Gedanken zur Gliederung des Buches der Offenbarung

Von Thomas Jettel[1], Mai 2010

 

Das Buch der Offenbarung zu gliedern, scheint nicht einfach zu sein. Stark durchgesetzt hat sich die Auffassung, dass die Siegel, die Posaunen und die Schalen den Schlüssel liefern: Das 7. Siegel enthält die 7 Posaunen, und die 7. Posaune enthält die 7 Schalen. K. 2-3 betreffen die Zeit der Gemeinde; die K. 4-19 sind chronologisch linear, beschreiben die „Zeit der Trübsal“, d. h.: die letzten 3, 5 (oder sieben) Jahre vor der Wiederkunft Christi, und betreffen nicht die „Zeit der Gemeinde“, da jene bereits ab 4, 1 entrückt ist.

    Die hier vorgelegten Seiten sollen zum persönlichen Studium dieses herrlichen Buches der Bibel anregen. Bei genauerem Hinsehen wird man bald feststellen, dass die oben beschriebene Auffassung von der Offenbarung unbegründet ist.

 

Inhalt

1. Einleitendes

2. Der Rahmen

3. Elf Beobachtungen

4. Tabelle: Die fünf Visionenreihen in K. 4-22

5. Versuch einer chronologischen Einordung in schematischer Darstellung

6. Zu dem Buch mit den sieben Siegeln

7. Zur Unterscheidung von Rahmen und Geschichte

8. Eine mögliche Gliederung der Off

 

1. Einleitendes

 

Das Buch der Offenbarung ist in Briefform abgefasst. Der Brief hat eine Einleitung (1, 1-8) und einen Schluss (22, 6-21). Dazwischen ist der Hauptteil bzw. sind die Hauptteile.

    Johannes war auf Patmos, als Gott ihm die Dinge der Offenbarung sehen ließ. Zuerst sah er den Menschensohn. Dieser diktierte ihm sieben Botschaften an sieben Gemeinden in der römischen Provinz Asia (1, 9-3, 22). Danach wurde er im Geist in den Himmel versetzt (4, 1.2) und empfing mehrere Reihe von Visionen.

    Zur Gliederung dieses Briefes gibt der Herr Jesus selber den Schlüssel in 1, 19: Schreibe, was du gesehen hast und was ist und was nach diesem im Begriff ist zu geschehen.

    Die zwei „und“ im Vers können auch i. S. v.: „sowohl - als auch“ (gr.: kaikai) aufgefasst werden. Dann müsste man V. 19 so übersetzen:

    „Schreibe die Dinge, die du sahst: sowohl die, die sind, als auch die, die im Begriffe sind, zu geschehen nach diesen.

    Fasst man den Vers so auf, hat man eine einfache Gliederung des Briefes:

    Der erste Hauptteil betrifft die Vision des Menschensohnes – auf Erden – (1, 9-3, 22), der zweite die Visionen, die Johannes im Himmel empfing (Offenbarung 4, 1- 22, 5).   

    Fasst man die beiden griechischen kai in Vers 19 als sich aneinander reihende „und“ auf, so ergeben sich drei Teile: Johannes soll aufschreiben, was er gesehen hat, und was ist und was nach diesem geschehen wird.

„Was du gesehen hast“: ein Bezug auf die Vision des erhöhten Herrn und Richters: K. 1, 9-20

„Was ist“: die sieben Botschaften des Herrn an die sieben Gemeinden in Asia, betreffend die gegenwärtigen Zustände jener Gemeinden im 1. Jh. n. Chr., an die der Brief gerichtet ist: K. 2, 1- 3, 22

„Was nach diesem im Begriff ist zu geschehen“: Dinge, die die Zukunft – vom Standpunkt der Leser aus – betreffen, also betreffend die Zeit nach den gegenwärtigen Zuständen des 1. Jahrhunderts bzw. vom Ende des 1. Jahrhunderts an: K. 4, 1- 22, 5.

    Der Einfachheit wegen sprechen wir hier von zwei Hauptteilen der Off: Erster Teil: K. 1, 9 - 3, 22. Zweiter Teil: K. 4, 1 - 22, 5. Zählen wir Einleitung (1, 1-9) und Schluss (22, 6-21) hinzu, haben wir insgesamt vier Teile.

 

Der größere Teil der Botschaft des Buches (bzw. Briefes) der Offenbarung des Johannes scheint Ereignisse und Entwicklungen zu betreffen, die der Ankunft Christi und seines Königreiches kurz vorausgehen.

    Im Folgenden soll die Gliederung des zweiten Hauptteils (K. 4, 1- 22, 5) näher erläutert werden.

 

2. Der Rahmen

 

Die beiden Hauptteile der Offenbarung haben je einen Rahmen.

Der Rahmen der ersten (K. 1, 9- 3, 22) ist die Vision des Menschensohnes: 1, 9-20.

Den Rahmen des zweiten Hauptteils (K. 4, 1- 22, 5) bilden vor allem die K. 4 und 5.

 

Der zweite Hauptteil beginnt damit, dass eine Tür geöffnet wird – im Himmel. Johannes berichtet:

4, 1: Nach diesem sah ich, und – siehe! – eine Tür, geöffnet, im Himmel.

    Und die erste Stimme, die ich zu mir reden gehört hatte wie [die] einer Posaune, sagte: ‘Steige auf hierher, und ich werde dir zeigen, was nach diesem geschehen muss.’

(4, 2) Und sogleich wurde ich [einer, der] im Geist [war]; und – siehe! – ein Thron, im Himmel aufgestellt, und auf dem Thron ein Sitzender!“

Johannes wird in einen Zustand versetzt, in welchem der Geist ihn mitnimmt (wahrscheinlich nicht leiblich), um ihm Offenbarungen zu geben.

In den K. 4-7 steht der Thron und der Thronende im Zentrum; 24mal ist von ihm die Rede. (Außerhalb K. 4-7 kommt Gottes Thron nur noch 11mal vor.)

K. 4 beschreibt siebenfach den Thron und die Umgebung des Thrones.

. V. 2: auf dem Thron: ein Sitzender/Thronender

. V. 3: rings um den Thron: ein Regenbogen

. V. 4: rings um den Thron: 24 thronende Älteste

. V. 5: aus dem Thron hervorgehend: Blitze, Donner, Stimmen

. V. 5M: vor dem Thron: die „sieben“ Geister Gottes

. V. 6A: vor dem Thron: ein gläsernes Meer

. V. 6M: inmitten des Thrones und rings um den Thron: vier lebende Wesen

Später lesen wir auch von einer Vielzahl von Engelwesen (5, 11; 7, 11) und von anderen Gegenständen, die mit dem Tempelgottesdienst in Verbindung stehen: Altar: 6, 9; 8, 3-5; 9, 13; 11, 1; 14, 18; 16, 7; Lade: 11, 19; Tempelheiligtum: 7, 15; 11, 1.2; 11, 19; 14, 15.17; 15, 5-8; 16, 1.17; Zeltwohnung des Zeugnisses: 15, 5. 

    Da offenbar ist, dass im neuen Jerusalem kein Tempelheiligtum stehen wird (21, 22), weil die gesamte „Stadt“ ein Heiligtum Gottes ist, dürfen wir annehmen, dass diese Gegenstände (Altar, Lade, Tempel) metaphorisch aufzufassen sind.

    Die vier lebenden Wesen, die 24 Ältesten und eine große Zahl von Engeln fallen wiederholt vor dem auf den Thron Sitzenden nieder und huldigen ihm (4, 10; 5, 8.14; 7, 11; 11, 16; 19, 4).

    In K. 5 geht es um die Buchrolle in der Rechten des Thronenden und um die Frage, wer würdig ist, sie zu öffnen. Im Folgenden steht dann das Lamm im Zentrum, der einzige der würdig ist, die Buchrolle zu nehmen und seine Siegel zu öffnen. (Dazu später.)

 

Das ist der Rahmen für die Gesichte, die dem Seher Johannes gegeben werden.

    In diesen Rahmen eingebettet sind Visionen von geschichtlichen Ereignissen und Entwicklungen.

    Innerhalb der verschiedenen Visionen der Offenbarung werden wir immer wieder in diesen Rahmen „zurückgeholt“:

. Jede Öffnung der Siegel 1-4 wird jeweils von einem der vier lebenden Wesen befohlen (6, 1.3.5.7).

. Beim Blasen der sechsten Posaune erschallt eine Stimme vom Altar. Und der sechste Bote posaunte. Und ich hörte eine Stimme, eine aus den vier Hörnern des goldenen Altars, der vor Gott ist. (9, 13)

. In 14, 15 und 17 kommen zweimal Engel aus dem Tempelheiligtum im Himmel hervor, und in V. 18 kommt einer aus dem Altar hervor.

. Beim Ausgießen der Schalen: 16, 1 und 16, 17 kommt je eine Stimme aus dem himmlischen Tempelheiligtum.

 

Neben dem Rahmen haben wir Geschichte, prophetische Darstellungen oder Bilder oder Botschaften von geschichtlichen Ereignissen oder Entwicklungen.

    Über geschichtliche Ereignisse oder Entwicklungen erfahren wir vor allem im Zusammenhang mit der Öffnung der 7 Siegel (K. 6), dem Blasen der 7 Posaunen (K. 8.9), dem Kampf des Drachen mit der Frau (K. 12) bzw. dem des Tieres mit den Heiligen (K. 13.14), dem Ausgießen der 7 Schalen (K. 16) und schließlich in den letzten sieben Visionen vom Ende 19, 11- 21, 8. Die beiden Anhänge (Ergänzungsvisionen) von der Hure (K. 17, 1- 19, 10) und der Braut (K. 21, 9- 22, 5) sowie die Zwischengesichte von K. 7 und K. 11 liefern zusätzlich Detailinformation.

 

Für die Auslegung ist es wichtig, diesen Rahmen im Auge zu behalten.

    Nach der Öffnung des 7. Siegels (und damit nach der vollständigen Öffnung des Buches) geschieht ein Schweigen im Himmel für etwa eine halbe Stunde. (8, 1) Die halbe Stunde ist etwas, das Johannes selber direkt miterlebt. Das Auftreten der 7 Engel mit den 7 Posaunen (8, 2-6) geschieht nach der Öffnung des letzten Siegels. Das Buch ist nun offen. Die Öffnung des sechsten Siegels hatte bereits zum Ende hin geführt (6, 12-17). Das siebente Siegel brachte das Schweigen.

    Was nun folgt, ist ein neues Thema. Auch wenn also das Blasen der 7 Posaunen sich zeitlich an die Öffnung des versiegelten Buches anschließt, bedeutet das nicht, dass die Ereignisse, die durch das Blasen der Posaunen eingeleitet werden, gleichsam Inhalt des 7. Siegels wären. Der Text nötigt nicht dazu.

    Es ist auch nicht so, dass sich die Ereignisse, die durch das Blasen der Posaunen eingeleitet werden, an die Ereignisse, die durch die Siegelöffnungen dargestellt wurden, chronologisch anschließen. Nein. Die Ereignisse, die durch das Blasen der Posaunen eingeläutet werden, liegen zeitlich vor der Verfinsterung der Sonne, vor dem Fallen der Sterne und dem Aufrollen des HiHim Ereignissen des Himmels von 6, 12-17.

    Nachdem das Buch geöffnet ist, beginnt eine neue Visionenreihe mit einem neuen Thema.

    Mit dem Blasen der 7. Posaune und den nachfolgenden Visionen verhält es sich ähnlich. Die 7. Posaune bringt das Ende, Ereignisse, die die Ankunft Christi begleiten. Das stimmt auch überein mit dem, was Johannes in 10, 6E.7 von dem Engel erfährt: „Es wird nicht noch ein Zeitabschnitt sein, 7 sondern mit den Tagen der Stimme des siebenten Boten, wenn er sich anschickt zu posaunen, wird auch zu Ende geführt sein das Geheimnis Gottes, wie er es seinen ‹eigenen› leibeigenen Knechten, den Propheten, als gute Botschaft sagte!’“ Ein „Geheimnis“ ist in der heiligen Schrift etwas, das bisher verborgen war. Wenn das Geheimnis vollendet ist, dann ist es offenbar, erfüllt. Die 7. Posaune bringt die Offenbarung und Erfüllung all dessen, was Christus seinen Treuen verhieß.

    Die 7. Posaune ist die letzte. Sie geht konform mit der „letzten Posaune“, von der der Apostel Paulus 1. Korinther 15, 51-53 sprach: Siehe! Ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen. Aber wir werden alle verwandelt werden – 52 in einem Nu, in einem Augenblick, bei der letzten Posaune, denn es wird posaunen, und die Toten werden erweckt werden [als] Unverwesliche, und wir werden verwandelt werden; 53 denn dieses Verwesliche muss Unverweslichkeit anziehen, und dieses Sterbliche muss Unsterblichkeit anziehen.“

    Bei der letzen Posaune wird Jesus Christus wiederkommen und die Auferstehung der in Christus Entschlafenen stattfinden. Der Herr Jesus selber sprach von der Posaune, die anlässlich seiner Ankunft ertönen wird: Matthäus 24, 30.31: „Und dann wird sichtbar werden das Zeichen des Menschensohnes am Himmel. Und dann werden wehklagen ‹und sich an die Brust schlagen› alle Stämme der Erde, und sie werden den Sohn des Menschen sehen, kommend auf den Wolken des Himmels mit viel Kraft und Herrlichkeit. 31 Und er wird mit dem großen Schall einer Posaune seine Boten senden, und sie werden seine Erwählten versammeln von den vier Winden, von Himmelsende bis Himmelsende.“

    Beim Blasen der letzten Posaune „geschahen große, ‹laute› Stimmen in dem Himmel, die sagten: ‘Die Königreiche der Welt sind unseres Herrn und seines Gesalbten geworden, und er wird ‹als König› herrschen in ‹alle› Ewigkeit.’

    16 Und die vierundzwanzig Ältesten, die vor Gott auf ihren Thronen sitzen, fielen auf ihr Angesicht und beteten Gott an. 17 Sie sagten: ‘Wir danken dir, Herr, Gott, Machthaber über alles, der ist und der war und der kommt, weil du deine große Kraft an dich genommen hast, und du herrschtest ‹als König›. 18 Und die Völker waren zornig, und dein Zorn ist gekommen und die Zeit der Toten, gerichtet zu werden, und [die Zeit], den Lohn zu geben deinen leibeigenen Knechten, den Propheten, und den Heiligen und denen, die deinen Namen fürchten, den Kleinen und den Großen, und die zu verderben, die die Erde verderben.’“

    Wir befinden uns am Ende. Die Zeit des Gerichts ist gekommen. 

    In 11, 19 heißt es dann: „Und es wurde geöffnet das Tempelheiligtum Gottes im Himmel, und es wurde gesehen die Lade seines Bundes in seinem Tempelheiligtum. Und es geschahen Blitze und Stimmen und Donner und Beben und großer Hagel.“ Dieses Öffnen des Tempelheiligtum Gottes im Himmel ist etwas, das Johannes selber direkt miterlebt. Das Öffnen von etwas Neuem zeigt an, dass nun ein neues Thema und eine neue Visionenreihe folgen.

    Auch wenn K. 12 unmittelbar auf das Blasen der letzten Posaune folgt, bedeutet das nicht notwendigerweise, dass die Ereignisse von K. 12-14 gleichsam Inhalt der 7. Posaune wären. Der Text gibt keinen Anlass dazu, dieses anzunehmen. Es ist auch nicht so, dass die Ereignisse von K. 12-14 zeitlich nach dem Blasen der 7. Posaune stattfinden. Nein, es beginnt eine neue Visionenreihe. Sie hat ein eigenes Thema, eines, das durch das Sichtbarwerden der Lade bereits angedeutet wird.

    K. 12-14 führen abermals zu einem Höhepunkt: zum Kommen des Menschensohnes, der die Erde „erntet“.

    Und danach sieht Johannes, 7 Engel, die sieben Plagen hatten, die letzten (15, 1). Und danach heißt es (15, 5M): „Das Tempelheiligtum im Himmel wurde geöffnet, die Zeltwohnung des Zeugnisses. 6 Und es kamen hervor aus dem Tempelheiligtum die sieben [himmlischen] Boten, die die sieben Plagen hatten, bekleidet mit reinem und glänzendem Leinen und um die Brust gegürtet mit goldenen Gurten. 7 Und eines der vier lebenden Wesen gab den sieben Boten sieben goldene Schalen, die gefüllt waren von dem Grimm des Gottes, der in ‹alle› Ewigkeit lebt. 8 Und das Tempelheiligtum wurde gefüllt mit Rauch von der Herrlichkeit Gottes und von seiner Kraft. Und niemand konnte in das Tempelheiligtum eintreten, bis die sieben Plagen der sieben Boten vollendet waren.“

    Im Anschluss daran werden die Schalen ausgegossen (K. 16). Das heißt aber nicht, dass die Ereignisse, die durch die Ausgießung der 7 Schalen geoffenbart werden, sich zeitlich an 14, 14-20 bzw. 15, 2-4 anschließen. Nein.

15, 5-8 gehört zum Rahmen. Wir erinnern uns an K. 4 und 5. Johannes ist immer noch dort. Er erlebt direkt mit, wie im Himmel das Tempelheiligtum geöffnet und mit Rauch von der Herrlichkeit Gottes gefüllt wird. Das neue Öffnen zeigt an, dass nun ein neues Thema und eine neue Visionenreihe folgt.

    In 19, 11 ist es ebenso. 19, 7-9 ist von der Hochzeit des Lammes die Rede. Die Braut hat sich bereitgemacht. Nun muss aber nicht notwendigerweise der Schluss gezogen werden, dass die Ereignisse, die ab 19, 11 folgen, sich zeitlich an die Hochzeit der Braut anschließen. 19, 9.10 schließt die vorherige Visionenreihe an:

„Und er sagte zu mir: ‘Schreibe: Selige sind die zum Hochzeitsmahl des Lammes Gerufenen!’

    Und er sagt zu mir: ‘Diese sind die wahrhaftigen Worte Gottes.’

    10 Und ich fiel nieder vor seinen Füßen, ihm zu huldigen.

    Und er sagt zu mir: ‘Sieh [dich vor! Tu es] nicht! Ich bin ein leibeigener Knecht zusammen mit dir und deinen Brüdern, die das Zeugnis Jesu haben. Bete Gott an! ‹Huldige ihm›! – denn das Zeugnis Jesu ist der Geist der Weissagung.’“

    Dann, in 19, 11, sieht Johannes den Himmel geöffnet. Das neue Öffnen zeigt wiederum an, dass ein neues Thema und eine neue Visionenreihe folgt. 19, 11ff geht chronologisch zur sechsten Schalenausgießung zurück, denn in 19, 19 heißt es: „Und ich sah das Tier und die Könige der Erde und ihre Heere versammelt, um Krieg zu führen mit dem, der auf dem Pferd sitzt, und mit seinem Heer.“ V. 19 greift die Ereignisse der sechsten Schale (16, 16) auf, wo es hieß: „Und er versammelte sie an den Ort, der auf Hebräisch ‘Harmageddoon’ heißt.“

 

Aufgrund dieser Beobachtungen ergibt sich der Schluss, dass die K. 4-22 keine durchgehende Darstellung von nacheinander stattfindenden Ereignissen bieten. Sie scheinen sich zusammenzusetzen aus fünf Visionenreihen, die jeweils Ereignisse bis hin zum Ende, d. h. zum Kommen Christi, beschreiben. Sie betreffen Dinge, die „nach diesem“ geschehen werden:

1. Reihe von Visionen: 4, 1- 8, 1[2]

2. Reihe: 8, 1- 11, 18

3. Reihe: 11, 19- 15, 4

4. Reihe: 15, 5- 19, 10

5. Reihe: 19, 11- 22, 5.[3]

 

3. Elf Beobachtungen

Eine 1. Beobachtung

Fünfmal wird im Himmel (dem Rahmen[4] des zweiten Hauptteils der Offenbarung) etwas geöffnet.

4, 1: „Nach diesem sah ich, und – siehe! – eine Tür, geöffnet, im Himmel.“

8, 1: „Und als er das siebente Siegel öffnete, trat im Himmel ein Schweigen ein von etwa einer halben Stunde.“

11, 19: Und es wurde geöffnet das Tempelheiligtum Gottes im Himmel

15, 5: Und nach diesem sah ich, und – siehe: Das Tempelheiligtum im Himmel wurde geöffnet, die Zeltwohnung des Zeugnisses.“

19, 11: Und ich sah den Himmel geöffnet

    Es werden noch andere Dinge im Buch der Offenbarung geöffnet (z. Bsp. der Abgrund: 9, 2; der Mund der Erde: 12, 16; der Mund des Tieres: 13, 6; Bücher beim Gericht: 20, 12), aber nicht „im Himmel“ und nicht an entscheidenden Stellen und Einleitungen zu Visionen. Die Öffnungen in 4, 1; 8, 1; 11, 19; 15, 5 und 19, 11 geschehen im Himmel und an entscheidenden Stellen der Off, nämlich jeweils als Einleitungen zu neuen Visionen. Auch die Öffnung des siebenten Siegels (8, 1) gehört dazu, denn erst dann, wenn das siebente Siegel des Buches geöffnet ist, ist das Buch offen; und die Öffnung des Buches ist ein wichtiges Element in der Off.[5]

 

Eine 2. Beobachtung

Bei jeder dieser Öffnungen im Himmel steht in der Folge ein Gegenstand der Zeltwohnung (Stiftshütte) bzw. des Tempels im Zentrum.

4, 1ff: Der Thron (4, 2-6.9.10; 5, 1.6.7.11.13; 6, 16; 7, 9-11.15.17)

8, 1ff: Der Altar (8, 3-5; 9, 13)

11, 19: Die Lade des Bundes (11, 19; vgl. „Gebote“: 12, 17; 14, 12.)

15, 5ff: Der Rauch von der Herrlichkeit Gottes (15, 8; vgl. 2. Mose 40, 34.35; 1. Könige 8, 10.11; Jesaja 6, 3.4; Hes 44, 4.vgl. a. den Rauch Babylons: Offenbarung 18, 9.18; 19, 3.)

19, 11ff: Der „Treue und Wahrhaftige“ in Person sowie das himmlische Allerheiligste selbst (21, 16; das Allerheiligste ist ein Kubus, vgl. 1. Könige 6, 20; 2. Chronik 3, 8; Hes 48, 16.17.)

 

Eine 3. Beobachtung

Die ersten drei Visionenreihen werden eingeleitet mit „Blitzen, Stimmen, Donnern“, in der zweiten kommen „Beben“ dazu, in der dritten zusätzlich: „großer Hagel“. In der vierten Visionenreihe kommen alle fünf Elemente vor.

Wir beachten die Steigerung:

1. Visionenreihe: 4, 5A: „Und aus dem Thron gehen heraus Blitze und Donner und Stimmen.“

2. Visionenreihe: 8, 5M: „Und es geschahen Stimmen und Donner und Blitze und ein Beben.“

3. Visionenreihe: 11, 19E: „Und es geschahen Blitze und Stimmen und Donner und Beben und großer Hagel.“

4. Visionenreihe: 16, 18.21: „Und es geschahen Stimmen und Donner und Blitze. Und es geschah ein großes Beben, desgleichen nicht geschehen ist, seitdem es Menschen auf der Erde gab, solch ein Beben, so groß.“ 21 „Und große Hagelbrocken, wie ein Talent schwer, kommen nieder aus dem Himmel auf die Menschen.“

In der fünften Visionenreihe (19, 11ff) fehlen diese Elemente; Johannes sieht aber „einen neuen Himmel und eine neue Erde.“ (21, 1).

 

Eine 4. Beobachtung

Jede Visionenreihe führt bis zum Ende. Der Endpunkt jeder Visionenreihe ist die Zeit der Ankunft Christi.

Ende der 1. Reihe: 6, 12-16: Sonne/Mond verfinstert, Sterne fallen, Himmel entweicht, Menschen fliehen vor dem Zorn des Lammes; der Tag seines Zornes ist gekommen. (Vgl. Matthäus 24, 29.30.)

Ende der 2. Reihe: 11, 15-18: Herrschaftsantritt Christi (vgl. Da 7, 14; 7, 27); Gericht über die Toten (vgl. 20, 11-15; Dan 12, 1-3), Belohnung der Gottesknechte (vgl. 1. Korinther 4, 5.)

Ende der 3. Reihe: 14, 14- 15, 4: Ernte der Erde (vgl. Joe 4, 11-21.); Siegeslied der Überwinder.

Ende der 4. Reihe: 16, 16-21: Harmageddoon (vgl. 19, 19-21); größtes Beben; Fallen der Städte; Gericht Babylons

(Anhang: 17, 1- 19, 10: Detailbericht über die Falsch-Herrlichkeit und Schein-Macht der Hure Babylon – und ihr Ende)

5. Reihe: 19, 11- 21, 8: Ankunft Christi gefolgt vom Tausendjahr-Reich, dem jüngsten Gericht und der neuen Schöpfung

(Anhang: 21, 9- 22, 5: Detailbericht über die wahre, gottgegebene Herrlichkeit und Macht der Braut Neujerusalem – ohne Ende.)

 

Eine 5. Beobachtung

Die Visionenreihen 1-4 schließen mit einer Anbetung bzw. einem Jubel. Es wird jeweils Gottes Kraft/Macht betont.

Ende der 1. Reihe: 7, 11.12: „Lob, Herrlichkeit, Weisheit, Dank, Ehre, Kraft, Stärke unserem Gott”

Ende der 2. Reihe: 11, 16ff: „… Herr, Gott, Machthaber über alles, .. weil du deine große Kraft an dich genommen hast“

Ende der 3. Reihe: 15, 3: „Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, Gott, Machthaber über alles“

Ende der 4. Reihe: 19, 1: „Das Heil und die Herrlichkeit und die Ehre und die Kraft dem Herrn, unserem Gott“

 

Eine 6. Beobachtung

Alle fünf Visionenreihen schließen mit einem Hinweis auf Gottes Herrschaft und auf das zukünftige Los der Erlösten.

Ende der 1. Reihe: 7, 17: „Das Lamm in der Mitte des Thrones wird Hirte für sie sein und sie zu lebendigen Wasserquellen führen“

Ende der 2. Reihe: 11, 17: „Du hast deine Herrschaft angetreten“ … V. 18: „… den Lohn zu geben deinen Knechten“

Ende der 3. Reihe: 15, 3: „[Du] König der Heiligen .. V. 4: alle Völker werden kommen und vor dir anbeten

Ende der 4. Reihe: 19, 6: „der Herr hat seine Herrschaft angetreten ..“ V. 9:  „Selige sind die zum Hochzeitsmahl des Lammes Gerufenen“

Ende der 5. Reihe: 22, 3: „Der Thron Gottes und des Lammes ..“ V. 5: „[Seine Knechte] werden ‹als Könige› herrschen in Ewigkeit“

 

Eine 7. Beobachtung

Unmittelbar an die 4. und an die 5. Visionenreihe schließt sich je ein Anhang – eine Ergänzungsvision – an:

 

. Beide Anhänge beginnen mit fast gleichem Wortlaut.[6]  

 

. Es ist offensichtlich, dass diese beiden „Frauen“ einander gegenübergestellt werden sollen.

    - Die erste Frau (K. 17, 1- 18, 24) ist „die große Stadt, die die Königsherrschaft über die Könige der Erde hat“ (17, 18), ihr Name ist „Babylon, die Große[7], die Mutter der Huren und der Gräuel der Erde“ (17, 5). Die zweite (K. 21, 9- 22, 5) ist „die große[8] Stadt, das heilige Jerusalem“, die aus dem Himmel von Gott niederkommt (21, 10), „ein neues Jerusalem“ (21, 2).

    - Die erste Frau ist eine Hure, „mit der die Könige der Erde Hurerei trieben, und es wurden trunken von dem Wein ihrer Hurerei die, die auf der Erde wohnen“. Die zweite ist eine „für ihren Mann geschmückte Braut“ (21, 2), „die Frau des Lammes“ (21, 9), die getränkt wird mit „Wasser des Lebens“ und gespeist vom „Baum des Lebens“ (22, 1.2).

 

. Bezeichnend sind die weiteren Unterschiede und Parallelen:

    - Um die Hure zu sehen, wird Johannes im Geist in eine Wüste fortgetragen;

      um die Braut zu sehen, wird er fortgetragen auf einen großen und hohen Berg.

    - Die Hure ist eine Wohnstätte von Dämonen und unreinen Geistern geworden (18, 2);

      die Braut ist eine Stätte des Lebens, in ihr sind alle, die im Lebensbuch des Lammes geschrieben sind (21, 27).

    - Mit Babylon trieben die Könige der Erde Hurerei (17, 2);

      in Neujerusalem werden die Könige der Erde ihre Herrlichkeit und Ehre tragen (21, 24.26).[9]

    - Die Hure trägt eine Schein-Herrlichkeit zur Schau, innerlich aber ist sie voll von Gräueln und Unreinigkeit[10];

      die Braut ist heilig (21, 10) und trägt Gottes wahre Herrlichkeit (21, 11)[11].

    - Thema in beiden Anhängen ist die Frage nach Macht und Herrlichkeit, eine Frage, die sich durch das gesamte Buch der Offenbarung zieht: „Wem gebührt und gehört alle Herrlichkeit und alle Macht?“[12] Die an sich gerissene Macht (17, 18; 18, 7.10) und Herrlichkeit (17, 4.12.18; 18, 1.7.12.14.16) der Hure ist nur äußerlich, die der Braut ist wahre, gottgegebenen Macht (22, 3.5) und Herrlichkeit (21, 10.11.18-21.23.26).

    - An die Stirn der Hure Babel „war ein Name geschrieben worden: ‘Geheimnis, Babylon, die Große, die Mutter der Huren und der Gräuel der Erde’.“ (18, 5);

      an der Stirn der Knechte Gottes im neuen Jerusalem steht der Name Gottes und des Lammes (22, 4).

    - Babylon dezimierte Gottes Volk, sie war „trunken vom Blut der Heiligen und vom Blut der Zeugen Jesu“ (17, 6; vgl. 18, 6.20.24; 19, 2.);

      durch die Tore Neujerusalems kommen viele Völker und „werden in ihrem Licht wandeln“ (21, 24) und vom Wasser des Lebens trinken (22, 1.17).

    - Aus Babylon soll Gottes Volk unbedingt ausziehen (18, 4.5);

      in Neujerusalem darf nichts Unreines hineinkommen (21, 27).[13]

    - Die Hure wird schlussendlich gehasst, gerichtet: verwüstet, gefressen und mit Feuer verbrannt (17, 16); und ihre Plagen sind Tod, Trauer, Hunger und Feuer (18, 8);

      die Braut wird geliebt (Vgl. 19, 6-8; 21, 2E.) und gebracht zu einem „reinen Fluss von Wasser des Lebens, der glänzte wie Kristall und ausging vom Thron Gottes und des Lammes“ (22, 1) und zu dem Baum, der ewiglich Leben und Gesundheit verleiht (22, 2); dort wird jede Träne von ihren Augen abgewischt, und der Tod wird nicht mehr sein noch Trauer noch Geschrei, noch wird es je mehr Schmerz geben (21, 4).

    - Die Hure Babel, die von sich behauptete, sie sei eine Königin (18, 7), wird in einer einzigen Stunde gerichtet (18, 10.17.19) – „und ihr Rauch steigt auf in alle Ewigkeit” (19, 3);

      die Braut Jerusalem wird zu höchsten Ehren gebracht (19, 8), und alle in ihr werden ‹als Könige› herrschen in alle Ewigkeit (22, 5).

    - In Babel wird kein Licht mehr sein (18, 23);

      in Neujerusalem wird keine Nacht mehr sein (21, 25; 22, 5).

 

Eine 8. Beobachtung

In der 1., 2., 4. und 5. Visionenreihe (und möglicherweise auch in der 3.) kommen auffällige Siebenerreihen vor.

1. Reihe: 7 Siegel

2. Reihe: 7 Posaunen

4. Reihe: 7 Schalen

5. Reihe: 7 Gesichte, von denen jedes mit „Und ich sah“ (gr. kai eidon) beginnt: 19, 11.17.19; 20, 1.4.11; 21, 1.[14]

Die sieben Abschnitte von 19, 11 bis 21, 8 beginnen jeweils mit „Und ich sah“ (gr.: kai eidon): 19, 11.17.19; 20, 1.4.11; 21, 1.[15] (Der Anhang (21, 9- 22, 5) steht für sich, ist aber ebenfalls in Siebenereinheiten eingeteilt.[16])

 

In der 3. Visionenreihe kann man ebenfalls 7 Abschnitte erkennen: K. 12; K. 13; 14, 1-5; 14, 6-13; 14, 14-20; 15, 1; 15, 2-4.[17]

Außerdem kommen 7 Himmelswesen vor (14, 6-20: drei Gericht ankündende Engel, der Menschensohn auf der Wolke sowie drei ihm zurufende Engel), und in 15, 1 erscheinen 7 himmlische Boten mit den 7 letzen Plagen.

 

Eine 9. Beobachtung

Es gibt gewisse Parallelen bei den 7 Siegeln, Posaunen und Schalen.

 

Zuerst eine Gruppierung in jeweils vier:

    Die Siegel 1-4 bilden eine Einheit (Die vier Reiter: Bogen, Schwert, Waage, Tod; 6, 1-8)

    Die Posaunen 1-4 bilden eine Einheit (Getroffen wird der Lebensraum des Menschen: Erde, Meer, Wasser, Sonne/Gestirne; 8, 7-13)

    Die Schalen 1-4 bilden eine Einheit (Ausgießung auf Erde, Meer, Wasser, Sonne; 16, 1-8)

 

Dann wird die „Vier“ halbiert: die nächsten zwei in der Reihe bilden je eine Einheit:

    Die Siegel 5 und 6 gehören zusammen – so wie Frage (6, 10) und Antwort (6, 15-17).

    Die Posaunen 5 und 6 gehören ebenfalls zusammen; sie sind durch 8, 13 abgetrennt von den vorigen vier, und von der siebenten durch die Einschaltung von K. 10 und 11, 1-13. Auffallend ist bei der 5. Posaune die Verfinsterung (9, 2E) und bei der 6. Posaune, die Lösung der vier am Euphrat gebundenen Engel (9, 14), die einen großen Krieg auslöst.[18]

    Die Schalen 5 und 6 sind insofern von den vier vorigen getrennt, dass ab nun nicht mehr ein Teil der Welt – ein Lebensraum – betroffen ist, sondern zwei konkret Genannte: der „Thron des Tieres“ (5. Schale; 16, 10) und der Euphrat (6. Schale; 16, 12). Von der 7. Schale sind die Schalen 5 und 6 durch den Zwischenruf (16, 15) getrennt.

    Auch hier fällt die Verfinsterung auf (5. Schale; parallel zur 5. Posaune; 16, 10) und die Erwähnung des Euphrat, dessen Austrocknung einen großen Krieg auslöst (6. Schale, parallel zur 6. Posaune; 16, 12).[19]

 

Dann wird die Zwei halbiert: eins: Siegel/Posaune/Schale 7 stehen jeweils alleine.

    Zusätzlich fällt auf, dass jeweils beim 7. Element in der Reihe unerwartet wenig beschrieben wird, was nun eigentlich geschieht. Der Bericht scheint jeweils abzubrechen. 

    Das 7. Siegel: Es „geschah ein Schweigen im Himmel“ (8, 1)

8, 1: „Und als er das siebente Siegel öffnete, geschah ein Schweigen im Himmel etwa eine halbe Stunde [lang].“

    Die 7. Posaune: 11, 15: „Und der siebente Bote posaunte. Und es geschahen große Stimmen in dem Himmel, die sagten: ‘Die Königreiche der Welt sind unseres Herrn und seines Gesalbten geworden, und er wird ‹als König› herrschen in ‹alle› Ewigkeit.’ 16 Und die vierundzwanzig Ältesten, die vor Gott auf ihren Thronen sitzen, fielen auf ihr Angesicht und beteten Gott an. 17 Sie sagten: ‘Wir danken dir, Herr, Gott, Machthaber über alles, der ist und der war und der kommt, weil du deine große Kraft an dich genommen hast, und du herrschtest ‹als König›. 18 Und die Völker waren zornig, und dein Zorn ist gekommen und die Zeit der Toten, gerichtet zu werden, und [die Zeit], den Lohn zu geben deinen leibeigenen Knechten, den Propheten, und den Heiligen und denen, die deinen Namen fürchten, den Kleinen und den Großen, und die zu verderben, die die Erde verderben.’“

    Die 7. Schale: 16, 17: „Und der siebente Bote schüttete seine Schale aus in die Luft. Und es kam eine große Stimme aus dem Tempelheiligtum des Himmels, vom Thron her, die sagte: ‘Es ist geschehen!’“ (Die V. 18-21 beschreiben zwar noch große Beben, aber weitere Details fehlen.)

 

Weiters fällt auf, dass zwischen dem 6. und 7. Element in jeder Reihe Zwischengesichte bzw. ein Zwischenruf eingeschoben sind:

Zwischen 6. und 7. Siegel: Zwischengesichte und Belehrung, K. 7

Zwischen 6. und 7. Posaune: Zwischengesichte und Belehrung, K. 10 und 11, 1-13

Zwischen 6. und 7. Schale: Zwischenruf, 16, 15

 

Die Parallelität der Siebenerreihen kann wie folgt dargestellt werden:

 

7 Siegel: K. 6 - 8, 1

7 Posaunen: K. 8-11

7 Schalen: K. 16

(1) Das weiße Pferd: Siege

(2) Das rote Pferd: Krieg

(3) Das schwarze Pferd: Hunger

(4) Das fahle Pferd: Tod

(1) Erde  (1/3)

(2) Meer (1/3)

(3) Wasserquellen (1/3)

(4) Sonne und Gestirne (1/3)

(1) Erde

(2) Meer

(3) Wasserquellen

(4) Sonne

(5) Die Seelen unter dem Altar: Märtyrer

(6) Das Vergehen von Himmel und Erde - „Tag des Zorns gekommen“

(5) Heuschrecken, Finsternis

(König aus dem Abgrund)

(6) Krieg vom Euphrat her (1/3)

(5) Finsternis

(Thron des Tieres)

(6) Krieg vom Euphrat her

Einschub zw. 6. u 7. Siegel (7)

 

1. Erlöste auf Erden

2. Erlöste im Himmel

Einschub zw. 6. u 7. Posaune (10-11A)

1. Der starke Engel K. 10

2. Die zwei Zeugen 11, 1-14

Einschub zw. 6. u 7. Schale (16, 15)

 (7) ein Schweigen im Himmel

(7) große Stimmen im Himmel: …sind geworden!

… ist gekommen!

(7) große Stimme aus dem Tempel des Himmels: Es ist geschehen!

 

Eine 10. Beobachtung

Die Zeitspannen der jeweiligen Visionenreihen verlaufen parallel, allerdings konzentrieren sie sich, je weiter man fortschreitet, immer mehr auf das Ende – den Zeitpunkt der Ankunft Christi. Das Ende wird von Reihe zu Reihe deutlicher dargestellt, immer mehr Einzelheiten werden bekannt. Die letzte Visionenreihe (19, 11ff) beschreibt die Ankunft und darauffolgende Herrschaft Christi.

 

Die K. 4-19 bieten nicht eine chronologische Abfolge von Ereignissen, sondern die fünf Visionenreihen führen – jede für sich – hin zum Ende, zur Ankunft Christi:

 

. Fünfmal ist ein und dasselbe Ende beschrieben.

    - Schon bei der Öffnung des 6. Siegels (6, 12-17) befinden wir uns am Ende (Vgl. Matthäus 24, 29.30).

    - Ebenso ist es beim Blasen der siebenten Posaune (11, 15-18; vgl. Matthäus 24, 31; 1. Korinther 15, 52): Sie ist das dritte Wehe (11, 14f), ein Wehe, das alle Feinde Christi trifft – anlässlich der Ankunft Christi. 11, 14ff ist nicht lediglich eine Ankündigung, sondern mit der Ankündigung geschehen auch die Ereignisse selbst. So z. Bsp. das Kommen des Gerichts über die Toten: 11, 18: „dein Zorn ist gekommen und die Zeit der Toten, gerichtet zu werden“[20].

    - Auch die Ernte der Erde in 14, 14ff ist eine Beschreibung des Endes,

    - Ebenso ist es mit der Ausgießung der letzten Schalen. Sie beschreiben den letzten Abschnitt, gehen aber ebenfalls bis zum Ende.   

 

. Das Aufsteigen des Tieres

Wir lesen in 11, 7 vom Aufsteigen des Tieres aus dem Abgrund. Aber erst in 13, 1 wird es eingeführt. Erklärung: 13, 1 gehört zur 3. Visionenreihe (11, 19- 15, 4), aber 11, 7 zur zweiten (8, 1-11, 18). Das Ende der zweiten Reihe (11, 15-18) ist ein chronologisch späterer Zeitpunkt als der Beginn der dritten (11, 19; K. 12 u. 13).[21]

 

. Der Fall Babylons

In 14, 8 lesen wir vom Fall der großen Stadt Babylon und danach (14, 14-20) von der Ernte der Erde. In 16, 9 lesen wir abermals von Gericht und Fall Babylons (16, 19) gefolgt von einem detaillierten Bericht (K. 17 u. 18). Erklärung: Zum Ende der dritten Visionenreihe (11, 19- 15, 4) findet die Ernte der Erde (14, 14-20) statt; diese geschieht zu einem späteren Zeitpunkt als der Beginn der vierten Visionenreihe (15, 5ff; K. 16: Beginn der Schalenausgießung).

 

. Der Untergang des Tieres

Der Untergang des Tieres (beschrieben in 19, 16ff) wird  bereits in 15, 2 vorausgesetzt. Erklärung: Zum Ende der dritten Visionenreihe (11, 19- 15, 4) ist das Tier bereits besiegt, denn zu jenem Zeitpunkt hat die Wiederkunft Christi bereits stattgefunden (Wir befinden uns ja nach der Ernte der Erde, nach 14, 14-20.) In 19, 11-21 ist beschrieben, wie der wiederkommende Herr und König das Tier und sein Heer besiegt. D. h., das Ende der dritten Visionenreihe (11, 19- 15, 4) – in dem Fall 15, 2 – betrifft einen chronologisch späteren Zeitpunkt als den Beginn der fünften Visionenreihe (19, 11ff).

 

. Die Hochzeit des Lammes

Achtet man also sorgfältig auf die einzelnen Visionenreihen, wird klar, wie es möglich ist, dass bereits in 19, 7  – vor der detaillierten Beschreibung des Kommens des Bräutigams (19, 11ff) – die Hochzeit stattfinden kann. Die Erklärung ist einfach: In 19, 7 befinden wir uns am Ende der vierten Visionenreihe, also nach der Ankunft Christi. Diese aber wird detailliert erst in der fünften – und letzte – Visionenreihe (19, 11- 22, 5) beschrieben. 19, 11 ist also chronologisch etwas vor der Hochzeit. Die Hochzeit (19, 7-9) kann logischerweise nicht vor der Ankunft des Bräutigams (19, 11ff) stattfinden.

   Nebenbei sei bemerkt, dass die Hochzeit nicht aufhört, d. h., es gibt gleichsam keinen „Ehealltag“. Die Frau des Lammes wird im neuen Jerusalem – also nach mindestens tausend Jahren – immer noch „Braut“ genannt: 21, 2.9. Die Herrlichkeit für die Erlösten ist eine nie endende Hochzeitsfeierlichkeit mit nie endender Seligkeit (19, 9). Man muss daher nicht annehmen, der Hochzeit feiernde Bräutigam ziehe während der Hochzeitsfeierlichkeiten noch schnell in den Krieg, um seine Feinde zu erledigen.

 

Wir bemerken: Die Zeitspannen der jeweiligen Visionenreihen verlaufen parallel zu einander; alle zielen auf das große Endereignis – die Ankunft Christi – hin, allerdings konzentrieren sich die späteren Reihen jeweils stärker auf das Ende als die früheren. Wenn also die erste Visionenreihe (alphabetisch dargestellt) A-Z beschreiben würde, dann die zweite etwa Q-Z, die dritte T-Z, die vierte X-Z und die fünfte schlussendlich Z-Z.[22]

 

Die erste Visionenreihe (vor allem die Siegel 1-4, Offenbarung 6, 1-8) beginnt chronologisch schon sehr früh. Die vier Elemente der Siegel 1-4 kommen auch in Matthäus 24, 6-8 (vgl Lukas 21) vor. Auch die Siegel 5 und 6 haben ihre Entsprechung in Matthäus 24. Es scheint so, dass die Siegel 1-6 eine Parallele zu Matthäus 24 sind. Sie betreffen die gesamte Zeit vom 1. Jahrhundert an bis zur Ankunft Christi.

 

Offenbarung 6

Matthäus 24

 

Siegel 1: Bogen (= große Eroberungen, Siege)

Volk gegen Volk, Königreich gegen Königreich 7

= Der

Anfang

der

Wehen

Siegel 2: Schwert

Kriege und Kriegsgerüchte 6

Siegel 3: Waage

Hungersnöte 7

Siegel 4: Tod (u. a. durch Seuchen)

Seuchen 7

Siegel 5: Die Seelen am Fuß des Altars

Dann werden sie euch in Bedrängnis ausliefern und werden euch töten 9

Siegel 6: großes Beben; Sonne wird Schwarz, Mond wie Blut; Sterne fallen auf die Erde; Himmel entweicht.

Die Menschen verbergen sich vor dem Angesicht Gottes und vor dem Zorn des Lammes am großen Tag seines Zorns.

Sonne/Mond verfinstert, Sterne fallen vom Himmel, Kräfte der Himmel werden ins Schwanken versetzt. (V 29)

 

Die Menschen wehklagen ® sie sehen den Sohn des Menschen, kommend mit viel Kraft und Herrlichkeit (V 30)

= Das Ende

 

Der Text in Offenbarung 6 nötigt nicht zu der weit verbreiteten Auffassung, die Siegel beträfen lediglich die letzten sieben Jahre vor Christi Ankunft.[23]

 

Die 2. Visionenreihe (8, 1- 11, 18) setzt nicht schon im 1. Jahrhundert an, sondern bezieht sich mehr auf das Ende; wie lange vor dem Ende, können wir nicht wissen.[24]

    Johannes sieht, was „nach diesem“ (4, 2) geschehen wird, also Dinge, die von seinem Standpunkt aus in der Zukunft liegen. Dass sie sich auf Ereignisse der letzten sieben (oder 3, 5) Jahre beziehen, wird nicht gesagt.

    Das Posaunenblasen ist im AT ein Signal zum Aufbruch. Das Blasen der Posaunen kann auch ein Warnruf sein. Hier wohl beides.[25] Gott erhebt sich. Und Gott ruft den Menschen gleichsam zu: „Mache dich auf, deinem Gott zu begegnen! Tue Buße!“ (Vgl. 9, 20.21.)

    Die ersten vier Posaunen müssen nicht so aufgefasst werden, als würden die Ereignisse, die ihr Blasen begleiten bzw. einleiten, zeitlich hintereinander geschehen – wie auch die ersten vier Siegel nicht so aufgefasst werden müssen. Es geht wohl nicht um eine chronologische Darstellung von Ereignissen. Die Tatsache, dass die Plagen 1-4 (16, 1-9) nach demselben Muster ablaufen, bestätigt diese Vermutung. Möglicherweise handelt es sich bei den Ereignissen der Posaunen 1-4 um Umweltkatastrophen, nicht einzelne konkrete, sondern allgemeine, solche, die immer wieder vorkommen, sich gegen das Ende aber verstärken. Gewisses kann man aber nicht sagen.

    Wann genau die Posaunen 1-4 einsetzen, wird nicht mitgeteilt. Die Umweltkatastrophen, die durch das Blasen der Posaunen eingeläutet werden, betreffen jeweils einen Teil („Drittel“; vgl. Hes 5, 12.) der Umwelt des Menschen, die vier Teile der Schöpfung: Erde, Meer, Süßwasser, Gestirne (Vgl. 14, 7E.). Die Erde wird von Umweltkatastrophen heimgesucht. Schrittweise wird dem Menschen mehr und mehr Lebensraum weggenommen – so wie der Mensch schrittweise Gott die Ehrung versagte. Gott bricht das kosmische Gebäude zögernd ab – warnend, auf Buße wartend. Gottes Warngerichte treffen den Menschen nur indirekt, seinen Lebensraum. Aber viele sterben in der Folge aufgrund der Umweltkatastrophen.

    Das Blasen der Posaunen 5 und 6 leitet, wie die Parallele zur 5. und 6. Schale zeigt, Ereignisse ein, die gegen Ende stattfinden. Der Mensch selbst wird von Qualen befallen, aber nicht völlig ausgerottet (Posaune 5). Die sechste Posaune leitet einen großen Krieg ein, der ein Drittel der Menschheit dahinrafft. Die siebente Posaune schlussendlich führt ganz ans Ende, an die Zeit des Herrschaftsantritts des Messias.

    Wir beachten, dass die Posaunengerichte Warngerichte sind, nicht Zorngerichte. Nachdem der Menschen sich nicht durch Gottes sanftes Reden (Gottes Güte, Römer 2, 4) zur Buße leiten ließ, kommt nun Gottes lautes Reden. Das Ziel ist immer noch die Buße des Menschen (Vgl. Offenbarung 9, 20.21.) Vom „Zorn“ (Gottes) wird erst nach dem Blasen der 7. Posaune gesprochen (11, 18).

 

Die 3. Visionenreihe (11, 19 -15, 4) beginnt mit dem Anfang des Kampfes zwischen Drache und Frau (Offenbarung 12; ein alter Kampf, vgl. 1. Mose 3) bzw. ihrem Samen. Der Kampf setzt sich fort vor allem in den letzten 3, 5 Jahren bis zum Erntegericht. Die 3. Visionenreihe gibt vor allem Einblick in Einzelheiten der letzten 3, 5 Jahre (42 Monate; 1260 Tage: 12, 6.14; 13, 5; vgl. Da 7, 25; 12, 7.11.12.). Nur hier und in 11, 2.3 werden Zeitangaben gemacht. Auch diese Reihe führt zum Ende hin, zur Ernte der Erde durch den Menschensohn (14, 14-20).

 

Die 4. Visionenreihe (15, 5- 19, 10) beschreibt vor allem das Ende der Gerichte, die sieben letzten Plagen (15, 5- 16, 21) knapp vor dem Ende. In ihnen und durch sie „wird der Grimm Gottes vollendet“ (15, 1). Im Anhang (K. 17 und 18) werden weitere Details zur Tier-Vision von K. 13 und zum Fall der Hure Babylon (14, 8) gegeben. Die Visionenreihe endet mit der „Hochzeit des Lammes“ (19, 7-9).

 

Die 5. Visionenreihe (19, 11- 22, 5) schließlich beschreibt im Detail die letzte Schlacht (19, 19 ist eine Fortsetzung von 16, 16) – die beendet wird durch die Ankunft Christi zur Errichtung seiner Königsherrschaft. Die 5. Visionenreihe berichtet über das Ende des Tieres, des falschen Propheten, des Drachen (des Satans), das Ende der Toten und das Ende der alten Schöpfung, gefolgt von einer Darstellung der neuen Schöpfung und des neuen Jerusalem.

 

Eine 11. Beobachtung

Jede Visionenreihe hat ihr bestimmtes Thema.

 

In der 1. Visionenreihe (4, 1- 8, 1) steht der Thron Gottes im Zentrum. „Thron“ steht für „Regierung“. Gott ist der einzige, der das Recht hat, auf einem Thron zu sitzen – und andere auf Throne zu setzen.

    Was ist das für eine Art Regierung, von der die Gerichte der Offenbarung ausgehen? –

    . Sie ist eine Regierung, die nicht tyrannisch ist, sondern ihre Autorität delegiert an die 24 Throne! Die Erlösten werden dargestellt als 24 priesterliche und königliche „Älteste“, die auf Thronen sitzen.[26] Die wichtigste Frage, die man über eine Regierung stellen kann, ist: Wie denkt diese Regierung über den Wert des Menschen? Habe ich als Bürger einen Wert für diese Regierung? Wir lernen: Gott hat uns – die Bürger seines Königreiches – in seine Regierung aufgenommen. Für diese Regierung hat der Mensch unendlichen Wert. Ein Thron für den Menschen – das war ursprüngliche Bestimmung und Zweck der Erschaffung (1. Mose 1, 26.28; Offenbarung 1, 6; 2, 26.27; 3, 21; 5, 10). Der Mensch ist im Ebenbilde Gottes geschaffen – würdevoll, die Krone der Schöpfung. Der in Christus erneuerte Mensch soll nun seiner ursprünglichen Bestimmung nachkommen – als Gottes Vizekönig. Gott nimmt den Menschen ernst. Er ist nicht bloß eine Nummer in Gottes Königreich.

    . Sie ist eine Regierung, die für das Leben ist! Gott ist der in alle Ewigkeit Lebende (4, 6-11; 5, 9). Er will, dass der Menschen mit ihm lebt.

 

In der 2. Visionenreihe (8, 1- 11, 18) steht der Altar im Zentrum (8, 3.4). Der goldener Räucheraltar – vor dem „Thron“ – ist die Gebetsstätte. Das Räucherwerk („Er hatte ein goldenes Räuchergefäß. Und es wurde ihm viel Räucherwerk gegeben“, 8, 3) steht für das Gebet (Psalm 141, 2).

    „Viel Räucherwerk“: weil viel gebetet worden war.

    Woher kommt die Kraft unserer Gebete? –

    Vom Altar! Und der Altar hat Hörner (9, 13). Die Hörner des Altars stehen für Kraft. Die Gebete haben Kraft, weil Christus für uns starb. In seinem Namen haben unsere Gebete Kraft.

    Die Gerichte kommen vom Altar her (9, 13) – als Antwort auf Gebet. Der Engel zeigt dem Seher Johannes, dass die Gebete der Heiligen um Gottes gerechtes Einschreiten (Vgl. 6, 10.) Kraft haben – und gerichtliches Gottes Eingreifen bewirken.

    Die K. 8-11 konzentrieren sich auf die Antwort von 8, 3. Es wird dem Seher geoffenbart, dass Gottes Warngerichte als Antwort auf die Gebete der Heiligen kommen.

8, 4.5: „Und der Rauch des Räucherwerks stieg mit den Gebeten der Heiligen auf vor Gott aus der Hand des Boten. 5 Und der Bote nahm das Räuchergefäß, [nahm] von dem Feuer auf dem Altar und füllte es, und er warf es zur Erde.“

Das Feuer, das benötigt wird, dass die Gebete als Rauchopfer zu Gott aufsteigen, ist dasselbe Feuer, das verwendet wird, um auf Erden Gottes Wirken durchzuführen. Das zeigt: Die Gebete der Heiligen haben mit dem, was hier auf Erden geschieht, sehr viel zu tun. Durch ihre Gebete wird etwas auf dieser Erde geschehen. In dem Maße, in dem Christen auf Erden beten, wird Gott vom Himmel her handeln: entweder retten oder in Gericht eingreifen – zuerst mit Warngerichten, dann mit Zorngerichten.

    Die Gebete der Heiligen werden im Himmel aufgespeichert, gesammelt – bis zur Erhörung. Die Heiligen müssen lernen zu warten und beständig im Glauben weiterzubeten. Der Satz „Hier ist die Ausdauer und der Glaube der Heiligen“ (13, 10E) gilt auch hier. Vgl. Lukas 18, 7.8: Gott stellt den Glauben der Seinen auf die Probe – und zwar in Zeiten und Umständen, die immer schlimmer werden.

Vor allem durch ihre Gebete macht Gemeinde Jesu Geschichte. Wir beten und Gott handelt – auch in der Politik, in der Kindererziehung usw. Ganze Regierungen haben sich verändert auf Grund von Gebe­ten. Gott handelt in der Weltgeschichte, und wir handeln mit ihm. Unser Anteil ist nicht so sehr polit­isches Engagement in der Öf­fentlichkeit, als geistliches Engagement auf den Knien. Es gibt eine bestimmte Be­ziehung zwischen Gebet und Gericht Gottes in der Welt und zwischen Gebet und dem Handeln Gottes in der Politik.

 

In der 3. Visionenreihe (11, 19 -15, 4) steht die Bundeslade (in der die zehn Gebote Gottes sind; 11, 19) im Zentrum. (Vgl. „Gebote“: 12, 17; 14, 12.)

Warum die Gerichte? –

    Weil Gottes Gebote nicht geachtet wurden!

    . Das 1. Gebot: Du sollst keine anderen Götter neben mir haben. – gebrochen in 13, 4: „Und sie huldigten dem Drachen, der dem Tier Vollmacht gab, und huldigten dem Tier“

    . Das 2. Gebot: Du sollst dir kein Bildnis machen. – gebrochen in 13, 14: „Und es leitet die, die auf der Erde wohnen, in die Irre kraft der Zeichen, die vor dem Tier zu tun ihm gegeben wurden, und sagt denen, die auf der Erde wohnen, sie sollen dem Tier, das die Schwertwunde hat und [wieder] lebte, ein Bild machen.“

    . Das 3. Gebot: Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren. – gebrochen in

Im Gegensatz zu ihnen stehen die Zeugen Jesu: sie haben ‹und halten› die Gebote Gottes und das Zeugnis Jesu Christi“ (12, 17), sie halten „die Gebote Gottes und [bewahren] den Glauben an Jesus“ (14, 12).

    . Das 6. Gebot: Du sollst nicht töten. – gebrochen in 13, 15E: „… dass getötet würden, so viele dem Bild des Tieres nicht huldigten.“

 

In der 4. Visionenreihe (15, 5- 19, 10) wird zu Beginn der Rauch von der Herrlichkeit Gottes gesehen.

15, 8: „Und das Heiligtum wurde gefüllt mit Rauch von der Herrlichkeit Gottes und von seiner Kraft.“ (Vgl. 2. Mose 40, 34.35; 1. Könige 8, 10.11.)

Warum die Gerichte? –

    Weil sich die Menschen eine Schein-Herrlichkeit und Schein-Macht errichtet und Gott abgesetzt haben! Weil sich die Menschen die Herrlichkeit und Macht, die nur ihm gebührt, selber nahmen, und nicht Buße taten, „ihm die Herrlichkeit zu geben“ (d. h.: zurückzugeben)!

16, 9: „Und die Menschen wurden versengt mit großer Hitze. Und sie lästerten den Namen Gottes, der über diese Plagen Vollmacht hat, und sie taten nicht Buße, ihm Herrlichkeit zu geben.“

 

    Gott ist heilig, und deshalb ist er herrlich. Auch in seinem Richten ist Gott vollkommen heilig und herrlich.

Wer erinnern uns: Das große Thema im Buch der Offenbarung ist: Wem gebührt [und gehört] alle Herrlichkeit und alle Macht?[27]

 

In der 5. Visionenreihe (19, 11- 22, 5) wird das große Thema „Wem gebührt [und gehört] alle Herrlichkeit und alle Macht?“ zur Vollendung geführt. Es gibt eine wahre Herrlichkeit und Macht, die als solche enthüllt werden muss.

    Die Falsch-Herrlichkeit (17, 4.12.18; 18, 1.7.12.14.16) der Hure und ihre Falsch-Macht (17, 18; 18, 7.10) steht im Kontrast zur wahren, gottgegebenen Herrlichkeit (21, 10.11.18-21.23.26) und Macht (20, 4.6; 22, 3.5) der Braut.

 

4. Tabelle: Die fünf Visionenreihen in K. 4-22

 

4, 1- 8, 1

8, 1- 11, 18

11, 19- 15, 4

15, 5- 19, 10

19, 11- 22, 5

geöffnet

geöffnet

geöffnet

geöffnet

geöffnet

eine Tür

 

 

- im Himmel

das 7. Siegel (erst jetzt ist das Buch offen); Schweigen - im Himmel

das Heiligtum Gottes

 

- im Himmel

das Heiligtum der Stiftshütte

 

- im Himmel

 

 

 

der Himmel

Thron

Altar

Lade des Bundes

Rauch von der Herrlichkeit und Macht Gottes

Der Treue und Wahrhaftige

Blitze

Stimmen

Donner

Stimmen

Donner

Blitze

Beben

Blitze

Stimmen

Donner

Beben

Hagel

Blitze

Stimmen

Donner

größtes Beben

größter Hagel

 

Die 7 Siegel

Die 7 Posaunen

(7 Abschnitte)

Die 7 Schalen

7 „Und ich sah“

6. Siegel: Ankunft Christi

7. Posaune: Ankunft Christi

Die Ernte der Erde:

Ankunft Christi

7. Schale:

Ankunft Christi

Beschreibung  der Ankunft Christi

Einschub:

K. 7: Die 144 000

Einschub:

K. 10.11A

Einschub:

K. 14A: 144 000

Langer Anhang: Die Hure:

Babylon

Langer Anhang:

Die Braut:

Neu-Jerusalem

7, 11.12: Jubel/Anbetung

V.12: Lob, Herrlichkeit, Weisheit, Dank, Ehre, Kraft, Stärke unserem Gott ..

11, 16ff: Jubel/Anbetung

V. 17: .. Herr, Gott, Machthaber über alles, .. weil du deine große Kraft an dich genommen hast, ..

15, 3f: Jubel/Anbetung

V. 3: Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, Gott, Machthaber über alles ..

19, 1ff: Jubel/Anbetung

V. 1: Das Heil und die Herrlichkeit und die Ehre und die Kraft dem Herrn, unserem Gott

 

7, 17: Das Lamm in der Mitte des Thrones

.. wird Hirte für sie sein und sie zu lebendigen Wasserquellen führen

11, 17f: Du hast deine Herrschaft angetreten

.. den Lohn zu geben deinen Knechten

15, 3f: [Du]

König der Heiligen

.. alle Völker werden kommen und vor dir anbeten

19, 6: der Herr hat seine Herrschaft angetreten

.. V. 9:  Selige sind die zum Hochzeitsmahl des Lammes Gerufenen

22, 3: Der Thron Gottes und des Lammes ..

V. 5: [Seine Knechte] werden ‹als Könige› herrschen in Ewigkeit

 

5. Schematische Darstellung

 

Im folgenden ein Versuch einer chronologischen Einordung der fünf Visionenreihen (1. Reihe: 4, 1- 8, 1; 2. Reihe: 8, 1- 11, 18; 3. Reihe: 11, 19- 15, 4; 4. Reihe: 15, 5- 19, 10; 5. Reihe: 19, 11- 22, 5.) im Buch der Off.

 

Die Zeit ab dem ersten Jahrhundert bis herauf in die Gegenwart und weiter

Die  letzten  dreieinhalb  Jahre

Ankunft

Christi

Millen-nium

Ge-richt

Ewig-keit

K. 6 Siegel 1-5                                                                                                                                                       ?[7, 1-8]

6, 12-18

[7, 9-17]

 

Wann? 8 Pos. 1-4; ?9, 1ff; [?11, 3-13]

?K. 9; [11, 1.2]

?9, 13-21

11, 15-18

[11, 18]

 

K. 12 u. 13

14, 14-20

[14, 1-5] 15, 2-4

 

 

?K. 16 [K. 17.18]

19, 7.8

[19, 7.8]

 

 

 

19, 11-21

20, 1-10

20, 11-15

21, 1-8

 

Die Anhänge (K. 17 u. 18; K. 21, 9- 22, 5) und die Zwischengesichte (K. 7; K. 10; 11, 1-14) sind chronologisch schwer einzuordnen.

. Die Zwischengesichte K. 7 unterbrechen die Reihe der Siegel K. 6- 8, 1. (K. 4 u. 5 bilden die Einleitung.)

. Die Zwischengesichte K. 10; 11, 1-14 unterbrechen die Reihe der Posaunen K. 8-11.

. Wahrscheinlich ist auch K. 14, 1-5 als Zwischengesicht zu betrachten.

. Der Zwischenruf 16, 15 unterbricht die Reihe der Schalen K. 15, 5- 16, 21.

. 17, 1- 19, 10 ist ein Anhang an die vierte Visionenreihe (15, 5- 19, 10).

. 21, 9- 22, 5 ist ein Anhang an die fünfte Visionenreihe (19, 11- 22, 5).

 

6. Zu dem Buch mit den sieben Siegeln

 

Ein Schlüssel zum Verständnis der Gliederung des Buches scheint ein rechtes Verständnis dessen zu sein, was es mit dem „Buch mit den sieben Siegeln“ auf sich hat.

Johannes sieht ein Buch, eine Buchrolle. Sie scheint eine sehr wichtige zu sein.

5, 1: „Und ich sah auf der Rechten dessen, der auf dem Thron saß, eine Buchrolle“. Die Rolle war in der Rechten, in der Tat-Hand Gottes (Psalm 118, 15). Sie war „innen und auf der Rückseite beschrieben“, d. h., brechend voll mit Inhalt, „versiegelt mit sieben Siegeln.“

    Wichtige Bücher waren mit mehreren Siegeln versiegelt. Ein Geldbrief, beispielsweise, war mit fünf Siegeln versiegelt. Buchsiegel waren üblicherweise an der Außenseite der zusammengerollten Buchrolle in einer Reihe befestigt. Alle Siegel mussten aufgebrochen werden, ehe die Rolle geöffnet werden konnte.

    Der Ausleger Zahn weist darauf hin, dass die siebenfache Versiegelung beweist, „dass das Büchlein als ein in den Formen menschlichen Rechts abgefasstes Testament vorgestellt werden sollte.“ (Zahn, Off, S. 340). Zahn beruft sich auf den Juristen E. Huschke (in E. Huschke, Das Buch mit 7 Siegeln in der Offenbarung St. Johannes 5, 1ff., Leipzig u. Dresden, Just. Naumaun 1860): Nach römischen Recht musste „das so genannte Prätorische Testament eigenhändig vom Testator geschrieben, von ihm selber und mindestens 7 römischen Bürgern als Zeugen unterschrieben und von ihm und sämtlichen Zeugen von außen versiegelt und zur Seite der Siegelabdrücke durch nochmalige Namensunterschrift beglaubigt werden. Selbstverständlich haben römische Bürger auch außerhalb Roms und in den Provinzen diese vergleichsweise bequeme und für besonders sicher geltende Form des Testaments gewählt. Wenn wir die Beobachtung dieser gesetzlichen Vor­schriften vor allem durch Papyrusurkunden aus Ägypten bestätigen können, wo von der Ptolemäerzeit her einheimische, griechisch­-macedonische Rechtsgebräuche sich bis in die römische Zeit behauptet haben, so muß man folgern, dass in dem Ursprungsland der Ap [Apokalypse], welches viel früher als Ägypten römische Provinz geworden ist, auch römisches Recht lange vor der Abfassungszeit der Ap Heimats­recht geworden ist. Finden wir doch auch in ägyptischen Ur­kunden des 2. Jahrhunderts n. Chr. die Voraussetzung deutlich ausgesprochen, dass die 7fache Siegelung der Testamente eine ge­meingültige, jedenfalls für römische Bürger in allen Provinzen des römischen Reiches verbindliche sei“ (Zahn, S 341)

Bei dem Buch mit den sieben Siegeln handelt es sich also um ein Testament.

 

5, 2: „Und ich sah einen starken [himmlischen] Boten: Mit großer, ‹lauter› Stimme rief er aus: ‘Wer ist würdig, das Buch zu öffnen und seine Siegel zu lösen?’

    3 Und nicht einer im Himmel noch auf der Erde noch unter der Erde vermochte das Buch zu öffnen noch auch es anzusehen. 4 Und ich, ich weinte viel, weil nicht einer für würdig befunden wurde, das Buch zu öffnen und zu lesen noch es anzusehen.“

Nur der rechtmäßige Erbe ist berechtigt, die Buchrolle – das Testament – zu öffnen. Und wir erfahren in V. 12, dass der, der würdig ist, das Testament zu öffnen, der ist, dem die Macht und Herrlichkeit und Ehre gebühren:

    V. 12: „‘Würdig ist das Lamm, das geschlachtet worden ist, zu nehmen die Kraft – und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Herrlichkeit und Lob!’“

    Eines der großen Themen der Offenbarung ist die Antwort auf die Fragen: Wem gebühren und gehören alle Macht und alle Herrlichkeit? Wer ist es, der die Welt erben und in alle Ewigkeit regieren wird? Wer ist in der Lage, die Geschichte zu einem Abschluss zu bringen?

Nur dem Erben gilt der Inhalt. Derjenige, der die Buchrolle öffnen kann, ist es, der über die Geschichte verfügt.

    5, 4: „Und ich weinte sehr, weil niemand für würdig gefunden wurde, die Buchrolle zu öffnen und zu lesen noch anzusehen [o.: einzusehen].“ Nicht nur Johannes weinte. Millionen haben geweint! Ein Fluch liegt auf der Erde. Und viele fragten sich: Warum schweigt Gott?  – Wenn nicht einer würdig ist, die Buchrolle zu öffnen, wie wird es weitergehen? Wird es ein endloser Zyklus von sinnlosem Leid: Siegeszügen, Krieg, Hunger und Tod? Sollte die Geschichte aus endlosen Teufelskreisen von Enttäuschungen, leeren Worten und Fluch bestehen? Schweigt Gott für immer? Kein Wunder, dass Johannes weinte.

    Nun bekommt Johannes die Antwort: Das Geschehen von Golgotha war das Schlüsselereignis! Und das Lamm von Golgotha ist der einzig Würdige.

    5, 5: „Und einer von den Ältesten sagt zu mir: ‘Weine nicht! Siehe! Der Löwe überwand, der, der aus dem Stamme Juda ist, die Wurzel Davids, um das Buch zu öffnen und seine sieben Siegel zu lösen.’“

Der starke Löwe hat gekämpft – und hat gesiegt. Der Vollender der Weltgeschichte ist ein Königlicher, nicht nur aus dem Hause Davids, sondern sogar die Wurzel Davids.

    5, 6-14: „Und ich sah, und – siehe! – in der Mitte des Thrones und der vier lebenden Wesen und in der Mitte der Ältesten [war] ein Lamm; es stand; wie geschlachtet [sah es aus]; es hatte sieben Hörner und sieben Augen, die die sieben Geister Gottes sind, die ausgesandt worden sind zur ganzen Erde. 7 Und er kam; und genommen hat er das Buch aus der Rechten dessen, der auf dem Thron sitzt.

    V. 8: Und als er das Buch nahm, fielen die vier lebenden Wesen und die vierundzwanzig Ältesten vor dem Lamm nieder; und sie hatten, ein jeder, eine Harfe und goldene Schalen, gefüllt mit Räucherwerk. Die sind die Gebete der Heiligen.

    V. 9: Und sie singen ein neues Lied, [dessen Worte] lauten: ‘Du bist würdig, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen, weil du geschlachtet wurdest und uns für Gott erkauftest mit deinem Blut – aus jedem Stamm und [jeder] Sprache und Volksschar und [jedem] Volk – 10 und uns machtest zu Königen und Priestern für unseren Gott, und wir werden ‹als Könige› herrschen auf der Erde.’

    V. 11: Und ich sah, und ich hörte die Stimme vieler [himmlischer] Boten um den Thron her und [die Stimme] der lebenden Wesen und der Ältesten und [die Stimme] von Tausenden mal Tausenden, 12 die sagten mit großer, ‹lauter› Stimme: ‘Würdig ist das Lamm, das geschlachtet worden ist, zu nehmen die Kraft – und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Herrlichkeit und Lob!’

    V. 13: Und jedes Geschöpf, das in dem Himmel und auf der Erde und unter der Erde und auf dem Meer ist – was es [an Orten] gibt und alles, was in ihnen ist – hörte ich sagen: ‘Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm ‹gebühren› in ‹alle› Ewigkeit das Lob und die Ehre und die Herrlichkeit und die Macht!’

    V. 14: Und die vier lebenden Wesen sagten: ‘Amen!’

    Und die vierundzwanzig Ältesten fielen nieder und beteten an [den, der] in ‹alle› Ewigkeit lebt.“

 

Es geht in dem 7 Siegel-Testament um die Frage der Weltregierung. Jesus Christus gehört die Zukunft, die Weltherrschaft – und der Weg bis dorthin wird im Öffnen der Siegel gezeigt.

    Er, der Erbe, bricht die Siegel. Erst nach dem Öffnen des siebten Siegels ist die Testamentrolle offen. Die Zeit bis dorthin ist eine Zeit der Usurpation, d. h., der Mensch nimmt sich die Krone eigenmächtig, er zieht siegend aus und um zu siegen und zu erobern. Darauf folgt Blut, Hunger und gewaltsamer (frühzeitiger) Tod. Und die, die sich dem Messias anschließen in dieser Zeit, die Knechte Gottes, werden geschlachtet. Aber dann kommt die Antwort des zornigen Lammes!

    D.h. die Siegelöffnungen zeigen etwas von dem Verlauf der Geschichte bis zu dem Zeitpunkt, da der rechtmäßige Erbe sein Erbe antritt.

Die vier Reiter (Siegel 1-4) reiten durch die Geschichte bis zur Ankunft Christi. Sie sind Repräsentanten; nicht die Person ist wichtig, sondern das, was sie darstellen. Die Farbe der Pferde und die Geräte, die die Reiter haben und die kurzen Kommentare geben genügend Hinweise:

(1) weiß, Bogen (= Fernwaffe, Waffe für große Kriege), Krone (= Herrschaft)® Gewaltige Siegeszüge, Eroberungen. Es geht um die Weltherrschaft.

(2) feuerrot (kriegerisches Rot, wie 12, 3) ® Gegenseitiges Abschlachten, Blut. Wir beachten, dass nicht „Tod“ erwähnt wird.

(3) schwarz (Trauer), Waage ® Teuerung, wirtschaftliche Not, Hunger

(4) fahl (Leichenfarbe), Hadees vorzeitiger Tod, gewaltsames Töten eines Viertels der Erde mittels der vier aus dem AT bekannten Plagen, Hes 14, 21: Schwert, Hunger, Seuchen und wilde Tiere

    Die 4 Elemente der Siegel 1-4 kommen auch in Matthäus 24, 6-8 (vgl Lukas 21) vor. Auch die Siegel 5 und 6 haben ihre Entsprechung in Matthäus 24.

    Siegel 1-4 (und 5) geschehen im Laufe der Zeit wiederholt (wellenartig). Sind nicht als hintereinander auftretend zu verstehen (z. B. gehen Tod und Schwert Hand in Hand, aber mit Siegel 2 und 4 werden sie getrennt dargestellt, das Schwert in Siegel 2, der Tod aber in Siegel 4.)

    Matthäus 24, 8: „Aber dieses alles ist [erst] der Anfang der Wehen.“ D. h., diese Anfangswehen ziehen sich durch die gesamte Geschichte vom 1. Jhdt an bis zum Ende, sie sind aber noch nicht das Ende selbst.

    Siegel 5 geht parallel mit Matthäus 24, 9.10: „Dann werden sie euch in Bedrängnis ausliefern und werden euch töten. Und ihr werdet von allen Völkern gehasst sein wegen meines Namens. Und dann werden viele Anstoß nehmen, ‹stolpern und zu Fall kommen›, und werden einander ausliefern und einander hassen.“

    Die Siegel 1-5 betreffen also die gesamte Zeitspanne von der Zeit des Johannes, ab dem 1. Jhdt. Die ersten fünf Siegel sind nicht Zorngerichte, sie sind gar nicht Gerichte (weshalb man nicht von Siegelgerichten sprechen sollte), sondern sie zeigen den traurigen Zustand, das Elend, das auf Erden herrscht, bis der Messias schlussendlich dem Ganzen ein Ende setzt.

    Die Öffnung des sechsten Siegels bringt den Abschluss – und die Antwort auf die bei Siegel 5 gestellte Frage der Märtyrer:

6, 10: „‘Bis wann, unumschränkter Herrscher, Heiliger und Wahrhaftiger, richtest du nicht und rächst du nicht unser Blut an denen, die auf der Erde wohnen?’

    11 Und es wurden [allen], jedem [Einzelnen], weiße Gewänder gegeben. Und es wurde zu ihnen gesagt, dass sie noch eine kurze Zeit ruhen sollten, bis auch ihre leibeigenen Mitknechte und ihre Brüder, denen bevorstehe, getötet zu werden eben wie sie, vollzählig würden.“

    Die Frage von K. 5 war: Soll der Zyklus von Eroberungen, Kriegen, Hunger und Tod immer so weitergehen? Es wird gesiegt, es werden Krieg geführt, es entstehen Hungersnöte, und der Tod regiert – und viele Christen werden um ihres Zeugnisses willen beseitigt, getötet. Soll es damit nie zu Ende sein? – Doch!

    Das 6. Siegel antwortet auf das 5. Siegel: Gottes Eingreifen zum Abschluss der Geschichte: der große Tag des Zornes des Lammes – u. a. die Rache für das vergossene Märtyrerblut. Beim 5. Siegel hören wir die Antwort: „Noch kurze Zeit!“ Beim 6. Siegel greift Gott ein. Er setzt dem Treiben ein Ende. Mit der Öffnung des 6. Siegels tritt das Lamm auf den Plan und bringt die Geschichte zu einem Abschluss.

    Mit dem Öffnen des 7. Siegels ist das Buch (das „Testament“) geöffnet. Das 7. Siegel (8, 1) leitet über zu einer neuen Visionenreihe, die detailliert Gottes letztes Posaunen-Rufen an die Menschheit darstellt, ein ernstes Rufen Gottes durch Warngerichte, in denen jeweils ein Teil (w: ein Drittel) der Umwelt des Menschen getroffen wird – mit dem Ziel, die Menschen zur Umkehr zu bringen.

 

Die Siegel sind nicht konkrete historische Ereignisse der Geschichte.

    Das Öffnen selber geschieht nicht parallel, sondern hintereinander, eines nach dem anderen. Das ist es, was Johannes sah. Wir beachten aber, dass nicht aus dem Text hervorgeht, dass durch das Öffnen der Siegel im Himmel zeitgleich die entsprechenden Ereignisse auf Erden geschehen.

    Der Apostel Johannes beschreibt einfach, was er sieht: Als das Lamm das 1. Siegel öffnet, sieht er ein weißes Pferd mit Reiter, und der Reiter hat einen Bogen. In der Vision wird dann dem Reiter eine Krone (ein Kranz = Siegeskranz) gegeben. Und Johannes sieht, wie der Reiter auszieht, siegend und um zu siegen. So die Vision. Was sie bedeutet, wird nicht gesagt. Bei der Deutung darf man der Phantasie nicht zu viel Raum lassen. Was der Text sagt, sollte genügen: Sieg, großer Sieg wird dargestellt.

    Es steht nicht im Text, dass das Öffnen eines Siegels unmittelbare Auswirkung auf ein Geschehen auf der Erde hat. Wir haben keinen deutlichen Hinweis dafür, dass die Siegelöffnung jeweils ein Signal für ein ganz konkretes historisches Ereignis auf Erden sei. Es ist auch nicht notwendigerweise so, dass erst, nachdem die durch die Siegel hervorgereufenen Ereignisse geschehen sind, das nächste Siegel geöffnet wird.

    Interessant ist, dass bei der Öffnung des fünften Siegels (6, 9-11) den schon längst hingeschlachteten Märtyrern die weißen Gewänder erst in jenem Moment gegeben werden 11nicht im Augenblick ihres Sterbens und nicht erst bei Christi Ankunft. Würde man die These anwenden, dass das Öffnen eines Siegels ein entsprechendes konkretes historisches Ereignis nach sich zieht, würde dieses bedeuten, dass die Märtyrer weder beim Sterben ihr Kleid bekommen, noch bei Christi Ankunft, sondern exakt zum Zeitpunkt der Öffnung des fünften Siegels, also irgendwann zwischen dem Sterben und der Ankunft Christi, und zwar alle Märtyrer zum selben Zeitpunkt. Das stimmt aber nicht mit der übrigen Lehre des NT überein (vgl. 1. Korinther 4, 5; 2. Korinther 5, 10)!

    Das ist ein Hinweis darauf, dass es in K. 6 mehr um die Botschaft als solche geht, nicht um einen endzeitlichen Zeitplan.

    Das Entscheidende ist also nicht der Zeitpunkt des Öffnens, sondern vielmehr die Botschaft, die vermittelt werden soll.

    Es wurden bereits darauf hingewiesen, dass die 7er Reihen (K. 6; 8-11; 16) so aufgeteilt sind, dass sie immer halbiert werden: 4 – 2 – 1; d. h., die Elemente 1-4 haben immer etwas gemeinsam, ebenso die Elemente 5 u. 6; das siebente steht gesondert. So auch hier in K. 6: Die vier Pferde übermitteln eine Botschaft. Sie scheinen parallel zu gehen mit dem, was der Herr in Matthäus 24, 6ff sagte, was seinem Kommen vorausgehen werde. Es reiten also die Vier hintereinander, aber sie sind thematisch eng mit einander verbunden.

    Erst nach dem Öffnen des siebten Siegels ist die Testamentrolle offen. D. h. die Siegel 1-6 zeigen, was auf Erden geschehen muss, ehe der Erbe seinem Erbteil antreten wird. Die Siegel zeigen also etwas über den Lauf der Geschichte, nicht chronologisch, sondern thematisch.[28]

    5. Siegel: Märtyrerseelen am Fuße des Brandopferaltars rufen nach Gottes einschreitender Gerechtigkeit, die das Blut der Märtyrer rächen soll. Es geht um die Durchsetzung der Gerechtigkeit Gottes (vgl. 5. Mose 32, 43; 1. Mose 4, 10), nicht um persönliche Rache. Es ist für Christen nicht verkehrt, gerechte Vergeltung und Gottes gerechtes Einschreiten zu erbitten. Jeder Mensch hat einen Gerechtigkeitssinn, den Gott in sein Wesen hineingelegt hat. Eines Tages wird Gerechtigkeit walten lassen und Rache ausüben für das ihm angetane Unrecht. Zum Gebet um Gottes Einschreiten zur Rache und Aufrichtung der Gerechtigkeit vgl. Römer 12, 19; Lukas 18, 1ff; 2. Thessalonicher 1, 6; 2. Timotheus 4, 14; 1. Petrus 2, 23.

    Das 6. Siegel antwortet auf das 5. Siegel: Gottes Eingreifen – und damit auch die Rache für das vergossene Märtyrerblut.

Ja, es herrschen Siegeszüge – Krieg – Hunger – (gewaltsamer) Tod – und Christen werden um ihres Zeugnisses willen umgebracht. Aber mit dem 6. Siegel tritt das zornige Lamm auf den Plan und bringt den Zyklus zum Abschluss.

    Mit dem Öffnen des 7. Siegels ist das „Testament“ geöffnet. 8, 1 leitet über zu einer neuen Visionenreihe, einem neuen Thema. Chronologisch sind wir bereits in 6, 12-17 beim Zeitpunkt der Ankunft Christi, sie wird aber nicht detailliert beschrieben – auch in 11, 15ff; 14, 14-20 und 16, 17-21 nicht, sondern erst in 19, 11ff.).

    K. 8: Gottes letztes Posaunen-Warnrufen an die Menschheit: ernste Warngerichte, aber doch nicht Ganzgerichte, sondern Teilgerichte (jeweils ein „Drittel“ der Umwelt des Menschen getroffen; Pos. 1-4) mit dem Ziel, die Menschen zur Umkehr zu bringen.

    Die Ereignisse, die bei der Öffnung des 6. Siegels (6, 12-17) stattfinden, finden später statt als die Ereignisse der ersten sechs Posaunen (K. 8 u. 9). Die Ereignisse der fünften Posaune finden nach der Versiegelung von 7, 1-8 und vor den Ereignissen der 6. Siegelöffnung statt. (Beachte 9, 4).

 

Was bei der Öffnung der ersten fünf Siegel geschieht, ist nicht auf Ereignisse der letzten 7 Jahre vor Christi Ankunft beschränkt. Um die letzten 7 (oder 3, 5) Jahre geht es erst in den K. 11, 12 und 13; dort – und nur dort – werden entsprechenden Zeitangaben gemacht. Auch Matthäus 24, 6-14 bezieht sich nicht auf die Zeit unmittelbar vor Christi Ankunft, bezieht sich nicht auf die letzten 7 oder 3, 5 Jahre. („Anfang der Wehen“ [seit dem 1.Jh.], „nicht das Ende“). Warum sollten sich die Siegel 1-4 auf die letzten 7 Jahre beschränken? Der Text gibt keinerlei Hinweis darauf.

 

7. Zur Unterscheidung von Rahmen und Geschichte

 

. Es ist es möglich, dass die Versiegelung der Knechte Gottes (K. 7) nicht an einem bestimmten Tag in der Geschichte geschieht, sondern dass lediglich vermittelt werden soll, dass Gottes Knechte vor Schädigung bewahrt werden. Dass nicht nur Israeliten versiegelt werden, zeigt 9, 4.

. Weder das Öffnen der Siegel noch das Blasen der Posaunen noch das Ausgießen der Schalen selber sind historische Ereignisse, sondern es geht um die Ereignisse, die durch das Öffnen eines bestimmten Siegels, Blasen einer bestimmten Posaune oder Ausgießen einer bestimmten Schale eingeläutet oder dargestellt werden.

. In 7, 13 stellt einer der Ältesten dem Seher eine Frage: „Und es antwortete einer der Ältesten: ‘Diese, die mit den langen, weißen Gewändern umkleidet sind,’ sagte er zu mir, ‘wer sind sie, und woher kamen sie?’“ Der Älteste gehört zum Rahmen. Daher kann er mit Johannes sprechen, auch wenn er– im Bilde – als Ältester das gesamte Volk Gottes repräsentiert. (Vgl. 5, 9.10 nach dem traditionellen Text. Siehe die Fußnote Frage: Wer sind die Ältesten?)

. In 11, 1.2 ist Johannes selber involviert: Er hat das Tempelheiligtum Gottes und den Altar zu messen. Von beiden war vorher schon die Rede (Tempel: 7, 15; Altar: 8, 3-5; 9, 13). Sie gehören zum Rahmen.

. In 11, 19 wird dieses Tempelheiligtum, von dem in 11, 1.2 dir Rede war, geöffnet und die Bundeslade gesehen. Dieses Sehen wird besonders betont, da es im AT nicht üblich war, dass man die Bundeslade sah, stand sie doch im Allerheiligsten, zu dem das Volk keinen Zutritt hatte. Die Öffnung des Tempelheiligtums gehört zum Rahmen, ist nicht ein historisches Ereignis.

. 15, 5-8 gehört zum Rahmen. Der Tempel wird mit Rauch gefüllt, nicht der irdische, sondern der himmlische.

 

8. Eine mögliche Gliederung der Offenbarung

Grobgliederung

Briefeingang 1, 1-8

 

Erster Hauptteil: Die Vision auf Erden: Der Menschensohn und die 7 Botschaften an die 7 Gemeinden 1, 9- 3, 21

. Die Vision von dem Menschen und den 7 goldenen Leuchtern 1, 9-20

. Das Diktat der 7 Botschaften an die 7 Gemeinden 2, 1- 3, 21

 

Zweiter Hauptteil: Visionen im Himmel: „Was nach diesem geschehen wird“ 4, 1- 22, 5

. Erste Visionenreihe: Die 7 Siegel 4, 1- 8, 1

. Zweite Visionenreihe: Die 7 Posaunen 8,(1) 2- 11, 19

. Dritte Visionenreihe: Zusätzliche Gesichte und historische Details 11, 19- 15, 4

. Vierte Visionenreihe: Die 7 Schalen 15, 5- 19, 10

. Ergänzungsvision: Die Hure 17, 1- 19, 10

. Fünfte Visionenreihe: Der Sieg Gottes und die Endgerichte 19, 11- 22, 5

. Ergänzungsvision: Die Braut 21, 9- 22, 5

 

Briefschluss 22, 6-21

 

Gliederung  in vier Ebenen

Briefeingang 1, 1-8

1. Überschrift: 1, 1A

2. Herkunft und Zweck: 1, 1.2

3. Seligpreisung: 1, 3

4. Gruß: 1, 4.5A

5. Doxologie: 1, 5.6

6. Thema: 1, 7

7. Vorstellung des eigentlichen Gebenden der Offenbarung: 1, 8

 

Erster Hauptteil: Die Vision auf Erden: Der Menschensohn und die 7 Botschaften an die 7 Gemeinden 1, 9-3, 21

Einleitung zum Diktat der sieben Botschaften an die sieben Gemeinden 1, 9-20

1. Die äußeren Umstände des Johannes: 1, 9

2. Die Vorstellung des Herrn und sein Auftrag an Johannes: 1, 10.11

3. Die sieben Leuchter 1, 12

4. Der Menschensohn: 1, 13-16

5. Die Reaktion des Johannes und die Ermutigung durch den Herrn 1, 17.18

6. Die Wiederholung des Auftrags: 1, 19

7. Die Deutung der Sterne und der Leuchter: 1, 20

 

I. An Ephesus 2, 1-7

1. Adressierung und Selbstvorstellung: 2, 1

2. Anerkennung: 2, 2.3

3. Tadel: 2, 4

4. Anweisung mit Drohung: 2, 5

5. Lob: 2, 6

6. Aufforderung zum Hören

7. Überwinderverheißung: 2, 7

 

II. An Smyrna 2, 8-11

1. Adressierung und Selbstvorstellung: 2, 8

2. Anerkennung: 2, 9

3. Ermutigung und Vorbereitung: 2, 10A

4. Anweisung: 2, 10

5. Lohnverheißung: 2, 10E

6. Allgemeine Aufforderung zum Hören: 2, 11A

7. Überwinderverheißung: 2, 11E

 

III. An Pergamus 2, 12-17

1. Adressierung und Selbstvorstellung: 2, 12

2. Anerkennung: 2, 13

3. Tadel: 2, 14.15

4. Anweisung: 2, 16

5. Gerichtsandrohung: 2, 16

6. Allgemeine Aufforderung zum Hören: 2, 17A

7. Überwinderverheißung: 2, 17E

 

IV. An Thyatira 2, 18-29

1. Adressierung und Selbstvorstellung: 2, 18

2. Anerkennung: 2, 19

3. Tadel: 2, 20.21

4. Gerichtsandrohung: 2, 22.23

5. Ermutigung für die Treuen: 2, 24.25

6. Überwinderverheißung: 2, 26-28

7. Allgemeine Aufforderung zum Hören: 2, 29

 

V. An Sardes 3, 1-6

1. Adressierung und Selbstvorstellung: 3, 1

2. Anerkennung = Tadel: 3, 1

3. Anweisung: 3, 2.3A

4. Gerichtsandrohung: 3, 3E

5. Ermutigung für die Treuen: 3, 4

6. Überwinderverheißung: 3, 5

7. Allgemeine Aufforderung zum Hören: 3, 6

 

VI. An Philadelphia 3, 7-13

1. Adressierung und Selbstvorstellung: 3, 7

2. Anerkennung und Trost: 3, 8

3. Ermutigung (in Bezug auf die Feinde): 3, 8.9

4. Bewahrungsverheißung: 3, 10

5. Anweisung: 3, 11

6. Überwinderverheißung: 3, 12

7. Allgemeine Aufforderung zum Hören: 3, 13

 

VII. An Laodikea 3, 14-21

1. Adressierung und Selbstvorstellung: 3, 14

2. Anerkennung = Tadel: 3, 15

3. Gerichtsandrohung: 3, 16-17

4. Anweisung : 3, 18-19

5. Verheißung für die Treuen: 3, 20

6. Überwinderverheißung: 3, 21

7. Allgemeine Aufforderung zum Hören: 3, 22

 

Zweiter Hauptteil: Visionen im Himmel: „Was nach diesem geschehen wird“ 4, 1- 22, 5

I. Erste Visionenreihe: Die sieben Siegel 4, 1-8, 1
Einleitung zu den sieben Siegeln: Der Gott der Geschichte und seine Umgebung 4, 1 - 5, 14

1. Die Öffnung der Tür im Himmel und die Versetzung des Sehers in den Himmel  4, 1.2A

2. Der Thron und der Thronende: 4, 2.3

3. Die Thronumgebung: 4, 4-8

4. Die Anbetung des Thronenden durch die 24 Ältesten: 4, 9-11

5. Die Buchrolle in der Hand des Thronenden: 5, 1-5

6. Das Lamm in der Mitte des Thrones: 5, 6.7

7. Die Anbetung des Lammes: 5, 8-14

Die Öffnung der ersten sechs Siegel 6, 1-17

Das erste Siegel: Bogen und Siegeskranz: Eroberungen, Siege: 6, 1.2

Das erste Siegel: Ein großes Schwert: Kriege: 6, 3.4

Das erste Siegel: Eine Waage: Hunger: 6, 5.6

Das erste Siegel: Tod: Vollmacht, zu töten mit Schwert, Hunger, (Pest-)Tod und wilde Tiere: 6, 7.8

Das fünfte Siegel: Märtyrerseelen unter dem Altar: 6, 9.11

Das sechste Siegel: Erschütterungen: 6, 12.17

Zwei Zwischenvisionen 7, 1-17

Die Versiegelung der 144 000: 7, 1-8

Die unzählbare Schar vor dem Thron: 7, 9-17

Die Öffnung des siebten Siegels 8, 1

 

II. Zweite Visionenreihe: Die sieben Posaunen 8,(1) 2- 11, 19
Einleitung zu den sieben Posaunen 8,(1) 2-6

Das Auftreten der Posaunenengel: 8, 2

Der Engel mit dem Räucherfass: 8, 3-5

Die Vorbereitung zum Posaunen: 8, 6

Das Blasen der ersten sechs Posaunen 8, 7- 9, 21

Die erste Posaune: Erde: Wohnung und Pflanzennahrung: 8, 7

Die zweite Posaune: Meer: Fischfang und Handel: 8, 8.9

Die dritte Posaune: Wasser: Das Lebensnotwendigste: 8, 10.11

Die vierte Posaune: Himmelskörper und Ankündigung der drei Wehe: 8, 13

Die fünfte Posaune (Das erste Wehe) und Ankündigung der zwei weiteren Wehe: 9, 1-12

Die sechste Posaune (Das zweite Wehe): 9, 13-21

Zwei Zwischenvisionen 10, 1-11, 14

Der Engel mit dem Büchlein: 10, 1-11

Die Tempelmessung und die zwei Zeugen in Jerusalem: 11, 1-14

Das Blasen der siebten Posaune 11, 15-18

Die Ankündigung des dritten Wehe: 11, 14

Das Blasen der siebten Posaune (Das dritte Wehe): 11, 15A

Die Ankündigung der Herrschaft Gottes: 11, 15M

Die Anbetung Gottes durch die 24 Ältesten: 11, 16-18

 

III. Dritte Visionenreihe: Zusätzliche Gesichte und historische Details 11, 19-15, 4
Einleitung: Die Öffnung des Heiligtums im Himmels 11, 19
1. Gesichte zum unsichtbaren Erzfeind: Der Kampf des Drachen gegen die Frau 12, 1-17

Erstes Bild: Des Drachen Angriff auf das neugeborene Kind: 12, 1-6

. Das 1. Zeichen: Die gebärende Frau: 12, 1.2

. Das 2. Zeichen: Der die Frau und ihr Kind bedrohende Drache: 12, 3.4

. Die Geburt und Bewahrung des Kindes: 12, 5

. Die Flucht und Bewahrung der Frau: 12, 6

 

Zweites Bild: Des Drachen erfolgloser Kampf im Himmel: 12, 7-12

. Seine Überwindung und sein Fall auf die Erde: 12, 7-9

. Der Jubel im Himmel über seine Überwindung: 12, 10-12

 

Drittes Bild: Des Drachen Angriff auf die Frau und ihre übrigen Nachkommen: 12, 13-17

. Seine Verfolgung der Frau und ihre Bewahrung: 12, 13-16

. Sein Kampf gegen die übrigen Nachkommen der Frau: 12, 17

2. Gesichte zum sichtbaren Erzfeind: Der Kampf des Tieres gegen die Heiligen 13, 1-18

Das Tier aus dem Meer: 13, 1-10

. Beschreibung: 13, 1-3

. Seine Anbetung: 13, 4

. Seine Gotteslästerung: 13, 5-6

. Sein Krieg gegen die Heiligen: 13, 7.8

. Aufruf an die Heiligen zur Treue: 13, 9-10

Das Tier von der Erde: Offenbarung 13, 11-18

. Die Beschreibung des zweiten Tieres: 13, 11-14A

. Die Lehre des zweiten Tieres: 13, 14-18

3. Eine Vorschau ans Ziel: Die 144 000 mit dem Lamm auf dem Zion – und ihr Lied 14, 1-5

Ihre Beschreibung:14, 1

Ihr Lied: 14, 2.3

Ihre Identifikation: 14, 4.5

4. Die drei gerichtsankündenden Engel 14, 6-13

Der erste Engel: Das ewige Evangelium: 14, 6.7

Der zweite Engel: Gefallen ist Babylon: 14, 8

Der dritte Engel: Warnung vor Abfall: 14, 9-11

Aufruf zum Halten der Gebote Gottes und des Glaubens an Jesus: 14, 12

Seligpreisung der Toten von nun an: 14, 13

5. Der Menschensohn auf der Wolke und die drei zurufenden Engel 14, 14-20

Die Getreideernte der Erde: 14, 14-16

Die Traubenernte der Erde: 14, 17-20

6. Die Vorbereitung der sieben Engel mit den letzten Plagen 15, 1
7. Eine zweite Vorschau ans Ziel: Die Überwinder am gläsernen Meer – und ihr Lied 15, 2-4

Die Überwinder: 15, 2

Das Lied der Überwinder: 15, 3.4

 

IV. Vierte Visionenreihe: Die sieben Schalen (= Abschluss der Gerichte der siebten Posaune) 15, 5-19, 10
Einleitung zu den sieben Schalen 15, 5-16, 1

Die Öffnung des Heiligtums des Zeltes des Zeugnisses: 15, 5

Der Auftritt der 7 Engel mit den 7 Schalen: 15, 6-8

Der Befehl zur Ausgießung der 7 Schalen: 16, 1

Die Ausgießung der ersten sechs Schalen 16, 2-9

Die Ausgießung der 1. Schale: Erde: 16, 2

Die Ausgießung der 2. Schale: Meer: 16, 3

Die Ausgießung der 3. Schale: Wasser: 16, 4-7

Die Ausgießung der 4. Schale: Sonne: 16, 8.9

Die Ausgießung der 5. Schale: Imperium des Tieres: 16, 10.11

Die Ausgießung der 6. Schale: Euphrat: 16, 12

Zwischenvision: Die Kriegssammlung 16, 13-16

Das Ausgehen der unreinen Geister zur Sammlung der Könige: 16, 13-14

Zwischenruf: Seligpreisung der Wachenden: 16, 15

Die Kriegssammlung in Harmageddoon: 16, 16

Die Ausgiessung der 7. Schale: Luft 16, 17-21

 

V. Ergänzungsvision zur vierten Visionenreihe: Die Hure –  ihre Pseudoherrlichkeit und ihr Fall 17, 1-19, 10
Die Hure und das Tier 17, 1-18

Einleitendes: 17, 1-3

Beschreibung der Frau: 17, 3-6

Erklärungen zur Frau und zum Tier: 17, 7-18

Der Untergang Babylons 18, 1-24

Ankündigung des Falles: 18, 1-3

Mahnwort, sie zu verlassen und ihre Sünden zu vergelten: 18, 4-7

Ankündigung ihrer Plagen: 18, 8

Wehklage der Erdenbewohner über ihren Fall: 18, 9-19

Folgen ihres Falles: 18, 21-24

Die vier Halleluja über den Untergang Babylons und die Ankündigung der Hochzeit des Lammes 19, 1-10

Das erste Halleluja: 19, 1.2

Das zweite Halleluja: 19, 3

Das dritte Halleluja: 19, 4.5

Das vierte Halleluja und die Ankündigung der Hochzeit des Lammes: 19, 6.7

Die Vorbereitung der Hochzeit des Lammes: 19, 8.9

Die Reaktion des Sehers 19, 10

 

VI. Fünfte Visionenreihe: Der Sieg Gottes und die Endgerichte: 19, 11-22, 5
1. Die Wiederkunft Jesu Christi 19, 11-16

a. Die Öffnung des Himmels: 19, 11A

b. Der Reiter auf dem weißen Pferd: 19, 11.

c. Beschreibung des Reiters: 19, 12-16

·         Seine Augen: 19, 12

·         Seine Kronen: 19, 12

·         Sein Name: 19, 12

·         Sein Gewand: 19, 13

·         Sein wesenhafter Name: 19, 13

·         Seine Heere: 19, 14

·         Sein Schwert: 19, 15

·         Sein offizieller Titel: 19, 16

2. Die Ankündigung des Gerichtsmahles Gottes 19, 17.18
3. Das Gericht über das Tier und den falschen Propheten und deren Heere 19, 19-21
4. Das vorläufige Gericht über den Satan 20, 1-3

a. Der Ausführende: 20, 1

b. Die Ausführung: 20, 2.3A

c. Der Zweck: 20, 3

d. Die zeitliche Begrenzung: 20, 3E

5. Das tausendjährige Königreich 20, 4-10

a. Die Regierung der Heiligen: 20, 4-6

b. Das Gericht über Satan: 20, 7-10

6. Das Gericht über die Toten 20, 11-15

a. Die Gerichtsszene: 20, 11-12A

b. Der Gerichtsvorgang: 20, 12E.13

c. Die Verurteilung: 20, 14.15

7. Das Neue 21, 1-8

a. Die neue Schöpfung: 21, 1

b. Das neue Jerusalem: 21, 2

c. Die neue Gemeinschaft mit Gott: 21, 3.4

d. Abschließende Worte Gottes an Johannes: 21, 5-8

 

VII. Ergänzungsvision zur vierten Visionenreihe: Die Braut – ihre Herrlichkeit 21, 9-22, 5
Einleitung 21, 9-10
Das Aussehen der Stadt 21, 11-27

1. Ihr Glanz (Ihre Herrlichkeit): 21, 11

2. Ihre Außenansicht 21, 12-14

3. Ihre Größemaße: 21, 15-17

4. Ihr Baumaterial (Schönheit, Kostbarkeit): 21, 18-21

5. Ihr Heiligtum: 21, 22

6. Ihr Licht: 21, 23

7. Ihre Bewohner: 21, 24-27

Das Leben der Bewohner Stadt 22, 1-5

1. Ihr Wasser: 22, 1

2. Ihre Frucht: 22, 2A

3. Ihre Gesundheit: 22, 2.3A

4. Ihre Führung: 22, 3

5. Ihre Gottesverehrung: 22, 3.4

6. Ihr Licht: 22, 5

7. Ihre Aufgabe: 22, 5E

 

Der Schluss des Briefes 22, 6-21

Sieben Worte über diese Botschaft 22, 6-19

1. Sie ist wahr. 22, 6A

2. Sie ist aktuell. 22, 6M.7A

3. Sie ist zu bewahren. 22, 7

4. Sie ist wichtig: 22, 8-15

5. Sie ist von Jesus: 22, 16

6. Sie ist evangelistisch: 22, 17

7. Sie darf nicht verändert werden: 22, 18.19

Letzte Worte Jesu 22, 20A
Schlussgrüße 22, 20.21


[1] Der Aufsatz lehnt sich zum Teil an Gedanken von John Lennox, als er in Mittersill, in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts zum Buch der Offenbarung sprach.

[2] 8,1 gehört zur ersten Visionenreihe, aber auch zur zweiten. Der Vers ist gleichsam ein Verbindungsglied.

[3] Im Übrigen siehe die schematische Darstellung unter Punkt 5.

[4] Siehe unten den Artikel: „Der Rahmen der Offenbarung“.

[5] Vgl. unten: Zum Buch mit den sieben Siegeln.

[6] Der Anhang zur 4. Visionenreihe beginnt in 17,1-3:

Und es kam einer der sieben [himmlischen] Boten, die die sieben Schalen hatten, und sprach mit mir.

    ‘Komm!’ sagte er zu mir: ‘Ich werde dir das Gericht über die große Hure zeigen, die an den vielen Wassern sitzt, 2 mit der die Könige der Erde Hurerei trieben, und es wurden trunken von dem Wein ihrer Hurerei die, die auf der Erde wohnen.’

    3: Und er trug mich im Geist fort in eine Wüste. Und ich sah eine Frau, sitzend auf einem scharlachroten Tier, [das] voll Namen der Lästerung [war]; …“

Der Anhang zur 5. Visionenreihe beginnt in 21,9-11:

Und es kam zu mir einer der sieben [himmlischen] Boten, die die sieben Schalen hatten voll der sieben letzten Plagen, und er sprach mit mir:

    ‘Komm!’ sagte er: ‘Ich werde dir die Braut zeigen, die Frau des Lammes.’

    (V. 10:) Und er trug mich im Geist fort auf einen großen und hohen Berg und zeigte mir die große Stadt, das heilige Jerusalem, wie sie niederkam aus dem Himmel von Gott, 11 und sie hatte die Herrlichkeit Gottes, und ihr Lichtglanz war einem höchst kostbaren Stein gleich, wie einem kristallenen Jaspisstein.“

[7] Vgl. 17,5.18; 18,2.11.16.18.19.21; 19,2.

[8] Vgl. 21,10.12.16.

[9] „Und die Könige der Erde tragen ihre Herrlichkeit und [ihre] Ehre in sie.“ (21,24). „Und sie werden die Herrlichkeit und die Ehre der Völker in sie bringen.“ (21,26)

[10] „Und die Frau, die mit Purpur und Scharlach umkleidet war und mit Gold übergoldet und mit Edelgestein und Perlen [bedeckt war], hatte einen goldenen Becher in ihrer Hand, voll von den Gräueln und der Unreinigkeit ihrer Hurerei.“ (17,4)

[11] „… und sie hatte die Herrlichkeit Gottes, und ihr Lichtglanz war einem höchst kostbaren Stein gleich, wie einem kristallenen Jaspisstein“

[12] Vgl. 1,6; 4,9.11; 5,12.13; 7,12; 11,17; 12,10; 14,7; 15,8; 18,1; 19,1.7.8; 20,4-6; 21,7.10.11.23-27; 22,5.

[13] 18,4.5: „Geht aus ihr hinaus, mein Volk, damit ihr nicht ihrer Sünden teilhaftig werdet und damit ihr nicht von ihren Plagen empfangt, 5 weil ihre Sünden bis zum Himmel folgten“.

    21,27: „Und auf keinen Fall wird eingehen irgendetwas Verunreinigendes und was Gräuel verübt und Lüge; nur die, die im Lebensbuch des Lammes geschrieben sind.“

[14]   (1.) Die Wiederkunft Jesu Christi: 19,11-16

    (2.) Die Ankündigung des Gerichtsmahles Gottes 19,17.18

    (3.) Das Gericht über das Tier und den falschen Propheten und deren Heere: 19,19-21

    (4.) Das vorläufige Gericht über den Satan: 20,1-3

    (5.) Das tausendjährige Königreich: 20,4-10

    (6.) Das Gericht über die Toten: 20,11-15

    (7.) Das Neue: 21,1-8

[15] „Und ich sah“ kommt noch in 20,12 vor, es handelt sich dort aber um eine Wiederholung; 20,11-15 gehören offensichtlich zusammen. Bei „Und ich, Johannes, sah“ (kai egoo Ioannees eidon) in 21,2 verhält es sich ebenso; 21,1-8 gehören zusammen.

[16] Das Aussehen der Stadt: 21,11-27

    (1.) Ihr Glanz (Ihre Herrlichkeit): 21,11;

    (2.) Ihre Aussenansicht 21,12-14 (Mauer, Tore, Grundsteine);

    (3.) Ihre Größemaße: 21,15-17;

    (4.) Ihr Baumaterial (Ihre Schönheit, Kostbarkeit): 21,18-21 (Mauer, Grundsteine, Toreingänge, Straße);

    (5.) Ihr Heiligtum: 21,22; (6.) Ihr Licht: 21,23;

    (7.) Ihre Bewohner: 21,24-27 (Wer nicht hinein darf; wer hinein darf)

Das Leben der Stadtbewohner: 22,1-5

    (1.) Ihr Wasser: 22,1;

    (2.) Ihre Frucht: 22,2A;

    (3.) Ihre Gesundheit: 22,2M.3A;

    (4.) Ihre Führung: 22,3M;

    (5.) Ihre Gottesverehrung: 22,3.4;

    (6.) Ihr Licht: 22,5A;

    (7.) Ihre Aufgabe: 22,5E

[17]  (1.) Gesichte zum unsichtbaren Erzfeind: Der Kampf des Drachen gegen die Frau: Off 12,1-17

    (2.) Gesichte zum sichtbaren Erzfeind: Der Kampf des Tieres gegen die Heiligen: Off 13,1-18

    (3.) Eine Vorschau ans Ziel: Die 144 000 mit dem Lamm auf dem Zion – und ihr Lied: 14,1-5

    (4.) Die drei Gericht ankündenden Engel: 14,6-13

    (5.) Der Menschensohn auf der Wolke und die drei zurufenden Engel: 14,14-20

    (6.) Die Vorbereitung der sieben Engel mit den letzten Plagen: 15,1

    (7.) Eine zweite Vorschau ans Ziel: Die Überwinder am gläsernen Meer – und ihr Lied: 15,2-4

[18]  9,2E: „Und die Sonne und die Luft wurden von dem Rauch des Schlundes verfinstert.“

    9,14: „„Sie sagte zu dem sechsten Boten, der die Posaune hatte: ‘Löse die vier Boten, die am großen Fluss Euphrat gebunden sind.’“

[19] 16,10: „Und der fünfte Bote schüttete seine Schale aus auf den Thron des Tieres. Und sein Königreich wurde finster. …“

    16,12: „Und der sechste Bote schüttete seine Schale aus auf den großen Fluss, den Euphrat. Und sein Wasser wurde ausgetrocknet, damit bereitet würde der Weg der Könige vom Aufgang der Sonne her.“

[20] Hier ist die Rede vom Totengericht; später erfahren wir, dass das Gericht über die Ungläubigen erst nach dem Tausendjahrreich Christi stattfindet. Das ist erklärbar durch die „verkürzte Prophetie“, die der Bibel eigentümlich ist. Nicht immer wird alles gesagt und wird ein Zeitplan vorgegeben, aber alles, was gesagt wird, ist wahr.

[21] Siehe die schematische Darstellung unter Punkt 5.

[22] Siehe die schematische Darstellung unter Punkt 5.

[23] Näheres unten: Zu dem Buch mit den sieben Siegeln

[24] Siehe die schematische Darstellung unter Punkt 5.

[25] Die Posauen erinnern z.T. an die Plagen in Ägypten knapp vor der „ersten Erlösung Israels“ (Vgl. 2M 8-11.), als Gott die Welt richtete, die sein Volk versklavte und verfolgte. Sie waren eine Antwort auf Gebet (2M 6,4-7); Gottes Ziel war es, sein Volk zur Regierungsherrschaft zu bringen (2M 19,4-6). Ebenso geschieht es hier: Gottes Volk steht vor der „zweiten“ (Vgl Jes 11) – d.i. eigentlichen, wahrhaftigen – Erlösung, um in sein himmlisches Erbteil einzugehen.

[26] Wer sind die 24 Ältesten? 

Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder sind sie Menschen oder sie sind Engel; andere Geist-Wesen (Person-Wesen) außer Gott gibt es nicht.

Verschiedenes spricht dafür, dass es sich um Menschen handelt:

. Die Bezeichnung „Älteste“

    Sie lässt in der heiligen Schrift immer auf Menschen zurückschließen (über 280mal im gr. AT u. NT; vgl. 1M 50,7; 2M 3,16; 18,12; 24,1; Ps 107,32; Jes 3,2 u. a. Auch in Jes 24,23 sind „Stadtälteste“ gemeint, nämlich von Jerusalem, hier dem verherrlichten; eine irdische Parallele: Klagel. 2,10) Der Begriff „Älteste“ spricht von Weisheit, Reife, Erfahrung und vorbildlichem Charakter. Wahre Autorität hat mit Charakter zu tun.

. Das Tragen von weißen Gewändern (4,4) im Buch der Off

    Weiß (gr.: leukos[26]) ist in der Off, wenn es sich um Kleider handelt, ausschließlich die Farbe des Messias und der Seinen (3,4.5.18; 6,11; 7,9.13). Weiße Kleider wurde den Christen in 3,4 versprochen.

. Das Tragen von Kronen auf dem Haupt

    Die große Frage in Off 4 ist: Was ist das für eine Regierung, von der solche Gerichte ausgehen? –

    Eine, die nicht tyrannisch ist, sondern ihre Autorität delegiert an die 24 Throne.

    Ein wichtiges Thema der Off ist die Frage, wem alle Ehre und Herrlichkeit gebührt und wer letztlich die Erde regieren wird. (Antworten finden sich z. Bsp. in 1,5-7; 4,1ff; 5,10; 12,10f; 20,4; 22,5.) Wenn es das Los des Gottesvolkes ist, mit Gott zu regieren, und in Off 4 die Ältesten Kronen tragen, ist der Schluss nahe, dass es sich um die Repräsentanten des Gottesvolkes handelt. Die Kronen passen nur zu denen, die die Erde regieren werden.

    Die wichtigste Frage, die wir über eine Regierung stellen können: Wie denkt diese Regierung über den Wert des Menschen? Die Kronen tragenden Ältesten geben die Antwort. Kronen sprechen von Regierungsautorität (4,10; 2,10; 3,11). Engel werden in der Ewigkeit nicht herrschen (1Kr 6,3), auch nicht auf Thronen sitzen. Sie sind Diener, Heb 1,13.14.

    Gottes Regierung ist eine, für die der Mensch von unendlichem Wert ist; eine, die den Menschen mitregieren lässt. Ein Thron für den Menschen – das war die ursprüngliche Bestimmung des Menschen und der Zweck der Erschaffung des Menschen (1M 1,26f; Off 3,21; 2,27). Der Mensch ist im Ebenbilde Gottes geschaffen, die Krone der Schöpfung. Der in Christus erneuerte Mensch soll nun seiner ursprünglichen Bestimmung nachkommen – als Gottes Vizekönig. Der Mensch ist Gottes Bild, nicht bloß eine Nummer in Gottes Königreich.

. Das Niederwerfen der Kronen (4,10)

Es signalisiert ein tiefes Bewusstsein ihrer Unwürdigkeit. Sie wissen, dass sie alles dem Lamm zu verdanken haben. Dennoch dürfen sie mitherrschen. Welch eine Gnade!

. Das Sitzen (Regieren) auf Thronen

    Das wurde nur den Christen in 3,21 versprochen, keinen Engeln oder sonstigen Wesen. Die Körperhaltung von Engeln vor dem Thron Gottes ist üblicherweise nicht sitzen, sondern stehen. Die atl. Priester stehen ebenfalls (Heb 10,11.12). Erlöste in Christus aber sitzen: Eph 2,5.6.

. Der Ort ihres Thronens

    Die 24 Ältesten thronen dort, wo der Regenbogen ist. Der Regenbogen erinnert an 1M 9, wo von den Grenzen die Rede ist, die Gott dem Gericht setzt. Gott hält den Bund der Gnade. Diese Ältesten dürfen deshalb mit Gott regieren, weil Gott seinem Gericht Grenzen gesetzt hat: die Gnade für die, die in Christus Jesus sind. Die neutestamentliche Grenze des Gerichtes Gottes heißt „Golgotha“ (Jh 5,24; Rm 8,1, u. a.).

. Die Zahl 24

    Möglicherweise ein Hinweis auf die 12 Stämme des AT und die 12 Apostel des NT.

Oder aber auf die 24 Priesterklassen des AT, 1Ch 24 (vgl. den Titel „Priesterkönige“ 1,6; 3,21; 2,26f; 5,9.10). Sie wären demnach die Repräsentanten des Volkes Gottes.

    Zu beachten ist, dass Johannes Bilder sieht. Auch wenn die 24 Ältesten das Volk Gottes repräsentieren, bedeutet dies nicht, dass es zu jenem Zeitpunkt (K. 4) keine Vertreter des Gottesvolkes mehr auf Erden gäbe. Johannes selber gehört zur Gemeinde und ist zu jenem Zeitpunkt, als er die 24 Ältesten sieht, noch nicht entschlafen oder verherrlicht.

. Der Räucherdienst in 5,8

    “Und als er das Buch nahm, fielen die vier lebenden Wesen und die vierundzwanzig Ältesten vor dem Lamm nieder; und sie hatten, ein jeder, eine Harfe und eine goldene Schale, gefüllt mit Räucherwerk. Die sind die Gebete der Heiligen.”

    Das Räucherwerk, das die Ältesten darbringen, wird in 5,8 als Gebete „der Heiligen“ beschrieben. Engel bringen nicht die Gebete der Heiligen dar.

. Das „uns“ in 5,9

    5,8: „Und als er das Buch nahm, fielen die vier lebenden Wesen und die vierundzwanzig Ältesten vor dem Lamm nieder; und sie hatten, ein jeder, eine Harfe und goldene Schalen, gefüllt mit Räucherwerk. Die[26] sind die Gebete der Heiligen. 9 Und sie [Anm.: Wer, wird nicht gesagt; „sie“ ist vmtl. auf die in V. 8 genannten 24 Ältesten bezogen. Ob die 4 lebenden Wesen auch singen, geht aber aus dem Text nicht klar hervor.] singen ein neues Lied, [dessen Worte] lauten: „Du bist würdig, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen, weil du geschlachtet wurdest und uns für Gott erkauftest mit deinem Blut – aus jedem Stamm und [jeder] Sprache und Volksschar und [jedem] Volk – 10 und …“

Sie sind Erlöste, durch das Lamm Erkaufte (V. 9: „und erkauftest uns für Gott“ … – so nach dem traditionellen überlieferten Text und fast dem gesamten griechischen Handschriftenbefund; das sind 232 von den 251 Hss, die den Text enthalten und keine Lücke an dieser Stelle aufweisen. Das Wort „uns“ fehlt in einer einzigen Handschrift, dem Codex Alexandrinus. Vier (evtl. fünf) Minuskelhandschriften haben „für unseren Gott“. Vierzehn haben nur „uns“ (ohne: „für Gott“). Alle anderen Hss haben die Stelle so wie der traditionelle überlieferte Text.

Anm.: Auch der Papyrus 115 darf nicht als Zeuge für die Auslassung, sondern muss als "Lücke" aufgeführt werden. Es sind in diesem schlecht erhaltenen Fragment überhaupt nur wenige Buchstaben dieses Verses 5,9 erkennbar; es handelt sich (nach der Edition von J. Chapa) um folgende: ......... legontes ......................... ........... phrag .............................. .........ima..“ Hieraus zu schließen, dass das heemas ("uns") in dieser Handschrift gefehlt hat, ist zu gewagt. Daher ist P 115 an dieser Stelle auch nicht als Zeuge im Nestle-Aland-Apparat angegeben (obwohl von der Anzahl der Buchstaben pro Zeile her „uns“ fehlen könnte). Hinzu kommt, dass das fehlende heemas (uns) im Codex Alexandrinus genau im Umbruch zwischen zwei Spalten zu stehen kommen würde, so dass es vielleicht durch Unachtsamkeit beim Abschreiben verloren gegangen ist. (Vgl. Markus Lembke; unveröffentlichte Studie.)   

[27] Man vergleiche hierzu folgende Stellen:

    1,6: „ihm ‹gebühren› die Herrlichkeit und die Macht in ‹alle› Ewigkeit. Amen.“

    3,21: „Der, der überwindet, ihm werde ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie auch ich überwand und mich zu meinem Vater auf seinem Thron setzte.’“

    4,11: „‘Würdig bist du, Herr, zu empfangen die Herrlichkeit und die Ehre und die Kraft, weil du alle Dinge schufst, und wegen deines Willens sind sie da und wurden sie geschaffen.’“

    5,2: „Und ich sah einen starken [himmlischen] Boten: Mit großer, ‹lauter› Stimme rief er aus: ‘Wer ist würdig, das Buch zu öffnen und seine Siegel zu lösen?’ 3 Und nicht einer im Himmel noch auf der Erde noch unter der Erde vermochte das Buch zu öffnen noch auch es anzusehen. 4 Und ich, ich weinte viel, weil nicht einer für würdig befunden wurde, das Buch zu öffnen und zu lesen noch es anzusehen. 5 Und einer von den Ältesten sagt zu mir: ‘Weine nicht! Siehe! Der Löwe überwand, der, der aus dem Stamme Juda ist, die Wurzel Davids, um das Buch zu öffnen und seine sieben Siegel zu lösen.’“

    7,12: „‘Amen! Das Lob und die Herrlichkeit und die Weisheit und der Dank und die Ehre und die Kraft und die Stärke ‹gebühren› unserem Gott in ‹alle› Ewigkeit! Amen!’“

    11,17: „‘Wir danken dir, Herr, Gott, Machthaber über alles, der ist und der war und der kommt, weil du deine große Kraft an dich genommen hast, und du herrschtest ‹als König›.’“

    12,10: „Und ich hörte eine große, ‹laute› Stimme im Himmel sagen: ‘Jetzt ist das Heil und die Kraft und die Königsherrschaft unseres Gottes geworden und die Autorität seines Gesalbten, …’“

    14,7: „Mit großer, ‹lauter› Stimme sagte er: ‘Fürchtet Gott und gebt ihm Ehre, weil die Stunde seines Gerichtes gekommen ist! Und betet den an, der den Himmel und die Erde machte und [das] Meer und [die] Wasserquellen.’“

    15,8: „Und das Tempelheiligtum wurde gefüllt mit Rauch von der Herrlichkeit Gottes und von seiner Kraft.“

    19,1: „‘Halleluja! Das Heil und die Herrlichkeit und die Ehre und die Kraft dem Herrn, unserem Gott!’“

    19,6.7A: „„Die [Stimmen] sagten: ‘Halleluja, weil der Herr, Gott, der Machthaber über alles, ‹als König› herrschte! 7 Lasst uns froh sein und lasst uns jubeln und ihm [den Ruhm der] Herrlichkeit geben’“

    20,4: „Und ich sah Throne – und sie saßen auf ihnen, und Gericht wurde ihnen gegeben – und die Seelen derer, die wegen des Zeugnisses Jesu und wegen des Wortes Gottes enthauptet waren, und die, die nicht dem Tier noch seinem Bild gehuldigt hatten und nicht das Malzeichen auf ihre Stirn empfangen hatten oder auf ihre Hand. Und sie lebten und herrschten ‹als Könige› mit dem Christus tausend Jahre.“

    20,6: „Ein Seliger und ein Heiliger [ist] der, der Teil hat an der ersten Auferstehung! Über diese hat der zweite Tod keine Vollmacht, sondern sie werden Priester Gottes und des Christus sein, und sie werden ‹als Könige› herrschen mit ihm tausend Jahre.“

    21,7: Der, der überwindet, wird alles erben.

    21,10: „Und er trug mich im Geist fort auf einen großen und hohen Berg und zeigte mir die große Stadt, das heilige Jerusalem, wie sie niederkam aus dem Himmel von Gott, 11 und sie hatte die Herrlichkeit Gottes, und ihr Lichtglanz war einem höchst kostbaren Stein gleich, wie einem kristallenen Jaspisstein.“

    21.23: „Und die Stadt bedarf nicht der Sonne noch des Mondes, damit sie in ihr scheinen, denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtete sie; und ihre Leuchte ist das Lamm. (24) …  Und die Könige der Erde tragen ihre Herrlichkeit und [ihre] Ehre in sie. …(V. 26) Und sie werden die Herrlichkeit und die Ehre der Völker in sie bringen.“

    22,5: „Und sie werden ‹als Könige› herrschen in ‹alle› Ewigkeit.“

    Vgl. auch Ps 115,1; 29,1.9; 24,7-10; Ps 145,1.5.11-13; 147,5; 150,1.2; 84,4-6.12; 96,6-8; 97,1.6-9; 99,1.2; 102,16.17; 104,1; 106,8.20; 108,6; 113,4; 138,5.

[28] Das stimmt auch mit dem Bild von den „Wehen“ (Mt 24,8) überein: wellenartig wiederkehrend und sich steigernd und gipfelnd in einem Höhepunkt.