Rolf Scheffbuch

Rechter Gottesdienst

05.03.2000

 

Unser Gott spricht: Ich will bei euch wohnen. Nicht nur bei den Gottesdiensten, da erst recht, aber bei uns zuhause auch: Ich will bei euch wohnen. In der Bibellese haben wir zurzeit die Abschnitte, wie Mose hinaufgestiegen ist, mühevoll, auf den Berg Gottes, um Gott näher zu kommen, und jetzt sagt Gott, ich will doch zu euch kommen. Das wollen wir in diesem Gottesdienst erfahren, indem wir zum Eingang beten und singen "Jesu, Jesu, Brunn des Lebens, stell, ach stell dich bei uns ein", von Hieronymus Anoni, einem Pfarrer in der Gegend von Basel, der 100 Jahre bevor die Erweckung losgegangen ist, gesagt hat, Herr, du hast doch versprochen, dass du noch einmal neues Leben schenken willt. Nach 100 Jahren hat Gott dies Versprechen eingelöst, und dann sind all die Anstalten der Diakonie, die Basler Missionsanstalt, Basler Traktatanstalt, Basler Bibelanstalt entstanden, die bis weit in einen unser württembergisches Land gewirkt haben. Jesus, der Brunn des Lebens, wo das Leben strömt.

Im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Jesu, Jesu, Brunn des Lebens (Lied)

Wir wollen weiter beten und uns erheben. Herr Jesus, hab Dank, dass wir so zu dir kommen dürfen, wie wir sind. Und hab noch mehr Dank, dass wir nicht so bleiben müssen, wie wir sind. Lass uns jetzt damit rechnen, dass du deine Hand hilfreich auf uns legst, dass dein Geist uns durchströmen, reinigen und neu beleben kann. Amen. Wir beten weiter miteinander und für einander in stiller Andacht.

(Gebetsstille)

Das ist mir lieb, Herr, dass du meine Stimme hörst. Amen.

Nun darf ich Sie bitten, in Abweichung dessen, was sonst hier üblich ist, kleiner Unterschied muss ja auch sein, Psalm 51 im Wechsel zu beten, Nummer 727, Nummer 727, Psalm 51. Es geht heute darum, dass Gott in uns Neues schafft, so wie es der David erbeten hat.

 

Gott, sei mir gnädig nach deiner Güte,

und tilge meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit.

Wasche mich rein von meiner Missetat,

und reinige mich von meiner Sünde;

denn ich erkenne meine Missetat, und meine Sünde ist immer vor mir.

An dir allein habe ich gesündigt und übel vor dir getan,

auf daß du recht behaltest in deinen Worten und rein dastehst, wenn du richtest.

Siehe, dir gefällt Wahrheit, die im Verborgenen liegt,

und im Geheimen tust du mir Weisheit kund.

Lass mich hören Freude und Wonne,

dass die Gebeine fröhlich werden, die du zerschlagen hast.

Verbirg dein Antlitz vor meinen Sünden,

und tilge alle meine Missetat.

Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz,

und gib mir einen neuen, beständigen Geist.

Verwirf mich nicht von deinem Angesicht,

und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir.

(gesungen)

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war ein Anfang jetzt und immer dar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

 

Darf ich bitten, dass Sie sich setzen, wir wollen singen vom Lied 130, O Heil'ger Geist kehr bei uns, 130, die ersten vier Strophen.

Es geht in der Predigt heute drum, um das Prophetenwort, dass Gottes Recht strömt, und darum haben wir lauter Verse und Lieder, in denen es um dieses Strömen geht: Jesu, Jesu, Brunn des Lebens, stell dich ein, und hier "Du Quell, draus alle Weisheit fließt, im Vers zwei. Die ersten vier Strophen wollen wir singen.

 

Gott gebe uns viel Gnade. Und seinen Frieden durch die Erkenntnis Gottes, und unseres Heilandes Jesus Christus.

Mit dieser Woche beginnt ja die eigentliche Passionszeit. Wir hören dazu, zu diesem Sonntag Estomihi, den Predigttext aus Amos fünf.

Im Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatt war die Betrachtung überschrieben "Hier irrt Amos". Also wollen wir sehen, wo er irrt.

Ich bin froh, dass das Deutsche Sonntagsblatt nicht das Evangelium ist.

 

Ich bin euren Feiertagen gram, ich verachte sie. Ich mag eure Versammlungen nicht riechen, und wenn ihr mir auch Brandopfer und Speisopfer opfert, habe ich keinen Gefallen daran. Ich mag auch eure fetten Dankopfern nicht ansehen. Tu weg von mir das Geplärr deiner Lieder, denn ich mag dein Harfen Spiel nicht hören. Es ströme aber das Recht wie Wasser, und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.

 

Vor einer Stunde war Bach dran, im Rundfunk, Bachkantate, wunderbar, ein Perlen von Musik, erquickend für's Herz. Erquick uns durch dein Gnad, erweck uns durch dein Gnade, den alten Menschen schwäche, dass der neue leben mag! Soll das Geplärr der Lieder sein, irrt der Amos. Wir sind doch froh, dass es noch Gemeinden gibt, wo es fette Dank-Opfer gibt, ich wüsste gar nicht, wo wir die hinsetzen sollen, die jetzt auf dem Michelsberg sind, es tut und doch gut, wenn Alt und Jung beieinander ist. Dass wir Feiertage haben, wo die Seele aufatmen kann, was hat denn der Amos dagegen, das ist doch ganz einfach, dass Gott sagt, ich brauch doch das nicht, für mich ist nicht notwendig, für uns ist gut. Ein wohl vorbereiteter Gottesdienst, das singen und spielen der Bläser und der Orgel, das Singen der Chöre, das Warming-Up vorher mit unseren modernen Liedern, für uns wichtig. Ich brauch's doch nicht, der Gott, der umgeben lebt von den Sphärenklängen des Universums, umgeben vom Lobgesang der Engel, für den ist selbst der schönste Landes-Posaunentag mit Gloria sei dir gesungen, Blech-Musik. Für uns ist's wichtig, was uns erhebt, dass unser Geist herauskommt aus den Niederungen, in denen wir sonst sind. Aber mir braucht ihr das doch nicht zu bringen, sondern viel mehr, es ströme die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach. Es ströme das Recht. Das ist Gott wichtig, dass das herauskommt, dass er beleben kann. Vor 14 Tagen durfte ich, ich mache ja die Arbeit, dass ich für die Lektorenpredigten für unsere 700 Lektorinnen und Lektoren ein bisschen Redaktionsarbeit mache, und da hat ein Bearbeiter die Frage gestellt, so als Thema für den Gottesdienst, was ist überhaupt ein rechter Gottesdienst. Das, was auch als Frage über dem Gottesdienst in der Predigt heute steht. Und es war mir dann interessant, dass er darauf kam, ein rechter Gottesdienst ist dort, wo Gott so an uns wirkt, dass ich begreife, wo ich auf falschen Wegen bin. Und wo er mich zurechtbringen darf, das ist ein Gottesdienst, wenn das Recht so strömt, dass es plötzlich mich betrifft: da liegst du falsch, ich will dich da ändern. Das war Theorie, und dann am letzten Sonntag, in Korntal, im vollbesetzten Gottesdienst im Saal, wir sind gerade in einer Predigtreihe über das Wesen der Gemeinde Jesu. Der Pfarrer, Pfarrer Wanner hat ausgelegt, wir sollten doch nicht bloß auf das schauen, worin wir anders sind, anders empfinden, wo uns das Räuspern des anderen stört, der Geruch seines Wintermantels oder sowas, sondern das, was uns gemeinsam ist, dass der Herr Jesus unser Haupt ist, der uns beleben will, der uns durchdringen will, der unser Gewissen sein will. Da ist plötzlich bei mir passiert, ich darf es mal grad so sagen, dass ich zuerst in der Stille gebetet habe, Herr Jesus, nimm mir meinen Zorn auf ein paar Menschen, nimm mir meinen Hass, dass ich sie nicht leiden kann, meinen Kritikgeist! Im gleichen Augenblick war's, wie wenn der lebendige Gott, ach, es war nicht wie wenn, es war so, dass der lebendige Gott zurück gefragt hat: Bloß den Hass soll ich nehmen, den Zorn? Du liegst doch ganz falsch mit deiner Einstellung, der Mensch hat dir überhaupt nichts getan! Bitte um Verzeihung für deine falsche Einstellung, nicht bloß, dass der Zorn wegkommt, der Kritikgeist! Herr, was habe ich für eine falsche Einstellung gehabt, indem ich diesen Geist genährt habe? Vergib mir und hilf, dass ich den Menschen in Liebe neu entgegenkommen kann. Gott will ändern. Im Gottesdienst will sein Recht strömen wie ein nie versiegender Bach. In der letzten Woche wurde in Stuttgart das neue Buch von Theodor Eschenburg vorgestellt, posthum herausgegeben, seine Lebenserinnerungen, und da hat mich es gefreut, dass er sagt, das Schwierigste an der Politik, überhaupt am Menschsein ist, dass man gegen den Zeitgeist ankämpft, und sich nicht mitreißen lässt vom Zeitgeist. Das sagt einer, also von Religion oder Glaube kommt im ganzen Buch nix vor, der also offenbar mit dem Glauben nicht viel am Hur hat. Aber es muss eine Gegenkraft dasein. Wenn Gottes Recht strömt wie ein nie versiegender Bach, dann ist das wie eine Gegenstromanlage für uns, die wir doch in dieser Welt drin sind, ich selber kann nicht strampeln gegen den Zeitgeist, ich werde mitgerissen, aber Gottes Geist will uns alle bewegen, dass wir wie eine Gegenströmung ankämpfen können. In Schneid im Remstal gibt es einen Grabstein für einen Lehrer, der vor 200 Jahren gelebt hat, und in alter deutscher Schrift ist eingraviert in den Grabstein, in einer verkehrten Welt lebte er verkehrt, also wieder richtig. Er in einer verkehrten Welt, ist er gegen den Strom geschwommen, in der Kraft Gottes. Das hat mich dann auch gefreut bei Theodor Eschenburg zu lesen, dass er sagt, also der Reinhold Meier war ein Schlitzohr, unser früherer Ministerpräsident, und es rechter der Leo Voleb in Freiburg. Aber die eigenartige Gestalt war der Gebhardt Müller, ein bewusster Christ, schreibt Eschenburg, ohne jede Schlitzohrigkeit, ein Mann, der ganz dem Recht der Verfassung lebte, und darin persönlich voranging. Da habe ich mich gefreut, dass einer sagt, so ist ein Christ eigentlich, vielleicht ein bisschen langweilig, eng nach außen gewirkt, aber einer, der für das Recht eingetreten ist, der sich in einer Welt voll Schlitzohrigkeit von dem Strom des Rechtes treiben ließ, und wie schön, dass er sogar noch ein Präsident eines Bundesverfassungsgerichtes wurde, und nachher Roman Herzog als Christ auch. Wo haben wir solche Leute in der Politik, die sich vom Gegenstrom Gottes bewegen und treiben lassen, in einer Welt, in der sonst der Zeitgeist am Werk ist.

Gott will wirken, sein Recht in uns wirken lassen, es sollen sich die Gottesdienstes so auswirken, dass im Alltag etwas deutlich wird.

Prälat Röckle, der frühere Stuttgarter Prälat, ist aus Russland zurückgekommen, er hat evangelistische Dienste in Omsk getan, dort wo unser Freund Volker Seiler, Liebenzeller Bruder, jetzt Bischof ist, in diesem weiten Gebiet bis nach Wladiwostok, und Gerhard Röckle hat in Deutsch gepredigt, und es kam eine Gemeinde zusammen, und nachher hat eine Frau ihn sprechen wollen unter Tränen, und hat gesagt, ich bin vor vier Wochen zum erstenmal hier zum Gottesdienst gegangen, ich war vorher jahrelang nicht zum Gottesdienst gewesen, mein Großvater war deutscher Abstammung, ich verstehe nur ein bisschen Deutsch, aber nicht viel, ich habe da vor vier Wochen nicht viel mitgenommen vom Gottesdienst, aber es war wie ein Regen, der mich rein gemacht hat, und aufgeweicht hat. Es waren gar nicht die Sätze, dich ich verstanden habe, sondern der ganze Gottesdienst, und ich hab gemerkt, mein Vater, auf den ich einen wahnsinnigen Hass hatte, weil er meine Mutter und uns als Kinder verlassen hat und sitzen ließ im größten Dreck vor 25 Jahren, ich muss meinen Vater finden. Und sie hat ihn gefunden, inzwischen beide Beine amputiert, und er hat ihr vergeben und sie hat um Vergebung gebeten, ein Gottesdienst, bei dem sie nicht einmal die Predigt verstanden hat, hat sich so ausgewirkt. Auch wieder das Bild vom Regen, ich bin neu belebt, ich bin durch strömt, ich bin gereinigt, ich bin aufgeweicht worden von dem, was Gott bei mir tun kann. Gottesdienst will sich auswirken, es ströme das Recht. Ludwig Hofacker hat in einer seiner Reden, wenigen Predigten, die er halten konnte, zwischen 1821 und 23, drunten in der Leonhards-Kirche einmal gepredigt über die Hochzeit von Kana, und gesagt, Jesus sei bewusst auf eine Hochzeit gegangen, wo sonst soviel Weisheitssprüche und dumme Scherze gemacht werden, wo gebechert wird, wir wissen ja, dass der Wein ausgegangen ist, Alltagsleben, und Jesus sei da hinein gegangen, damit es wahr wird, er offenbarte seine Herrlichkeit, das, was er tun kann. Deshalb sollen sich unsere Gottesdienste so auswirken, dass mitten in unserem Alltagsleben etwas deutlich wird, dass wir anders gemacht sind, dass wir umgedreht werden. Es ströme das Recht wie ein nie versiegender Bach. Unser Herr Jesus ist mit in unsere Welt gekommen, ich darf heute Mittag wieder in Aidlingen reden über das wunderbarer Wort, das Pilatus über das Kreuz Jesu gesagt hat, Jesus von Nazareth, hier war er zuhause, nicht in der großen Stadt, in der kleinen Welt Galiläas. In unsere Welt ist er gekommen, dass eine neue Kraft hineinkommt, dass wir Anschluss bekommen, der Herr Jesus hat das ja aufgenommen in dem Bild: Wen da dürstet, der komme zu mir. Bei der Samariterin hat er gesagt, wer von dem Wasser trinken wird, das ich ihm geben werde, das wird ihm eine Quelle des ewigen Lebenswassers sein, das ins ewige Leben strömt. Wen da dürstet, der komme zu mir. Jesus hat das Bild vom Strömen aufgenommen. Schon auf den ersten Seiten der Bibel heißt es, im Garten Eden, im Paradies, da, wo Gott den Menschen nahe war, da war ein belebender Strom, und er teilt sich in vier Hauptarme zu bewässern das Land. Lass die Ströme fließen, die das Land dann durchströmen und bewässern. Und in der Offenbarung heißt es, auch in der Gegenwart Gottes geht ein Strom aus, um die Heidenwelt zu beleben. Ein Bild der Bibel, das nicht bei Wüsteneien bleiben soll, sondern Gott will beleben. Und verstehen Sie, warum der Amos sagt, es ist nicht wichtig, dass ihr achtet darauf, ob Gott in unserer Welt noch geehrt wird, ob noch Leute zum Gottesdienst kommen, ob Gott Freude am Gottesdienst haben kann, Nein, bei euch muss was passieren. Durch euch soll etwas geschehen. Mein zurechtbringendes Schaffen soll durch euch hindurchwirken und in eure Welt hineingehen. Kann es denn möglich sein, als Pfarrer, wenn man 40 Jahre im Dienst ist, und vorher schon hauptamtlich mit geschafft hat, fragt man sich, was ist dabei herausgekommen? Habe ich bloß einen Betrieb unterhalten, oder lag es an mir, ist Gottes Wirken an mir abgeprallt? Da war ich, wie ich... Bengel benützt immer wieder das Wort "wie eine Brunnen-Röhre, die verstopft ist". Wie früher bei den Stuttgarter Brunnen, kennen Sie die noch, wo man so hat ziehen müsse, gell, haben wir als Schulbuben gern die Brunnenröhre verstopft, das nichts mehr herausgekommen ist. Ist bei mir die, das, was als belebendes Wasser geben soll von Gott her, verstopft, dass nichts herauskommt, oder traue ich es Gott gar nicht mehr zu, dass etwas in unserer Welt passiert, oder sagen wir, diese Welt ist Gottverlassen, da passiert nichts mehr mit der Kirche, ist nichts mehr los, hat ja alles keinen Wert. Wissen Sie, so ähnlich hat der Mose gedacht da in der Wüste, als Gott sagt, ich will euch, dem verdurstenden Volk, Wasser schaffen, in Hülle und Fülle. Und da war der Mose so im Kleinglauben, ach, was, Kleinglauben, war ja überhaupt nichts mehr da, dass er seinen Stab genommen hat und am Felsen zerschmettert hat, er soll den Felsen berühren, er hat es nicht mehr für möglich gehalten, wie soll aus dem glühend heißen Steinblock Wasser herauskommen, das kann doch nicht sein, technisch biologisch unmöglich, und das Wasser strömt, so dass alle satt wurden. Wir wollen Gott nicht durch den Kleinglauben hindern, dass er an uns und durch uns etwas tut, dass da ein Strömen hineinkommt in unser Leben, und durch uns hindurch in unsere Umgebung. Wenn man mit im Flugzeug dann in 11.000 m Höhe über Afrika fliegt, dann sieht man da so ähnlich wie auf einer guten Landkarte, wie der Nil mitten durch Wüsten geht, aber das ist noch viel eindrucksvoller, wie in dieser gelb-braunen Wüstenei Afrikas, zuerst der blaue und der weiße Nil, aber dann der Nilstrom, nicht bloß der Strom, sondern wie ein belebendes Band durch die Wüsten geht. Alles, was vom Nil her bewässert wird. Mir ist das immer ein Bild, so müsste es sein bei Christen, bei denen das Recht Gottes strömt, das Zurechbringen Gottes, das hineingeht in unserer Umgebung, belebend. Wir können nicht die ganze Welt heilen, aber dass da, wo wir sind, etwas belebendes ausgeht. Was bleibt, was will Gott von uns? Dass wir herauskommen aus dem Kleinglauben und aus dem Unglauben, so wie der Mose im Unglauben war. Es heißt im Psalm 106, es entfuhren ihm ungute Worte, üble Worte des Zorns. Oft sind das, das wir kritisieren, es wird ja doch nicht anders, ungute Worte. Gott will nicht feierliche Gottesdienste, sondern er will an uns wirken. Das ist meine Freude, dass ich an euch wirken kann, dass ich das Recht, das Zurechtbringen strömen lassen kann. Nicht umsonst führt die Bibel, eigentlich fast am Ende, auf mit diesem Satz: Wen da dürstet, der komme zu mir. Ach, wir haben doch schon in unseren Familien oft Durst, die Spannungen, mit denen wir am engsten zusammen sind, Geschenke Gottes. Herr, lass doch dein belebendes Wasser noch mal strömen, dein Zurechtbringen, lass doch dein Zurechtbringen strömen da in der Verwandtschaft, wo es Spannungen gibt, lass doch dein Recht strömen, dort wo ich immer kritisiere. Dass etwas von mir ausgeht, das ich nicht ein Giftpilz bin, sondern ein belebende Strom. Wen da dürstet, sagt Jesus, der komme. Amen.

 

Wir wollen singen vom Lied 389, da ist wieder so ein Vers drin, der es vom Strömen von der Güte Gottes hat: Du Brunnen unerschöpfter Güt'. 389: Lass deines gutes Geistes Licht und dein hell glänzend Angesicht erleuchten mein Herz und Gemüt, oh Brunnen unerschöpfter Güt. Die Strophen 3-5 vom Lied 389.

 

Gestatten Sie mir noch zwei persönliche Erfahrungen, das war bei einer Konferenz des Lausanner Komitees in Oslo, wir sprachen darüber, wie endlich einmal die Christenheit wieder bisschen attraktiver werden könnte, wie die Gottesdienste vitaler, fröhlicher lebendiger, nicht so hölzern, verknöchert sein könnten, da wurden mancherlei Vorschläge gemacht, es müssten Lebensfragen behandelt werden, mehr politische Fragen behandelt werden. Und mitten hinein sagte der kleine stämmige Bischof Sietemo von Morogoro, fast halblaut vor sich hin, what we  really need ist a sense of integrity. Was wir wirklich brauchen ist ein Gespür für Integrität, für Ehrlichkeit, also nicht für Schauspielerei, für Fassade. Dass wir wirklich vor Gott das sind, was wir sind. Und da war zuerst Pause, und dann hat er den Vers gebetet, den wir vorhin miteinander gebetet haben: Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz, und gib mir einen neuen, gewissen Geist. Und da war nochmal Stille. Und dann ging die Diskussion nicht weiter, sondern einer hat gesagt, jetzt sollten wir beten, vielleicht können ein paar mit uns beten. Aber es hatten das fast alle von den fünfzig Versammelten gebetet das ganz kurze Gebet, O Herr, vergib, wo ich dir im Wege stand, oh Herr, lass mich doch noch einmal ein Träger deiner guten Gaben sein, Herr, füll mich neu mit deinem Geist. Wir hatten ein Gespür der Gegenwart Gottes. Am nächsten Morgen hat der Erzbischof Reed von Australien, John Reed, gesagt, noch in keinem noch so wunderbaren anglikanischen Hochamt habe ich so die Nähe Jesu gespürt, wie gestern Mittag. What really need is a sense of integrity. Der Reinheit, der Empfänglichkeit für Gott, einen Sinn für das, was wir wirklich brauchen her von Gott. Die zweite Erfahrung von der Schulzeit liegt schon lange zurück. Da hatten wir, gut, ich war der einzige in der Klasse, der das Zeichen der evangelischen Jugend trug, Kreuz auf der Weltkugel, da war ein anderer, der Norbert, der hat kein Zeichen der evangelischen Jugend getragen, ist auch nicht zur evangelischen Jugend gegangen, aber ein Christ, und immer, wenn es in unserem Klassenzimmer aussah wie nach einer Konfettiparade, war er am Boden und hat die Papierschnipsel zusammen gelesen. Und wenn ein Schüler in Druck kam, war er es der zum Rektor ging, oder zum Vertrauenslehrer, und die Sache in Reines brachte. In unserer Abiturszeitung hieß es, wo das Durcheinander am größten war, war Norbert stets der erste, um das Durcheinander zu beheben. Ich hab mich geniert, ich mit meinem Kreuz der evangelischen Jugend, da war einer, durch den das Recht geströmt ist, bei mir ist es bloß bis zum Revers gegangen. Gott will durch uns hindurch wirken, die wir plötzlich spüren, ich brauch einen Sinn für Integrität, für Wahrheit, für Ehrlichkeit, dass die Fassade der Scheinheiligkeit wegkommt. Und deines guten Geistes Licht, und dein hell glänzend Angesicht durch mich hindurch scheine, so haben wir das betend gesungen, jetzt wollen wir miteinander darum beten, wir wollen aufstehen:

 

Herr Jesus, lass du uns ehrlich sein vor dir, dass wir durch deine Güte erkennen, was wir brauchen, und dass wir's nicht immer wieder zudecken durch Zweitrangiges. Du bist der große Zurechtbringer, dazu bist du in unsere Welt gekommen, dass du Menschen rechtfertigst, wie dort den Zöllner im Tempel, der ging hinab gerechtfertigt, obwohl er vorher gespürt hat, was alles in seinem Leben falsch war.

Tu das auch bei uns, damit wir deinen belebenden Strom des Zurechtbringens weiter tragen können in unsere Welt hinein.

Danke, dass du das tun willst. Verwehre uns allen Kleinglauben, und Unglauben, der dir es nicht zutraut. Wir sind gespannt darauf, was du bei uns erst noch tun wirst, und wenn sich alle Widerstände des Bösen dagegen erheben, sei du stärker mit einem Gegenstrom gegen all das, was uns verhindern will, mit dir zu leben.

Sei bei denen, die auf dem Michelsberg sind aus unserer Gemeinde, segne sie, schenke ihnen die Belebung, und gib in unserem Volk, in unserer Gesellschaft, in der so viel notvolles ist, nicht bloß bei den oberen, auch bei uns, wir haben uns an so viel gewöhnt, gib ein neues Gespür für dein Recht, was vor dir recht und gut ist, und gib auch die Kraft, es dann auch zu tun. Amen.

 

Vater unser im Himmel...

 

Wir wollen uns noch einmal setzen und vom Lied 135 die Strophen vier und fünf singen: Güldner Himmelsregen, schütte deinen Segen auf der Kirche Feld, dass der Regen Gottes uns durchweicht, durchströmt, empfänglich macht. Strophen vier und fünf von 135.

 

Im Auftrag des Kirchengemeinderates möchte ich Ihnen heute Morgen folgendes mitteilen: Wie Ihnen bereits zum Teil bekannt, wird Pfarrer Winrich Scheffbuch im Juli 2000 aus dem Pfarrdienst ausscheiden. Aus diesem Grunde wurde die Pfarrstelle der Ludwig-Hofacker-Gemeinde im Januar 2000 zur Wiederbesetzung ausgeschrieben, und nach der Kirchenordnung erfolgt die Wiederbesetzung der Pfarrstelle nach dem so genannten Benennungsverfahren, da Pfarrer Scheffbuch nach dem Wahlverfahren berufen wurde. Der Oberkirchenrat hat dem Besetzungsgremium die Benennung am 28.2.2000 mitgeteilt, und das Besetzungsgremium besteht aus dem Kirchengemeinderat und einem Mitglied des Gesamt-Kirchengemeinderates, einem Vertreter des Gesamt-Kirchengemeinderates. Dieses Gremium hat in seiner Sitzung am 04.03.2000, also gestern Morgen, dem Benennungsvorschlag des Oberkirchenrates mit Freude, mit großer Freude zugestimmt. Ab September 2000 wird Herr Jürgen Schwarz in Stellenteilung mit seiner Frau Franziska Stocker-Schwarz aus der Brüdergemeinde in Wilhelmsdorf die Pfarrstelle hier in unserer Gemeinde übernehmen. Bitte bereiten sie diesen Wechsel im Gebet vor. Die Kirche, der Kirchengemeinderat ist sich sicher, dass mit dieser Entscheidung die klare biblische Wortverkündigung und damit die verbundene geistliche Prägung unserer Gemeinde fortgesetzt werden wird. Ich danke Ihnen.

(Applaus)

Ja, und wir danken den Mitgliedern des Kirchengemeinderates für allen großen Einsatz in den schwierigen letzten beiden Jahren, wo es um die Existenz der Gemeinde ging, und um die Neubesetzung der Pfarrstelle. Denken Sie auch in der Fürbitte daran, dass die Brüdergemeinde Wilhelmsdorf wieder die rechten Pfarrleute bekommt. Vielleicht singen wir als Antwort auf diese Entscheidungen vom Lied 255 "O, dass doch bald ein Feuer brennte", da geht es nicht bloß ums Feuer, sondern um Strophe sechs "Du unerschöpfter Quell des Lebens, allmächtig starker Gotteshauch, dein Feuermeer ström nicht vergebens, ach zünd in unsren Herzen auch. 255 Vers sechs.

Frau Stark, wir machen Ihnen das schwer da oben, aber wir danken Ihnen für den Einsatz, wir wollen das mal ausprobieren, wie beweglich Sie sind. 255. Vers 6. (Orgelklänge) Toll!

 

Und rüste, Herr, das Ehepaar Schwarz, Stocker Schwarz, aus mit deinem guten heiligen Geist, auch mit der Kraft, sich von ihrer Gemeinde zu lösen, und neu hier zu beginnen, zum Segen für die vielen, die auf die Verkündigung deines klaren Wortes, und auf Seelsorge hoffen. Danke für allen Dienst, der in den letzten Jahren und Jahrzehnten geschehen konnte. Amen.

 

Vielen Dank, Frau Stark, das ist ja großartig, wie sie sofort aufs neue Lied geht. Jetzt noch Abkündigungen, es gibt nicht nur erquickende Ströme, es gibt auch furchtbare Ströme, ich durfte ja vor 14 Tagen in Südafrika sein, und wir haben da gespürt, dass was der Limpopo bedeutet für Südafrika. Die Buren wollten eigentlich von Natal noch hinauf bis zum Limpopo, damit sie den anzapfen können, der sonst eigentlich ein ganz armseliges Rinnsal ist, aber wer einen Fernseher hat, der hat ja die letzten Tage gesehen, zu welchem furchtbaren vernichtenden Strom dieser Limpopo angeschwollen ist, und die Dörfer und Siedlungen überströmt hat, und es hat mich auch bewegt, wie wie diese burischen Soldaten in ihrem Helikopter jetzt plötzlich, wo doch in einem Land, in dem früher noch Rassentrennung war, strikteste, die keinen schwarzen berührten, plötzlich schwarze Kinder, Frauen retten. In diesem Land haben sie das Vorrecht als Gemeinde, dass die von ihrer Gemeinde ausgesandte Mitarbeiter Andrea Hilger, dass sie mit ihnen in unmittelbarem Kontakt steht, sie arbeiten mit im medizinischen Koordinierungsbüro der evangelischen Kirchen des Landes, müht sich sonst um Straßenkinder, aber sie hilft im Augenblick in der Hauptstadt Maputo aus, in dieser Katastrophensituation. Unser Opfer heute ist für den Dienst von Frau Hilger in Mosambik bestimmt. Vielen Dank im Voraus, und dann noch durch Krankheit werden leider unter Umständen in den nächsten Tagen noch Plätze auf der Türkei-Reise frei, entweder für einen Mann oder auch für ein Ehepaar oder für zwei Frauen, fragen Sie einfach an bis Dienstagabend telefonisch bei Beate und Winrich Scheffbuch, der Zeitraum der Reise ist 31. März bis 8. April. Wer sich interessiert, kann auch bei Frau Beyer noch einen Prospekt erhalten, also die Reise ist 31. März bis 8. April, vielleicht wird noch der eine oder der andere Platz frei.

 

Und nun wollen wir uns erheben zum Segen:

Herr segne uns und behüte uns, Herr lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig, Herr erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns Frieden. Amen. Amen. Amen.