zu dem Herrn. Es kam aber die Rede von ihnen zu den Ohren der Versammlung, die in Jerusalem war.“ Also Gott hat sich ganz deutlich zu ihnen bekannt. Aber jetzt hört man davon in Jerusalem, dass da eine Gemeinde mit potentiellen Schwierigkeiten entsteht. Das waren nämlich Leute, die kannten nicht einmal das Alte Testament, die hatten keinen Hintergrund. Und das bringt natürlich Probleme, wenn da plötzlich eine neue Gemeinde entsteht und die haben nicht drei oder fünf Jahre gewartet.

Was machen sie? Vers 22: „Es kam aber die Rede von ihnen zu den Ohren der Versammlung, die in Jerusalem war, und sie sandten Barnabas aus, dass er hindurchzöge bis nach Antiochien; welcher, als er hingekommen war und die Gnade Gottes sah, sich freute und alle ermahnte, mit Herzensentschluss bei dem Herrn zu verharren.“ Sie schicken Barnabas, einen Mann, der immer wieder die Fähigkeit hatte, Probleme zu lösen. Einen ganz ausgeglichenen Menschen schicken sie hin. Und der sieht nicht einfach in erster Linie die Probleme, sondern er sieht die Gnade Gottes und freut sich darüber. Aber er sieht natürlich auch die potentiellen Gefahren und darum lesen wir weiter: Und alle ermahnte, mit Herzensentschluss bei dem Herrn zu verharren. Warum konnte er das? Vers 24: „Denn er war ein guter Mann und voll Heiligen Geistes und Glaubens.“ Es war ein guter Mann und darum konnte er auch die gute Sache sehen. Er war voll Heiligen Geistes und voll Glauben, und darum konnte er auch diese Jungbekehrten ermahnen, wirklich mit ganzem Herzensentschluss bei dem Herrn Jesus Christus zu bleiben, damit es eine gute Fortsetzung gibt. Dann ging Barnabas nach Tarsus, in die Türkei, holte dort Paulus und dann haben sei ein ganzes Jahr lang dort die Gemeinde vor Ort in der biblischen Lehre unterwiesen. Also die Lösung des Problems, dass da jetzt ganz neue Leute hineinkommen, die auch keinen alttestamentlichen Hintergrund hatten, war, die Gnade Gottes sehen und diese Leute ganz systematisch ein Jahr lang in der Lehre der Apostel zu unterweisen, in der Lehre der Bibel.

Ein weiteres Problem finden wir im gleichen Kapitel bleiben. Petrus hatte ja den Auftrag, in das Haus eines Römers zu gehen. Das war für einen Juden etwas ganz schwieriges, weil die Hebräer damals niemals in das Haus eines Nichtjuden gingen, weil sie sich dadurch rituell verunreinigen würden. Und der Herr hat zu Petrus gesagt, dass er dorthin gehen und predigen müsse. Wir kennen diese Geschichte aus Apostelgeschichte 10, und wissen, dass viele dort zum Glauben gekommen waren. Die Reaktion darauf finden wir in Kapitel 11, 1: „Die Apostel aber und die Brüder, die in Judäa waren, hörten, dass auch die Nationen das Wort Gottes angenommen hätten; und als Petrus nach Jerusalem hinaufkam,“ freuten sie sich riesig über sein Werk. Nichts davon, sondern in meiner Bibel steht: „stritten die aus der Beschneidung mit ihm und sagten: Du bist zu Männern eingekehrt, die Vorhaut haben, und hast mit ihnen gegessen.“ Davon steht übrigens nichts, dass er dort gegessen hätte. Aber für sie ist schon mal klar, du bist dort hineingegangen und hast dort gegessen. Das gab nun eine riesige Spannung. Eben dadurch, dass diese Griechen in die Gemeinde gekommen waren. Und wie löst jetzt Petrus das Problem? Der temperamentvolle Petrus reagiert, Vers 4: „Petrus aber fing an und setzte es ihnen der Reihe nach auseinander und sprach:“ Er blieb ganz ruhig. Beweis: Wenn man unruhig ist, dann kann man die Dinge nicht der Reihe nach darlegen. Da springt man ein bisschen herum. Er bleibt ruhig und erklärt ganz genau, wie alles abgelaufen ist. Und die Reaktion am Ende seiner Darlegung, Vers 18: „Als sie aber dies gehört hatten, beruhigten sie sich und verherrlichten Gott und sagten: Dann hat Gott also auch den Nationen die Buße gegeben zum Leben.“ Er konnte sie durch seine Ruhe, durch seine sachliche Darlegung der Dinge, die Leute beruhigen. Und nicht nur beruhigen, sie haben am Ende sogar Gott gelobt für das angebrochene Werk. Also ruhige Darlegung und Klärung der Dinge.

Jetzt gehen wir zu einem weiteren Problem, Apostelgeschichte 15. Paulus war mit Barnabas auf seiner ersten Missionsreise, kehrte dann nach Antiochien zurück und ich lese nun Apostelgeschichte 15, 35: „Paulus aber und Barnabas verweilten in Antiochien und lehrten und verkündigten mit noch vielen anderen das Wort des Herrn. Nach etlichen Tagen aber sprach Paulus zu Barnabas: Lass uns nun zurückkehren und die Brüder besuchen in jeder Stadt, in welcher wir das Wort des Herrn verkündigt haben, und sehen, wie es ihnen geht.“ Die Gemeinden, die auf der ersten Missionsreise entstanden waren, sollten nun besucht werden. Vers 37: „Barnabas aber war gesonnen, auch Johannes, genannt Markus, mitzunehmen. Paulus aber hielt es für billig, den nicht mitzunehmen, der aus Pamphylien von ihnen gewichen und nicht mit ihnen gegangen war zum Werke.“ Auf der ersten Missionsreise kam ja Johannes Markus mit, das wird in Kapitel 15, 5 gesagt, und als es dann sehr schwierig und unwirtlich wurde in Pamphylien, ging Markus wieder nach Hause, brach also diesen Missionseinsatz vorzeitig ab. Nun wollte Barnabas diesem jungen Christen eine zweite Chance für eine Missionsarbeit geben. Und Paulus sagt: Nein, der kommt nicht mit. Der hat sich nicht bewährt auf der ersten Reise, das geht nicht. Dabei muss man aber noch bedenken, nach Kolosser 4 war Barnabas mit Markus verwandt. Also die Verwandtschaftsbeziehung hat da auch noch eine Rolle gespielt.

Apostelgeschichte 15, 38: „Paulus aber hielt es für billig, den nicht mitzunehmen, der aus Pamphylien von ihnen gewichen und nicht mit ihnen gegangen war zum Werke. Es entstand nun eine Erbitterung, so dass sie sich voneinander trennten, und dass Barnabas den Markus mitnahm und nach Zypern segelte. Paulus aber erwählte sich Silas und zog aus, von den Brüdern der Gnade Gottes befohlen. Er durchzog aber Syrien und Zilizien und befestigte die Versammlungen.“ Sie konnten das Problem nicht lösen. Barnabas, der bisher in der Apostelgeschichte dauernd große Probleme lösen konnte, kann es hier nicht. Es kommt zum Bruch zwischen Barnabas und Paulus, eine Erbitterung. Sie brechen die Zusammenarbeit ab, Barnabas nimmt Markus mit und Paulus nimmt sich neu den Silas mit. Nun, das ganze geschah in der Gemeinde zu Antiochien. Und die Gemeinde griff nicht ein. Das ist doch seltsam. Wer hatte Recht? Jeder konnte gute Argumente liefern. Barnabas hätte sagen können: Einen jungen Gläubigen muss man ermutigen, den sollte man nicht auf der Seite lassen, dem muss man eine zweite Chance geben. Und Paulus sagt: Bei einer solchen Arbeit brauchen wir zuverlässige Leute, Leute auf die wir zählen können, auch wenn es schwierig wird. Beides sind gute Argumente. Aber sie konnten sich nicht einigen und so brachen sie den gemeinsamen Dienst ab. Die Gemeinde griff nicht ein. Es gibt keine Gemeindezucht, es gibt keine Stellungnahme für den einen gegen den anderen.

Das einzige, das auffallen könnte, ist, dass es nur von Paulus heißt, dass er von den Brüdern der Gnade Gottes befohlen wurde. Bei Barnabas liest man das nicht und so könnte das ein Hinweis von Lukas sein, dass die Mehrheit der Gemeinde eben die Position von Paulus unterstützte. Aber sie haben nicht eingegriffen. Das ist erstaunlich. Die haben sich also gesagt: Gut, wenn die sich nicht einigen können in dieser Dienstfrage, dann soll man sie im Guten ziehen lassen. Aber dadurch gab es auch keine Gemeindespaltung. Und man mag in 1. Korinther 9, 6 nachlesen, dass ca. 4 Jahre später Paulus den Barnabas in diesem Brief erwähnt und dort in Hochachtung von ihm spricht, quasi auf gleicher Ebene. Also nichts von Bitterkeit oder Überheblichkeit. Das heißt also, die Zeit hat eine Beruhigung in dieser Sache bringen können. Interessant also, diese Frage wurde nicht geklärt. Wir kommen später noch mal auf Apostelgeschichte 15 zurück. Es gab nämlich in den Versen zuvor schon einen Riesenknall in Antiochien. Und dieser Knall wurde bis zum Schluss angegangen und dann gelöst. Also im gleichen Kapitel haben wir nun eine Frage, die offen gelassen wird, und eine andere Frage, die bis zum Schluss durchgezogen wird. Wir kommen darauf zurück, das ist ganz wichtig.

Weiter müssen wir an Römer 14 und 1. Korinther 8 denken. Jetzt könnten wir die ganzen Kapitel durchlesen, aber dort finden wir, dass es Unterschiede gibt, die einfach getragen werden müssen. Paulus spricht von solchen, die nur Gemüse essen wollen und kein Fleisch, oder die einen Tag mehr achten als den anderen, oder die jeden Tag gleich ansehen. Es gibt die Frage: Darf man Wein trinken oder nicht? Und so weiter. Und Paulus sagt in diesem Kapitel, dass dies gewissermaßen Mitteldinge seien. Es ist keine Sünde, wenn jemand zum Beispiel nur Gemüse isst, obwohl Gott in 1. Mose 9 die Erlaubnis gegeben hat zum Fleischgenuss. Aber es gab ja viele jüdische Gläubige, die immer noch ihre koscheren Gesetze eingehalten haben, weil das ihr Lebenshintergrund war. Und nun plötzlich zu wechseln war für viele sehr schwierig. Und da wird von Paulus gezeigt: Schaut, ihr dürft die nicht verachten. Wir dürfen zwar als Christen Fleisch essen und es braucht auch nicht koscher zu sein, aber die Christen, die nun immer noch ein schlechtes Gewissen von ihrem Hintergrund her haben, sollen von uns so stehen gelassen werden. Und da gab es natürlich jüdische Gläubige, die nach wie vor den Sabbat beobachtet und die verschiedenen Feste gefeiert haben. Das war natürlich ein Problem für die anderen, die aus dem Heidentum kamen. Denn denen wurde ja ganz klar gesagt, ihr dürft nichts von diesen Dingen einhalten, das wird zum Beispiel im Galaterbrief gesagt. Ihr dürft nicht unter das Gesetz vom Sinai gestellt werden. Aber Juden, die sich bekehrt hatten, die durften das weiterhin tun. Darum ging auch Paulus in die Synagogen, in den Tempel, war sogar bereit Opfer zu bezahlen. Das alles finden wir in der Apostelgeschichte. Das sind diese beiden Dinge. Also es gibt Fragen, wie hier, die zu den Mitteldingen gehören. Sie sind in sich nicht böse, aber da braucht es beiderseits eben Akzeptanz, dass der eine den anderen nicht verachtet oder verurteilt.

Und Paulus spricht auch über solche die schwach im Glauben sind oder im Gegensatz dazu von solchen, die stark im Glauben sind bezüglich dieser Fragen. Und da wird gezeigt, dass man auch Rücksicht nehmen muss auf Andere, zum Beispiel beim Alkohol. Wenn das für einen anderen zum Problem wird, so erklärt Paulus, dann soll man selbst bereit sein, überhaupt darauf zu verzichten, einfach aus Rücksichtnahme auf den Anderen. Also Gemeinde ist der Ort, wo man Unterschiede in den Mitteldingen ertragen kann, wo man nicht verachtet, nicht verurteilt in diesen Dingen und wo man auch bereit ist, zugunsten eines Anderen auf ein Recht zu verzichten. So auch in 1. Korinther 8, wo dieser Grundsatz dargelegt wird.

Jetzt gehen wir weiter und kommen zum Thema: Gesunde kontra kranke Lehre. Wir sehen, dass in 1. Timotheus zweimal, in 2. Timotheus einmal und in Titus zweimal der Ausdruck «gesunde Lehre» verwendet wird. Wir lesen zum Beispiel Titus 1, dass von einem Ältesten erwartet wird, dass er enthaltsam ist, und Vers 9: „anhangend dem zuverlässigen Worte nach der Lehre, auf dass er fähig sei, sowohl mit der gesunden Lehre zu ermahnen, als auch die Widersprechenden zu überführen.“ Mit der gesunden Lehre zu ermahnen. Titus 2, 1: „Du aber rede, was der gesunden Lehre geziemt:“ Das griechische Wort hygiaino heißt gesund sein, wir kennen das von Hygiene. Das sind Dinge, die man beachten muss, damit man gesund bleibt. Es wird dann in 1. Timotheus 6, 3 über gesunde Worte gesprochen und in 2. Timotheus 1, 13 über das Bild gesunder Worte. Nun, was ist das Gegenteil von einer gesunden Lehre, und zwar einer zusammenhängenden gesunden Lehre? Also das Bild gesunder Worte setzt gewissermaßen voraus, dass da eine Übersicht, eine Gesamtsicht der biblischen Lehre da ist, die gesund sein muss. Nun, das Gegenteil ist eine kranke Lehre. Schauen wir uns an, was die gesunde Lehre in ihren Auswirkungen bewirkt. Die Verse Titus 1, 13 und 2, 2 sprechen davon, dass Gläubige gesund im Glauben sein sollen. Es gibt also einen gesunden und einen kranken Glauben. Weiter wird in Titus 2, 2 davon gesprochen, dass Menschen gesund sein sollen in der Liebe. Es gibt also auch kranke Liebe. Und sie sollen auch gesund im Ausharren sein. Also gibt es auch krankes Ausharren.

Ja, vielleicht ein Beispiel. Ungesund in der Liebe kann zum Beispiel sein, wenn im Namen von geschwisterlicher Liebe, die Distanz zwischen Männern und Frauen in der  Gemeinde zu klein wird. Man sagt vielleicht, wir sind doch alle Brüder und Schwestern, aber da ist dann die Liebe nicht mehr gesund. Es gibt also auch eine kranke Liebe unter Gläubigen. Dann, gesund im Ausharren. Ja, wenn wir auf Gott vertrauen und auf Gebetserhörung, dann ist das etwas Gesundes. Aber wenn ich krank bin und zum Herrn bete, damit er mich gesund macht, und dann sage: Jetzt bin ich gesund!, obwohl ich ja noch immer krank bin, dann ist das ein krankhafter Glaube. Das ist nicht die Wahrheit. Und diese Problematik habe ich effektiv so konkret erlebt. Da sagte man: Ja, ich habe für diese Person gebetet, die ist jetzt gesund. Das ist nicht gesund, das wäre ein krankes Ausharren. Aber die gesunde Lehre führt eben zu einem gesunden Ausharren, einer gesunden Liebe, einem gesunden Glauben. Weiter, in Titus 1, 8 wird dann auch davon gesprochen, dass jüngere Leute angewiesen werden sollen, dass sie gesunde, nicht zu verurteilende Rede haben, also auch die Art, wie wir sprechen. Hal Lindsey hat geschrieben, dass er nach seiner Bekehrung nochmals einen Englischkurs belegen musste. Er war ja ein Amerikaner. Der musste einen Englischkurs nehmen, damit er lernte, anständig zu sprechen. Also, gesunde, nicht zu verurteilende Rede. Dann sehen wir nach 1. Timotheus 6, 3-5, dass gesunde Lehre zur Ehrfurcht vor Gott führt. Da wird von Gottseligkeit oder Ehrfurcht vor Gott gesprochen. Gesunde Lehre führt also auch zu einer gesunden Ehrfurcht, Frömmigkeit, vor Gott.

Ergebnisse ungesunder Lehre finden wir dort sehr schön zusammengestellt. 1. Timotheus 6, 3: „Wenn jemand anders lehrt und nicht beitritt den gesunden Worten, die unseres Herrn Jesus Christus sind, und der Lehre, die nach der Gottseligkeit ist, so ist er aufgeblasen und weiß nichts, sondern ist krank an Streitfragen und Wortgezänken, aus welchen entsteht: Neid, Hader, Lästerungen, böse Verdächtigungen, beständige Zänkereien von Menschen, die an der Gesinnung verderbt und von der Wahrheit entblößt sind, welche meinen, die Gottseligkeit sei ein Mittel zum Gewinn.“ Also kranke Lehre führt zu Aufgeblasenheit. Und Paulus sagt, diese wissen nichts. Die Aufgeblasenen meinen natürlich, sie wissen sehr viel. Aber sie wissen nichts, sind krank an Streitfragen und Wortgezänk. Und Folgen davon sind, Neid, Hader, Lästerungen und so weiter. Also solche Dinge können in einer ungesunden Lehre ihre Wurzeln haben. Also wir können allgemein sagen, dass ungesunde, kranke Lehre, das Glaubensleben schädigt, die Entwicklung im Glauben, und auch die Beziehung untereinander und zum Herrn. Und ungesunde Lehre kann Menschen auch effektiv krank machen. Es gibt doch diese tolle Frage: Macht Glauben krank? Ja, wir haben gesehen, dass die Bibel im Prinzip von einem gesunden Glauben spricht und auch von einem kranken Glauben. Und kranker Glaube, kranke Lehre, macht die Leute auch krank. Ja natürlich. Aber man kann ja nicht behaupten, dass gesunde biblische Lehre die Leute krank macht. Also wenn Menschen depressiv werden aus dem Glauben heraus, dann muss man sehen, wo da Gedankengebilde sind, die nach rechts oder nach links überzogen sind gegenüber der Bibel. Denn das macht krank. So können auch Gläubige durchaus depressiv werden. Und da muss man eben diese Fehlgedanken, Fehlüberlegungen korrigieren, zurückkorrigieren, mit der Bibel als Maßstab. Und da können Leute gesund werden.

In 2. Timotheus 2, 17 spricht Paulus von Irrlehrern. Ich lese aber schon ab Vers 18: „Die ungöttlichen eitlen Geschwätze aber vermeide; denn sie werden zu weiterer Gottlosigkeit fortschreiten, und ihr Wort wird um sich fressen wie ein Krebs; unter welchen Hymenäus ist und Philetus, die von der Wahrheit abgeirrt sind, indem sie sagen, dass die Auferstehung schon geschehen sei, und den Glauben etlicher zerstören.“ Also hier wird von dieser kranken Lehre gesprochen, von dieser falschen Lehre: Ihr Wort frisst um sich wie ein Krebs. Das ist Griechisch gaggraina, da kommt unser Wort Gangrän her. Es kann also ein Gangrän bedeuten, so ein Wundbrand, der Zersetzung bewirkt am Gewebe durch Fäulniserreger, und das bis zum Abfallen von Körpergliedern gehen kann. Es kann aber auch effektiv ein Krebsgeschwür bezeichnen. Also eine kranke Lehre führt zum Krebsgeschwür im Glauben. Dort in der verlesenen Stelle haben wir einige Kennzeichen gefunden, nämlich: ungöttliche eitle Geschwätze, die zu weiterer Gottlosigkeit fortschreiten werden. Damit ist nicht Atheismus gemeint, sondern es meint hier im Text Ehrfurchtslosigkeit vor Gott und seinem Wort. Und es ist interessant, es schreitet fort, genauso wie der Gangrän oder das Krebsgeschwür, die ja eine Krankheit mit Fortschreitender Entwicklung sind. Das ist also nichts Statisches.

Wenn ungesunde Lehre in eine Gemeinde hineinkommt, dann bleibt sie nicht statisch, sondern sie entwickelt sich. Das hat sie in sich, das gehört zum Wesen der Krankheitserreger, dass sie sich ausbreiten wollen. Und da haben wir gesehen, bei diesen Beispielen Hymenäus und Philetus, dass sie den Glauben etlicher umkehrten. Also sie können auch den Glauben anderer effektiv zerstören, schädigen. Sie sagen, die Auferstehung sei schon geschehen. Das ist doch gar nicht so schlimm, oder? Kommt es auf so etwas an? Wir wissen, dass sie nicht geschehen ist. Sie sagen, dass die Auferstehung schon geschehen sei, aber was macht das schon? Ja, was ist da geschehen? Ich meine, wenn wir unseren Körper anschauen, dann sehen wir, dass er immer noch altert und immer noch krank wird. Wir wissen, es kommt einmal die Auferstehung und das bringt die zukünftige Erlösung des Körpers, nach Römer 8. Jetzt sagen die aber, die Auferstehung sei schon geschehen. Ja, möglicherweise haben sie die Auferstehung umgedeutet. Also sie haben wörtliche Begriffe nur noch symbolisch aufgefasst. In der liberalen Theologie sagt man zum Beispiel auch, Jesus Christus ist auferstanden. Ja, ist er am dritten Tag wirklich auferstanden, körperlich auferstanden? Nein, er lebt weiter in unseren Gedanken. Da werden biblische Begriffe umgedeutet. Oder da wird von Verheißungen gesagt, die in der Zukunft liegen, dass sie schon heute erfüllt seien. Wenn man zum Beispiel sagt, ein Gläubiger darf nicht mehr krank werden, denn Christus hat am Kreuz die Konsequenzen der Sünde getragen, dann nimmt man etwas, das zukünftig ist, vorweg. Denn nach der Bibel können wir sehr wohl krank werden, auch ohne Sünde. Paulus sagt, wir seufzen jetzt noch in unserem Leib und wir warten auf die Erlösung unseres Leibes, Römer 8. Also wenn man sagen würde: Das haben wir bereits jetzt!, dann wäre das vergleichbar mit: Die Auferstehung ist schon geschehen! Und Paulus sagt, das kehrt den Glauben etlicher um.

Nun wollen wir uns noch ein anderes konkretes Beispiel anschauen, Apostelgeschichte 15. Ich habe bereits erklärt, dass es in Antiochien vor dem Konflikt zwischen Barnabas und Paulus schon einen Konflikt gab. Aber das haben doch die in Jerusalem schon von Anfang an vorausgesehen, dass es in Antiochien einmal zu einem Konflikt kommen würde. Nun ist er da. Apostelgeschichte 15, 1: „Und etliche kamen von Judäa herab und lehrten die Brüder: Wenn ihr nicht beschnitten worden seid nach der Weise Moses', so könnt ihr nicht errettet werden.“ Das Problem kam nicht aus Antiochien, sondern es waren die Alteingesessenen, die das Problem nach Antiochien gebracht haben. Und zwar geht es hier um eine falsche Lehre. Sie sagten, dass das Heil von der Beschneidung abhängig sei. Sie sagten: Wenn ihr nicht beschnitten werdet, also gewissermaßen ins Judentum eingepflanzt werdet, dann könnt ihr nicht gerettet werden. Und wir wissen aus dem Galaterbrief, dass das von den Aposteln ganz vehement bekämpft wurde, weil die Gemeinde nämlich nicht eine jüdische Richtung, sondern im Ratschluss Gottes etwas völlig Neues ist. Man muss nicht Jude werden, um zur Gemeinde zu gehören oder um errettet zu werden. Früher wurden Menschen Juden und begannen den Gott Israels anzubeten. Zum Beispiel die Hure Rahab von Jericho wurde Jüdin und lernte den Gott Israels persönlich kennen. Aber jetzt ist es ganz anders. Aber diese Juden sagten, davon hängt das Heil ab.

Man kann das übrigens mit der Lehre vergleichen, die bereits im 2. Jahrhundert entstanden ist, die besagt, dass man verloren geht, wenn man nicht getauft ist. So ist dann die Kindertaufe eingeführt worden, mit diesem Argument. Nun, diese Frage wurde nicht offengelassen. Ja, wir könnten sagen: Wir denken ein bisschen anders, aber wir verstehen uns schon gut, wenn wir gar nicht darüber zu sprechen. Schauen wir uns nun die Konsequenz dieser falschen Lehre an, Vers 2: „Als nun ein Zwiespalt entstand und ein nicht geringer Wortwechsel zwischen ihnen und dem Paulus und Barnabas, ordneten sie an, dass Paulus und Barnabas und etliche andere von ihnen zu den Aposteln und Ältesten nach Jerusalem hinaufgehen sollten wegen dieser Streitfrage.“ Die gingen dann hinauf und es kam zu einer großen Zusammenkunft, wo diese Frage besprochen und geklärt wurde. In Vers 24 wird noch gesagt, dass diese falsche Lehre die Gläubigen in Antiochien beunruhigt und ihre Seelen verstört hatte. Also wir können hier fünf Kennzeichen zusammen tragen: Nach Vers 2 Zwiespalt, massive Diskussionen (nicht geringer Wortwechsel) und Streit (es ging ja um eine Streitfrage). Nach Vers 24 Beunruhigung und Verstörung.

Die Frage wurde nach Jerusalem gebracht, die Apostel und die Ältesten dort haben sich zusammengesetzt und sie haben zuerst sehr viel diskutiert. In Vers 7 bringt Petrus einen Beitrag, in Vers 12 Barnabas und Paulus, in Vers 13 Jakobus und in Vers 22 kommt es dann zu einer Klärung: „Dann deuchte es den Aposteln und den Ältesten samt der ganzen Versammlung gut, Männer aus sich zu erwählen und sie mit Paulus und Barnabas nach Antiochien zu senden: Judas, genannt Barsabas, und Silas, Männer, welche Führer unter den Brüdern waren.“ Mit der Antwort und die Antwort wird so umschrieben, Vers 28: „Denn es hat dem Heiligen Geiste und uns gut geschienen, keine größere Last auf euch zu legen, als diese notwendigen Stücke: euch zu enthalten von Götzenopfern und von Blut und von Ersticktem und von Hurerei.“ Die haben also die Sache besprochen. Offensichtlich kam da jeder, der wollte, zu Wort. Da war ein massiver Wortwechsel. Man hat also keine Maulkörbe angelegt, man durfte sich ausdrücken. Aber es waren auch Leute, die einer nach dem anderen die Dinge ruhig darlegten und biblisch argumentierten und am Schluss kamen sie – nicht nur die Ältesten und die Apostel, sondern die ganze Gemeinde – zu einem einstimmigen Beschluss.

Die Folgen der richtigen, gesunden Lehre sind, in Vers 31 Freude und Trost, in Vers 32 Ermunterung, Stärkung und in Vers 33 Frieden. Das ist doch interessant, fünf gegen fünf Kennzeichen im gleichen Kapitel, gesunde Lehre und falsche Lehre. Im gleichen Kapitel gibt es einen Konflikt, der gelöst wird, und einen, der nicht gelöst wird. Der erste Konflikt war ein Konflikt über die Lehre der Errettung und das kann man nicht stehen lassen, das muss biblisch, apostolisch, gelöst werden. Hingegen in einer praktischen Frage der Mission kann es ganz deutliche Unterschiede geben, in guter Treue, und da muss man einfach einen Weg finden, damit umzugehen. Wenn es nicht zusammen geht, dann machen wir eben zwei Missionsgruppen. Auf keinen Fall sollten wir eine Lösung durchdrücken wollen, bis das Porzellan zerschlagen ist. Das war jedoch keine Sache, die irgendwie die Fundamente des Glaubens infrage stellte und darum konnte man die Sache stehen lassen. Aber die falsche Lehre über das Heil durfte nicht stehen gelassen werden. Die wurde also in einer Besprechung biblisch gelöst, bis man wusste, es hat dem Heiligen Geist und uns gut geschienen. Und zwar wird die ganze Sache von der Bibel her begründet und gelöst.

Dann stellt sich ja die Frage, die ganze Bibel ist ja Gottes Wort: Wenn es im Verständnis Unterschiede gibt, ist alles gleich schlimm? In Matthäus 5, 19 warnt der Herr Jesus in der Bergpredigt vor denen, die die geringsten Gebote auflösen. Matthäus 5, 19: „Wer irgend nun eines dieser geringsten Gebote auflöst und also die Menschen lehrt, wird der Geringste heißen im Reiche der Himmel; wer irgend aber sie tut und lehrt, dieser wird groß heißen im Reiche der Himmel.“ Und es überrascht, der Herr spricht von den geringsten Geboten. Dann gibt es also auch größere Gebote. Das heißt, der Herr Jesus macht Unterschiede in der Gewichtung. Das Gleiche finden wir in Kapitel 23, 23. Da spricht er zu den Pharisäern: „Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, Heuchler! denn ihr verzehntet die Krauseminze und den Anis und den Kümmel, und habt die wichtigeren Dinge des Gesetzes beiseite gelassen: das Gericht und die Barmherzigkeit und den Glauben; diese hättet ihr tun und jene nicht lassen sollen.“ Er spricht von den wichtigeren Dingen des Gesetzes. Aber damit sagt er nicht, dass man das weniger Wichtige einfach lassen soll. Die Verzehntung haben die Pharisäer sehr genau genommen, aber wesentliche Dinge, wie Gerechtigkeit, gerechte Entscheide oder Barmherzigkeit oder Glauben, die persönliche Beziehung zu Gott, das haben sie unter den Tisch gewischt. So macht der Herr also Unterschiede und das zeigt uns, dass auch wir in der Gewichtung Unterschiede machen müssen. Man kann also nicht alle Aussagen der Bibel auf die gleiche Stufe stellen. Wir werden darauf noch deutlicher zu sprechen kommen.

Jetzt gehen wir zum Problem der Sektiererei. Denn das ist ja eine Konsequenz aus der kranken Lehre. Das Wort Sekte, oder Parteiung, wie es vorkommt in 1. Korinther 11, 19 (es gab Parteiungen in Korinth in der Gemeine), Galater 5, 20 die Werke des Fleisches, nebst Hurerei und so weiter, werden auch Sekten erwähnt, Parteibildung. Das griechische Wort dafür ist hairesis, da kommt unser Wort Häresie her, für Irrlehre. Das Wort hairesis stammt von dem Verb haireo und bedeutet auswählen. Also eine Sekte trifft eine Auswahl aus der Fülle der Schrift, man wählt sich Lieblingslehren, und dann auch Lieblingsführer, Lieblingslehrer aus. So werden die Sadduzäer innerhalb des Judentums in Apostelgeschichte 5, 17 als hairesis, als Sekte bezeichnet. Die andere Richtung, die Pharisäer, werden auch als Sekte bezeichnet, Apostelgeschichte 15, 5 und 26, 5. Die haben also ihre Vorlieben für bestimmte Lehren gehabt. Und auch ihre Vorlieben gehabt für bestimmte Lehrer. Und so haben sie innerhalb von Israel Parteiungen gebildet.

Das Wort hat also in erster Linie einmal die Bedeutung, dass man eine Auswahl von bestimmten Lehren trifft, und dann bildet man eine Gruppe, die sich um diese Lehre schart, das sind die Parteiungen. Und ein nächster Schritt – Man kann ja etwas Richtiges auswählen aus der Schrift, aber dann redet man immer nur davon und lässt alles andere weg, das ist sektiererisch. – ist dann, eine falsche Lehre zu wählen. Und effektiv wird dieses Wort hairesis in 2. Petrus 2, 1 im Sinn von Irrlehren gebraucht. Nicht wahr, wir sprechen ja normalerweise nicht von Sekten und Sektiererei bei bibeltreuen Christen, sondern diejenigen, die fundamentale Irrlehren haben, wie die Zeugen Jehovas oder die Mormonen und so weiter, die bezeichnen wir als Sekten. In der Sektenkunde lernt man die verschiedenen Systeme kennen. Aber das ist eigentlich nur der Sinn von 2. Petrus 2, 1. Denn unter Bibeltreuen kann es sehr wohl Sektiererei geben. Eben in dem Sinn von Parteiung, indem man Lieblingslehren, ob sie nun richtig oder falsch sind, auswählt, und eine Lieblingsgruppe bildet.

In Korinth gab es ja wie gesagt Parteiungen und das wird schon in Kapitel 1, 12 erwähnt und in Kapitel 3, 4. Paulus sagt, es gibt solche, die sagen: „Ich bin des Paulus, ich aber des Apollos, ich aber des Kephas, ich aber Christi.“ Vier verschiedene Richtungen in einer Gemeinde. Wie kamen die auf die verrückte Idee? Paulus war ja in Korinth der Evangelist. Durch ihn sind sie zum Glauben gekommen. Später kam Apollos und der hat sie in der Lehre weitergeführt. Paulus hat gepflanzt, Apollos hat begossen. Und von Petrus wussten sie auch, dass er einen besonderen Hirtendienst als Auftrag bekommen hatte, am Schluss von Johannes 21. Die spielten die verschiedenen Gaben gegeneinander aus. Evangelist gegen Lehrer gegen Hirte. Wir können das übertragen: Das wichtigste ist das Evangelisieren, die Leute, die dauernd die Bibel studieren, das sind komische Leute. Wenn man den ganzen Tag vor der offenen Bibel verbringt, dann gehen doch Menschen verloren. Das ist doch ein gutes Argument, oder? Aber dann gibt es solche, die sagen: Nein, ohne die Lehre kommen wir nicht weiter, da werden wir in kürze ein Opfer von allen möglichen Verführungen. Ich bin des Apollos! Und dann sagen andere: Ja, was soll das? All das theoretische Zeugs und so und immer an die anderen denken? Wir haben so viele Gläubige, die Probleme haben. Wir brauchen Hirten, wir brauchen Seelsorge. Ja, aber die Wahrheit ist, Gott hat alle diese Gaben gegeben, und noch mehr darüber hinaus, nicht damit wir sie gegeneinander ausspielen, sondern dass sie in ihrer Ergänzung zur Auswirkung kommen.

Die Allerschlimmsten gehörten zur vierten Gruppe: Ich aber bin Christi. Das sind die, die sagen: Ich brauche keinen Bibelunterricht, wir brauchen keine Evangelisten, wir brauchen keine Hirten, wir brauchen einfach Christus. Ja, das stimmt doch! Wir haben doch in Christus alles! Ja, aber Christus hat uns die verschiedenen Gaben gegeben in der Gemeinde. Und wenn wir die Gaben verachten, verachten wir Christus. Das ist also eine sehr hinterhältige Gruppe gewesen. Die verschiedenen Gaben und Akzente werden gegeneinander ausgespielt, obwohl diese von Gott her kommen und in der Ergänzung zur Auswirkung kommen sollen. Aber wenn in einer Gemeinde so Parteiungen entstehen, dann ist das kein Grund um davonzulaufen, sondern dann muss man zur biblischen Einheit zurückfinden.

Nach Titus 3, 10 gibt es Leute, die besonders darauf aus sind, solche Parteiungen in einer Gemeinde entstehen zu lassen. Titus 3, 9-11: „Törichte Streitfragen aber und Geschlechtsregister und Zänkereien und Streitigkeiten über das Gesetz vermeide, denn sie sind unnütz und eitel. Einen sektiererischen Menschen weise ab nach einer ein- und zweimaligen Zurechtweisung, da du weißt, dass ein solcher verkehrt ist und sündigt, indem er durch sich selbst verurteilt ist.“ Das ist wie bei einem Fußballspiel. Sektierer muss man wie Fußballspieler behandeln: zuerst die gelbe Karte, dann die rote, und weg ist er. Das ist ganz einfach, aber in der Praxis so schwierig. Und man kann wirklich sagen, viele Gemeinden hätten eine Spaltung verhindern können, wenn sie dieses biblische Prinzip in Bezug auf die Sektierer angewendet hätten. Und es wird in Römer 16, 17-18 ganz speziell vor solchen gewarnt, die diese Spaltungen anrichten und dabei mit ganz süßen Worten sprechen. So, das zum Thema Sektiererei.

Jetzt gehen wir zu Irrlehren, die im Neuen Testament erwähnt und bekämpft werden. Wir haben bereits die Lehre des Heils gesehen; in Apostelgeschichte 15 und im Galaterbrief wird die Rettung allein durch den Glauben in Frage gestellt. Der Mensch muss noch etwas dazu beitragen. Und das ist nach 2. Korinther 11, 4 ein anderes Evangelium. Und das können wir nicht stehen lassen. Wir wissen ja, dass die Reformatoren damals als Sektierer und Spalter verschrien waren. Die haben die Einheit der Kirche zerstört. Ja, solchen Leuten hätte man gelbe Karte, rote Karte zeigen sollen. Aber warum haben die Reformatoren einen solchen Krach ausgelöst? Weil ein anderes Evangelium da war, nämlich die Lehre, Glauben plus die eigenen Werke führen zum Heil. Und das durfte nicht stehen gelassen werden. Und darum kann man die Reformatoren nicht als Sektierer abstempeln. Und es ist ganz schlimm, wenn Evangelikale sich heute für die Streitereien im 16. Jahrhundert entschuldigen. Das ist ein Verrat am Evangelium. Die mussten so handeln. Genau so, wie der Galaterbrief einer der schärfsten Briefe im Neuen Testament ist. Der lässt das nicht offen.

Weiter, die Lehre über Gott. Paulus warnt in 1. Timotheus 6, 20-21 vor der fälschlich sogenannten Kenntnis, griechisch Gnosis, die den Glauben vieler zerstört hat. Die Gnosis war eine Richtung, eine Bewegung, mit vielen Gesichtern, im 1. Jahrhundert. Und diese drang in die verschiedenen Gemeinden ein. Gnosis heißt Wissen. Man sagte: Wenn jemand gläubig ist, dann ist das gut, aber das ist erst die erste Stufe. Man muss auch eine höhere geistliche Stufe erreichen. Gläubig sein ist gut, aber es braucht eine weitere Stufe. Sie betonten also das Wissen, die Erkenntnis, aber nicht ein intellektuelles Wissen. Die Gnosis war nicht intellektuell, sondern sehr mystisch. Also man unterteilte die Gläubigen in verschiedene Stufen. Und diese Lehre sagte auch, die Materie sei schlecht. Materie sei etwas Negatives, aber der Geist, das geistige, das sei gut. Und daraus ist dann auch der Schluss gezogen worden, dass Jesus nicht wirklich Mensch geworden ist, denn sonst hätte er ja einen Körper aus Materie angenommen, und Materie ist ja etwas schlechtes, und so hat er nur einen Scheinleib angenommen. Und damit haben sie die Menschwerdung Christi geleugnet. Das Johannesevangelium, sowie der 1. und 2. Johannesbrief, sind Kampfschriften gegen die Gnosis. Übrigens kann man sagen, dass die meisten, oder ein großer Teil der neutestamentlichen Briefe Kampfschriften sind. Das ist doch interessant, gerade wenn manchmal gesagt wird: Was soll man sich da mit falschen Lehren auseinandersetzen; die Liebe deckt alles zu. Aber das neutestamentliche Christentum hat da, wo es eben wirklich fundamentale Dinge sind, uns mit Kampfschriften versorgt.

Und das schöne Johannesevangelium, wenn man es so liest, das tönt nicht polemisch, sondern da wird uns wirklich die Größe und Herrlichkeit des Sohnes Gottes vorgestellt. Da gibt es keine bösartige Polemik, sondern da wird ganz positiv der Reichtum des Glaubens in Christus vorgestellt und gleichzeitig das Falsche widerlegt. Aber es dreht sich nicht dauernd um den Kampf. Trotzdem sind es Kampfschriften. Also, da wurde die Menschwerdung Christi geleugnet. 1. Johannes 4, 1 erklärt, jeder Geist, der leugnet, dass Jesus im Fleisch gekommen ist, ist ein falscher Geist, ist der Geist des Antichristen. Dann wird in 1. Johannes 2, 22 erklärt, dass Antichristen den Vater und den Sohn leugnen. Also wenn die Gottessohnschaft Christi geleugnet wird, dann handelt es sich um eine antichristliche Lehre. Und in 2. Johannes 1, 7 warnt Paulus eine Frau: „Denn viele Verführer sind in die Welt ausgegangen, die nicht Jesum Christum im Fleische kommend bekennen; dies ist der Verführer und der Antichrist.“ In 1 Johannes 4, 1ff heißt es, sie bekennen nicht Jesus Christus im Fleisch gekommen. Das ist sein erstes Kommen. In 2. Johannes 1, 7 heißt es, sie bekennen nicht Jesus Christus im Fleische kommend. Das ist Partizip Präsens und beschreibt im Griechischen oft eine sichere Zukunft. Sie bekennen also nicht, dass Jesus Christus als Mensch wiederkommt. Und das gehört zu den fundamentalen Irrlehren.

Dann wird weiter gesagt, diese Irrlehrer halten die Lehre des Christus nicht fest, 2. Johannes 1, 9: „Jeder, der weitergeht und nicht bleibt in der Lehre des Christus, hat Gott nicht; wer in der Lehre bleibt, dieser hat sowohl den Vater als auch den Sohn.“ Die Irrlehrer haben sich entwickelt. Aber im biblischen Christentum bleibt die Lehre immer dieselbe, obwohl wir auf einem Weg sind. Es wird hier der Ausdruck «die Lehre des Christus» verwendet, und das bedeutet, wie in der Fußnote erklärt wird, die Lehre über Christus, also wer Jesus Christus ist. Und wer ist Jesus Christus? Er ist Gott, er ist Gottes Sohn und damit hängt die ganze Dreieinheitslehre zusammen. Und nirgends wird eine solche Lehre so scharf verurteilt wie im 2. Johannesbrief. Vers 10 kann man dazu lesen. Das ist die schlimmste Art von falscher Lehre, wenn Gott, Gottes Wesen, die Person Christi, angegriffen wird. Hier handelt es sich nach 2. Korinther 11, 4 um einen anderen Jesus, der verkündigt wird. Da gibt es keine Kompromisse.

Dann noch kurz etwas über die Ethik- und Morallehre. 1. Korinther 5 erzählt von einem Fall in der Gemeinde in Korinth, wo jemand außerehelichen Geschlechtsverkehr gehabt. Und Paulus sagt, wenn das geschehen ist, muss die Gemeinde durch Gemeindezucht eingreifen. Sie kann das also nicht so einfach stehen lassen. Paulus sagt, da müsst ihr handeln; der muss ausgeschlossen werden, bis er wieder zur Buße kommt. Und da erwähnt er auch noch weitere Dinge, neben dem außerehelichen Geschlechtsverkehr, wozu natürlich auch die Homosexualität gehört: Habsucht (also wenn jemand zum Beispiel einen betrügerischen Konkurs macht), Raub (ein Banküberfall oder so), Alkoholismus und Götzendienst. Wir sehen das sind alles ganz schwere moralische Verfehlungen. Da geht es nicht um irgendetwas, sondern das sind ganz schlimme Dinge, und da muss die Gemeinde eingreifen. Nach Judas 4 und 2. Petrus 2 gab es auch schon damals Irrlehrer, die die Gnade Gottes in Freizügigkeit verkehrt und damit die Autorität Christi geleugnet haben. In 1. Korinther 10, 14-16 wird zum Beispiel verboten, dass Gläubige Gemeinschaft haben mit Dämonen. Das heißt also, wenn okkulte, esoterische Dinge in die Gemeinde hineingebracht werden, dann ist das ausdrücklich verboten. In 2. Korinther 11, 4 spricht Paulus von der Möglichkeit, dass die Korinther einen anderen Geist empfangen haben, einen falschen Geist. Das wird zusammen mit dem anderen Jesus und dem anderen Evangelium erwähnt. Der Kolosserbrief ist die Widerlegung einer mystisch-asketischen Vollkommenheitslehre, vermischt mit jüdischer Gesetzlichkeit. In all diesen Fragen wird kein Kompromiss möglich gemacht.

Dann komme ich noch zum zweitletzten Punkt auf dem Blatt: Die Lehre über die Heilige Schrift. Paulus erklärt in 2. Timotheus 3, 14-16, er solle in dem bleiben, was er gelernt hat und was er von Kind auf in der Heiligen Schrift gelernt hat. Und er erklärt in Vers 16, dass alle Schrift von Gott inspiriert ist. Und das sagt er in einem Kapitel, das über die Endzeit spricht, 2. Timotheus 3, 1. Die Schrift hat also vorausgesehen, dass gerade in der Endzeit die Inspiration der Bibel massiv in Frage gestellt wird. Und das ist tatsächlich im 20. Jahrhundert so gekommen. Zuerst ist das in den großen Kirchen der Fall gewesen und seit einigen Jahrzehnten auch in den evangelikalen, dass nämlich die volle Inspiration und Irrtumslosigkeit der Bibel in Frage gestellt wird. Aber da sehen wir eine ganz klare Aufforderung: Du aber bleibe in allem. Und das ist in Übereinstimmung mit 1. Johannes 2, 24: „Ihr, was ihr von Anfang gehört habt, bleibe in euch. Wenn in euch bleibt, was ihr von Anfang gehört habt, so werdet auch ihr in dem Sohne und in dem Vater bleiben.“ Wir sind zwar auf dem Weg, und wir sind nicht mehr gleich gekleidet und haben nicht den gleichen Lebensstil, wie die Christen des 1. Jahrhunderts, aber auch nicht denselben wie im 5. Jahrhundert und auch nicht wie im 16. Jahrhundert, der Zeit der Reformation, natürlich ändern wir uns kulturell, wir sind ja keine Exoten, aber das biblische Fundament bleibt immer dasselbe., ob im 1. oder im 21. Jahrhundert. Wenn das in euch bleibt, was von Anfang war, das ist die Lehre der Apostel. In Apostelgeschichte 2, 42 heißt es von den ersten Christen: „Sie verharrten aber in der Lehre der Apostel.“ Und Johannes sagt in 2. Johannes 9: „Jeder, der weitergeht und nicht bleibt in der Lehre des Christus, hat Gott nicht; wer in der Lehre bleibt, dieser hat sowohl den Vater als auch den Sohn.“ Also da, wo wir über  die Bibel hinausgehen.

Und so sehen wir, das bringt uns in ein Spannungsfeld zwischen Einheit und Absonderung. In Johannes 17, 21 hat der Herr Jesus gebetet, dass sie alle eins seien. Die katholische Kirche hat diesem Vers sehr viel Wert beigemessen, dass sie alle eins seien. Darum sollen all die verstreuten Brüder und Schwestern zurück zur Einheit kommen. Nach 1. Korinther 12, 13 wissen wir, dass wir ja alle zu einem Leib zusammengefügt worden sind. Epheser 4, 3 spricht davon, dass wir die Einheit des Geistes bewahren sollen. Aber auf der anderen Seite spricht Paulus in 2. Korinther 6, 14.17 von der Absonderung von Ungläubigen, die Mitglieder der Gemeinde sind. Die Gemeinde ist nicht eine Mischung von Gläubigen und Ungläubigen. Die Ungläubigen kommen natürlich zu Predigten und so weiter in die Gemeinde, aber sie gehören nicht zur Gemeinde. 2. Timotheus 2, 21 spricht vom sich wegreinigen von Irrlehrern, wie Hymenäus und Philetus, die den Glauben zerstören. Hebräer 13, 13 sagt den jüdischen Christen, dass sie sich vom jüdischen System absondern müssen, Christus ist dort verworfen worden, und dort, wo er verworfen ist, können wir nicht mehr bleiben. Geht zu ihm hinaus. Er hat außerhalb des Tores von Jerusalem gelitten. Und in Offenbarung 18, 4 wird von dieser endzeitlichen Verführung durch Babylon gesprochen. Und da heißt es ausdrücklich: „Und ich hörte eine andere Stimme aus dem Himmel sagen: Geht aus ihr hinaus, mein Volk, damit ihr nicht ihrer Sünden mitteilhaftig werdet.“ Das ist ein ganz klarer Aufruf: Babylon muss verlassen werden.

Und so sind wir in einem Spannungsfeld zwischen Einheit und Absonderung. Und wir müssen unterscheiden zwischen den Dingen, die biblisch wirklich fundamental falsch sind und Dingen, die wir tragen müssen, die gerade ein Zeugnis dafür sind, dass wir mit Unterschieden in gegenseitiger Liebe und Achtung umgehen können. Daran werden sie erkennen, dass ihr meine Jünger seid. Und so sehen wir, diese Frage stellt sich jeden Tag neu für uns, wir sind ja auf dem Weg, also wir sind dynamisch und nicht statisch. Die biblische Lehre bleibt dieselbe, aber wir sind persönlich dauernd in der Gefahr, rechts- oder linkslastig zu werden, oder gar wegzugehen. Und auch als Gemeinde sind wir in der Gefahr uns so zu bewegen. Und wir sind im Spannungsfeld. Wir haben den Aufruf zur Einheit und auch den zur Absonderung bei fundamentalen Dingen. Das macht die Sache eben schwierig. Aber es geht darum, dass wir jeden Tag mit dem Herrn leben. Wenn wir ein endgültiges Rezept hätten, dann müssten wir nicht mehr mit ihm leben. Aber er hat es uns nicht gegeben, eben damit wir mit ihm leben müssen und jede einzelne Frage in Ruhe vor dem Herrn klären.