Die Macht der Liebe

Winrich Scheffbuch

Gehalten am 21.06.1992 in der Ludwig-Hofacker Gemeinde Stuttgart

1. Johannes 4, 16-21

 

In den ausgelegten gebundenen Bibeln ist es Seite 238.

1. Johannes 4 Verse 16-21.

Immer wieder schreibt Johannes in seinen Briefen von der Liebe, von der Bruderliebe, von der Gottesliebe. Das ist aber keine gefühlige, oberflächliche Sache, denn er ist ja gleichzeitig so scharf auch dort, wo das Evangelium verdreht wird. Da merken wir schon, dass die Bibel ganz bestimmt und klar ist. Und jetzt schreibt er, dass wir: wir haben erkannt, geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat. Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott, und Gott in ihm. Darin ist die Liebe bei uns vollkommen, dass wir Zuversicht haben am Tage des Gerichts, denn wie er ist so sind auch wir in dieser Welt, Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus. Denn die Furcht rechnet mit Strafe, wer sich aber fürchtet, der ist nicht vollkommen in der Liebe. Lasst uns ihn lieben, denn er hat uns zuerst geliebt. Wenn jemand spricht: ich liebe Gott, und hast seinen Bruder, der ist ein Lügner. Wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, wie kann er Gott lieben, denen nicht sieht? Und dies Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, das der auch seinen Bruder liebe.

Liebe Freunde, es war im Stuttgarter Schauspielhaus, es wurde Nathan der Weise gespielt. Und da geht es um ein Kind, und um die Frage, wo dieses Kind denn am besten erzogen werden soll. Da spielen ein wenig Probleme herein, aber da sagt plötzlich der alte weise Nathan, so wie Lessing ihn dargestellt hat, dieses berühmte Wort: das Kind braucht Liebe. Zum Christentum hat es hernach noch lange Zeit. Wie ich damals als junger Mann im Publikum saß, da erlebe ich plötzlich, wie mittendrin ein Beifallssturm losbricht, wie eine Spannung, die sich entlädt, klatscht das Stuttgarter Publikum begeistert Beifall. Ja, da sind wir auch der Überzeugung. Es geht doch bloß um die Liebe. So richtig, nur die Liebe ist wichtig. Liebe, Liebe, sonst gar nichts. Wir können ja nachher mal den Test machen, sie können mit Menschen reden, ganz gleich, wohin die gehören, das können Atheisten sein, Spötter und Verächter, Materialisten, Philosophen, ganz gleich, alle Menschen sind sich einig, die Liebe, die ist das wichtigste. Alle anderen Fragen, ach, denen man so ernst und auch das mit dem christlichen Glauben und mit den Dogmen ist doch alles nicht so wichtig, die Liebe ist wichtig. Oder wie man heute sagt: die Humanität. Die richtige Menschlichkeit, die Wärme, die Freundlichkeit, ja, und wir? Sollen wir vielleicht widersprechen? Aber nein, die Liebe ist doch so wichtig. Da können Sie sich mit Kommunisten versöhnen, mit Menschen anderer Religionen, das ist ja auch der Grund, warum das uns auch immer ein wenig beunruhigt, wenn wir daran denken, an die Notgebiete der Welt. Menschen brauchen doch Liebe. Was denn noch? Da muss man helfen, die brauchen Brot. Warum denn Menschen noch etwas vom Evangelium nahe bringen! Das dürfen wir ja gerne noch später, wenn die Leute satt sind. Aber dass wir denen Brot bringen, ist wichtig, wichtig ist die Liebe. Die Liebe, die ist Nummer eins, das gefällt mir an der Bibel, sagen diese Leute. Ich sage das ja auch. Ihr Christen, ihr seid ein bisschen versponnen. Ihr seid ein bisschen über kann die Welt, aber die Liebe ist das Wichtigste und alle Menschen der Welt sind sich darin einig. Ich habe noch nie einen Menschen getroffen, der nicht gesagt hat, Liebe ist das wichtigste in meinem Leben. Es gibt eine Sprachstatistik, da ist alles verarbeitet, was je gesprochen wurde. Also von den griechischen Philosophen, über Goethe und Martin Luther bis hin zur Bild-Zeitung und zum Spiegel und zum Vokabular unserer Tageszeitungen, ja, bis hin zu Abschiedsbriefen von Selbstmördern. Und wenn man das einmal ordnet, da haben die Statistiker der deutschen Sprache festgestellt, dass eines der meisten gebräuchlichen Wörter das Wort Liebe ist. Und das, was mit Liebe zusammenhängt, lieb und lieben. Das hat einen ganz wichtigen Stellenwert in unserem Leben. Liebe, das ist ganz, ganz, wichtig. Alle sind sich darin einig.

Meine erste Frage: warum ist es dann in unserer Welt so kalt und so herzlos? Alle reden von der Liebe. Aber wenn Sie die Ohren aufmachen, und wirklich hinhören auf das, was Menschen wirklich bewegt, klagen alle, und sagen: Niemand hat mich lieb. Alle reden von der Liebe und klagen: Niemand schenkt mir Liebe. Wir spüren das ja besonders als Großstadtmenschen, wo man so dicht aufeinander wohnt, einer neben dem anderen, in den Wohnblocks, wo man von nebenan all die Geräusche mit hört. Und dann die Klage: ich bin ganz allein in dieser riesigen Stadt, niemand guckt nach mir. Niemand kümmert sich um mich. Ich habe keinen Menschen, der mich mag, der mich anerkennt. Und das kann so weit gehen, dass Menschen sogar in einer Ehe leben, in einer Familie, und sagen: ich bin völlig allein. Meine Frau geht doch ihren Weg, und die will doch nichts von mir, ich bin allein, ohne Liebe. Und das ist wahr. Wir reden viel von der Liebe, aber die Liebe ist sehr rar unter uns, und sehr selten zu finden. Und darum ist so eine große Sehnsucht nach Liebe da. Ich habe das jetzt nicht statistisch untersucht, aber ich denke, in den Schlagern ist das Wort Liebe absolut an der Topspitze. Das wird besungen in unseren Träumen, davon redet und denkt jeder. Irgendwann muss doch Liebe in mein Leben kommen. Ich hatte als junger Vikar in Waiblingen so ein nettes Erlebnis. Beim Besuch der alten Leute kam ich zu einem alten Mann, und wie wir so ein bisschen reden, da laufen dem plötzlich die Tränen über die Wangen, und ich sage: Ach, denken Sie an Ihre Frau, die schon heimgegangen ist, oder an Ihren Sohn, der nicht vom Krieg zurückkam. Nein, sagt der Mann, wissen Sie, ich bin einfach zu lieb für diese Welt. Das hat er in einer Offenheit gesagt, die anderen denken das bloß. Ja, wir denken das bloß. Aber der hat so offen und so ähnlich ausgedrückt: ich bin so wahnsinnig lieb, meine Kinder kümmern sich nicht um mich, die Nachbarn kümmern sich nicht um mich, ich bin ja so unheimlich lieb. Und darum sind wir auch oft so verletzt, wenn wir keine Liebe bekommen. Haben Sie schon einmal einen Menschen getroffen, der zu ihnen gesagt hat: dir fehlt Liebe. Wir leben alle so selbstverständlich, wie wenn wir Liebe hätten. Ich habe es ihnen vorhin schon bei der Schriftlesung gesagt, wenn wir das lesen, 1. Korinther 13, wir meinen, da ist von unserer Liebe gesprochen. Aber wenn Sie die Menschen in Ihrer Umgebung fragen, die haben ganz anderen Eindruck. Ich bin so froh, dass die Bibel ein nüchternes Buch ist, dass sie uns nicht bestärkt in diesem Glauben, wir sind alle Menschen der Liebe. Sondern die Bibel legt immer wieder den Finger drauf und sagt es in einer Geschichte die in der Bibel erzählt wird. Sie handelt vom Hass zweier Menschen, wie Kain seinen Bruder Abel tot schlägt. Und wir wollen immer so tun, als ob das nicht unserer Geschichte wäre, das ist unsere Geschichte, und auch der Johannesbrief, der so von der Liebe redet. Der sorgt dafür, dass wir Christen jetzt gar nicht reden können, sondern dass uns das Wort im Halse stecken bleibt. Denn er spricht sofort davon, wie ist denn das mit deinem Bruder? Ja mit meinem Bruder, vielleicht haben sie überhaupt keinen. Aber das ist ja nicht so gemeint, dass es jetzt bloß um eine bestimmte Kategorie der Freundschaft geht, sondern da geht es um die, mit denen wir tagtäglich zusammen sind. Mit dem wir unter einem Dach sind, der uns auf die Nerven fällt, der uns reizt, der uns ärgert, mein Konkurrent. Den, den ich nicht leiden kann, wie sieht es denn da aus mit deiner Liebe? Darf ich Ihnen mal ein Zitat geben? In unserem Jahrhundert hat ein bedeutender Mann gesagt: Wir wollen keine Lippenbekenntnisse machen, sondern wir wollen ein Christentum der Tat leben. Und darum interessieren uns nicht die dogmatischen Haarspaltereien, sondern wir sind Christen, die Liebe leben, wenn wir den Frierenden einkleiden und den Hungernden sättigen. Wissen Sie wer das war? Dr. Josef Goebbels. So leicht kann man sich in der Liebe betrügen. Und das lässt uns die Bibel nicht zu. Und jetzt geht es nicht um Goebbels, jetzt geht es um uns. Dass wir so manchmal tun, wie, wenn wir Liebe hätten, und dabei ist doch unser Leben voller Spannung, voller Leidenschaft, von Auseinandersetzung. Und wir entschuldigen uns, und sagen: ich kann auch nicht einfach lieben, wenn der andere so gemein zu mir ist, und so hinterhältig! Sie haben ja recht, wir können gar nicht lieben. Und der Johannesbrief geht eben doch viel tiefer, und jetzt merken wir, warum das dazugehört. Wo er sagt etwas, wenn wir ein wenig vorne lesen, ein Kapitel davor, wir leben in der Finsternis. Wir machen es so, wie, wenn wir einfach lieben könnten, und unser Herz ist doch noch gebunden an die Eigensucht. Heute hält sich jede noch so schäbige Illustrierte über Wasser, wenn sie so einen Fragekasten hat. Und da muss sie bloß das Thema aufgreifen, wie man Liebe macht. Das ist ja heute Thema Nummer eins in unserer Welt, wie macht man Liebe? Dr. Hokuspokus, oder Dr. Pimpelmaus oder wie die heißen, Frau Angelika gibt Nachricht, wie macht man Liebe macht. Lesen Sie einmal die Kästen! Das ist vielleicht erschütternd! Wo die ganzen Eheprobleme runter gespielt werden, als ginge es da um ein technisches Know-how der Sexualität. Aber so doof ist doch kein Mensch, dass er hier Anleitung braucht oder? Ist die Liebe nicht ein viel größeres Problem? Wie, wenn das heute zwischen Jungen und Mädchen ein Problem wäre, den Körper zu verstehen. Wie ist denn Liebe? Wie geschieht überhaupt Liebe? Wie kann ich einen Menschen richtig lieben, dass es zu einer jetzt im tiefen Sinn des Wortes liebenden Ergänzung kommt, dass Personen miteinander verschmelzen, da ist doch etwas ganz anderes nötig. Wir, die wir in der Finsternis sind, wir, die wir an unsere Triebe gefesselt sind, und die Befriedigung von unseren Wünschen suchen, wie kann es denn dazu kommen, dass einer langmütig, freundlich ist, nicht das Seine sucht, und nur für den anderen lebt? Was spricht uns an, wenn die Bibel die großen Worte so schön nennt: Liebe. Aber wir müssen genau hin hören, was die Bibel meint. Wenn sie von der Liebe spricht, und wie man Liebe bekommt, deshalb meine zweite Frage: Meine erste war, warum ist es hier so kalt und lieblos bei uns jetzt?

Gibt es die ganz große Liebe? Die jungen Leute träumen ja davon, und sagen, meine Eltern wurden schrecklich unglücklich, die sehen das tagtäglich am Mittagstisch oder beim Frühstück, und sagen, so soll es einmal bei uns nicht sein, dass man sich dazu Geduld und dauernd so böse Worte sagt, ich möchte mal die ganz große Liebe. Da träumt man von der Liebe. Dann guckt man die Töchter des Landes daraufhin an, wer ist denn darunter, wer könnte denn das sein, die ganz große Liebe. Und wem ich meine tolle Liebe verschenken darf. Gibt es denn überhaupt so eine große Liebe? Ich versuche das immer den Brautpaaren zu sagen, wir tun einander großes Unrecht. Ihr erwartet viel zu viel voneinander. Wie, wenn ein Mensch mit allen Mängeln und Fehlern, also jeder Mensch hat viele Mängel und Fehler, es gibt keinen anderen, wie wenn ein Mensch mit seinen Fehlern diese großen Erwartungen erfüllen könnte, die ganz große Liebe zu sein. In der Bibel jedenfalls gibt es keine vollkommene Ehe, sondern nur sehr brüchige Ehen. Menschen sind doch fehlsam. Und dann ziehen Brautpaare in die Kirche ein wie Gladiatoren am Tag der Trauung. Und jetzt kommt das große Triumphgeschrei, und dann wacht man irgendwann später auf und ergänzt: ich habe ja in einer Fantasie, in einem Traum meine Braut angesehen, die ist in Wirklichkeit ganz anders. Die ist ganz anders. Das ist doch ein Unrecht! Wenn man Menschen so falsch ansieht, eine Erwartung in sie hineinlegt. Darum ist es mir so wichtig, dass Christen, wenn die heiraten einander von ihren Schwächen und Fehlern sagen, dass man weiß, ich bin ein Mensch, ich brauche Hilfe. Und ich habe vor Christus mich durchschaut mit allen meinen Fehlern, ich kenne mein böses Herz, ich bin nicht der, den der andere in mir sieht. Gibt es denn ganz große Liebe? Und da sagt die Bibel: Gott ist Liebe. Gott ist in seinem ganzen Personenkern nur Liebe, durch und durch. Ganz anders, als Menschen. Bei uns als Menschen können wir das nie ablegen, dass das alles ein Stück der gefallenen Welt ist. Und das bleibt über all auch vorläufig. Aber bei Gott ist Liebe so unendlich groß, da ist das Opfer vollkommen hingegeben und ganz und rein, in der ganzen totalen Hingabe. So hat es Jesus erzählt in der unvergleichlichen Geschichte vom verlorenen Sohn. Wie der Vater da auf dem Balkon steht und jeden Tag nur hinaus blickt, wann kommt denn mein Sohn zurück. Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, dass heute Morgen, bevor sie aufgewacht sind, Gott nach ihnen schaut, sich um sie kümmert, er will sie mit seiner Liebe erreichen. Ich habe den Eindruck, Sie haben das noch nie ganz in seiner gewaltigen Größe begriffen. Gott hat Sie lieb. Und er hat für sie das Opfer sogar gebracht im Sterben seines Sohnes. Weil er die Schuld von ihnen abstreifen will. Das, was an ihnen auch verkehrt und verkorkst war, das will er vergeben und weg sagen, und Sie dürfen sich in dieser Liebe hinein geben. In den letzten Tagen, bin ich bei Kranken gestanden, und habe versucht, ihnen das zu erklären, und habe gesagt: auch, wenn Gott euch schwere Wege führt, hat der euch lieb. Und es steckt nichts anderes dahinter als Liebe. Das kann man gar nicht verstehen, wenn man Schmerzen hat. Wo soll die Liebe Gottes sein, das sagt die Bibel, es ist durch und durch Liebe, alles was Gott tut, in seiner Heiligkeit, auch seine Strafen im Gericht, diese nichts als Liebe. Er sucht uns mit seiner Liebe. Jeder Mensch hat Hunger und Sehnsucht nach Liebe, da will ich noch einmal einsetzen. Man sagt heute mit Recht, ich habe ein Anrecht auf Liebe, auch ich will geliebt sein, und ich verstehe, wenn Menschen sagen, das kann doch nicht sein, das ich eingeengt bin in ein Gefängnis meine Ehe, ich möchte mich doch mal ausleben können. Ich möchte Liebe haben, und dann lässt er seine Familie und sucht sich einen neuen Lebenspartner: Ich habe doch ein Recht auf Liebe. Dann sage ich: Du wirst sie nicht finden, dort nicht, wirst Du Liebe nicht finden. Du wirst vielleicht eine Gespielin finden für kurz, die deine Triebe befriedigt, aber nicht Liebe. Unser Liebes-Hunger wird nur gestillt, wenn ich Gottes Liebe erkenne. Und der Mensch hat ein Recht auf Liebe, das ist wahr, aber nur Gott kann diesen Hunger nach Liebe stellen, und darum ist es gar nicht so wichtig, mit wem Sie jetzt verheiratet sind, das ist für die Lebenserfüllung gar nicht so wichtig, sondern dass Sie Liebe finden. Und auch da, wo Sie in ihrem Leben viele Enttäuschungen haben, ihren Liebeshunger können Menschen nicht stillen. Den kann nur Gott stillen. Und eigentlich sollten nur Menschen heiraten, die diese Lebenssehnsucht bei Gott gestillt haben, die keine unbefriedigte Sehnsucht mitbringen, die nicht ihre ganze Wunschwelt auf einen Lebensgefährten, Partner übertragen, sondern die sagen: ich bin in meinem Leben schon als Einzelner ganz geborgen und glücklich, und das erzählte Johannes Jesus schön. Die Liebe, die macht uns frei von Furcht und Angst, frei von Furcht und Angst. In dieser Welt hat man dauernd Angst. Angst vor Menschen, Angst vor dem Erfolg, Angst wie man sein Leben bewähren kann, und wenn unser Leben sich neigt, dann kommt Angst vor dem Gottesgericht, selbst wenn man es verdrängt. Angst ist immer da, Furcht ist immer da. Nur der, der Gott liebt, der kann fröhlich ohne Angst sein. Wer ein Liebesverhältnis hat, ein ganz zartes Liebesverhältnis mit seinem ewigen Vater im Himmel, der kann fröhlich sein, fröhlich sterben, fröhlich Leben ohne Angst. Paul Gerhard hat das auch so triumphierend in einem Lied gesagt: Hab ich das Haupt zum Freunde, und bin geliebt bei Gott was kann mir tun der Feinde und Widersacher Rott'? Und wenn alle gegen mich stehen, ich weiß, dass Gottes Liebe mich trägt. Ich bin geborgen bei ihm, und ohne Angst. Nichts kann mir mehr geschehen. Nichts kann dann mehr geschehen. In Schweden gab es eine Diplomatentochter, Mathilda Wrede, die hat das Größte in ihrem Leben entdeckt über einer schlichten Sonntags-Predigt. Der Prediger sprach über Johannes 3 Vers 16, so sehr hat Gott die Welt geliebt. Und diese Mathilda im Alter von 20 Jahren hat begriffen, Gott hat mich geliebt. Und dann sah sie vor ihrem Auge Gefangene in den Gefängnissen. Und das hat sie einmal gesehen, wie die geschunden waren damals, und ihrer Ehre beraubt. Und ihr ganzes Leben lang war sie nur tätig, diese Liebe weiterzugeben. Der Engel der Gefangenen hat man sie genannt. Sie hat Liebe weitergegeben, wissen sie, nicht in dem oberflächlichen Sinn, wie es Hinz und Kunz sagt: Ach ja, man muss eben lieben, es kommt nur auf die Liebe an. Und das ist nur ein Mittel unserer eigenen Gottlosigkeit. Sondern wo Menschen wirklich von der Liebe Gottes erwärmt sind: Gib, dass deiner Liebe Glut, unsere kalten Werke töten, und erwecke Herz und Mut, dass ich tätig werde zum Dienen. Jetzt möchte ich zum Schluss noch reden über: Große Taten wirken.

Große Taten wirken. Hören Sie, es ist gar nicht so wichtig, was wir tun. Wir haben vielleicht oft ganz falsche Vorstellungen, was wir alles mit unserem Leben erreichen wollen, und auf welche Stufe wir noch klettern wollen, welches Ziel wir erreichen, es ist nur wichtig: lieben. Da, wo sie sind, da, wo sie sind. Beim Gemeindetag auf dem Killesberg hat es gleich am Morgen des Tages ein kleiner alter Mann mir gezeigt, ich habe oben kurz ausgeholfen, wo die Busse angekommen sind. Ich denke, warum fährt denn der Bus nicht los, und da kam wer auf zwei Stöcken, sehr gehbehindert, da sagte er, einen Moment, ich komme gleich. Aber dann stand ich noch beim Busfahrer, und habe ihm ein Trinkgeld gegeben, nun, ich wusste nicht, wie gut der öffentliche Dienst bezahlt ist, deshalb ist es sicher ein schlechtes Beispiel. Aber er guckt mich bloß an, und sagt: ich muss doch diesem Mann eine Freude machen. Ich weiß nicht, ob Geldgeschenke das Richtige sind, da hätten sie mein Beispiel falsch verstanden. Der Mann hat mich in der Tiefe getroffen, weil ich merke, der Geist Gottes treibt uns. Zum Tun des Guten, wenn die Jesusliebe uns treibt. Und ich weiß nicht, ob sie so getrieben sind von der Liebe Jesu, und sagen, ich muss ihm dienen. In allem, was ich bin und habe, der andere mag es gar nicht verstehen, warum so. Dann kriegen Sie ein Herz für Menschen um Sie herum. Mein Großvater war in seiner Jugend Pfarrer in Wuppertal-Elberfeld. Und da hatte er ein Gemeindeglied, eine ganz wichtige Frau, die konnte kaum lesen und schreiben. Und er hat ein Buch über diese Frau geschrieben. Ich weiß nicht, dieses Buch hat 16 Auflagen erlebt. Und diese Frau wurde eine berühmte Frau, die Tante Hanna Faust. Eine ganz schlichte Frau, eine Frau aus dem Volk, die nichts weiter getan hat, als dass sie mit einer Liebe ohne gleichen, eine richtig derbe Frau aus dem Volk, aber die Jesus dienen wollte mit der Liebe. Und wenn es dann eine Messerstecherei gab im schlimmsten Viertel der Stadt, dann hat man die Tante Hanna geholt, und die hat gesagt, ich gehe, und ich stifte Frieden. Und dann hat sie den Männern die Zigarren gebracht, sie hatte ein weites Herz, sie war nicht eng in ihrer Frömmigkeit, und dann hat sie den Kindern Kinderstunden gehalten, und schließlich hat die Stadt Elberfeld ihr sogar die freie Fahrt auf der Elektrischen gegeben, wie man damals sagte. Weil die Frau so unterwegs war mit Liebe, das sind die Großen im Reiche Gottes. Leute, die nichts tun als lieben, aber mit der echten Liebe, mit der Jesusliebe. Wir reden so viel vom Tun und von der Liebe, und da müssen wir uns alle heute prüfen, ob das wirklich bei uns so ist, dass wir lieben, ich liebe, wie Jesus den anderen ansieht. Wie Jesus heute Menschen sieht, und da müssen wir gar nicht weit gehen, das fängt da an, wo uns Menschen auf die Nerven fallen. Dass wir dort die Liebe, die Gott zu Menschen hat, praktizieren und umsetzen. Und oft mag es so sein, dass einer sagt, das kann ich doch gar nicht machen, da vergebe ich mir alles. Wenn ich das wirklich sagen würde zu meinem Mann, vergib mir, und wenn ich ihm sagen würde, ich liebe dich dennoch, Nein, Sie kommen nicht um, wo Sie selber in der Liebe Gottes geborgen sind. Und dann dürfen Sie drin bleiben, das sind die größten Taten, die Menschen wirken können, die Jesusliebe weitergeben. Und wenn wir einmal daran denken, wie viele Menschen wissen gar nichts von dieser Liebe, wie viel Menschen unserer Stadt hungern heute nach echter Liebe. Da kann man nur beten: Herr, mach mein totes, träges Herz voll mit deiner Liebe, erwecke mich du zu neuem Leben. Amen.