Menetekel

Winrich Scheffbuch

Gehalten am 08.11.1992 in der Ludwig-Hofacker Gemeinde Stuttgart

Daniel 5, 1-30

Das ist ja eine verdrehte Welt. Der Kriegsgefangene Daniel und seine Freunde werden erhoben und die Gewaltigen der Welt werden plötzlich gestürzt und fallen in Ungnade bei den Menschen.

 

1 König Belsazar machte ein herrliches Mahl für seine tausend Mächtigen und soff sich voll mit ihnen.

2 Und als er betrunken war, ließ er die goldenen und silbernen Gefäße herbringen, die sein Vater Nebukadnezar aus dem Tempel zu Jerusalem weggenommen hatte, damit der König mit seinen Mächtigen, mit seinen Frauen und mit seinen Nebenfrauen daraus tränke.

3 Da wurden die goldenen und silbernen Gefäße herbeigebracht, die aus dem Tempel, aus dem Hause Gottes zu Jerusalem, weggenommen worden waren; und der König, seine Mächtigen, seine Frauen und Nebenfrauen tranken daraus.

4 Und als sie so tranken, lobten sie die goldenen, silbernen, ehernen, eisernen, hölzernen und steinernen Götter.

5 Im gleichen Augenblick gingen hervor Finger wie von einer Menschenhand, die schrieben gegenüber dem Leuchter auf die getünchte Wand in dem königlichen Saal. Und der König erblickte die Hand, die da schrieb.

 

Offenbar haben die Anderen die Hand nicht gesehen.

 

6 Da entfärbte sich der König und seine Gedanken erschreckten ihn, sodass er wie gelähmt war und ihm die Beine zitterten.

7 Und der König rief laut, dass man die Weisen, Gelehrten und Wahrsager herbeiholen solle. Und er ließ den Weisen von Babel sagen: Welcher Mensch diese Schrift lesen kann und mir sagt, was sie bedeutet, der soll mit Purpur gekleidet werden und eine goldene Kette um den Hals tragen und der Dritte in meinem Königreich sein.

8 Da wurden alle Weisen des Königs hereingeführt, aber sie konnten weder die Schrift lesen noch die Deutung dem König kundtun.

9 Darüber erschrak der König Belsazar noch mehr und verlor seine Farbe ganz, und seinen Mächtigen wurde angst und bange.

10 Da ging auf die Worte des Königs und seiner Mächtigen die Königinmutter

 

das ist die Witwe Nebukadnezars

 

in den Saal hinein und sprach: Der König lebe ewig! Lass dich von deinen Gedanken nicht so erschrecken und entfärbe dich nicht!

 

11 Es ist ein Mann in deinem Königreich, der den Geist der heiligen Götter hat. Denn zu deines Vaters Zeiten

 

also zur Zeit Nebukadnezars

 

fand sich bei ihm Erleuchtung, Klugheit und Weisheit wie der Götter Weisheit. Und dein Vater, der König Nebukadnezar, setzte ihn über die Zeichendeuter, Weisen, Gelehrten und Wahrsager,

12 weil ein überragender Geist bei ihm gefunden wurde, dazu Verstand und Klugheit, Träume zu deuten, dunkle Sprüche zu erraten und Geheimnisse zu offenbaren. Das ist Daniel, dem der König den Namen Beltschazar gab. So rufe man nun Daniel; der wird sagen, was es bedeutet.

13 Da wurde Daniel vor den König geführt. Und der König sprach zu Daniel: Bist du Daniel, einer der Gefangenen aus Juda, die der König, mein Vater, aus Juda hergebracht hat?

14 Ich habe von dir sagen hören, dass du den Geist der heiligen Götter habest und Erleuchtung, Verstand und hohe Weisheit bei dir zu finden sei.

15 Nun hab ich vor mich rufen lassen die Weisen und Gelehrten, damit sie mir diese Schrift lesen und kundtun sollen, was sie bedeutet; aber sie können mir nicht sagen, was sie bedeutet.

16 Von dir aber höre ich, dass du Deutungen zu geben und Geheimnisse zu offenbaren vermagst. Kannst du nun die Schrift lesen und mir sagen, was sie bedeutet, so sollst du mit Purpur gekleidet werden und eine goldene Kette um deinen Hals tragen und der Dritte in meinem Königreich sein.

17 Da fing Daniel an und sprach vor dem König: Behalte deine Gaben und gib dein Geschenk einem andern; ich will dennoch die Schrift dem König lesen und kundtun, was sie bedeutet.

18 Mein König, Gott der Höchste hat deinem Vater Nebukadnezar Königreich, Macht, Ehre und Herrlichkeit gegeben.

19 Und um solcher Macht willen, die ihm gegeben war, fürchteten und scheuten sich vor ihm alle Völker und Leute aus so vielen verschiedenen Sprachen. Er tötete, wen er wollte; er ließ leben, wen er wollte; er erhöhte, wen er wollte; er demütigte, wen er wollte.

20 Als sich aber sein Herz überhob und er stolz und hochmütig wurde, da wurde er vom königlichen Thron gestoßen und verlor seine Ehre

21 und wurde verstoßen aus der Gemeinschaft der Menschen, und sein Herz wurde gleich dem der Tiere und er musste bei dem Wild hausen und fraß Gras wie die Rinder und sein Leib lag unter dem Tau des Himmels und wurde nass, bis er lernte, dass Gott der Höchste Gewalt hat über die Königreiche der Menschen und sie gibt, wem er will.

22 Aber du, Belsazar, sein Sohn, hast dein Herz nicht gedemütigt, obwohl du das alles wusstest,

23 sondern hast dich gegen den Herrn des Himmels erhoben, und die Gefäße seines Hauses hat man vor dich bringen müssen, und du, deine Mächtigen, deine Frauen und deine Nebenfrauen, ihr habt daraus getrunken; dazu hast du die silbernen, goldenen, ehernen, eisernen, hölzernen, steinernen Götter gelobt, die weder sehen noch hören noch fühlen können. Den Gott aber, der deinen Odem und alle deine Wege in seiner Hand hat,

 

So schön beschrieben, schon so ein Gedanke heut in der Predigt. Dass Gott alle kleinen Dinge meines Lebens ja schon ordnet. Heute Nacht, wo sie geschlafen haben, hat Gott Sie umgeben mit seiner Güte. Wir sind oft gleich wie die Heiden, blind für die Wunder Gottes.

 

und alle deine Wege in seiner Hand hat, den hast du nicht verehrt.

 

 

24 Darum wurde von ihm diese Hand gesandt und diese Schrift geschrieben.

25 So aber lautet die Schrift, die dort geschrieben steht: Mene mene tekel u-parsin.

26 Und sie bedeutet dies: "Mene," das ist, Gott hat dein Königtum "gezählt" und beendet.

27 "Tekel," das ist, man hat dich auf der Waage "gewogen" und zu leicht befunden.

28 "Peres," das ist, dein Reich ist "zerteilt" und den Medern und "Persern" gegeben.

29 Da befahl Belsazar, dass man Daniel mit Purpur kleiden sollte und ihm eine goldene Kette um den Hals geben; und er ließ von ihm verkünden, dass er der Dritte im Königreich sei.

30 Aber in derselben Nacht wurde Belsazar, der König der Chaldäer, getötet.

 

 

Was ist das eigentlich, dass die biblischen Geschichten uns so unmittelbar ansprechen? Wissen Sie, da liegt ja ein Graben dazwischen von 2500 Jahre. Hat das für uns heute Menschen nach einer ganz anderen Zeit noch was zu sagen? Da kann einer sagen, die Geschichte ist packend. Da spielt sich ja in einem ganz kurzen Zeitraum in einer Nacht etwas ab. König, der wo im Triumph, im Triumph seiner Macht schwelgt, fällt in die Tiefe. Solche Geschichten interessieren uns. Aber das ist nicht der Grund, warum uns diese Geschichte allein so anspricht. Es gibt einen ganz einfachen Grund. Was in der Bibel drin steht, das sind ja Geschehnisse, die so abgelaufen sind, aber diese Geschehnisse, die sind typisch für unser Leben. Obwohl wir in einer ganz anderen Zeit leben. Das ist bei der Bibel immer wieder wichtig zu sehen. Alles, was da geschrieben ist, ist typisch für uns. Übrigens auch typisch für die Art, wie Gott mit der Welt umgeht, weil Gott immer der Gleiche bleibt, der sich nicht wandelt. Und je mehr man darauf schaut, umso mehr Parallelen und Züge kann man finden, die sich dann plötzlich für unser Leben als ganz hilfreich erweisen. Darf ich noch einmal vor einem Trugschluss warnen. Man kann die Geschichte auch ganz falsch auslegen, einfach deshalb, weil Babel in der Bibel ein Codewort, ein Stichwort ist für moderne fortschrittliche Weltentwicklung. Da kann man auch mancher falschen Auslegung aufsitzen. Ich hab´s Ihnen ja schon erzählt, wie die Babylonier bis in unsere Tage hinein für Mathematik und Algebra und Wissenschaft und Technik uns Vorbild waren. Hab ich Ihnen noch gar nicht erzählt, dass die Babylonier ein Bewässerungssystem erfunden haben, durch das sie das Wüstenland kultivieren konnten. Sie sammelten in großen Seen, die aus den kurdischen Bergen herkommenden Winterregen und im Sommer, selbst in einer zweijährigen Dürre standen überall riesige Palmenhaine, saftige Wiesen und grünende Obstgärten. Das haben diese Herrscher verstanden, die übrigens für uns Vorbilder der politischen und der juristischen Amtsleitung waren. In unseren Tagen heute aber gibt es so viel verbreitete Ablehnung gegen allen technischen Fortschritt. Da hab ich immer ein wenig Angst, dass manche so einfach, weil sie dem Denken unserer Zeit angepasst so das hören und lesen sagen sie: Ja der technische Fortschritt ist überhaupt schlecht und den muss man ablehnen, hat uns nur Unglück gebracht. Die meisten sagen: Ich kann schon nicht mehr atmen, wegen dieser Großstadtluft. Und dann spüren Sie die ganzen Ängste, die den modernen Menschen heute belasten. Auf die Bibel dürfen Sie das nicht begründen. Die Bibel hat kein „Nein“ gegen Fortschritt und Wissenschaft. Sicher, dass wir die Schöpfung bewahren, das ist ein biblisches Gebot, aber es verwundert uns, mit welch einer Offenheit der Daniel in diese Welt hineingeht und Gott ihn gebraucht als sein Zeuge. Das war mir immer wichtig für unsere jungen Leute, ihnen Mut zu machen. Ihr dürft in dieser Welt auch hohe Stellungen bekleiden und Verantwortung ausüben und wir dürfen in dieser Welt viel Wirken. Es kann keiner sagen, das ist dämonisch. Die Technik, die Entwicklung und die Erfindungen und all das was der Mensch konstruiert. So was zeigt die Bibel, das ist der springende Punkt. Der Mensch, der hinter all dem sitzt, das ist das Unheimliche und das lesen Sie hier in diesem Bibelwort. Nicht eine Verteuflung einer modernen technischen Welt, eine Verteuflung der Wissenschaft, so wie das heute oft geschieht, sondern ein Blick, was ist der Mensch, der sich da trifft um diese gewaltige Party abzuhalten, dieser Belsazar. Was geht wohl im Herzen dieses Mannes vor? Und je mehr ich drüber nachgedacht habe, hab ich gedacht, das ist ein moderner Mensch. Einer, der sagt: We are the Champions, wir sind die Besten, wir machen alles, wir machen die Welt neu und wir brauchen keinen Gott und keine Religion und keine Bibel und machen wir alles. Mein Verstand ist das, mein Klugheit. Ich bin so clever, ich schaff das alles. Welcher Mensch ist das, der die Technik benutzt, den Fortschritt? Wer sitzt da an den Schalthebeln der Macht? Durch wessen Hände geht das Geld, wer ist denn dieser Mensch? Das interessiert die Bibel. Und auf einmal merken wir, was da beschrieben ist, ist nicht von einem längst verstorbenen Herrscher Babels allein geschrieben, einem dieser Vorfahren vom Saddam Hussein im Irak, sondern das ist ja ein Typ von uns, das ist genau so einer, wie wir oft uns vorkommen. Und wie wir uns oft auch einbilden, wie wir unser Leben meistern müssen. Sie haben in der Schule berühmte Gedichte auf Belsazar gelernt, wo es dann heißt: Jehova, dir künd ich auf ewig Hohn. Ich bin der König von Babylon. Wir sind die Herren der Welt, der Mensch ist es heute. Und seien wir uns doch ehrlich. Das steht doch hinter jeder Zeitung, die durch unsere Hände geht, in jeder Fernsehsendung, hinter der modernen Wissenschaft, hinter unseren Universitäten. Wir brauchen doch keine Bevormundung mehr. Der Mensch ist das Maß, der Mensch bestimmt die Grenzen, der Mensch ist der Herrscher, der Mensch kann alles. Und dann plötzlich steht die Flammenschrift an der Wand.

Das ist mein erster Punkt. Die Flammenschrift an der Wand. Auch solche Leute lässt Gott nicht los. Auch einen Belsazar nicht. Christen sind so schnell fertig und sagen: Die wollen doch nichts von Gott wissen. Muss man überhaupt Mission treiben? Wenn einer so deutlich seine Ablehnung gegen Gott kundgetan hat, dann muss ich doch nichts mehr tun. Und dann sehen Sie noch einmal welch ein großes Hirtenherz unser Gott hat. Auf dieser großen Fete, wo die feiern, die Babylonier haben Feste gefeiert mit 15.000 Gästen, die sie bewirtet haben auf einer Festlichkeit. Hier war´s eine kleinere Festlichkeit noch. Vielleicht ist sie deshalb auch so ausgeartet in einem wüsten Triumph. Und dort auf einmal, dort redet Gott. Und das Menetekel, das an der Wand steht, das ist Gottes Ruf. Kommt doch zur Besinnung. Was passiert denn? Der Belsazar erschrickt, als er nicht nur die Schrift sieht, die Anderen sehen ja auch die Schrift, aber er sieht auch noch die Hand. Was ihn besonders erschreckt hat wissen wir nicht, vielleicht das völlig Ungewöhnliche. Er hat das nicht einordnen können, das war so außerhalb seiner Erfahrungen. Und dann steht das in der biblischen Sprache noch viel bildhafter da: Seine Knie schlotterten, er entfärbte sich. Er war plötzlich wie gelähmt in seiner Hüfte. Alles in dem Saal guckt nur auf den Belsazar und dem bleibt das Wort in seinem Munde stecken. Er weiß nimmer, was er sagen soll. Ist die Bibel nicht ein wunderbares Buch? Wie oft haben Christen Angst vor der Weisheit der Welt, oder vor dem Spott der Menschen, oder der Gelehrten. Sie brauchen doch das nicht zu fürchten. Wenn Gott nur ein wenig hinein spricht, dann kommt dort die Unruhe auf. Ich würd mal jetzt eine Behauptung aufstellen. Das ist schwierig, das steht so nicht in der Bibel drin und ich bin kein Prophet, ich bin nur ein Schriftausleger, aber ich würde behaupten, das die meisten Menschen auch in unserer Zeit von Gott so ein Menetekel an die Wand geschrieben bekommen. Da ist ein Manager in seiner Firma und er plant ganz gewaltig und plötzlich, da kommt durch irgendein Ereignis, vielleicht ist es nur ein Arztbesuch, die Stimme: Du Narr, diese Nacht wird man deine Seele von dir nehmen, was hast du? Und auf einmal merkt er: Ich hab völlig verkehrt gelebt, es war alles falsch und umsonst. Ich hab ja ohne Gott gelebt und ihn einfach auf die Seite gestoßen. Ach was ist das oft für ein oberflächliches Reden, bei uns, wenn wir meinen, das sei schon Mission, wenn wir als mit unseren Kollegen drüber reden, ob es einen Gott gibt, oder vielleicht doch noch so ein höheres Wesen. Und dann sagen wir: Ja vielleicht, das können wir doch zugestehen. Nein! Sie brauchen gar nicht so scheu zu sein. Sie müssen wissen, die Menschen, die Sie wieder treffen, die um Sie herum wohnen, sie haben alle ihr Menetekel, sie hören alle den Ruf Gottes. Aber sie reden nicht drüber, weil sie mit dem nicht fertig werden. Das ist auch meine Erfahrung als Seelsorger. Wie viele Menschen haben das im letzten Krieg erlebt, oder in schweren Krankheitsnöten. Wie viel sind deshalb bloß so verzweifelt, weil sie mit den Ereignissen, die da plötzlich auf sie zukommen nicht mehr fertig werden und ihr ganzes Weltbild, das sie haben, gibt ihnen keine Erklärung dafür und jetzt gehen sie in New Age, jetzt gehen sie zu irgendwelchen Sektenkulten und wollen das verstehen. Dabei gibt’s nur eine Antwort: Gott lebt, der ewige Gott, dem wir gehören, der lebt. Warum wird Christen das nicht mutiger in die Welt hineinrufen und wenn Gott sein Menetekel an die Wand schreibt, dann auf einmal wird uns bewusst, nicht dass das alles nichts ist, was Babel aufgebaut hat an Technik und an Wissenschaft und Künsten und Kultur. Das ist groß und das sind kostbare Gaben. Nein, da wird was Anderes sichtbar. Wir stolzen Menschenkinder sind eitel arme Sünder und wissen gar nicht viel. Wir spinnen Luftgespinste und suchen viele Künste und kommen weiter von dem Ziel. Das sind kluge Leute, die so reden und nur die ganz Gescheiten, die haben den Durchblick. Und Gott spricht sein Menetekel. In diesen Tagen kann man in den christlichen Kirchen erleben, dass häufig die Pfarrer und Verkündiger sagen: Naja, wenn man sie fragt: Gibt’s Gottes Gerichte? Sagen die: Nein, nein, es gibt keine Gottesgerichte. Vor ein paar Monaten ist es auch durch unsere Zeitungen gegangen, dass ein Theologe sagt: Es gibt kein Gottesgerichte. Sind nicht alle schweren Erlebnisse Gottesgerichte? Die unheilbare Krankheit, die Aidsseuche, der aufkommende Nationalismus, die Unregierbarkeit der Politik, die Teurung, die kein Wirtschaftsführer in die Finger bekommt, die ungleiche Verteilung der Güter, ist das nicht Gottesgerichte? Aber vielleicht verstehen Sie das Wort Gottesgerichte falsch, Gott will doch uns durch diese Warnrufe zur Umkehr treiben, er will uns doch wach rütteln, der Mensch ist es doch nicht, der die Welt steuert. Wann kommt denn ihr zur Besinnung? Und das steht so oft in meiner Bibel, vielleicht lass ich Sie heut ein paar Bibelworte aufschlagen: Jesaja 2, wenn Sie Ihre Bibeln noch mal zur Hand nehmen, da steht das drin in den Prophetenworten. Wir brauchen nur ein paar herauszugreifen, wo es dann heißt von Vers 12 ab: „Denn der Tag des Herrn wird kommen über alles Hoffärtige, über das Hohe, über alles Erhabene, dass es erniedrigt werde.“ Vers 17: „Dass sich beugen muss alle Hoffart der Menschen und sich demütigen müssen, die stolze Männer sind. Wir können alles so machen, als ob wir die Großen der Welt sind. Meinen Sie ein Napoleon, ein Hitler oder ein Stalin, die hätten nicht das Menetekel Gottes genauso gesehen? Und wir modernen Menschen betrügen wir uns nicht? Spüren wir nicht überall, wie die Flammenschrift an der Wand ist? Wie viele Leute schon skeptisch sind und sagen: Man hat Angst vor der Zukunft.

Mein zweiter Punkt: Gott geht es um Rettung. Das mag bei Christen manchmal Hochkonjunktur haben und ich kenn das auch, dass viele sich damit begnügen und dann sagen: Die Welt geht unter und es ist alles so chaotisch und die Welt ist gottlos und die Welt ist sündig. Gibt schöne Bücher, die man lesen kann. Es gibt auch in der weltlichen Literatur ohne Gott viele Bücher, die bloß noch das Chaos beschreiben, das vor uns liegt. Die Bibel ist ein anderes Buch. Die Bibel ist ein Buch voller Hoffnung und Zuversicht und jetzt müssen Sie die Belsazargeschichte richtig lesen. Gott sucht auch einen Belsazar, obwohl der doch so ein riesen Schuldkonto hat. Es gibt in der Bibel keinen, außer den einen, der Jesus verraten musste, den Judas, jetzt gibt’s keinen, von dem je hätte gesagt werden können, er war zu schlecht, dass nicht die Gnade Gottes in seinem Leben noch stärker gewesen wäre. Das ist eine Geschichte, die zur Evangelisation treibt und die uns zeigt, was eigentlich dran ist, was wir tun sollen allen Menschen das Evangelium verkünden. Und was ist denn das Evangelium, was kann’s denn anderes sein, als dass ein Belsazar das hört, Gott vergibt alle deine Sünde. Natürlich sagt ein Belsazar: Interessiert mich doch nicht, Sünde, ist doch kein Wort für uns heute, sagte der auch damals. Das ist erst für Menschen verständlich, in die Gott erst einmal die große Erschütterung ihres Gewissens gebracht hat, dass sie aufwachen und sagen: Ach so, und dann hören sie auf einmal mit ganz neuen Ohren. Ich hab schon viele erlebt, die haben gesagt: Wenn wir evangelisieren, dann wollen wir alle erreichen, ja wir wollen alle erreichen. Wir können aber nur mit denen reden, deren Gewissen von Gott erschüttert ist. Und das muss Gott selber machen. Deshalb gehört zu Evangelisation viel Gebet. Das wissen Sie von sich selber. Wie stolz der Hochmut ist, wie man sich da gefallen kann. Ich will mein Leben selber ordnen, ich will mit meinen Schwächen selber fertig werden und ich kann das nimmer hören, wenn der Sonntag für Sonntag immer bloß von der Gnade Jesu am Kreuz und seinem Blut redet. Ich brauch das nicht, ich kann’s auch ohne. Nein ich kann’s nicht ohne. Und der stolze Mensch muss zerbrochen werden, nicht nur ein Belsazar. Das ist bei frommen Menschen oft noch viel viel schlimmer. Wie hat Jesus einen Kampf geführt mit den Schriftgelehrten und Pharisäern, die sich weigerten zu akzeptieren, dass sie genau so die Gnade Gottes brauchen um gerettet zu werden. Da kann man so wahnsinnig stolz sein und das einfach immer wieder von sich weg schieben. Wo sind denn die Christen in der Welt? Ich würd Sie einfach bitten: Machen Sie Ihre Augen auf und Sie werden unsagbar viel verzweifelte Menschen finden. Die sind offen fürs Evangelium und Sie können nur noch trösten und von der Liebe Gottes sagen. Geht meist schief, wenn wir Menschen schrecken wollen. Müssen wir gar nicht. Das macht Gott selber. Gehen Sie mal durch die Krankenhäuser. 95% der Menschen sind verzweifelt. Wie oft hör ich das aus den Altenheimen, warum kommen nicht mehr Seelsorger vorbei. Wir wissen nimmer, wie wir unser Leben bewältigen sollen. Wie oft rufen uns Menschen zu: Ich würd am liebsten sterben, weil ihnen niemand mehr hilft die Botschaft des Lebens zu buchstabieren. Seelsorger sind gesucht. Wo bleibt denn der Daniel in dieser Stunde? Ja, wir machen manchmal so, wie wenn wir mitten in der Welt  leben müssen, Christen leben mitten in der Welt. Sie auch, die Sie Ihr Geld verdienen und mitten drin wohnen, da in unserer Stadt oder drum herum. Mitten, wo die Menschen sind mit ihren Fragen, die im Büro sitzen oder in den Schulen mit den Anderen, mit den Zweiflern diskutieren. Daniel war nicht da, als das Fest gefeiert wurde. Ist auch gut. Die Kirche muss nicht überall sein in der Welt. Man macht so, als ob die Kirche Ratgeber sein müsste für Belsazar. Als ob die Christen in allen und jeden Fragen mitreden müssen. Der Daniel hat sich zurückgezogen, als sein Dienst nicht mehr nötig war. Er war durch seinen Dienst besonders befähigt, aber alle Leute wussten: Da ist noch so ein pietistischer, querköpfiger Fundamentalist, da sitzt noch einer, der den Geist der Götter hat. In dieser Not wussten Sie noch: Ich hab’s mal erlebt: Wie plötzlich Menschen merken am offenen Grab: Jetzt muss irgendjemand her, der beten kann. Plötzlich wie Spötter stumm werden vor dem Elend der Hoffnungslosigkeit. Und dann wird ein Daniel gerufen. Wer kommt denn auf die Idee? Belsazar hat’s gar nimmer gewusst. Vielleicht wissen‘s viele unserer Zeitgenossen auch nimmer, dass allein im Evangelium von Jesus die Antwort auf unsere Zeitfragen liegt. Aber die Königinmutter, die den schrecklichen Sturz Nebukadnezars miterlebt hat, als der geisteskrank wurde. Die miterlebt hat, dass das Gnade Gottes, wenn unsere Sinnen wir noch brauchen können und Händ und Füße, Zung und Lippen regen. Schön, wenn einer Denken kann. Aber das ist doch Gnade Gottes. Jedes ist doch eine Gabe nur anvertraut. Wie kann einer denn so stolz sein, dass er sich was drauf einbildet? Die Königinmutter hat auch nicht mitgefeiert, nicht weil sie Witwe war, sondern weil dieser Frevelton ihr nicht passte. Gott hat in dieser Welt noch manche, die wissen, wo die Rettung herkommen kann, aus welcher Ecke das ist. Und die sagt: Hol doch den Daniel. Und dann holt man den Daniel. Und das ist so ein Bild und das ist so typisch, wie Christen ihren Dienst tun sollten in der Welt. Sie sagen auch immer so lieb: Ich kann nichts sagen, ich kann nichts sagen. Sie können hoffentlich nichts sagen von Ihren krausen Ideen. Das ist wie bei mir. Ich soll heut Morgen auch nicht das reden, was in meinem wirren Kopf drin ist, ich soll doch nur das Wort Gottes sagen. Nur das, was Gott gesagt hat. Sein Wort ist da gebunden in den Buchdeckeln der Bibel. Das auslegen. Nicht was ich meine und denke, das ist so unwichtig. Und interessant ist: Christen haben nur so lange Vollmacht in der Welt, so lange sie das Wort Gottes weitersagen. Alles andere ist nicht wichtig. Sie können Dome und Kirchen bauen. Und mir wird heute so Angst. Sind wir Christen nicht arm geworden? Die Politiker sollen nicht kommen und von uns Lösungen ihrer Politik hören, sondern das wir sagen: Ihr müsst umkehren. Nicht? Wie klar spricht der Daniel davon, wo Buße anfangen muss. Er redet von Sünde. Das sind doch nicht irgendwelche kleinen Lächerlichkeiten des täglichen Lebens, wenn er von Sünden redet, sondern: Du hast Gott nicht geehrt! Du warst so stolz und hochmütig, das ist die Sünde. Das ist ein Pfeil, der uns Christen im Gewissen trifft, wo der Daniel ansetzt, wo die Sünde der Frommen liegt, die immer wieder meinen: Aber wir sind doch die richtig Gläubigen mit unserer bibeltreue. Und Gott kann uns gar nicht segnen. Da ist das Gericht schon über der Gemeinde angefangen. Der Daniel ist ein Seelsorger. Da müssen wir den Menschen helfen, dass sie das verstehen, wo Sünde liegt, wo Elend liegt. Schlagen Sie noch einmal ein Prophetenwort auf: Jeremia 17. Jeremia hat ja immer in unseren Augen nur die Unheilsbotschaft, das Gericht gepredigt. Ach kucken Sie’s genau an, spricht genau wie Daniel. Kapitel 17 Vers 5, wo er klar sagt: „Verflucht ist der Mann, der sich auf Menschen verlässt.“ Haben Sie sich auch schon auf Menschen verlassen? Auf den Beistand eines guten Freundes? Verflucht sind sie, werden sie kein Glück haben. „Und hält Fleisch für seinen Arm und weicht mit seinem Herzen vom Herrn.“ Wenn das unseren Glauben ersetzt, wenn wir meinen wir brauchen das Gebet jetzt nimmer, wir können das allein, dann Vers 7: „Gesegnet aber ist der Mann, der sich auf den Herrn verlässt, dessen Zuversicht der Herr ist. Der ist wie ein Baum am Wasser gepflanzt, der seine Wurzeln zum Bach hinstreckt. Das ist heute nötig, dass wir das wieder sagen: Menschen. Ihr, da wo sie uns begegnen, wir haben eine Botschaft. Es lohnt sich zu leben, es ist eine Lust zu leben. Aber doch nur mit dem lebendigen Gott. Ich muss doch wissen, dass seine Gnade bei mir ist, dass er mich hält und dass er mich trägt, und, dass ich mich ganz in allem auf ihn verlassen kann.

Noch einen letzten Punkt. Es bleibt eine unheimliche Geschichte, ja mit dem will ich schließen, es bleibt eine unheimliche Geschichte. Noch in derselben Nacht wurde Belsazar von seinen Knechten umgebracht. Das war eine Revolution, so ein Putsch und die haben da mit der Palastwache ihn kurz überrumpelt und dann haben sie ihn vom Thron gestürzt. Dann kam die Herrschaft der Perser. Man könnte jetzt unheimlich viel sagen über die Wirkungsweise Gottes in den Völkern. Gott hat auch in der Geschichte seine Hand, aber ich will das heute nicht tun, das sprengt unsere Predigt. Mir bleibt das unheimlich, dass ein Belsazar das nicht ergriffen hat. Ja. Das ist so schwer, wenn ein Mensch den Ruf Gottes nicht begreift und ich sag’s noch einmal: Auch ein Belsazar kann gerettet werden. Es geht aber um Rettung und wenn Sie sagen: Ja gehen Menschen wirklich verloren? Man geht im Strudel der Mächte dieser Welt verloren. Man versinkt in den Todesmächten und das Leben wird zerrissen und zerrieben und kommt um. Und Sie müssen wissen, an was Sie sich halten können in der Kürze Ihres Lebens. Und das ist wahr: ein Einzelner, der sagt: Aber ich suche Gottes freundliche Liebe. Das war ja heut so das Thema des Gottesdienstes. Seine Güte und seine Freundlichkeit und seine Wohltaten. Der erlebt das in einer Welt und in einem Leben, wo wie bei Ihnen Leid und Tränen und Enttäuschung und Misserfolg. Und auf einmal erlebt man wie Daniel: Der Herr geht vor mir her. Und ich bin nicht verlassen, auch in einer Welt, in der Mächte toben, in der Dämonen wüten, besteht ein Daniel da sicher ohne Angst, ein Bild eines glaubenden Menschen. Und ich hab einfach die Bitte an Sie. Es ist manchmal so einfach, so ganz simpel das Evangelium. Ich muss heute die Stimme Gottes nicht bloß hören, sondern muss das umsetzen in meinem Gehorsam. Und dass dann mein ganzer Lebensinhalt heißt: Ich lebe bloß noch für ihn, mit ihm. Ich bin trotzdem noch ein Bürger dieser Welt wie Daniel, aber ich bin in seinen Geboten. Ich lebe in seinem Wort. Das fällt mir immer wieder schwer, wie viele Christen heute das alles irgendwo anders verstehen. Die sagen: Ich hab so ein anderes Christentum. Welches? Ich kann ohne Jesus nichts. Ich muss das wissen. Nicht bloß weil dunkle Wegstrecken vor mir liegen, nein. Weil ich nicht weiß, was alles kommt. Ich muss das wissen, ob Gott bei mir ist, ob er mein Freund und Helfer ist, ob ich mich auf ihn verlassen kann, im Tod und im Leben. Wo ist das Wissen, ich muss mich bei ihm bergen können. Darum ist das so wichtig, dass wir immer und immer wieder von Jesus reden, von seinem ganz großen Angebot seiner Liebe, seiner suchenden Liebe, wie er Menschen retten will. Wie ein Belsazar gerufen wird: Kehr doch um. Spürst du nicht, wie alles wackelt und alles bricht? Es gibt keinen Halt in dieser Welt. Ergreif doch das ewige Leben. Ergreif es doch jetzt. Ergreif’s doch heute.

Amen.