Wenn das Eis taut

Winrich Scheffbuch

Gehalten am 28.06.1992 in der Ludwig-Hofacker Gemeinde Stuttgart

Epheser 2, 17-22

 

Es war damals auch in Ephesus eine ziemliche Kluft zwischen den messianischen Juden, den Judenchristen, und denen, die aus dem Heidentum gekommen waren. Da waren viele Gründe dafür verantwortlich, auf die ganzen Fragen des jüdischen Gesetzes, und Paulus zeigt immer wieder, wie es solche Spaltungen gar nicht geben darf zwischen Christen. Dann schreibt er dort: Christus ist gekommen, und hat in Evangelium Frieden verkündigt euch, die ihr ferne wart, das sind die Heiden, also die gar nicht bei Gott bisher berücksichtigt waren, und Frieden denen, die nahe waren, das waren die Juden, und durch ihn haben wir alle beide in einem Geist Zugang zum Vater. So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen, erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, wobei Jesus Christus der Eckstein ist, auf welchem der ganze Bau ineinandergefügt wächst zu einem heiligen Tempel in dem Herren. Durch ihn werdet auch ihr miterbaut zu einer Wohnung Gottes im Geist.

Es ist heute der letzte Sonntag vor dem Beginn der Schulferien, und manche unter ihnen, die sind schon ganz auf Urlaub gestimmt. Ich freue mich mit Ihnen, und ich wünsche Ihnen allen eine herrliche Urlaubszeit, Sie haben es verdient. Ich weiß, wie lange Sie dafür geplant haben, und was alles nötig war, wie auch der Urlaub sicher oft gefährdet war, ob man ihn denn wirklich so durchführen kann. Ach, was Sie da für Pläne haben: Der eine klettert in den Dolomiten, und der andere macht einen Segeltörn in der Ostsee, und wieder ein anderer der will weit irgendwo nach Florida oder Hawaii. Urlaub ist etwas Wunderschönes. Man sieht so viel Schönes, man sieht nicht bloß die herrliche Landschaft, die Schöpfung Gottes, sondern man sieht auch schöne Städte, man sieht Schlösser, man sieht Kunst, man sieht Gemälde, man sieht auch Kirchen und Dome. Ich muss aber sagen, dass ich immer ein wenig ungern in diese großen mächtigen Kathedralen und Dome gehe. Ich vergesse das nicht, wie ich mit meinen Kindern in den Petersdom in Rom ging, und dann sagte eins, ich brauche wieder Frischluft. Mich bedrückt das, dieses große Gebäude. Die Kirche mit ihrer Pracht und mit ihrer Macht. Mir gefällt das viel, viel, mehr in diesem Notkirchlein, wie sie offiziell heißen, hier in unserer Kirche, in diesem schlechten Gebäude. Mit diesen Steinen, einem Bauwerk von 1950 mit 50.000 DM, und mit den abgekratzten Trümmersteinen, wo alle mitgeholfen haben, Junge und Alte. Aber überhaupt ist das gar nicht so wichtig, was man am Gebäude sieht. Die Organisationen sind nicht so wichtig. Es gibt ja in unseren Tagen auch so viel erstarrte Kirche, erstarrte Gemeinden. Deshalb habe ich heute das Thema formuliert: Wie denn das Eis taut. Wie wird es denn da plötzlich warm, wie wird es denn da plötzlich lebendig? Ich habe das ganz besonders heute für euch versucht, ihr Konfirmanden, ein wenig eindrücklich auch zu sagen, so dass sie es verstehen können. Und ich möchte es euch erklären, mein erster Punkt: Menschen sind am interessantesten in einer Gemeinde, nicht die großen Bauten, nicht die großen Dome, nicht die großen Kirchentraditionen, sondern die Menschen.

Ich war Student, mit meinem Bruder wollten wir sonntags eine Wanderung machen auf den Rossberg, und wir haben es uns vorgenommen gehabt unterwegs eine Kirche zu besuchen, aber wie so manchmal Wanderung geht, wir kamen da zu spät, ganz verschwitzt, in Dusslingen an, wir vergessen das nicht. Und die Schriftlesung war schon vorüber, die Predigt war nicht besonders eindrücklich, es ist mir nichts davon hängen geblieben. Wir saßen in unserer Bank, und da beugt sich zu uns ein alter Mann herüber, vielleicht 70 Jahre, typischer Bauer, mit seinem Schnurrbart, und er will unbedingt, dass wir in seiner Bibel den Predigttext mitlesen. Das war für uns ungewohnt, gut, wir gucken dahin, und da sehen wir auf einmal, das ist ja ein englisches Testament. Jetzt war die Neugier geweckt: Wie kommt dieser Bauer von Dusslingen dazu, ein englisches Testament im Gottesdienst zu haben? War das nur ein Hochstapler, oder warum macht der denn das? Nach dem Gottesdienst konnten wir uns unterhalten, und dann erzählte er, wie er im Ersten Weltkrieg in Ypern war, und die ganze Kompanie war tot. Nur fünf Verletzte sind in englische Gefangenschaft gekommen, er war einer der fünf. Und der war in England, und hat dort Holz gefällt. Das seht ihr, was man alles in einer Kirche erleben kann, in einer Gemeinde interessante Geschichten, interessante Menschen. Und da hörte er plötzlich den Wachsoldat pfeifen, und er hört darauf hin, und dann merkt er, das Lied kenne ich doch: Ich bete an die Macht der Liebe. Er pfeift mit, und da kommt der Wachsoldat zu ihm und sagt: You are a prisoner, du bist ein Gefangener, You are my enemy, du bist mein Feind, But in my heart you are my brother. Aber tief in meinem Herzen bist du mein Bruder. Und dann zog dieser englische Soldat ein Testament aus seiner Tasche das er zwei Jahre auf der anderen Seite der Front getragen hat, und gab es diesem Mann, das war der Bauer von Dusslingen. Und sagt mir: Wir haben uns noch lange geschrieben. Und wir hatten eine herzliche Freundschaft miteinander. Das macht Christus, dass er Menschen zusammenführt. Wir lesen in diesem Abschnitt, Jesus hat Frieden gestiftet. Er ist gekommen, und hat im Evangelium den Frieden verkündigt. Und er bringt alle Menschen zusammen. In einer Gemeinde ist nicht wichtig, ob man alt oder jung ist, da ist nicht wichtig, zu welchem Volk man gehört, sondern dass man eine wunderbare Gemeinschaft führt, wir gehören ganz eng zusammen. Und wie dieser Bauer uns das erzählte nach dem Gottesdienst, es war mir noch ein paar Minuten, da spürten sie auf einmal, wie ich mit diesem Mann verbunden bin. Weil er mir etwas von dem Kostbarsten seines Lebens erzählt hat. Dann sagt er: jetzt muss ich euch noch etwas zeigen. Und dann nahm er uns hinter der Kirche mit auf den Friedhof, und dann führte er uns ans Grab seiner Frau und auf dem Grabstein stand drauf: dein Golgatha sollen mein Tabor sein. Es ist interessant, dass man solche Erlebnisse nicht vergisst. Das heißt, dein Leiden und Sterben, die dunkelste Stunde von Jesus, soll für mich der Platz sein, wo ich die Herrlichkeit und Liebe und Freundlichkeit Gottes erlebe. Das hat der auf dem Grabstein seiner Frau hingeschrieben. Ich habe das gelernt als junger Mensch, dass das interessant ist, da in einer Gemeinde lernt man Menschen kennen, und zwar was das wichtige ist, die haben alle Jesus entdeckt, und die kennen ihn, und vertrauen ihm, und ihr als Konfirmanden sollt das entdecken. Ihr braucht nicht auf das Äußere der Kirche schauen, es sollen ja möglichst viele Menschen kennen lernen, von denen sie wissen können, denen dürfte ich die größte Not meines Lebens anvertrauen, und sie würden mich lieb haben. Und sie können mir die Vergebung Gottes zusprechen. Da sind Menschen, die können beten, da sind Menschen, die können mir den Weg aus allen Zweifeln weisen, da kann ich Erfahrungen mit Gott machen. Das steht ja auch noch da, wir haben alle miteinander Zugang zum himmlischen Vater, wir haben die offene Tür zum Himmel und da helfen uns immer wieder Leute aus der Gemeinde einer und der andere. Mir hat das immer so gefallen, wie das auch in unserer Gemeinde so schön ist, da gibt es Gruppen und Kreise, Leiter von Jugendgruppen und Mitarbeiter und Helfer oder in Hauskreisen, oder bei den Besuchen, und die helfen einem, damit man da wieder klar sieht im Glauben, wir nehmen alle mit. Das ist etwas Wunderbares, wenn man hineingehört in solch eine Gemeinde, und dazu gehört. Ich will das immer ein wenig gliedern, damit man die paar Punkte, die einem wichtig sind, herausstellen kann. Also jetzt kommt ein zweiter Punkt, der mir wichtig ist:

Wir gehören zu einem ganz besonderen Team. Wir gehören zu einem ganz besonderen Team. Wir hatten miterlebt, wie die Dänen zu hunderttausenden auf den Straßen sich freuen, dass ihr Team gewonnen hat. Und wir müssen mit Wunden lecken und mit die Schmach tragen, weil unser Team in Schweden so nicht ganz in der Topform war. Also so fühlt man sich ja oft zugehörig, und sagt, das war unsere Mannschaft, wir haben verloren, wir haben gesiegt. Bei der Gemeinde müsste es eigentlich ähnlich seien, dass man sagt, wir, unsere Gemeinde, da geht es jetzt nicht um irgendwelche Namen, lutherische Kirche, reformierte Kirche, Baptisten, Heilsarmee, Methodisten, sondern da geht es ja einfach bloß darum, wer gehört zu Jesus, und wer gehört nicht dazu. Und da heißt es: wir sind Hausgenossen geworden, wir gehören mit zu einem ganz wunderbaren Team. Als ich bewusst Christ wurde, als junger Mensch, hab ich lauter Lebensbeschreibungen von Christen gesucht und gesammelt. Mich hat das interessiert, was haben denn die anderen erfahren, und entdeckt? Natürlich, ihr als junge Leute macht auch die Augen auf, und ihr seht, wie so in einer Gemeinde, gibt es auch schräge Vögel, und da kann man sich um jeden grün und blau ärgern, am meisten über die Profis, und sagt, Mensch, ist das ein Querkopf, Mensch, ist der doof, und er gelangweilt, und so. Jetzt haltet euch nicht an dem Ärger an Menschen auf, sondern sucht, dass zu einer Gemeinde viele, viele gehören. Und das steht sogar drin, ihr seid nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern ihr gehört jetzt mit zu der großen Familie, ihr seid Hausgenossen der Apostel und der Propheten. Da steht: mit den Heiligen. Bei Heiligen denke ich immer an Leute, die so großen gelben Heiligenschein auf dem Kopf rumtragen, aber das sieht man ganz falsch. Die Bibel erzählt das ja, dass das ganz natürliche Leute waren, wie wir Menschen mit Fehlern und Mängeln, da waren auch Rabauken dabei, oder waren Draufgänger dabei, Schlägertypen, wie der Petrus, der schon mal zupacken konnte, wenn der ein Schwert in der Hand hatte. Menschen, die auch viel falsch gemacht haben, aber die alle in ihrem Leben entdeckt haben, Jesus vergibt mir meine Schuld, ich kann das nicht selber gerade biegen, und deshalb ist es mir in meiner Gemeinde immer wohl. Wir können in der Welt viele nette Leute treffen, aber die haben immer einen Ehrgeiz, fehlerlos zu sein. Hier in einer Gemeinde, da gehört es zu unserem ersten Wort, dass wir sagen, wir sind alle Leute, die in vielen Punkten sehr viel versäumt haben, und sehr viel falsch gemacht haben, und wir können nur vor Gott bestehen durch das Wunder der Vergebung. Und dann gehören wir mit diesen Heiligen dazu, die geheiligt wurden durch das, was Jesus an Vergebung in ihrem Leben neu gemacht hatte. Wir gehören mit dazu, zu diesen Leuten. Ich habe damals als junger Mensch, vielleicht eine der ersten Lebensbeschreibungen, die ich verschlang, waren von einem Japaner, auch das ist mir unauslöschlich in Erinnerung geblieben, der Vater ein Samurai, das ist ein Ritter unter den Japanern, nahm diesen jungen Mann mit und zeigte ihm das große Familienerbe. Er nahm ihn mit in einen Raum, und zeigte ihm, wie reich die Familie ist, dann zeigte er ihm das Samuraischwert, das er einmal tragen durfte. Der Vater sagte, unter einer Verpflichtung: du musst von Jesus lassen. Der junge Mann geht wieder zurück in sein Internat, er liest unter der Bettdecke sein neues Testament. Er wagt es nicht, seinen Glauben zu bekennen, weil er sagt, das ist wirklich schwierig für dich. Dann verliere ich ja mein Erbe, und ich werde aus der Familie ausgestoßen, was habe ich dann. Dann las er dieses Wort, mit dem ich heute diesen Gottesdienst begonnen habe: Schaut die Lilien auf dem Feld, wo Jesus sagt, sorgt doch nicht, ich sorge doch für euch. Und dann gab diese junger Mann alles auf, was er hatte, und er wurde ganz arm und zog in so einen Slum in ein Elendsgebiet einer japanischen Großstadt, bloß um die Liebe Jesu weiter zu geben. Und das hat mich so beeindruckt, wenn man sehen kann, was Jesus in meinem Leben wirkt. Da möchte ich bitten: Herr mache doch auch mein Leben neu. Das Wichtigste ist doch in einem Menschenleben, was Jesus Christus in uns wirkt und tut. Ihr seid nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern ihr seid Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen, erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, wo Jesus Christus der Eckstein ist. Da waren Menschen, die haben bloß Jesus vertraut. Und die haben erfahren, wie Jesus sein Wort bei ihnen erfüllt, das werden wir auch erleben. Das ist ganz wichtig für eine Gemeinde, dass sie auf dem Grund erbaut ist der Apostel und der Propheten. Das, was die Apostel uns gegeben haben, was die Apostel von Jesus, die waren doch dabei, waren die Augenzeugen, haben die Evangelien niedergeschrieben. Es ist sehr merkwürdig, wenn man einmal zurückblickt in die lange Geschichte der Christen: Was hat es da alles an Bewegungen und Meinungen und Ideen gegeben, es ist alles immer wieder zerfallen, und es war so bald wieder außer der Mode. Und was geblieben ist, war immer nur, wenn Menschen mit diesem Wort der Apostel und der Propheten gelebt haben. Das Prophetenwort, das war immer so, dass es auch uns erschüttert. Da wird auch Schuld aufgedeckt, da wird falsches ins Licht gezogen, die Propheten haben kein Blatt vor den Mund genommen, dieses Wort brauchen wir, das Wort der Apostel und Propheten. Das wollen wir verkündigen. Und dann müsste man einmal sehen, was Gott gewirkt hat durch die Jahrhunderte hindurch. Da gehört ihr dazu, zu diesem wunderbaren Team, zu dieser Mannschaft derer, die auf dem Fundament Jesus lebten. Beobachtet das einmal, wie unsere Bauleute sich Mühe geben, wenn sie einen Bau errichten, wie sie da stehen und mit ihren Messgeräten genau aufpassen, dass das alles richtig im Lot ist. Wir sind da sicher meist, wenn wir nicht vom Fach sind, ein wenig großzügig, und sagen, es kommt da nicht so genau darauf an. Wir machen es nach Augenmaß. Die wissen, das muss ganz exakt sitzen. Das ist in einer Gemeinde wichtig. Dass wir ganz genau im Wort der Apostel und Propheten bleiben, sonst haben doch auf Sand gebaut. Jesus Christus muss die Mitte sein unseres Lebens, sonst werden wir bald keinen Bestand mehr haben. Und wir gehören zu diesem Team dazu. Das ist Gemeinde, nicht die großen Kirchen und Dome und Kathedralen, sondern da, wo Menschen sich versammeln, denen Jesus Christus das Wichtigste im Leben geworden ist, und dem sie ganz vertrauen, und dem sie ganz glauben. Jetzt noch ein Letztes: Also wir sprachen davon, wie mich Menschen interessieren, die Menschen, dieser Dusslinger Bauer. In unserer Gemeinde hat es viele solcher interessanter Personen, die können viel erzählen aus ihrem Leben, wie sie das entdeckt haben, wie sie Gott gefunden haben in ihrem Leben. Mich interessiert, dass wir zu dieser großartigen Mannschaft, zu diesem Team gehören von den Aposteln. Und so will Gott mit uns weitermachen wie bei denen damals, mit euch. Noch das letzte:

Eine Gemeinde zum Wohlfühlen. Also mit diesem soll es doch sein. Jetzt soll es sein. Wir wollen uns auch immer wieder bemühen, dass ihr euch ein bisschen wohl fühlt, das spielt in unserer Welt heute eine große Rolle, dass man es behaglich hat und nett. Jetzt, wenn ihr jungen Leute euch überlegt, und sagt, also wie müsste eine Kirche aussehen, wenn ihr es machen müsstet, dann würdet ihr sagen, da müsste eine Lichtorgel rein, und da müssen Verstärker rein, dass die Ohren gellen, da müsste aller Jux rein. Und es ist ja interessant, dass die Kirche heute sich an vielen Orten bemüht, den Menschen jeden Wunsch zu erfüllen. Er ist doch schon so bei Konfirmanden, das wissen im Konfirmandenunterricht manche: Wir kriegen alles geboten, was sie nur wollen. Bloß, damit die jungen Leute sich wohlfühlen. Da laufen manche, was müsste man noch machen, alles, was ihr wollt. Wir hören moderne Musik, und wir machen Witze miteinander, alles, ist ja schön, aber sagt einmal, ist die Kirche eigentlich dazu da, dass wir uns wohl fühlen, ist die Kirche bloß eine Hocketse?. Ist es eine Hocketse? (Hockete, Hocketse oder auch Hock bezeichnen im alemannischen bzw. schwäbischen Sprachraum  ein Dorffest, bei dem es meist regional traditionelles Essen (zum Beispiel Zwiebelkuchen  oder Sauerkraut mit Schupfnudeln) und alkoholische Getränke (meistens Wein oder Bier) gibt.) Sagen wir mal, da sitzen wir am Sonntag, und wollen Spaß haben, und dann laufen wir wieder auseinander. Ist ja auch schön und es ist wichtig, dass wir uns irgendwo wohlfühlen. Aber da steht ja was ganz anderes drin: die Gemeinde ist ein Platz, wo sich Gott wohl fühlt. Aha, und das ist eine Frage. Ich glaube, dass die Gemeinde ihren Sinn verliert, wenn sie den Menschen heute nachrennt und sagt, wie willst Du Sinn machen, wie er wollte. Er erfüllt jeden Wunsch. Dann hat die Gemeinde am Ende das nicht mehr, dass Gott hereinkommt. Und die erste Sorge für uns muss sein, wie fühlt sich Gott hier bei uns wohl. Fühlt sich Gott überhaupt bei uns wohl? Wir haben doch ihn so oft beleidigt, wir haben doch ihn so oft mit Füßen getreten. Wir waren doch ebenso oft ungehorsam, wir haben doch ihn so verletzt. Meint ihr, dass Gott da bei uns jetzt Wohnung macht? Da steht doch da, zu einer Behausung Gottes im Geist, zu einer Wohnung Gottes im Geist, die Gemeinde soll eine Wohnung Gottes sein. Ein Platz, wo sich Gott wohl fühlt. Ich verstehe das, dass wir uns oft nicht wohl fühlen, wo Gott ist. Mir ist manchmal gar nicht wohl,  beim Bibel aufschlagen. Das ist immer, wenn ich in meinem Leben etwas Unbereinigtes mit Gott habe. Da bin ich auf der Flucht. So wie du deinem Vater nicht in die Augen gucken willst, wenn du was ausgefressen hast. Das ist genauso. Weil du die Nummer des kannst du gar nicht, und so ist es doch oft, dass wir uns da gar nicht wohl fühlen, das hat andere Gründe, das ist gar nicht eine Sache der äußeren Kosmetik, das Musikstils, oder der Farben, die wir gebrauchen. Wir fühlen uns oft in der Nähe Gottes gar nicht wohl. Und darum ist das so wichtig, dass in unserem Leben auch hier in unserer Gemeinde Gott sich wohlfühlt, und wir uns wohlfühlen, weil wir sagen, da bin ich daheim bei Gott. Der mein Innerstes sieht, der mich durch und durch kennt, der mich prüft, wo der mir alles sagen kann, was mitgekriegt, das ach das ist doch wunderbar. Ich weiß, Ihr habt alle prächtige Väter, aber Gotte ist noch ein ganz anderer Vater, ein unbeschreiblich barmherziger, liebender, euch suchender Vater. Und wenn wir einmal Jesus kennen, der euch nachgeht, der euch immer wieder helfend zur Seite steht, da müsste man sagen, es einmal entdecken, dass der schönste Platz ist, wo Christen sind, wo Gemeinde Jesu ist, da bin ich daheim, denn da ist er wirklich anzutreffen, mitten in dieser Welt. In der Welt mag es manchmal chaotisch zu gehen, oder unheimlich sein, ich fühle mich wohl, weil es Plätze hat, wo ich Gott finden kann. Da ist er da, wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind. Und wenn es mein Hauskreis ist, eine Jungschargruppe, ein paar Beter. Dann erlebe ich einmal, da ist eine Behausung Gottes, eine Wohnung Gottes, wo er Platz macht. Ich möchte euch einfach bitten, wenn ihr zur Gemeinde gehört, ihr Konfirmanden, dass ihr das dann auch jetzt in eurem Leben so umsetzt und sagt: dann soll das auch bei mir zu sein, dass meine Gedanken, die ich im Kopf habe, für Gott passend sind, die Gespräche, die ich führe mit meinen Freunden, mein Zimmer, mein Wandschmuck, meine Bücher, die ich lese, das soll alles auch so sein, dass Gott sich wohl fühlt. Ich möchte dazu gehören, da, wo Gott, mitten in der Welt seine Behausung hat, unseren Platz hat, da dürfen wir dabei sein, und das soll doch geschehen, dass er Raum hat bei uns, und dass wir dort sind. Es ist eine Verpflichtung, das wir alles entsprechend umgestalten, unser ganzes Leben soll so gestaltet sein, dass Gott sich wohl fühlen kann bei uns und wir uns in der Nähe Gottes wohl fühlen. Amen.